Modular Elements: Amplitude & Tone Controller – Verbos Electronics
Das Filter spielt üblicherweise eine prägnante Rolle bei der Gestaltung eines Klangs, so auch beim Modular Synthesizer. Es bestimmt letztlich ob der Sound weich, satt, knorrig, grell oder hart klingt, die unterschiedlichen Charakteristika können von subtil-dezent bis hin zu drastisch-extrem reichen.
Bei all den verschiedenen Filterarten konnte ich mich lange Zeit selbst nicht so recht entscheiden: möchte ich einen Filtersound, der nach dem frühen Minimoog klingt, wie ihn die Firma AJH Synth beispielsweise mit ihrem MiniMod VCF-Modul anbietet? Ein BF-22 Sallen-Key Filter von Befaco, der vom frühen MS-20 Filter inspiriert ist? Oder einen Klon des Polivoks-Filters von Erica Synths? Soll es ein Multimode-, ein simpler Tiefpass- oder vielleicht doch ein Formantfilter sein? Soll er aus Vactrols oder Transistoren, diskret, mit oder ohne ICs, analog oder digital aufgebaut sein?
Auf der Suche nach dem einen Filter fielen mir auf diversen Messen, in Demovideos und auf so manchem Blog immer wieder die rot-grau-schwarzen Module von Verbos Electronics positiv auf. Ich liess mir sagen, dass das ATC-Modul stark für den druckvollen und prägnanten Sound verantwortlich sei, ein VCA mit integriertem Tiefpassfilter, dessen Eingangsstufe das Audiosignal zudem interessant anzerren kann. Grund genug das Modul genauer unter die Lupe zu nehmen.
Im Detail
Hinter Verbos Electronics steht Mark Verbos aus New York, der seit Jahren als Techno DJ unterwegs ist und dabei regelmäßig mit seinem Modularsystem auftritt. In der Szene ist er für seine Buchla-System Kenntnisse bekannt, die er zu reparieren und restaurieren weiss. Dieses Wissen über Vintage-Elektronik lässt er auch in das Design seiner Eurorack-Module einfließen, die sehr edel und markant aussehen und auch so klingen. Ebenso das Amplitude & Tone Controller Modul, ein diskret aufgebauter VCA mit einem Vactrol-basierten Tiefpassfilter an Bord, bei dem sich ganz nach Oldschool-Manier sich keinerlei ICs (Integrierte Schaltkreise) im Signalpfad befinden.
Die Eingangsstufe
Die Oberfläche ist mit ihren sieben Reglern und fünf Buchsen auf 16TE großzügig dimensioniert und lässt sich zudem ohne große Einarbeitung schnell bedienen. Das Audiosignal gelangt über die Input-Buchse ins Modul und kann über den Input Gain-Regler sowohl verstärkt als auch abgeschwächt werden. Für den Anfang sollte der Regler mittig positioniert werden, da die Eingangsstufe für eine ordentliche Anzerrung des Signals sorgen kann. In Kombination mit der Filter-Resonanz lassen sich so schöne knarzige und teils auch harsche Zerr-Sounds erzeugen.
Der Lowpass Filter
Direkt unter dem Input Gain-Regler befindet sich der ebenso diskret aufgebaute Lowpass-Filter mit den Reglern “Cutoff” und “Resonance”, der bis zur Selbstoszillation betrieben werden kann. Das Vactrol-basierte Filter ist mit einer per Diode limitierten Resonanz ausgestattet, was mitunter den charakteristischen Klang des Moduls ausmacht. Es klingt angenehm warm, dennoch nicht “weichgespült” wie so manch anderer Filter, sondern im Gegenteil eher kantig, holzig, markant. In höheren Resonanz-Lagen kann man mit dem Filter schöne Bassdrums produzieren, die mitunter an trockene, technoide Kicks erinnern, aber natürlich auch für andere Zwecke eingesetzt werden können. Kombiniert mit der Eingangsstufe lassen sich wie oben bereits erwähnt viele interessante Timbres und Klangfarben erzeugen.
Das Filter besitzt darüber hinaus einen CV-Eingang inklusive bipolarem Abschwächer, der auf die Cutoff Frequenz einwirkt. Im Zusammenspiel mit externen Modulen wie einem LFO, S&H Generator, Slew Limiter oder auch einem Clock Dividers beispielsweise lassen sich hier langsame, schwebende Filterverläufe, rhythmische Elemente oder sonst diverse experimentelle Modulationen in den Patch einbauen. Es lohnt sich etwas Zeit zu investieren und mit den Funktionen und Parametern zu spielen.
VCA
Rechts befindet sich der Amplitude-Regler, mit dem man wie sonst auch üblich manuell die Grundverstärkung (Initial Gain) des VCAs bestimmen kann. Und auch hier gibt es wieder Modulationsmöglichkeiten: unterhalb des Reglers lassen sich zwei gleichzeitig nutzbare CV-Eingänge mit je einem bipolaren Abschwächer finden, von denen der eine mit exponentieller und der andere mit linearer Charakteristik auf den VCA einwirkt.
Der exponentielle CV-Eingang des VCA ist zudem auf den Freq. CV. Input normalisiert. Wenn in letzterem Eingang also nichts gesteckt ist, kann man mit einer CV sowohl die Amplitude als auch die Cutoff-Frequenz des Filters beeinflussen, ob mit langsamen LFO-Kurven für Drone Sounds beispielsweise oder durch rhythmisch angetriggerte Hüllkurvenverläufe für beat-lastigere Patches. Hier gibt es wie oben schon beschrieben zahlreiche Möglichkeiten den Sound zu formen. Zu Guter Letzt befindet sich rechts unten die Ausgangsbuchse für den Audio-Ausgang.
Fazit
Das Modul wirkt solide verarbeitet und ist mit seinen 16TE breiter angelegt als vergleichbare Module mit ähnlicher Funktionalität, was die Bedienung sehr angenehm gestaltet. Es ist selbsterklärend und übersichtlich in seinem Design, und dennoch lässt sich ein überraschend großes Spektrum an Klängen und Timbres mit dem Modul erzeugen. Der knarzige Sound des Amplitude & Tone Controller-Moduls mag nicht jedermanns Sache sein, dennoch ist der VCA / Filter von Verbos Electronics mit seiner Eingangsstufe, die man bis zur Zerrung betreiben kann, und seinem markant klingenden Filter eine sehr schöne Erweiterung in der Klangpalette, die dem Gesamtsound eine erdende, holzige und kantige Note verleiht.
Für 359,– Euro ist es sicherlich nicht der günstigste Filter auf dem Markt, man sollte sich also sicher sein, dass einem der Sound zusagt und sich ein paar Alternativen angehört haben. In meinem Rack ist das ATC-Modul nun zumindest Stammgast geworden.
Alternativen: MiniMod VCF von AJH Synth, A-108 VCF8 von Doepfer, BF-22 Sallen-Key FIlter von Befaco, D-Tech VCF von Erica Synths, System X Filter von Frequency Central, Discrete SVVCF von Manhattan Analog