Synket – Italiens unbekannter Synthesizer
Italien steht in der Regel nicht sehr weit oben auf der Liste, wenn es um Synthesizer-Klassiker geht. Doch bereits einige Jahre vor den Meilensteinen Minimoog und VCS3, die das Bild von Synthesizern in der Folge prägten, wurde in Italien der fortschrittliche Synthesizer Synket gebaut, welcher jedoch lange Zeit in Vergessenheit geriet.
Der Entwickler Paolo (Paul) Ketoff und der Komponist/Musiker John Eaton stellten 1963 den auf Röhren basierenden Synket (auch Syn-Ket) der Öffentlichkeit vor. Ketoff hatte bereits Ende der 50er Jahre den gewaltigen Fonosynth für das Electronic Music Studio der American Academy in Rom gebaut. Für den Synket griff Paolo Ketoff, ebenso wie Bob Moog, Don Buchla und andere Ingenieure, verschiedene Ideen aus Harald Bodes Abhandlung zu “spannungsgesteuerten, Transistor-basierten Instrumenten” auf, die 1961 in Fachmagazinen erschien. Im Gegensatz zum Fonosynth sollte Synket ein kompakter und transportabler Synthesizer werden, der für Konzerte tauglich sein sollte. John Eaton, der das Gerät später live spielte und in Studios der italienischen Filmindustrie einsetzte, gab hierfür seinen Input. Und so hat Mitentwickler John Eaton den Synket eingesetzt:
Synket bestand aus drei identischen, aber unabhängigen Einheiten, die über ein dreimanualiges Mini-Keyboard angesteuert wurden. Jede Einheit besteht aus einem spannungsteuerbaren Rechteck-Oszillator, einem Frequenzteiler, mit dem sich bestimmte Fußlagen einstellen ließen, drei Filtern, drei Modulatoren (LFOs) für Tonhöhe, Filter und Amplitude sowie einer Lautstärkensteuerung. Außerdem gab es eine Oktavfilterbank, die alle drei Einheiten durchliefen. Per Keyboard ließen sich Filter und Amplitude steuern.
Das Synket heutzutage ein fast vergessener Exot ist, liegt daran, dass das Instrument nie für eine kommerzielle Massenproduktion gedacht war. Ketoff fertigte nur ungefähr ein Dutzend Geräte, die in erster Linie experimentellen Musikern und Komponisten aus dem Filmbereich angeboten wurden. Später konstruierte Paolo Ketoff nur noch eine um Rauschgenerator und Federhall erweiterte Variante des Synket sowie einen Keyboard-Synthesizers, der jedoch nicht über das Prototypenstadium hinaus kam.
Der (vermutlich) einzige noch spielbereite Synket befindet sich im Museo del Synth Marchigiano, das sich der italienischen Synthesizer-Historie widmet. Zwei weitere Geräte befinden sich in anderen Museen, sind aber nicht funktionsfähig. In diesem Video von Hainbach erhält man einen akustischen Eindruck und Hintergrundinformationen zu diesem ungewöhnlichen Synthesizer.