Was ist der Unterschied?

Keyboard oder Klavier lernen?

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Beides hat weiße Tasten, beides hat schwarze Tasten und das sogar in der gleichen Anordnung. Daher fragen viele Laien berechtigter Weise: Wo ist denn nun eigentlich der Unterschied? Gibt es da etwa Dinge, die das Keyboard kann und das Klavier nicht? Klar, klappt man ein Klavier auf, kommen unzählige Saiten zum Vorschein (das können schon mal 250 an der Zahl sein) und außerdem eine beeindruckende Mechanik, die die Bewegung der Tasten über die Hämmer und letztendlich auf die Saiten überträgt. Aber was ist mit Digitalpianos? Die haben doch auch Knöpfe – genau wie Keyboards…. Nun ja, um hier etwas Klarheit zu schaffen, möchten wir etwas Licht ins Dunkle bringen.

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Erst einmal die klare Antwort – die nun auch Anfänger kaum überraschen dürfte – ja, es gibt gravierende Unterschiede! Zwischen Keyboards und Klavieren sowieso, aber auch zwischen Keyboards und Digitalpianos. Und die Frage, ob du nun Klavier oder Keyboard lernen willst, dürfte sich primär an der Frage entscheiden welche Musik du machen möchtest und auf welche Features du besonders viel Wert legst.

(Noch eine kleine Definition am Rande: Unter Klavier ist das klassische, akustische Klavier zu verstehen; Digitalpiano, E-Piano und Piano sind (hier) Synonym und sind mit wenigen Sound-Variationen als günstigere Variante zum Klavier zu verstehen; ein Keyboard bietet etliche Sounds die weit über den Klavierklang hinaus reichen.)

Wann steht ein Klavier oder E-Piano in der näheren Auswahl?

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Möchtest du gerne klassisch spielen, bist du sicher mit einem Klavier besser beraten. In der Klassik legt man viel Wert auf die Dynamik, also auf die Unterschiede zwischen laut, leise und allen unendlich feinen Nuancen dazwischen. Aber auch genügend Pianisten aus Pop, Rock und natürlich aus dem Jazz bevorzugen den originalen Klang eines Klaviers oder gar Flügels. Samples, eingebaute Verstärker und Lautsprecher klingen zwar inzwischen sehr, sehr gut, können aber in Gänze noch nicht den Klang erreichen, der durch Stahl und Holz entsteht.

Das Spielgefühl auf einem Klavier oder Flügel (welches im Übrigen auch nicht ganz gleich ist), unterscheidet sich noch in einigen Fällen zum Spielgefühl eines E-Pianos und auf jeden Fall zu dem eines Keyboards. Über die Jahrhunderte hat sich das Spielgefühl durch eine relativ komplizierte Hammermechanik etabliert, bzw. wurde die Hammermechanik zu Gunsten eines besseren Spielgefühls modifiziert. Inzwischen imitieren E-Pianos solche Tastaturen schon sehr gut. Da gibt es natürlich – genau wie beim Original – qualitative Unterschiede, die sich auch im Preis bemerkbar machen. Bei einem guten Piano ist das Spielgefühl zum Klavier oder Flügel sicher ebenbürtig, oder überragt sogar die von einfachen Klavieren.

Weitere Fragen und Antworten zum Klavier- oder E-Piano-Kauf haben wir hier für dich zusammen gefasst.

Keyboards hingegen nutzen meistens nur eine Feder als Tasten-Widerstand und sind daher vom Spielgefühl schon ganz anders. Die meisten Klaviere haben zudem meist 88 Tasten, während die meisten Keyboards typischerweise mit 49, 61 oder 74 Tasten ausgestattet sind. Das trägt zu einem leichteren Transport bei, ist für einen “richtigen Pianisten” aber einfach nicht genug.

Wann sollte ich mich für ein Keyboard interessieren? 

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DIETER STORK
Oberklasse von Korg: das Pa4X ist mit sogar Tochdisplay ausgestattet

Falls du mehr Wert auf eine möglichst umfassende Klangvielfalt legst statt auf einen puristischen Sound und du dir eventuell vorstellen kannst auch mal in einer Band Musik zu machen oder gar alleine ein ganzes Fest zu unterhalten, dann wird das Keyboard eher dein Instrument sein. Denn Keyboards bieten nicht nur diverse Klavier-Sounds (Klavier, Flügel, eher weich, eher hart usw.), sondern auch verschiedene Orgeln, Streicher, alle erdenklichen elektronischen Sounds und sogar die Möglichkeit rhythmische Sounds abzuspielen. Und all das bieten sogar schon Keyboards der günstigsten Einsteiger-Klasse. Besonders wenn dir eine Vielzahl verschiedener Sound wichtig ist, solltest du nach Keyboards Ausschau halten. Denn ihr klangliches Spektrum ist besonders seit der Digitalisierung quasi unbegrenzt.

