Charmante Italiener

Legendäre Elka-Instrumente

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(Bild: Dieter Stork)

Wenn es die Firma Elka nicht gegeben hätte, würden legendäre Synth-Acts wie Jean-Michel Jarre, Tangerine Dream, Klaus Schulze oder Ultravox vermutlich etwas anders geklungen haben. Elka Instrumente wie das Synthex-Schlachtschiff oder der Rhapsody-Stringsynth, der unter anderem auch von Supertramp verwendet wurde, sind Kult.

Elka wurde 1965 im italienischen Synthesizerund Orgel-Mekka Castelfirdado von Mario und Piero Crucianelli und zwei weiteren Partnern gegründet. La Famiglia ist in Italien natürlich immer sehr wichtig, und so reichen die Wurzeln der Firma bis ins Jahr 1888 zurück, in dem Sante Crucianelli an diesem Ort begann, Akkordeons herzustellen. Der Firmenname ist übrigens ein Akronym für »ELettronica« und »KAstelfidardo«.

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Das erste Elka-Produkt war eine Transistor-Orgel, die auf den hübschen Namen »Capri« hörte, mit der man der Farfisa, deren Compact-Transistor-Orgeln international etabliert waren, Konkurrenz machen wollte. Capri verkaufte sich gut, und eine Reihe weiterer Orgeln folgte, darunter die Panther- sowie die X-Serie. Die Produktpalette wurde in den 70er-Jahren auch um Synthesizer, Stringmachines, Effektpedale, Drumcomputer und Begleitautomaten erweitert. Mario Crucianelli stieg übrigens 1971 aus dem Unternehmen aus und gründete das ebenfalls nicht unbekannte Unternehmen Crumar.

Mit seinen 28 Kilo und Maßen von 109 x 50 x 16 cm macht der Elka Synthex auch den einen oder anderen Orthopäden reich. Der Bedienkomfort ist klasse, jeder Parameter lässt sich sofort erreichen, und man hat Platz ohne Ende: Sogar King Kong könnte hiermit Sounds editieren, ein Paradies für Wurstfinger. Die gut spielbare Tastatur bietet polyfonen Aftertouch, und als Spielhilfe steht ein Joystick (statt der Moog-typischen Räder) zur Verfügung. (Bild: Dieter Stork)

Der Elka Solist 505 ist der erste und kleinste Spross der Elka-Synthesizer-Familie. Der kompakte Analogsynth wurde als Performance-orientiertes Instrument konzipiert, mit dem etwa ein Organist auch ohne große Vorkenntnisse schnell Zugriff auf damals gängige Solo-Sounds hatte. Das Instrument kam 1977 auf den Markt und wurde bis 1980 gebaut. Es bietet eine monofone, analoge Klangerzeugung und ein für damalige Verhältnisse herausragendes Preset-Feature, welches umständliches Umregistrieren der Sounds überflüssig machte. Nichts war peinlicher für einen Keyboarder, als auf der Bühne im Solopart wegen falscher Reglerstellung statt eines strahlenden Lead-Sounds eine verstümmelt vor sich hin modulierende Soundwurst zu erzeugen und sich damit dem höhnischen Blick des Gitarristen (der den Part lieber selbst gestaltet hätte) auszuliefern.

Das Äußere des Gerätes verbreitet mit seinem ArtDeco-Schriftzug, den merkwürdig geformten silbernen Faderkappen und den bonbonfarbenen Preset-Tastern einen leicht Kellerbar-infizierten Retro-Charme. Der monofone Solist ist mit einer einfachen analogen Klangerzeugung ausgestattet. Alternativ zu den Presets lassen sich einige Parameter wie Attack, Decay, Bend, Vibrato-Intensität, Cutoff und Wow (aka Filterresonanz) einstellen. Die lautmalerische Bezeichnung dieses Parameters ist übrigens nicht unberechtigt, handelt es sich beim dem (versteckt unter der Tastatur) verbauten Lowpass-Filter doch um ein echtes 4-Pol-Kaskaden-Filter im patentierten Moog-Design. Es ist allerdings fraglich, ob man Herrn Moog damals − zu einem Zeitpunkt, als das Patent für das legendäre Filter noch nicht abgelaufen war − über diesen Umstand informiert hatte. Ein zweites, nachgeschaltetes und invertiertes Kaskadenfilter kommt bei den Presets zum Einsatz, um Bandpass-Effekte zu erzielen. Weitere Klangeinstellungen lassen sich mit sechs Tastern (Filter-Hüllkurve, Bend) realisieren.

