Yamaha RX 8 – Der unterschätzte Drumcomputer der 80er
In den späten 80er-Jahren tobte ein harter Konkurrenzkampf im Markt der Drumcomputer. Immer mehr Hersteller brachten leistungsstarke Modelle auf den Markt und die Messlatte wurde höher gelegt – besonders mit der Umstellung auf 16-Bit-Sound. Yamaha musste reagieren und brachte 1989 die RX 8 heraus. Doch konnte sie sich gegen die starke Konkurrenz behaupten?
Die Herausforderung: 16 Bit im Budget-Bereich
Alesis setzte mit dem HR-16 als erster Hersteller im günstigen Preissegment auf 16-Bit-Sound. Der Erfolg dieses Modells stellte die Mitbewerber vor eine echte Herausforderung. Yamaha antwortete mit der RX 8, der letzten Vertreterin der erfolgreichen RX-Serie. Sie wurde als erschwinglicher Drumcomputer für Musiker entwickelt, doch der große Erfolg blieb aus. Kurz darauf wurde die RX-Reihe von den RY-Modellen, wie etwa dem RY-30, abgelöst.
Design & Verarbeitung: Ein gewagtes Konzept
Optisch hebt sich die Yamaha RX 8 von ihren Vorgängern ab – allerdings nicht unbedingt zum Vorteil. Ihr Design wirkt ungewöhnlich und erinnert mit der angeschrägten Bedienoberfläche sowie den breiten, abgeflachten Potis eher an einen futuristischen Anrufbeantworter als an einen Drumcomputer. Dennoch gibt es einige durchdachte Features. Das zweizeilige Display ist hintergrundbeleuchtet, was die Lesbarkeit verbessert. Die flachen Potis sind praktisch für den Transport, auch wenn sie nicht besonders hochwertig wirken. Insgesamt stehen 42 Gummi-Tasten zur Verfügung, darunter ein Zahlenblock und zwölf Drumpads. Allerdings fehlt diesen Pads die Anschlagdynamik. Wer eine variable Anschlagstärke nutzen möchte, kann die RX 8 jedoch über MIDI mit Velocity ansteuern.
Bedienung & Editierung: Einfach, aber begrenzt
Die RX 8 ist leicht zu bedienen und erlaubt es, ohne Handbuch schnell eigene Patterns zu programmieren. Die Editierfunktionen sind jedoch eher simpel. Neben Lautstärke, Panorama und Tune, das eine Tonhöhenveränderung über zwei Oktaven ermöglicht, gibt es eine sogenannte Pitch-Multi-Funktion, mit der Instrumente chromatisch gespielt werden können. Diese Funktion ist besonders nützlich für Bass- und Marimba-Sounds. Die Akzent-Funktion erlaubt es, unterschiedliche Akzentstufen auf die zwölf Pads zu legen. Eine spannende Möglichkeit ist die Reverse-Funktion, mit der Samples rückwärts abgespielt werden können. Dafür steht sogar ein eigener Taster auf der Bedienoberfläche zur Verfügung. Zudem gibt es einen Stereo-Pitch-Effekt, mit dem flangerartige Klänge erzeugt werden können. Insgesamt bietet die RX 8 einige interessante Features für Sounddesigner, ist aber nicht so flexibel wie ihre großen RX-Geschwister.

Sequencer: Durchdacht mit besonderen Funktionen
Die Yamaha RX 8 verfügt über einen leistungsstarken internen Sequencer. Der Speicher fasst maximal 100 Pattern, die sich zu 20 Songs verketten lassen. Eine Besonderheit ist die Möglichkeit, innerhalb eines Patterns verschiedene Quantisierungen pro Instrument zu programmieren. Auch eine Swing-Funktion wurde implementiert, um den Groove natürlicher wirken zu lassen. Zudem kann jeder Step eines Patterns individuelle Parameter wie Pitch, Reverse, Akzent, Effekt oder Panorama enthalten. Diese Funktionen machen die RX 8 auch heute noch für experimentierfreudige Musiker interessant.
Sound der Yamaha RX 8: 16 Bit mit rauem Charme
Technisch gesehen war die RX 8 der erste Yamaha-Drumcomputer mit 16 Bit und 44,1 kHz. Doch klanglich erinnert sie eher an die 12-Bit-Generation. Ihr Sound ist rau, crunchy und mittenbetont. Die 43 integrierten Sounds spiegeln den typischen Geschmack der späten 80er wider. Besonders auffällig sind die wuchtigen Snares und Kicks mit Gate und Reverb sowie eine Auswahl an Latin Percussion. Zusätzlich gibt es einige Bass-Sounds, darunter auch Slap-Bass, sowie ein Marimba-Sample und den legendären Orchesterhit aus dem Yamaha DX7. Wer die Sounds verstimmt, erzeugt charakterstarke Aliasing-Effekte, die den ohnehin dunklen und druckvollen Grundklang der RX 8 noch weiter prägen.
Anschlüsse: Mehr als erwartet
Anschlussseitig bietet die RX 8 mehr als man auf den ersten Blick denkt. Neben einem MIDI-Duo für In- und Output gibt es einen Stereoausgang sowie zwei Einzelausgänge. Hinzu kommen ein Anschluss für das externe Netzteil, ein Kassetteninterface zum Speichern und Laden von Daten und ein Card-Slot für zusätzliches Soundmaterial. Diese Ausstattung macht die RX 8 vielseitiger als es ihr Budget-Preis vermuten lässt.

Circuit Bending: Die RX 8 bekommt ein zweites Leben
Dank Paul Norris von Circuitbenders erlebte die RX 8 eine kleine Renaissance. Seit 2001 modifiziert seine Firma Drumcomputer und Synthesizer durch Circuit Bending – auch für bekannte Acts wie Chemical Brothers und Bloc Party. Besonders die RX 8 bietet viel Potenzial für kreative Mods. Durch eine Patchbay mit Miniklinken-Anschlüssen können experimentelle Soundkombinationen erstellt werden. Zusätzlich lassen sich verzerrte und glitchige Sounds durch Manipulation des Sample-Speichers erzeugen. In der Circuit-Bending-Szene wird die RX 8 deshalb als „vastly underrated drum machine“ gefeiert.
Fazit: Yamaha RX 8 – ein unterschätzter Klassiker mit Charakter
Die Yamaha RX 8 mag kein großer Erfolg gewesen sein, aber sie bietet spannende 16-Bit-Sounds mit eigenem Charakter. Wer auf dreckige, druckvolle Drums steht und ein Faible für Retro-Sounds hat, sollte sich diese Maschine genauer ansehen – besonders in einer Circuit-Bending-Version. Die RX 8 punktet mit ihrem markanten Klang, der einfachen Bedienung und interessanten Funktionen wie Reverse- und Pitch-Effekten. Allerdings fehlt den Pads die Anschlagdynamik und die Sound-Editierungsmöglichkeiten sind begrenzt. Auch das Design ist Geschmackssache. Dennoch ist die RX 8 eine interessante Alternative für Musiker, die einen Drumcomputer mit Charakter suchen. Ob als klassischer 80s-Drumcomputer oder als glitchiges Circuit-Bending-Wunder – die RX 8 ist definitiv einen Blick wert!