Besonders die Rhythmussektion und Programmierbarkeit von Keyboards, entbinden dich von den musikalischen Unkünsten anderer Bandmitglieder und du kannst im Zweifel auch ganz alleine Songs detailgetreu covern und vortragen. Zudem sind sie – je nach Größe und Gewicht – relativ einfach zu transportieren und somit ist der “Umzug” in den Proberaum oder zum Auftritt recht problemlos – ein fahrbarer Untersatz ist aber dennoch Voraussetzung.

Hier findest du unseren Guide zum Thema Keyboard kaufen.

Allerdings darf man natürlich nicht vergessen, dass auch für das Keyboard grundlegende Spieltechniken erlernt werden müssen. Und bis man hier einigermaßen fortgeschritten ist, kann sich der musikalische Geschmack durchaus verändert oder erweitert haben oder du setzt auf einmal ganz andere Kriterien an dein Instrument. Aus diesem Grund ist für Anfänger, auf der Suche nach ihrem musikalischem Selbst, ein günstiges E-Piano sicher keine verkehrte Wahl. Es bietet alles was Nötig ist um die Tasten zu beherrschen, und man hat Zeit seine eigene musikalische Entwicklung zu beobachten. Praktischer Nebeneffekt außerdem: Man ist nicht mit dem riesigen Bedienmöglichkeiten einiges Keyboards überfordert, sondern konzentriert sich auf das Wesentliche – auf die Hände und Tasten.

Sehr unterschiedlich kann auch der Unterricht ausfallen – natürlich in Abhängigkeit vom Instrument aber auch abhängig von den persönlichen Vorlieben des Lehrers und natürlich deinen eigenen Präferenzen. Besonders im klassischen Klavierunterricht wird die Musik über klassische Noten vermittelt. Das ist erstmal nicht verkehrt, allerdings findet man gerade im Bereich der Popularmusik inzwischen häufig Notationen, die nur die Melodie in klassischer Notenschrift darstellen und für die Begleitung nur einfachen Akkorde (C, a, G, e usw.) darüber steht. Besonders klassische Pianisten stehen dann wie der Ochs’ vor’m Berg, da sie eine freie Begleitung nie gelernt haben. Neben der Wahl zum richtigen Instrument steht also die Suche nach dem richtigen Lehrer. Überlege dir dazu woran du Spaß haben wirst und was deine Lieblingssongs oder -stücke sind.

Außerdem gibt es Menschen, die sich das Klavier spielen (ob mit Noten oder ohne Noten) komplett selbst beigebracht haben – manchmal seit sie Anfänger waren. Die Möglichkeiten dazu bietet das Internet mit YouTube und etlichen anderen Online-Kursen. Das allerdings fordert besonders viel Disziplin und sollte wohl überlegt werden.

…und für wen sind Stage-Pianos entwickelt? 

Und schließlich gibt es da ja noch die Stage-Pianos. Diese können als ein Misch aus beidem verstanden werden. Sie bieten in der Regel exzellente Klavier-Sounds kombiniert mit einer Klavier-ähnlichen Anschlag (dank Hammermechanik) und bieten außerdem erweitere Sounds (wie Fender Rhodes, Orgel etc.). Ganz so weit wie beim Keyboard reichen die künstlichen Sounds aber nicht.

Stage-Pianos werden gerne von Pianisten gewählt, denen ein möglichst Klavier-ähnlicher Anschlag wichtig ist, die aber dazu etwas bühnentaugliches suchen.

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DIETER STORK

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Also noch wichtiger wäre eigentlich, dass man bei einem Keyboard die Akkorde meist mit der linken Hand drückt und die Begleitautomatik verwendet. Die rechte Hand spielt dann meist die Melodie. Beim Klavierspiel sollten die Akkorde eher mit der rechten Hand und je nach Fähigkeiten noch die Melodie mitspielen. Die Linke spielt dann meist die Basslinie und steuert teilweise auch einen Rhythmus zum Spiel auf dem Klavier bei. Das ist für mich schon gravierend und meine Erfahrung ist, dass Keyboardspieler auf einem Klavier anfangs kaum klarkommen. Dann werden die Akkorde links gespielt wie gelernt und das klingt meist nicht besonders gut.

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  2. Also ich würde jemanden der noch gar nicht weiß wo er hin will auf jeden Fall zu einem guten Keyboard raten, die Möglichkeiten sind einfach größer als nur bei einem Piano, egal ob akustisch oder elektronisch. wenn man dann schon weiß, ok man will eher Klavierliteratur spielen sollte man sich nach einem guten Digital-Piano um schauen, die gibt es oft auch schon gebraucht günstig. wirklich sicher ob man bei diesem Hobby bleibt ist man erst nach 4-5 Jahren und bis dahin entwickelt sich ja alles weiter auch die eigenen Sound Vorstellungen 😉 gleich von Anfang an in ein hochpreisig Instrument investieren halte ich nicht für sinnvoll… Wenn es dann unbenutzt in der Ecke steht ein staubt kriegt man es auch nicht mehr ganz so toll los …

    kleiner Tipp am Rande beim kleinen t gibt es eine Hausmarke (mk-300), der Sound ist absolut super besonders die Pianos das Spielgefühl ist auch okay und es kostet wirklich nur ein Apfel und ein Ei 😉

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  3. Was ist für diesen Fall besser geeignet?: Ich will mir ein “Tasteninstrument” in erster Linie deswegen zulegen, um mir Melodien zu erarbeiten…ich spiele Trompete…neue Stücke/ Melodien kann ich besser erlernen, wenn ich NUR die Tasten drücken brauch. Ich schwebe jetzt zwischen E-Piano und Keybord mit Klaviertastatur. Wohl eher Keybord????

