Interview

Zu Gast bei Dapayk & Padberg

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Dapayk & Padberg haben seit ihrem Debüt im Jahr 2005 eine stetige musikalische Wandlung durchgemacht. Das aus Niklas Worgt und seiner Frau Eva Padberg bestehende Projekt entfernt sich mit dem eher Urban-Pop-geprägten Album Harbour deutlich von seinen technoiden Wurzeln.Wir trafen uns mit dem ungewöhnlichen Paar in ihrem Berliner Studio und sprachen über die gemeinsame Arbeit an ihrer Musik und die Inspirationsquellen, die es dazu braucht.

Wie geht ihr das Musikmachen an?

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Niklas: Mittlerweile ist es eigentlich so, dass wir uns, um erste Ansätze zu finden, erst mal eine Zeit zurückziehen. Gerne fahren wir dann mal drei Wochen in Urlaub zum Beispiel nach Südfrankreich. Dann gilt es, die erste Woche erst mal nichts zu machen. Wenn wir dann schön runtergefahren sind, wird der Rechner aufgeklappt. Man hat in diesem Zug dann auch mal endlich Zeit, neue Programme und Tools auszuprobieren, halt alles, was man über das Jahr sonst nicht schafft. Beim gemeinsamen Arbeiten sieht es aktuell meist so aus, dass ich erst mal ein Grundgerüst baue. Das muss nicht immer sofort ein kompletter Groove sein, manchmal sind es auch erst mal nur ein paar Harmonien oder Atmosphären. Wenn das dann für mich soweit stimmig ist, reich ich das weiter an Eva, und im Anschluss hören wir uns das Ganze dann zu einem Glas Rotwein auf der Couch an − dann wird erst mal gejammt … und natürlich alles mitgeschnitten! Was dann am nächsten Tag noch gut ist, daran wird dann weitergearbeitet.

Arbeitet ihr zusammen an Text und Musik?

Eva: Das haben wir mittlerweile komplett getrennt. Die Neuerung bei Harbour war, dass Niklas die Richtung diesmal auch inhaltlich komplett vorgegeben hat. Im Prinzip höre ich mir so erst mal seine musikalischen Ideen an, und dann schaue ich, was mir dazu einfällt. Manchmal habe ich dann schon so eine bestimmte Phrase oder Metapher im Kopf, von wo aus ich das Ganze dann weiterentwickle. Manche Titel fallen einem natürlich leichter, und bei einigen tut man sich auch schon mal richtig schwer. Bisweilen ist es sogar so, dass die Tracks, mit denen wir uns am schwersten getan haben, nachher unsere liebsten sind. Auf der anderen Seite sind wir bei der Arbeit aber auch rigoros im Wegschmeißen. Wenn ein Take nicht so wirklich 100-prozentig ist, wird er eigentlich auch direkt wieder gelöscht. Damit halten wir uns erst gar nicht auf.

Habt ihr auch so etwas wie eine musikalische Streitkultur?

Niklas: Früher schon. (lacht) 2005 bei unserem ersten Album, was musikalisch ja noch eher Tech-House, Rave und Frickelzeug war, gab es da schon noch eher Reibereien, da wir auch noch nicht so richtig wussten, was wir wollen. Eva hatte beispielsweise einen komplett anderen musikalischen Background als ich, bei mir war das eigentlich schon immer eher Techno. Direkt gestritten haben wir uns nicht, aber es gab doch schon erhöhtes Gesprächspotential, wo die ganze Sache so hin gehen soll. Beim vorletzten Album Smoke war es eigentlich schon so, dass wir uns da, was die Richtung anging, ziemlich schnell einig waren.

Wie seid ihr an Harbour herangegangen?

Niklas: Das aktuelle Album ist tatsächlich wieder eins, für das wir sehr lange und viel gesammelt haben. Am Anfang hatten wir so etwa 20 Tracks, aus denen wir dann nach und nach ausgewählt haben. Da gab es schon so knapp fünf, sechs Titel, die prima miteinander harmonierten und eine gewisse Richtung erkennen ließen. Dann kam der Moment, wo sie uns im Urlaub beide Rechner geklaut haben, was dann erst mal alles auf Reset gesetzt hat. So musste das letzte Backup als neue Basis herhalten, was uns im Prinzip um fast einen Monat zurückgeworfen hat.Ein Großteil des Materials war im Urlaub in Frankreich entstanden und hatte für uns auch irgendwie so etwas Sommerliches. Plötzlich standen wir mitten im Herbst in Berlin und versuchten, uns genau an diese Stimmung zu erinnern. Aber so etwas lässt sich natürlich nicht zurückholen. Ein glücklicher Zufall war dann, dass wenig später unser kleines Häuschen, dass wir uns vor einiger Zeit in der Uckermark gekauft hatten, dank funktionierender Heizung bezugsfertig wurde. So konnten wir aus Berlin raus und den Frühlingsanfang und die Ruhe auf dem Land genießen. Auf einmal bekamen wir dann auch wieder diesen Drive und diesen Schwung, der uns in Berlin einfach gefehlt hatte.

