Retro-Percussion-Synthesizer im Eigenbau-Verfahren

Synthesizer selber bauen: Synthrotek DS-8 Drum-Synth DIY-Kit

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Der DS-8 Percussion-Synthesizer von Coron ist ein puristischer Noise-Box-Klassiker aus den 80er-Jahren, der per Triggereingang vor allen Dingen Schlagwerkern und Perkussionisten zum schnellen Synthie-Sound-Glück verhelfen sollte. 

Zusätzlich ließ sich der Synth bei Bedarf aber auch (mittels integriertem Piezo-Pickup) direkt über die Gehäuseoberfläche spielen. Das unter anderem auf DIY-Kits spezialisierte amerikanische Unternehmen Synthrotek aus Portland, hat das interessante Low-Fi-Analog-Kistchen nun als Bausatz neu aufgelegt. Was würde zum Thema Retro Analogue unserer KEYBOARDS Ausgabe 02/03 2015 besser passen?

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Was ist drin?

Zum Preis von umgerechnet knapp 70 Euro (exklusive Zoll & Versand) bekommt man ein gut sortiertes Tütchen mit PCB und allen zum Bau notwendigen Teilen, nebst gut illustriertem BOM (Bill of Materials). Da sich der Synth neben Zigarren- und Keksdosen nahezu in alles montieren lässt, was man mit Bohrmaschine und Feilen bearbeiten kann und den erforderlichen Platz bietet, verzichtet Synthrotek auf das Mitliefern eines passenden Gehäuses. Der Einfachheit halber habe ich mich, mangels Alternativen auf dem Dachboden, für ein klassisches Aluguss-Gehäuse im Hammond-Design, ergänzt um zwei schnell mit der Kreissäge zugeschnittene Holzseitenteile (ja, ich weiß: schick aber sinnlos… ), entschieden.

Jetzt wird’s heiß!

Das benötigte Ensemble aus Widerständen, Elkos, Dioden und Keramikkondensatoren liegt dem Päckchen als praktischer zweiseitig zusammengepappter Klebestreifen bei, welcher wie sich herausstellt, bereits BOM-konform richtig sortiert ist. Also Lötkolben auf die richtige Temperatur aufgeheizt und dann immer schön der Reihe nach…

Aber Obacht!: Auch wenn sich die Einzelteile unter Beachtung der richtigen Zuordnungsziffern beinahe im Autopilot ins PCB löten lassen, lohnt es sich immer, ein wenig Extrazeit zum Durchmessen jedes einzelnen Widerstands und Kondensators zu investieren. Sollte einmal ein Bauteil defekt oder vertauscht sein, spart man sich so im Nachhinein eine nervenaufreibende und langwierige Fehlersuche sowie mehrere Meter Entlötlitze.

Haben es schließlich alle Elemente (von „klein“ nach „groß“: Widerstände und Dioden zuerst) ins Board geschafft, fehlen, abgesehen von den Potis, eigentlich nur noch eine Handvoll Strippen. Apropos Strippen: je nach Gehäusewahl kann man sich natürlich auch gegen die Drop-In-Montage der mitgelieferten Potis entscheiden und diese mittels entsprechend langer Kabel sonstwohin führen.

Bohrschrauber geladen?

Egal ob Metall oder Holz – als nächstes wollen ein paar Löcher mit passendem Durchmesser ins Gehäuse gebohrt werden. Wer sich letztlich für die von Synthrotek vorgeschlagene Variante eines Hammondgehäuses (Modell: 1590DD) entscheidet (kann man auch gleich mitbestellen!), bekommt über die Website des Unternehmens aus Portland eine praktische Bohrschablone im PDF-Format mitgeliefert. Ausgedruckt und ausgeschnitten lassen sich die Schablonenstreifen am Besten übergangsweise mit doppelseitigem Klebeband auf Vor- und Rückseite anbringen.

Bevor die fertige Platine mittels der Potis ins Gehäuse geschraubt werden kann, muss man leider noch eine kleine zum Gewinde der mittleren Bodenplattenschraube gehörende Aluminium-Nase auf der Innenseite wegfeilen. Ein Multitool mit Fräskopf – falls vorhanden – ist hier auf jeden Fall der zeitaufwändigen Schlüsselfeilen-Variante vorzuziehen. Halten tut der Deckel am Ende auch mit nur 5 Schrauben…

Kleiner gemischter Kabelsalat

Die fehlenden Kabelverbindungen zu Schaltern, Buchsen und Tastern lassen sich wahlweise vor dem Einbau oder aber auch dank großzügig dimensionierter Lötaugen (da ginge auch locker ein 1,5er Feuchtraum-Draht rein) bequem direkt im Gehäuse einlöten.

