YouTube Piano-Metal

Vika: Mit Cover-Songs in die YouTube-Charts

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Die Pianistin Vika rockt sich bereits seit geraumer Zeit mit individuellen Cover-Versionen durch ihren YouTube-Kanal vkgoeswild. Dabei begeistert die klassisch ausgebildete Pianistin nicht nur mit ihren Interpretationen, sondern auch damit, wie sie sich durch geschicktes Selfmarketing die meist frequentierte Video-Plattform des Planeten zu Eigen macht.

Eine Pianistin, die einem Gitarrensolo aus den Händen von Größen wie Brian May die Stirn bietet und dabei mit emotionaler Härte auf Klaviere einhämmert, ohne einen Funken Feingefühl einzubüßen? Die Rede ist von Viktoriya Yermolyeva oder einfach nur Vika, deren YouTube-Channel mittlerweile abertausende Abonnenten weltweit begeistert. Wir wollten wissen, ob der klassisch ausgebildeten Konzertpianistin einfach mal nach was anderem war oder ob mehr dahinter steckt.

Bemerkenswert ist schon mal, dass sie als Konzertpianistin nicht an einem akustischen Flügel sitzt – wie man klischeehaft vermuten könnte. Vika spielt ihre Cover auf einem Roland Stagepiano und nimmt dabei gleich auch den Kritikern des Digitalen den Wind aus den Segeln: Die von Klavierpuristen sooft bemühte klangliche Kälte ist in den Songs von Vika rein gar nicht zu spüren. Im Gegenteil! Emotionaler kann eine Piano-Performance nicht sein.

„Metal und Klavier“ ist bisher keine wirklich gängige Kombination gewesen. Wolltest du einfach mal die Musik spielen, die du sonst auch schon gehört hast?  Und war Veröffentlichen die logische Folge daraus für dich als Konzertpianistin?

Metal habe ich schon immer gehört, und Klavier spiele ich ja auch schon seit Langem professionell. Also so, wie du es beschrieben hast, war es auch ungefähr. Mit YouTube hat es aber doch etwas Zeit gebraucht. Vor ein paar Jahren musste ich etwas Geld verdienen und spielte deshalb ab und zu in einem Restaurant in Amsterdam. Unter den Noten zu bestimmten Stücken, die ich spielen sollte, waren auch einige Pop- und Rocksongs. Meistens waren sie aber viel zu schlecht arrangiert – zumindest für meinen Geschmack. Zur selben Zeit sah ich, wie Leute Rocksongs auf YouTube coverten. Die Kommentare, die sie bekamen, wie „This is so great!“ oder „Sounds so awesome!“ konnte ich oft nicht nachvollziehen.


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Ich dachte, dass das Klavier mehr kann als das. Es fühlte sich so an, als würden die Leute nicht wirklich viel vom Instrument Klavier erwarten und dass es okay wäre, es für einfache, romantische Cover-Versionen von harten Rocksongs zu verwenden. Aber als klassische Pianistin weiß ich, dass das Klavier sehr wohl dramatisch, stark und emotional sein kann. Also entschloss ich mich, einfach meine eigenen Arrangements auf YouTube zu veröffentlichen …

Wie entstehen deine Cover-Stücke?

Zuerst höre ich mir den Song Sekunde für Sekunde an, achte auf jedes Detail und versuche, alles sofort aufzuschreiben. Eigentlich hasse ich diesen Part, meine Handschrift ist schrecklich, und es ist einfach hart, wenn ich irgendwie spüre, dass bestimmte Stellen unmöglich auf das Klavier übertragen werden können. Also muss ich dann etwas abändern. Allerdings habe ich den Tick, dass ich trotzdem alles, was ich höre, aufschreiben muss – egal wie unspielbar etwas ist. Ich brauche es exakt so, wie es sich anhört, dafür muss ich es einfach aufschreiben, selbst wenn das Ganze dadurch länger dauert.

Gibt es große Unterschiede zwischen Metal- und Klassik-Arrangements?

Metal ist meistens sehr einfach rauszuhören. Allerdings ist es manchmal nicht ganz leicht, Metal dann am Klavier auch ebenso emotional klingen zu lassen. Dann denke ich an Stellen in klassischen Klavierstücken, die ähnliche Emotionen ausdrücken, und versuche, das dann zu nutzen. Ich finde zwar kaum klar definierbare Gemeinsamkeiten von Metal und Klassik, aber intuitiv funktioniert es bei mir eigentlich immer … Bis jetzt mache ich wirklich hauptsächlich YouTube-Arrangements, aber ich hoffe, das bald alles auch auf LiveGigs zu spielen.

In deinen Videos spielst du das Roland 700GX-E-Piano. Sind dir E-Pianos lieber als akustische?

Ein paar Male musste ich auf akustischen Klavieren spielen, es ist aber immer böse ausgegangen: Saiten brechen, Tasten werden zerstört. Akus – tische Klaviere sind eben nicht dafür gemacht, so bespielt zu werden. Wenn man die Hölle aus einem Klavier locken will, hat das nichts mit Sanftheit zu tun. Metal ist generell nicht für akustische Instrumente gemacht. Also benutze ich lieber E-Pianos.

Hast du irgendwelche digitalen Tools, auf die du zurückgreifst, wenn du das Digitale schon aus praktischen Gründen mehr schätzt als das Akustische?

Eigentlich nicht. Ich nehme mit Audacity auf, das ist das Einzige. Ich bin nicht wirklich interessiert an solchen Programmen und Tonbearbeitung im Allgemeinen, und deshalb ist das genau das Richtige für mich. Audacity ist kostenlos und einfach zu handhaben, sodass ich damit nicht unnötig Zeit verschwende. Wenn es funktioniert, so wie ich es mir vorstelle, bin ich damit glücklich.

Zu guter Letzt: Gibt es Musik, die du wirklich nicht covern, geschweige denn hören würdest?

Tatsächlich bin ich eine sehr konservative Musikerin. Ich kann mir meine Lieblingsstücke so oft wie möglich anhören, ohne müde davon zu werden, und muss mich meist selbst stoppen, sie nicht ständig auf meinem iPod zu hören. Gemeinsam mit Freunden oder generell in eher öffentlichen Umgebungen mag ich auch mal neuere Sachen. Aber wenn ich dann mal wirklich auf die Musik achte, wünsche ich mir dann doch, lieber Lieder zu hören, die ich schon kenne und mag. Wenn es etwas gibt, das ich wirklich nicht hören kann, dann ist das moderne Popmusik – diese Art von Stücken, die in Fitness-Studios laufen. Es tut mir weh, da zuzuhören. Vor allem diese Autotune-Stimmen regen mich auf …

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