 

Die Presets als »unglaublich echt klingend« (Elka-Werbung) zu bezeichnen erfordert Mut, aber in der Prä-Sample-Ära hatte man anscheinend noch mehr Vorstellungskraft (oder Toleranz) als heute. Wie auch immer, an Bord befinden sich neben Presets wie Sax, Trumpet, Guitar etc. mit Telstar und Cosmos auch noch zwei echte »Weltraumklänge« (Elka-Prospekt).

Der Solist bietet einen schnörkellosen und sehr warmen Sound, ohne jedoch besonders breit oder fett zu sein. Das Klangspektrum ist zudem nicht gerade besonders groß, da die Modulationsmöglichkeiten mit Vibrato und Bend bereits erschöpft sind, allerdings verfügt das Gerät über einen gewinnenden Charme mit 70er-Jahre Cheese-Faktor. Die Klangerzeugung des Synths wurde u. a. auch als Solo-Instrument in die zweimanualige Orgel X 705 integriert, die beispielsweise von Jean-Michel Jarre auf seiner China-Tour gespielt wurde. Elka bot den Solist zusätzlich in einer bizarren Version mit Akkordeon-Tastatur an.

Elka Rhapsody.

Mitte der 70er-Jahre brachte Elka eine Reihe von String-Synthesizern heraus. Darunter war auch der Rhapsody 490, der auch bei Klaus Schulze auf seinem Album Timewind Verwendung fand. Der größere, ca. 800,− Dollar teure Rhapsody 610 gehörte zu den Lieblingsinstrumenten von Ultravox-Keyboarder Billy Currie; er setzte es auf den ersten drei Alben und auch auf Vienna von 1980 ein. Auch bei John Foxx (Metamatic) und Supertramp (Even In The Quietest Moments, Breakfast In America und Paris) ist die legendäre Stringmachine von Elka zu hören. Zu den Rhapsody-Usern zählten außerdem Tangerine-Dream-Keyboarder Christopher Franke (er setzte ihn bis ca. 1980 ein), Peter Baumann und nicht zuletzt Jean-Michel Jarre.

Der analoge Wilgamat III ist eine Retro-Easy-ListeningGeheimwaffe: Er verfügt über einen gut groovenden Drumcomputer und vier Begleitkanäle (Bass, Brass, Akkord-Piano, Arpeggio-Piano). (Bild: Dieter Stork)

Der Elka Synthex spielt in derselben Liga wie ein Sequential Circuits Prophet-5 oder ein Roland Jupiter-8 und gehört nicht nur optisch zu den ganz großen Synth-Schlachtschiffen. Geschaffen wurde er von dem genialen italienischen Ingenieur Mario Maggi (jeder Kochstudiowitz kostet einen Zehner Strafe, der zu 100% in die Redaktions-Partykasse geht). Die Entwicklung des Synthex finanzierte Maggi aus eigener Tasche, und es war nicht immer einfach, die richtigen Bauteile zu beschaffen. Der Synthesizerbesessene arbeitete Tag und Nacht in seinem römischen Kellerstudio, ohne dabei von offiziellen Stellen oder Firmen unterstützt zu werden. Schließlich fand er mit der Firma Elka einen finanzkräftigen Partner, und das Synthex-Projekt gelangte schließlich zur Serienreife.

Das Instrument kam 1982 auf den Markt und kostete um die 7.900,− Mark, was damals für einen polyfonen Synthesizer mit entsprechenden Leistungsmerkmalen durchaus angemessen war. Die meisten Keyboarder hätten damals aber eher einen Synth von Bauknecht gekauft als von Elka, und so blieb dem großartigen Instrument, das zudem mit einem internen Sequenzer ausgestattet ist, der große Erfolg verwehrt. Dabei startete Elka sogar zahlreiche Werbekampagnen mit prominenten Synth-Wizards wie Jean-Michel Jarre und stattete Keyboardlegenden wie Keith Emerson mit dem Synthex aus. Jarre generierte seinen berühmten »Laserharp-Sound« mit dem Elka Synthex, der live von seinem Laserharp-Controller angesteuert wurde. Der Synthex wurde sein Lieblings-Synth und ist auf vielen seiner Alben (z. B. Rendevouz) zu hören. Neben Stevie Wonder, Trans-X (Living On Video) und Rick Wakeman waren auch Geoff Downes (Buggles, Yes, Asia) und John Wetton (UK, Asia) bekennende Synthex-Fans.

