Tutorial: Einstieg ins Eurorack 8 – Filter (1)

Einstieg ins Eurorack Tutorial Workshop

Filter sind innerhalb des Modular-Kosmos eine ganz eigene Galaxie. Es gibt eine unfassbar große Anzahl an unterschiedlichen Filter-Modulen, was speziell beim Einstieg in die Eurorack-Welt die Wahl zur Qual machen kann. Deswegen widmen wir dem Thema mehr als eine Episode in unserer Tutorial-Reihe. Dieses Mal geht es um die Basics.

Was macht ein Filter?

Fraglos definieren viele Synthesizer ihren Klangcharakter über das Filter. Als Beispiele seien hier der Korg MS-20 oder die Roland TB-303 genannt. Doch im Grunde „machen“ Filter keinen Sound, sondern nehmen Teile vom Klangspektrum weg. Ergo kann ein Filter umso besser eingesetzt werden, wenn das Ausgangsmaterial ein besonders breites Frequenzspektrum hat, in das eingegriffen werden kann.

Die Filter-Parameter

Es gibt verschiedene Arten von Filtern, doch die grundsätzlichen Parameter sind gleich. Die entscheidende Funktion ist der Punkt, ab dem das Filter beginnt, in das Frequenzspektrum einzugreifen. Die Filterfrequenz wird in der Regel als Cutoff bezeichnet. Ab diesem Wert beginnt das Filter die Frequenzen abzusenken.

Einstieg ins Eurorack Lowpass Filter
Der Tiefpass ist der am häufigsten verwendete Filtertyp (Bilder: Hersteller)

Cutoff bezeichnet zwar den Punkt, ab dem das Filter arbeitet, doch es sagt nichts über die Stärke der Absenkung aus. Dieser Wert ist durch die Flankensteilheit definiert. Das ist durch den technischen Aufbau bedingt und daher am Modul selbst nicht veränderbar ist. Jedoch bieten einige Module mehrere Abgriffsmöglichkeiten.

Die Absenkung wird in dB (Dezibel) pro Oktave gemessen und ist ein Vielfaches von 6 (dB/Oct). Die meisten Filter arbeiten mit 12 oder 24 dB. 6 dB ist in der Regel der Wirkungsgrad eines Equaliziers. Werte über 24 dB sind bei Filtern eher die Ausnahme, da sie technisch aufwendig sind, aber musikalisch nur wenig Mehrwert bringen.

Bis auf wenige Ausnahmen sind Filter in Synthesizer resonanzfähig. Die Resonanz, auch als Emphasis oder Q bezeichnet, ist eine Anhebung der Frequenzen, die genau am Wert der Cutoff liegen. Hiermit „macht“ das Filter dann tatsächlich Sound, denn die Betonung dieses Frequenzbereiches erzeugt einen markanten Klang, der bis in die Selbstoszillation reichen kann.. Der Synth-Freak nennt es Filterschmatzen, Pfeifen oder Zwitschern. Wer schon mal einen Acid House-Track gehört hat, weiß Bescheid.

Filter sind dynamisch Komponenten zur Klanggestaltung. Daher müssen sie modulierbar sein, am besten durch mehrere Quellen gleichzeitig. Einfach Filter-Module besitzen nur einen CV-Eingang für die Cutoff, doch in der Regel sind zwei Eingänge vorhanden und auch die Resonanz ist ein dankbarer Kandidat für die Modulation.

Einstieg ins Eurorack Filter Typen Resonanz Doepfer A-121
Darstellung der Filtertypen und der Resonanz beim Tiefpass (Bild: Anleitung Doepfer A-121)

Tiefpass und Hochpass

Jetzt bleibt noch die Frage, welche Frequenzen ein Filter absenkt. Tiefpass und Hochpass sind die wichtigsten Grundformen von denen sich so ziemlich alle anderen Filtertypen ableiten. Der Name stellt die Funktion klar: ein Tiefpass lässt die tiefen Frequenzen passieren, während die Frequenzen über der Cutoff abgesenkt werden. Ein Hochpass ist das genaue Gegenteil. Aus der Kombination dieser beiden Typen ergeben sich die nächsten beiden:

Bandpass und Bandsperre

Werden Tief- und Hochpass in Reihe geschaltet, entsteht ein Bandpass. Es werden die tiefen und hohen Frequenzen abgesenkt und nur ein begrenztes Band in der Mitte bleibt erhalten. Cutoff und Resonanz sind hier nur einmal vorhanden, die den Bandpass gemeinsam steuern.

Sind Tief- und Hochpass parallel geschaltet, wird damit eine Bandsperre (Notch) erzeugt. Hierbei wird ein Frequenzband innerhalb des Spektrums abgesenkt. Dieser Filtertyp findet eher selten Verwendung.

Die Kombination der beiden Filter ist eine interne Verschaltung, die der User nicht selbst vorzunehmen braucht, auch wenn es in einem Modularsystem leicht zu bewerkstelligen ist. Dieses Video demonstriert das Prinzip anhand des Filter Couplers von Erica Synths:

Multimode-Filter

Der am häufigsten verwendete Filtertyp ist der Tiefpass, sodass es auch entsprechend viele Module dafür gibt. Reine Hochpässe werden hingegen kaum angeboten. Vielmehr sind Multimode-Filter sehr verbreitet, da sie Tief-, Band- und Hochpass (mitunter mit mehreren Flankensteilheiten) bieten und manchmal auch eine Bandsperre besitzen.

In einer gesteigerten Form bieten einige Module eine große Auswahl von Filtertypen, bei denen es mehrere Abwandlungen gibt, z. B. asymmetrische oder variable Bandpässe, zusätzlicher Peak-Parameter, Notch mit zwei Resonanzwerten etc. Diese Module sind besonders praktisch, wenn man sein Modularsystem für sehr unterschiedliche Zwecke einsetzt.

Einstieg ins Eurorack Multimode-Filter
Verschiedene Multimode-Filter (Bilder: Hersteller)

Soweit eine Übersicht zu den Grundlagen. Im nächsten Teil unseres Tutorials beschäftigen wir uns mit Klang und Charakter sowie den Hintergründen, warum es so viele unterschiedliche Module gibt.

Unter diesem Link findet ihr eine umfangreiche Auswahl an Filter-Modulen bei MUSIC STORE professional.

Und unter diesen Links könnt die bisherigen Teile unserer Tutorial-Reihe nachlesen:

7 – Ring Modulator

6 – Noise Generator

5 Mixer für CV

4 – Mixer für Audio

3 – digitale Oszillatoren

2 – der VCO

1 – die erste Entscheidung