Auf zu Runde 3: das Thema Filter im Eurorack ist so umfangreich, dass wir uns noch einmal mit dieser Modulgruppe auseinandersetzen wollen. Ging es im Teil 1 um die grundsätzlichen Arten und Funktionen von Filtern und in Teil 2 um die technischen Unterschiede, schauen wir uns in diesem Teil besondere Filterformen an.
Eurorack-Filter für Spezialaufgaben
Natürlich braucht man Tief-, Band- und Hochpass in fast jedem Patch, auf die entsprechende Module kann und sollte man nicht verzichten. Es gibt aber auch spezielle Anwendungen, die man mit diesen Filtertypen nicht umsetzen kann, doch in den unendlichen Weiten des Euroracks findet sich für alles eine Lösung.

Fixed Filter Bank
Auch wenn die Module auf den ersten Blick so wirken, es handelt sich nicht um Equalizer. Die Verwechslung kommt daher, dass eine Fixed Filter Bank in der Regel nur eine Anzahl Filterbänder hat, die sich lediglich im Pegel einstellen lassen. Allerdings handelt es sich um eine Anzahl parallel geschalteter Bandpassfilter mit einer fest eingestellten Frequenz (daher: fixed). Die Abstände zwischen den Bändern betragen meist einen musikalischen Intervall, im einfachsten Fall eine Oktave.

Hinter jedem Bandpass sitzt ein VCA. Damit werden die Ausgangspegel individuell geregelt. Sind alle Frequenzbänder gleich laut eingestellt, erhält man trotzdem einen gefärbten Klang, da die Filter einen (mehr oder weniger) leichten Resonanzanteil besitzen und der Frequenzgang insgesamt eher „wellig“ ausfällt.

Eine Fixed Filter Bank ist in der Regel nicht CV-steuerbar, sondern für statische Einstellungen gedacht. Die Klassiker auf diesem Gebiet sind die EMS Octave Filter Bank und das Moog-Modul 914. Man setzt sie weiter hinten im Patch, um ein komplexes Audiosignal in seiner gesamt zu bearbeiten. Allerdings bieten einige moderne Module auch eine Steuerung bzw. Automation der VCAs an, womit sich rhythmische Effekte erzielen lasse.
Formant Filter / Vowel-Filter
Formanten sind bestimmte Frequenzbereiche, die, unabhängig von Grundton eines Klanges, seinen Charakter bestimmen. Jedes Instrument hat seinen spezifischen Klang, ebenso die menschliche Stimme. Diese Frequenzbereiche lassen sich durch zwei oder mehr Bandpassfilter, die ggf. asymmetrisch eingestellt sind, nachbilden. Die Idee des Formant-Filters ist schon recht alt und kam bereits beim Mixturtrautonium von Oskar Sala zur Anwendung.

Eine Variante des Formant-Filters ist ein Vowel-Filter, das speziell auf die Erzeugung von Vokalen (a, e, i, o, u) ausgelegt ist. Bei entsprechender Schaltung ist sogar eine Überblendung zwischen den Vokalen möglich.
Die unangefochtene Königin der Vowel-Filter (und vieler anderer Filtertypen) ist das Modul Morpheus von Dave Rossum. Dieses Multimode-Filter besitzt 280 Konfigurationen, die jeweils aus einem Tiefpassfilter und sechs EQs bestehen. Mit den entsprechenden Modulationen lassen sich damit morphende Vokale und Formantverschiebungen aller Art (und noch viel mehr) erzeugen. Das komplexe Modul ist jedoch eher für fortgeschrittene User geeignet.

Comb-Filter – den Klang durchkämmen
Das Comb-Filter ist im eigentlichen Sinn kein Filter, sondern eine mehrfache Rückkopplung mit minimalen Verzögerungen. Durch den dabei auftretenden Phasenversatz werden bestimmte Frequenzen ausgelöscht und somit „herausgefiltert“. Bei der Modulation eines Comb-Filters wird das Audiosignal regelrecht durchkämmt und es entsteht ein Klang, der sich zwischen Filter und Phaser bewegt. Je breiter das Audiosignal ist, desto stärker kommt der Effekt zum Tragen. White Noise ist schon mal ein guter Anfang.
Low Pass Gate – halb Filter/halb VCA
Das Low Pass Gate, kurz LPG, ist eine Entwicklung von Don Buchla und kombiniert ein Tiefpassfilter mit einem VCA. Man hat die Wahl, zwischen den beiden Modi oder kann sie auch kombinieren. Dann steuert der Pegel des Audiosignals gleichzeitig die Öffnung des Filters. Eine bekannte Anwendung sind die sogenannten Buchla-Bongos. Ein kurzer Trigger regt das LPG an und es entstehen unterschiedliche lang ausklingende Percussion-Sounds. Nicht zuletzt aus diesem Grund gibt es LPGs auch als Dual- oder Quad-Versionen.

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