Der Stringsynth Rhypsody 610 bietet vier Sounds, deren Lautstärke und Ausklingzeit individuell auf zwei Keyboard-Splitzonen eingestellt werden kann: »Violoncello«, »Strings«, »Piano« und »Clavichord«. (Bild: Dieter Stork)

Jede der acht Stimmen des Synthex basiert auf zwei digital kontrollierten Oszillatoren mit Oszillator-Sync, Pulsweiten- und Ringmodulation. Es handelt sich dabei um spezielle Eigenentwicklungen von Mario Maggi, die deutlich massiver klingen als andere DCOs. Die acht Stimmen des Synthex lassen sich auch auf zwei unterschiedliche Klänge (im Split- oder Dual-Modus) verteilen, wobei dann jeder Sound nur noch vierfach polyfon ist. Beim Filter kommen die bewährten Curtis-Chips 3320 zum Einsatz, die u. a. auch im SCI Prophet verbaut sind. In diesem Fall wurden aber alle Features des Chips ausgereizt, sodass neben dem 24-dB-Tiefpass- auch ein Bandpass- und ein Hochpass-Filter gewählt werden kann.

Die Klangerzeugung des Synthex verfügt außerdem über zwei schnelle ADSR-Hüllkurven, zwei (relativ langsame) LFOs und einen hervorragend klingenden Chorus mit drei Einstellungen, der den Sound wunderbar andickt.

“Die meisten Keyboarder hätten damals eher einen Synth von Bauknecht gekauft als von Elka…”

Klanglich gehört der Synthex in die absolute Oberklasse, seidenweiche Synth-Strings, warme Pads und massive, breite sowie äußerst lebendige Analog-Leads und -Bässe gehören seinen Stärken. Darüber hinaus ist er aber auch in der Lage, geräuschhafte und aggressive Sounds zu erzeugen.

»Für jeden Tastenspieler, der sich echt klingende Solo-Stimmen wünscht, ist er als drittes Manual unentbehrlich«, hieß es euphemistisch Ende der 70er-Jahre im Elka-Solist-Prospekt.
Der Drummer One ist mit 16 klassischen Drumpatterns dieser Ära bestückt − die Palette reicht von »Rock« über Tango, Shake und Cha Cha Cha bis zu Samba und Bossa Nova. Zudem verfügt er über ein interessantes und ausgesprochen aufgeräumtes Inneres.

Bumm-Tschak. Auch im Drumcomputer-Sektor hat Elka interessante Produkte vorzuweisen. Da gibt es z. B. den Drummer One, der schon 1972 angeboten wurde und baugleich auch von Echolette erhältlich war. Das Gerät besitzt eine analoge Klangerzeugung mit neun Sounds, deren Laustärke individuell einstellbar ist. Es wurde auf frühen Kraftwerk-Aufnahmen in vermutlich modifizierter Form eingesetzt. Auch Krautrock-Elektronik-Pionier Hans-Jörg Roedelius (Cluster / Harmonia) verwendete die Maschine gerne (u. a. Selbstportrait Vol.2, Sky Records) und verfremdete sie mit Bandecho und diversen Effekten.

Kultig ist auch die Wilgamat-Serie von Elka. Der analoge Begleitautomat, der auch in Elka-Orgelmodellen Verwendung fand, kam 1977 heraus und existiert in den drei Varianten Wilgamat I, II und III. Der berühmteste User des Gerätes ist wohl ebenfalls Elka-Fan Jean-Michel Jarre; er benutzte die in seiner X-104- Orgel integrierte Version.