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    1. Hallo Carola,

      in diesem Fall dürften die Unterschiede nicht so schwer wiegen. Ich würde dann noch bedenken, wo das Instrument stehen soll. Keyboards gibt es auch mit weniger Tasten (z.B. 76 oder 56). Das könnte ein praktischer Vorteil sein, wenn es nicht so viel Platz wegnehmen soll.

      Lieben Gruß

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  4. Mir scheint, kein Musikinstrument kann den anderen ersetzen. Ein Keyboard gehört doch der Gegenwart, das Klavier dem Gestern, Heute und Morgen. Dies ist der Grund, warum wir mit meiner Tochter den Klavierunterricht gewählt haben.

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  5. Wir, unsere nun über 25 Jahre bestehende Musikschule, machen keinen Unterschied zwischen den beiden Instrumenten, von sehr großem Vorteil ist bei einem Keyboard die optimale und bleibende Stimmung zu sehen, das musikalische Gehör ist nämlich nur zwischen dem 3. und bis zum 14. Lebensjahr optimal zu “programmieren”. Da hat man bei einem akustischen vor allem nicht korrekt gestimmten Piano nicht die optimale Voraussetzung, der Augenmerk liegt allerdings auf dem Namen “Piano” , ein Kürzel des “Pianoforte”(frei “leiselaut” spielen), so ist es unumgänglich, wenn ein Keyboard, dann ein Keyboard mit Anschlagdynamik zu kaufen, um das “dynamisches” Klavierspiel zu erlernen. Der größte Vorteil ist der Preis und der geringe Platzbedarf des Instruments, was daher als optimales Anfängerinstrument immer vorzuziehen ist. Wir machen auch keinen Unterschied in der Didaktik, konservativ war gestern…..

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  6. Interessant, den Unterschied zwischen Klavier und Keyboard war mir nicht so bewusst. Meine Tochter möchte gerne mit Klavierunterricht anfangen und deswegen interessiere ich mich für das Thema, um besser diese Welt verstehen zu können. Sie spielt gerne klassisch, daher ist das Klavier das richtige Instrument für sie. Danke!
    https://www.max-musicservice.at/

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  7. Es stimmt, das Spielgefühl bei einem Klavier unterscheidet sich sehr von einem E-Piano und Keyboard. Ich habe mich vor einigen Jahren für ein Klavier für meine Tochter entschieden. Das war eine tolle Entscheidung, bis der erste Umzug bevor stand und wir uns um den Klaviertransport kümmern mussten!
    https://www.umzugsservice-zh.ch/klaviertransport/

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  8. Hallo Dirk,

    Erst einmal danke für den Beitrag 🙂
    Ich bin ganz deiner Meinung, dass Keyboards etwas völlig anderes sind als klassische Klaviere. Dennoch sind sie eine super Alternative für diejenigen, die eventuell nicht den Platz oder die monetären Mittel haben, um sich eins anzuschaffen.

    Wir haben uns beispielsweise auch mit dem Thema Keyboards unter https://www.heyhobby.de/ befasst und die acht gängigsten Modelle verglichen.
    Ich finde ja super spannend, dass obwohl die meisten Modelle viele Funktionen miteinander teilen, es wirklich immer auf die spezifische Nutzung des Spielers ankommt.

    Beste Grüße
    Alexander

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    1. Hallo Alexander,

      auf jeden Fall! Platz und monetäre Mittel, sowie auch die Option des leisen Übens über Kopfhörer, sind absolut wesentliche Kaufkriterien.
      Je nachdem in welche Richtung es musikalische gehen soll, müsste man dann nur noch überlegen, ob vielleicht auch ein E-Piano infrage kommt.
      Lieben Gruß aus der Redaktion

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  9. Ich empfehle, auch auf den Klang zu achten! Ich habe ein super gutes Yamaka Digitalpiano, dass zwar eine Klavierähnliche Tastatur hat, aber im Gegensatz zu meinem akustischen Klavier hatte ich vergessen, die Klaviersounds zu hören. Die Yamahasamples mag ich eher weniger.
    Ich übe übrigens die ersten Schritte eines Stücks häufig auf den digitalen, da ich damit die Nachbarn schone. Wenn es “Seele” bekommen soll, bin ich immer am akustischen Klavier. Habe also zwei.

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