Die zusätzliche Verwendung von verschieden farbigem Schaltdraht ist natürlich kein Muss, schafft aber im Gegensatz zur mitgelieferten weißen Litze einen deutlich besseren Überblick. Mit einer Diode am Ein-/Ausschalter lässt sich im Übrigen sehr leicht eine Verpolschutz-Sicherung für die Versorgung via AC-Netzteil integrieren.

Noch ein paar wichtige Hinweise zur Montage:

Bei der Montage des Piezo-Triggers in einem Metallgehäuse sollte man unbedingt auf Isolation achten, sonst produziert man einen feinen Kurzschluss und bekommt neben einem glühenden Spannungsregulator noch einen fast kochenden 9-Volt-Block obendrauf. Ein einfacher Kunststoff-Aufkleber, wie im Bild zu sehen, reicht hier vollkommen aus. Jetzt noch Klebeband zum Fixieren und alles ist gut.

Die mitgelieferten Mono-Klinken-Buchsen in Kunststoff-Ausführung habe ich bei meinem Klon durch solide Switchcraft-Buchsen ersetzt, was nicht heißen soll, dass die Kit-Buchsen irgendeinen Nachteil hätten.

Noch etwas: Bitte bei der Installation gepolter Elkos immer auf die richtige Polung achten (andernfalls passieren böse Dinge)! Beim Synthrotek PCB sind zusätzlich zu einem kleinen + die Lötaugen für den Pluspol durch eine quadratische Pad-Form gekennzeichnet (langes Bein hier rein!). Darauf verlassen sollte man sich allerdings nicht: bei der LED auf dem Board ist es nämlich seltsamerweise kennzeichnungsfrei genau anders rum. Ein Blick in den Schaltplan hilft hier im Zweifel weiter.

Auch die vier mitgelieferten ICs möchten richtig herum in ihre Fassungen gedrückt werden – Aussparung IC (oder Punkt beim UA741) an Aussparung Fassung.

Switch!

Der DS-8 Klon von Synthrotek ist, analog zum Original, ein wahres Raubein wie es im Buche steht. Dabei erfüllt der Synth außerdem so gar nicht das erwartete Klischee eines Percussion-Synthesizers. Denn neben perkussiven drumartigen Sounds lassen sich mit dem von Synthrotek als Space Drum Synth (zusammengebaut 199,– Dollar) vermarkteten Kistchen auch jede Menge Sweeps und obertonreiche Pads generieren.

Zur Verfügung stehen abgesehen von den Parametern Level (VCA-Kontrolle) und Anschlags- bzw. Trigger-Empfindlichkeit, ein VCO (Voltage Controlled Oscillator) sowie eine LFO (Low Frequency Oscillator) bestehend aus Mode (Modulationstiefe) und Rate (Frequenz). Ergänzt wird das Setup noch um einen Whitenoise-Generator (Pan) zur “Verschmutzung” des Signals, einen Sweeper  sowie einen Decay-Regler (Ausklingphase).

Beim Schrauben an den Reglern ist schon nach kurzer Eingewöhnung weniger Intellekt als verstärkt Intuition gefragt. Spielbar ist der DS-8 neben den eigenen Fingern von Fellschlägeln über Rods bis hin zum Fineliner mit fast allem. Über einen externen Trigger lässt sich das Gerät natürlich auch ans Drumset oder die Cajon schrauben. Und was man mit CV-Eingängen (Control Voltage) anstellen kann, wird ja hinlänglich bekannt sein.

Mehr Analoges zum löten und spielen wie den DS-8 gibt es hier:

www.synthrotek.com

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Kleiner Hinweis an den Redakteur:

    In den Link am Ende des — ansonsten fabulösen! 😉 — Artikels hat sich ein überflüssiges “h” eingeschlichen: Es müsste synthrotek.com heißen, nicht synthrotHek.com.

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. Hi Jochen,

    danke für das Lob und deine scharfen Augen! 🙂
    Ist korrigiert!

    Beste Grüße,
    Markus

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