In den 80er-Jahren versuchte Elka, sich gegen die übermächtige fernöstliche Konkurrenz wie den Yamaha DX7 zu behaupten und brachte in diesem Zug zwei sehr interessante Synthesizer auf den Markt: Der EM-22 von 1986 besitzt eine sechsstimmige analoge Klangerzeugung, die auf Curtis-Chips basiert (CEM 3396), der EK-44 ist dagegen ein volldigitaler Synth mit einer FM-Klangerzeugung, bei der ganze acht Operatoren (2 x 4) zum Einsatz kommen. Obwohl beide Geräte gute Klangeigenschaften mitbrachten, musste Elka letztlich 1989 aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben. Es folgte die Übernahme des Betriebs durch das Unternehmen GEM.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. History!
    55 Jahre Alleinunterhalter Dieter Scheiblich.
    Mit der Firma ELKA war ich jahrzehntelang verbunden.
    Mit dem DRUMMER ONE und einem Akkordeon war der Start in die “Entertainer Karriere”.
    Es folgten die Knopf-Bass Modelle:
    ELKA Concorde 602
    ELKA Concorde 902 (die Beste!)
    ELKA Concorde 811
    ELKA C 1000 (Spezialumbau)
    ELKA MB 120 (Midi-Knopfbass) für folgende Keyboards:
    Roland E 20 Solton MS 50 Keytron SD5,Audia 5, Jamaha Tyros 5.
    Ende der 1980-er ELKA Firmenende. Deutschlandvertretung Lothar Jeske.
    Ein halbes Jahr Hundert mit ELKA. Dankeschön liebes ELKA-Team!!!

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    1. Hallo,
      wir haben Zuhause von meinem Vater noch ein ELKA EH 105.
      Wie kann ich das Instrument einordnen? Da es nicht mehr benötigt wird und auch kaum gespielt wurde, wollte ich fragen ob ein Verkauf sinnvoll ist?

      Freundliche Grüße
      Irene Hinz-Joas

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    2. Moin Herr Scheiblich,
      aus dem Nachlass meines Schwiegervaters (war ebenfalls über Jahrzehnte als Allein-Unterhalte sowie im Trio und mit zusätzlichen Musikern unterwegs) hätte ich eine funktionstüchtige ELKA Concorde 811 günstig abzugeben.
      Falls Interesse besteht oder Sie mir jemanden empfehlen können, an den ich mich wenden könnte, freue ich mich über eine Nachricht.
      Beste Grüße aus Schleswig-Holstein
      Richard Bergmann

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  2. Guten Tag Herr Scheiblich,
    haben Sie Erfahrungen mit ELKA Geräten?
    Ich suche Unterstützung zu einem EH 150 von meinen verstorbenen Schwiegervater.
    Herzliche Grüße, Anne Bier

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    1. Haben sie die elka 105 noch?
      Mit Kopfhörer?

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      1. Hallo Tschakbumn, wir hätten ein solches Gerät,allerdings ohne Stromkabel und ohne Kopfhörer. Zu finden ist unsere Anzeige dazu auf ebay Kleinanzeigen

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  3. Das Elka Rhapsody ist bei Supertramp vor allem in einem Song sehr prominent zu hören: “Fool’s Overture”, im Instrumentalteil in der Mitte. Das wurde leider oben nicht erwähnt

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    1. Danke für den Hinweis!

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  4. Hallo Zusammen – Ich habe eine ELKA C1000 Heimorgel, Jahrgang 1990. Ich suche dazu 3,5 Zoll Disketten sowie die Information, welches Format die ELKA abspielen kann und wo ich Musikstücke in diesem Format finden kann. Vielen Dank für eine Nachricht.

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  5. Habe eine Elka C 1000 – Hallo und guten Abend.zusammen

    Wir haben eine ELKA C 1000. – Leider ist der interne Speicher der Orgel nur gerade mal für ein oder zwei Musikstücke ausreichend. Hat jemand möglicherweise Zugang zur Speichererweiterungs-Platine ME für die ELKA C 1000? Kennen Sie jemanden (Musikgeschäft?) der die liefert und eine Speichererweiterung vornehmen kann?
    Gerne bedanke ich mich für Ihre Hilfe und Mitarbeit im Voraus.

    Mit freundlichen Grüssen
    Gaby Kälin

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