Moon Modular: Interview mit Gert Jalass
Nicht nur das Eurorack-System erfährt dieser Tage einen kräftigen Boom, auch die von Moog begründeten klassischen 5HE Modulsysteme erfreuen sich zur Zeit wieder größter Beliebtheit. Moon Modular feiert inzwischen ihr 10 Jähriges Firmenbestehen und sind natürlich auch auf der Superbooth18 (Stand H351) wieder dabei!
Wir sprachen mit Gert Jalass von der Modularsynth-Schmiede Moon Modular, bei der sich inzwischen sogar Leute wie Hans Zimmer mit Telefonschrank-großen Systemen eindecken.
Gerd, wieso boomt das Thema Modular gerade so?
Die Möglichkeiten sind für Entwickler heute einfach genial! In den 1970er Jahren war es eine Mordsarbeit, zum Beispiel an Datenblätter von Chipherstellern zu kommen. Heute findet man die im Internet. Die Software für die Platinen-Entwicklung bekommt man umsonst, die rechnet sich für die Hersteller über den Chip-Verkauf. Und vor ein paar Jahren kostete die Platinen-Herstellung hunderte von Euro, heute bekommt man die für 50 Euro innerhalb weniger Tage auf den Schreibtisch.
Wie hat es dich ins Modular-Business verschlagen?
Ganz einfach: Ich habe Keith Emerson gesehen und bin irgendwann über Tangerine Dream gestolpert. Da habe ich diese großen Moogs gesehen. Aber ich hatte nicht das Geld dafür – die kosteten ja so viel wie ein Einfamilienhaus. Dann habe ich mir einen Formant-Synth gebaut, dafür kamen alle paar Monate neue Schaltungen raus. Das hat mich dann nicht mehr losgelassen. Bis MIDI rauskam. Da hatte ich dann keine Lust mehr und habe alles wieder verkauft.
Irgendwie muss es Dich aber wieder gepackt haben …
Ja, Mitte der 90er. Da gab es so Bausätze von Synthesis Technology, davon habe ich viele gebaut. Und ich bin billig an einen Moog 12 gekommen, der allerdings in einem sehr schlechten Zustand war. Den habe ich wieder hinbekommen. Dann habe ich angefangen, Moogs zu restaurieren, und irgendwann haben mich Leute gefragt, ob ich nicht eigene Module entwickeln kann. So ab 2008 ging das dann los damit.
Hat sich das gerechnet?
Nein. Zu Anfang habe ich damit viel Geld verloren. Die Maschine fängt erst jetzt langsam an zu laufen.
Warum erst jetzt? Eurorack-Synths sind schon eine Weile erfolgreich …
5 HU-Module galten als Boutique hoch fünf, die sind immer unter den Tisch gefallen … Aber als Moog dann seine alten Modularsysteme als Reissue-Modelle herausgebracht hat, war das natürlich ein Knaller. Dadurch kam diese 5 HU-Geschichte auch in die Presse, dadurch ist natürlich auch die Nachfrage gestiegen. Die Moog-Systeme haben ja einen eher eingeschränkten Funktionsumfang – es gibt Lücken, da hat Moog nichts anzubieten. Zum Beispiel Quantizer wie unseren 565D.
Was für Leute kaufen Deine Systeme?
Zum Beispiel Hans Zimmer, Martin Gore, Tom Holtenberg alias Junkie XXL, der den Soundtrack zum neuen Mad Max gemacht hat.
Also eher Profis?
Nicht nur! Es sind auch Leute darunter, die sich diese Instrumente damals nicht leisten konnten und sich jetzt einen Traum erfüllen. Die sagen: „Ich stelle mir jetzt eine Kiste hin wie Klaus Schulze die hatte“.
Das ist schwer zu sagen. Die Käuferbasis wird wohl noch wachsen: Immer mehr Leute möchten an echten Knöpfen drehen, die haben keine Lust mehr auf Faderboxen.
www.lunar-experience.com/index.html
www.modulargrid.net/d/vendors/view/138