Eva: Wenn wir dann wieder in die richtige Stimmung kommen, geht die Arbeit eigentlich auch wieder ganz schnell. Ausschlaggebend für die Stimmung des Albums war auch der Track Sink this Ship, den es schon seit ein paar Jahren gab, den Niklas aber für eine komplett andere Produktion geplant hatte. Ich habe dann aber so lange gekratzt, bis er es schließlich dann doch auf die Trackliste geschafft hat. Was die Stimmung angeht, haben wir bereits beim letzten Album, welches zu großen Teilen auf Bali entstanden ist, gemerkt, welchen Einfluss ein anderer Ort letztlich auf das Ergebnis unserer Arbeit hat. Mittlerweile nutzen wir das sehr gezielt.



№5/6 2017

  • Editorial
  • Facts & Storys
  • Modular Kolumne
  • EVANESCENCE
  • Im Gespräch mit Lars Eidinger
  • HÄMMERN MIT DEN GRANDBROTHERS
  • Reisen & Neuanfänge: Lucy Rose
  • Keys4CRO: Tim Schwerdter
  • Klangbastler Enik & Werkzeugmacher Gerhard Mayrhofer
  • Bei Klavis in Brüssel
  • BACK TO THE ROOTS: AKAI MPC X
  • Dexibell Combo J7
  • DICKES BRETT: POLYEND SEQ
  • Mr. Hyde & Dr. Strangelove jagen Dr. No
  • Visionäre: MIDI In My Head!
  • DIE ELKA-STORY
  • Transkription: Michael Wollny
  • Impressum
  • Inserenten, Händler
  • Das Letzte − Kolumne


Also hatte der Diebstahl rückwirkend betrachtet auch etwas Positives an sich?

Niklas: Ja, man musste sich schließlich bewusst darüber klarwerden, was einem wirklich wichtig war und auf was man auch gut verzichten kann.

Wie gehst du soundtechnisch an eure Produktionen ran? Sampelst du selbst oder nutz du primär Libraries?

Niklas: Natürlich sammele ich auch. Die Vogelstimmen auf Harbour habe ich zum Beispiel an einem Morgen im April mit dem Fieldrecorder in unserem Garten aufgenommen. Ich stand wie ein Kind strahlend draußen und habe diesen Vogelstimmen gelauscht. Natürlich kommt so eine Aufnahme am Ende nicht an das echte Erlebnis heran, aber das Gefühl lässt sich für uns als Gedankenstütze transportieren. Auch den ersten Platzregen des Jahres habe ich auf diese Weise konserviert und eingebaut. Auf dem Album gibt es eine Stelle, wo genau dieser Regen aus der Uckermark in ein Plattenknistern übergeblendet wird, was ja bis auf die etwas spitzeren Formanten des Vinyls gar nicht so weit auseinanderliegt.


Wie setzt ihr euer Material live um?

Eva: Bei früheren Alben haben wir uns immer viele Gedanken darum gemacht, dass Titel, die auf CD landen, auch möglichst live gut funktionieren. Mittlerweile produziert Niklas eigentlich von allen Tracks auch zusätzliche Clubversionen für unsere Performances, sodass wir da weitaus freier sind. Niklas: Hier und da gibt es dann live auch leicht abgewandelte Harmoniewechsel und auch schon einmal andere Vocal-Parts, da sich die Album-Versionen eben nicht immer 1:1 in eine Clubversion übertragen lassen.

Übermorgen ist euer erster Live-Auftritt im Rahmen der Release-Party zu eurer neuen Platte. Wie sieht es mit Lampenfieber aus?

Eva: Haben wir immer − und zwar beide! Ein neues Set ist ohnehin zusätzlich spannend, das ist immer ein wenig wie ein Blindflug. Ohne Muffensausen geht das nicht. Niklas: Zudem haben wir die Vocals bisher noch nicht proben können, was jetzt noch heute, morgen und übermorgen früh stattfinden wird. Aber sobald wir dann alles zwei bis dreimal durchgegangen sind, wird es meist doch deutlich entspannter. Das klappt dann schon. Eva: Falls nicht, sind wir ja auch zu zweit, und man kann es im Ernstfall immer auf den anderen schieben. (lacht)

Wann startet die Tour?

Niklas: Das geht jetzt so ab März los. Unser erster Gig ist in Bang kok, danach geht’s zum Tybreak, ab April sind wir dann wieder in Deutschland unterwegs. Wir machen ja ohnehin keine Non-stop-Tour sondern sind ja meist eh nur an den Wochenenden unterwegs.

Und wie klappt das zusammen mit deinem anderen Job?

Eva:
Das richten wir eigentlich immer ganz gut ein. Früher mussten wir immer am Anfang des Jahres schon alle entsprechenden Termine und Wochenenden bei meiner Agency blocken, aber das ist auch entspannter geworden. Mein Management kennt ja meinen Kalender, und dann wird eben alles so organisiert, dass es mit meinen Modeling-Jobs keine Überschneidungen gibt.

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