Tutorial: Einstieg ins Eurorack 4 – Mixer für Audio
In jedem Eurorack-System gibt ebenso es schillernde Stars wie unscheinbare Mauerblümchen. Natürlich glänzen satt klingende Oszillatoren, kreischende Filter und abgedrehte Effekte, doch man könnte sie ohne bestimmte Module, die jedes System einfach braucht, gar nicht vernünftig einsetzen. Dazu gehören auch Mixer.
Wozu braucht man im Eurorack Mixer?
Mixer führen Signale zusammen. Wie mit einem herkömmlichen Mischpult können mehrere Audioquellen, aber auch Steuerspannungen (CV = Control Voltage) zusammengemischt und als gemeinsames Signal ausgegeben werden. In dieser Folge und unseres Eurorack-Tutorials geht es um Mixer für Audio und beim nächsten Mal damit beschäftigen wir uns mit Mixern für CV-Signale.
Die Eingänge eines Mixer-Moduls sind regelbar. Von der Reglerstellung “Null” (= es wird kein Signal durchgelassen) ausgehend, lässt sich der Pegel des Signales bis zu seinem natürlichen Maximum kontinuierlich einstellen. Manche Mixer erlauben sogar eine Verstärkung des Signalpegels, was u.U. zur Übersteuerung des Signals führen kann. Diese ist in bestimmten Fällen sogar erwünscht, um zum Beispiel einen Overdrive-Effekt zu erzielen.
Auch der gemeinsame Ausgang eines Mixers ist in den meisten Fällen regelbar, damit der Signalmix gleichmäßig im Pegel angepasst werden kann, ohne die Pegelverhältnisse dabei zu verändern.
Exponentiell vs. Linear
Mixer unterscheiden sich in ihrem Regelverhalten. Bei einer exponentiellen Kennlinie ist der erste Teil des Regelweges feiner aufgelöst, während im letzte Teil des Weges die Pegelzunahme deutlich stärker erfolgt. Bei einer linearen Kennlinie wird das Signal über den gesamten Regelweg absolut gleichmäßig behandelt.
Als Faustregel gilt: lineare Mixer sind für Steuerspannungen besser geeignet, exponentielle Mixer sollten für Audiosignale verwendet werden. Natürlich kann man die Module auch jeweils für die andere Art von Signalen verwenden, doch erreicht man in diesem Fall nicht immer die gewünschte Präzision beim Einstellen der Pegel.
Anwendungen für ein Mixer-Modul
In einem Modularsystem gibt es unterschiedliche Quellen für Audiosignale: Oszillatoren, Sampler, Rauschgeneratoren, Drums, Synth Voices, externe Audioeingänge, aber auch die Ausgänge von Filtern, Waveshapern und Effekten müssen oft zusammengeführt werden.
In einem regulären Synth-Patch kommen zum Beispiel zwei Oszillatoren, Noise und vielleicht noch ein Sampler zum Einsatz, die von einem Filter gemeinsam bearbeitet werden sollen. Die meisten Filter besitzen jedoch nur einen Audioeingang. Wird ein Mixer vor diesem Eingang gepatcht, können die oben genannten Klangquellen zusammengeführt und individuell in der Lautstärke geregelt werden.
Auch nach einem Filter kann ein Mixer benötigt werden. Verwendet man etwa ein Multimodefilter mit mehreren Ausgängen oder mehrere separate Filtermodule, müssen diese erst über einen Mixer zusammengeführt werden, bevor sie in einen VCA gelangen.
Standard-Mixer haben oft vier Eingänge, was durch die Bauhöhe des Euroracks bedingt ist. Für Synth-Patches reicht das in der Regel aus. Aber bei Drums kann es eng werden, denn ein Drumkit setzt sich aus vielen Einzelklängen zusammen: Kick, Snare, 3x Toms, 2x Hihat, Percussions, Cymbal etc. Es gibt nicht viele Eurorack-Mixer, die sechs, acht oder mehr Kanäle für solche Anwendungen besitzen. Eine Lösung ist es, mehrere Mixer zu kaskadieren, d.h. den Mixerausgang mit dem Eingang eines weiteren Mixers zu verbinden.
Nicht am falschen Ende sparen
Ein Aspekt, den man dabei nicht vernachlässigen sollte, ist die Qualität des Mixers. Wenn man hochwertige Oszillatoren und Filter im System hat, sollte man keinesfalls einen “Billig-Mixer” dafür verwenden. Die Qualität des Audiosignalweges ist nur so gut, wie das schwächste Glied in der Kette.
VC-Mixer für Automation
Während Standard-Mixer für statische Einstellungen oder die rein manuelle Bedienung ausgelegt sind, können die Kanäle von spannungssteuerbaren Mixern auch mit CV-Signalen gesteuert werden. Die Pegel können mit Hüllkurven, LFOs oder Sequenzern dynamisch geregelt werden, was dem Prinzip eines VCAs entspricht.
Mit vier Oszillatoren und einem Joystick kann beispielsweise mit einem 4-kanaligen VC-Mixer der Kern eines Vector-Synthesizers realisiert werden. Werden die Einzelausgänge eines Multimodefilters mithilfe eines Sequenzers in einem VC-Mixer gesteuert, lassen sich sehr dynamische Melodien erzielen, bei denen pro Noten zwischen Tief-, Band- und Hochpass gewechselt wird.
Nach diesem Prinzip lassen sich viele Ideen für Patches entwickeln.
Performance Mixer
Da immer mehr Musiker ihr Modularsystem bei Live-Gigs nutzen oder im Studio wie bei einer Jam-Session arbeiten, stiegt die Nachfrage nach Mixer-Modulen, die die Features eines klassischen Mischpultes besitzen. Hier werden nicht nur mehrere Eingänge zusammengeführt, sondern es gibt auch Panorama-Regler für die Verteilung am Stereo-Ausgang, Mute- und Solo-Schalter für spontanes Stummschalten und Aux-Wege zu Einschleifen von Effekten. In diese Kategorie kann man auch sogenannte Crossfade-Mixer einordnen, die ähnlich wie ein DJ-Mixer funktionieren. Hier wird zwischen zwei Kanälen mit nur einem Regler (anstelle eines Faders) schnell übergeblendet.
Wie man sieht, wird mindestens ein Mixer-Modul in einem Eurorack-System benötigt, oft sogar zwei oder mehr. Die verfügbare Auswahl ist vielfältig: kompakt oder komfortabel, minimalistisch oder funktionsreich, Standard oder speziell.
Eine Auswahl an Mixer-Modulen für das Eurorack findet ihr beim MUSIC STORE professional.
Und unter diesen Links könnt die bisherigen Teile unserer Tutorial-Reihe nachlesen:
Einstieg ins Eurorack 3 – digitale Oszillatoren
Einstieg ins Eurorack 2 – der VCO
Einstieg ins Eurorack 1 – die erste Entscheidung