Muss − ich − haben!

Polyphone Synthesizer: Monsters of Phätt

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Konnte man sich endlich einen monofonen Synthesizer leisten, wurde man mit einer neuen, noch viel weniger erschwinglichen Begehrlichkeit konfrontiert: polyfone Synthesizer! Wer damals diese Soundwände physisch erfahren durfte, wusste in diesem Moment sofort … Egal wie: Muss − ich − haben!

Polyfone Synthesizer gab es damals von den großen amerikanischen Herstellern − Moog und Oberheim natürlich, aber auch die immer stärker werdenden japanischen Hersteller brachten Geräte heraus, die auch heute noch heiß begehrt sind und zu Höchstpreisen gehandelt werden. Nicht ohne Grund gelten diese polyfonen Synthesizer als die fettesten Tasteninstrumente seit der Kirchenorgel von St. Stephan zu Passau

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Von Moog kam zunächst der − leider als Orgel missverstandene − Polymoog heraus (zum Glück wusste Gary Numan, was er daran hatte!), später gefolgt vom Memorymoog, mit dem man heute noch Blattgold vom Denkmal raspeln kann.

Auch ein anderer Hero des Synthi-Baus, Dave Smith, war ursprünglich in Sachen Minimoog unterwegs: Sein Prophet-5 hatte − richtig geraten! − fünf Stimmen, und die hatten es in sich: Oszillator-Sync und für diese Zeit geniale Modulations-Möglichkeiten, mit denen man auch mal harsches, fast schon digital klingendes Zeug aus dem Raum zwischen den Holzseitenteilen kitzeln konnte, obwohl das Teil in Sachen Kuscheligkeit nicht ganz an Tom Oberheims Boliden herankam. Diese Kiste unter den Fingern hatten Depeche Mode, Talking Heads, Peter Gabriel, Eurythmics und natürlich Alan Parsons − die Liste der Musiker, die nicht daran herumgeschraubt haben, wäre kürzer. Obwohl die meisten von uns draufstünden.

Aus vier SEM-Modulen konstruierte Tom Oberheim den ersten polyfonen<br /> Synthesizer. Die Registrierung der vier einzelnen Stimmen<br /> gestaltete sich ausgesprochen schwierig, bot aber den Vorteil vier<br /> komplett unterschiedlicher Sounds.
Aus vier SEM-Modulen konstruierte Tom Oberheim den ersten polyfonen Synthesizer. Die Registrierung der vier einzelnen Stimmen gestaltete sich ausgesprochen schwierig, bot aber den Vorteil vier komplett unterschiedlicher Sounds.

Sphärisch, wuchtig, breit − der Signature-Sound von Tom Oberheims polyfonen Synthesizern vermittelte in den 80ern beim Hören vieler Alben den Eindruck, man würde samt Stereoanlage gute 10 Zentimeter über dem Boden schweben. Der zum Glück kosmetisch deutlich aufgepeppte OB-8 und der lederjackige OB-Xa konnten klingen wie warme Schaumbäder mit der besten Freundin, aber auch feste gegenhalten, wenn die Kollegen an den Gitarren mal über die Stränge schlugen − Jump von van Halen zeigt, wie man an den Tasten seither Musik »mit Eiern« macht. Und die Schaumbad-Fraktion? Deckt unter anderem Pat Methenys Keyboarder Lyle Mays ganz smooth ab.

Und ja, ach … Yamahas CS-80! 1976 erschienen, schwer wie Rainer Calmund. Vor allem durch Vangelis’ elegisch-düsteren Blade-Runner-Soundtrack zu Ruhm gelangt, aber unter anderem auch auf vielen Werken von Jeff Lynnes Electric Light Orchestra sehr prominent zu hören − Confusion!

Und Rolands Jupiter-4, mit einem Klang, der auch heute noch Appetit auf fettes Fleisch mit ganz viel Soße macht. Nicht so tief im Dreck gründelnd wie ein Moog und nicht so breit wie ein Obie, aber selbst die Rauschfahne des legendären Roland-Chorus (dort noch unter »Ensemble« geführt) ist heute noch hörenswert − wer kann das noch von sich sagen. Roland bohrte das Instrument später zum Jupiter-8 (der brauchte dann erst mal keinen Chorus-Effekt mehr) auf und schob noch etwas später den Jupiter-6 nach − beide zählen heute zu den Gipfeln der analogen Klangkunst.

Aus vier SEM-Modulen konstruierte Tom Oberheim den ersten polyfonen<br /> Synthesizer. Die Registrierung der vier einzelnen Stimmen<br /> gestaltete sich ausgesprochen schwierig, bot aber den Vorteil vier<br /> komplett unterschiedlicher Sounds.
Aus vier SEM-Modulen konstruierte Tom Oberheim den ersten polyfonen Synthesizer. Die Registrierung der vier einzelnen Stimmen gestaltete sich ausgesprochen schwierig, bot aber den Vorteil vier komplett unterschiedlicher Sounds.

Selbst Orgelhersteller wurden hellhörig − wer Jean Michel Jarre mag, wird zum Beispiel den Elka Synthex kennen, der heute ob seines sonnenverwöhnten Klangs gesucht wird wie große, weiße Trüffeln. Und damit das gemeine Volk mitnaschen konnte, warf man bei Rolands mit dem Juno-6 ein Budget-Modell auf den Markt, das auch mit einem VCO pro Stimme noch lecker klingt (klar, hier war der Chorus dann auch in aufgebohrter Form wieder am Start) − wie übrigens auch Korgs Polysix, der die Reihe der großen Polysynths der ehemaligen Keio Organ Company vom massiven, aber seltsam drahtigen PS-3300 bis zum wuchtigen Trident nach unten abrundete.

Der Roland Jupiter-6 war einer der ersten Geräte mit MIDI. Einzigartig ist sein polyfoner Unisono-Mode.
Der Roland Jupiter-6 war einer der ersten Geräte mit MIDI. Einzigartig ist sein polyfoner Unisono-Mode.

Yamaha CS-80. Wenn ein Synthesizer die Bezeichnung “Schlachtschiff” verdient hat, dann ist es der CS-80 von Yamaha. Er kostete damals stolze ungefähr 17.500 Mark und ist einer der frühen polyfonen Serien-Synths. Achtfache Polyfonie, eine flexible zweifache Klangerzeugung, Ringmodulator, Aftertouch, Ribbon-Controller und die Möglichkeit, eigene Sounds abzuspeichern, müssen damals so etwas wie Science-Fiction gewesen sein, und das Gerät dominierte den Markt für polyfone High-End-Synthesizer (bis zum Erscheinen von SCI Prophet-5 und Oberheim OB-X) ca. zwei Jahre lang. Elektronisch orientierte Musiker waren begeistert von den Möglichkeiten des Synths, zu den prominentesten Usern gehört z. B. Stevie Wonder, dem besonders der Ribbon-Controller gefiel und der gleich vier CS-80 besaß.

Fünfstimmig, konsequent wie ein Kompaktsynthesizer aufgebaut und: speicherbar! Sequential Circuits
Fünfstimmig, konsequent wie ein Kompaktsynthesizer aufgebaut und: speicherbar! Sequential Circuits
Mr. Fat Pad: Memorymoog. Sehr vielseitig ist er dank seiner Modulation-Sektion.
Mr. Fat Pad: Memorymoog. Sehr vielseitig ist er dank seiner Modulation-Sektion.

 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Der Polymoog wurde zu Recht als Orgelverstanden. Absolut nicht Mis. Numan hatte schlicht nichts besseres. Dafür hat er das prima gelöst.

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