George Duke, der soulige Multi-Stylist
Im August 2013 trauerten wir um einen großen Musiker und Magier an den Tasten, den Keyboarder George Duke. Postum ist noch im selben Jahr das Album Dream Weaver erschienen.
George Duke zur Entstehung des Fusion
Das Fillmore West in San Francisco und das Filmore East in New York waren Ende der 60er, Anfang der 70er die angesagten Liveclubs in den USA. George Duke erzählte: „Im Fillmore West sah ich Miles Davis, Country Joe And The Fish und Santana alle in der gleichen Show, die sich stilistisch komplett unterschieden. Als ich da spielte, traf ich Backstage z. B. die Leute der Steve Miller Blues Band, und Steve sagte: ‚Ich mag, was du spielst. Willst du nicht auf meiner Scheibe mitspielen? Wir haben heute Nacht nach dem Gig eine Session‘, und ich ging einfach hin und spielte. So startete die ganze Fusion Bewegung, weil die Musiker aus unterschiedlichen musikalischen Traditionen die Chance hatten, alle möglichen Arten von Musik zu spielen.“
Es ist wohl ein Gesetz, dass jeder große Künstler seine Initiation wiederum durch einen ganz Großen erhält. Für George Duke war es der andere „Duke“, Duke Ellington: Die kulturbeflissene Mutter schleppte den Jungen, weniger als 5 Jahre alt, auf eines seiner Konzerte. George verstand sicher nicht alle Anspielungen und Witzchen, die der Bandleader und geborene Entertainer Ellington mit dem Publikum abzog, aber er verstand erstmals den Jazz.
Mit 7 Jahren erhielt er schließlich auch das sehnlichst gewünschte Klavier – wenn auch nur unter der Auflage regelmäßigen Übens! Pianistisches Vorbild in diesen Jahren ist zunächst Ray Charles: Seine Titel, sein fast Kirchen-stilistisches Klavierspiel, sind die Blaupause für das Tastenspiel jener Zeit. Die Erfahrung von Miles Davis’ Kind of Blue (und damit von Bill Evans am Klavier, der für diese Aufnahmen noch einmal zu Davis zurückgekehrt war), schlug dann in seinen Teenies ein, wie es zuvor Ellington in seiner Kindheit getan hatte. Bis zu einer Zusammenarbeit mit Davis sollte es aber noch Jahrzehnte dauern (Backyard Ritual, 1986).
Die Sixties
Mitte der 60er, mit dem Kompositionsdiplom der San Francisco State University in der Tasche, wurde er schnell zu einer der führenden Gestalten des Fusion-Jazz, spielte zusammen mit dem Violinisten Jean-Luc Ponty und auch in Cannonball Adderleys Band wo er Joe Zawinul ablöste. Mit solcherlei Kontakten versehen wurde George Duke auch mit Zappa bekannt, mit welchem er in den 70ern als Stammpianist viele Alben bestritt. In Kooperation mit Frank Zappa macht er die wohl radikalsten Experimente, weit weg von Studienweisheiten und heilen Klangvorstellungen. Auch der Weg zum Synthesizer wird George Duke letztlich durch Frank Zappa geebnet.
George Duke erzielte seine größten Erfolge mit extrem funkigen und hitfähigen Nummern wie Reach For It oder Dukey Stick – Titel, die beim Label EPIC die Kassen klingeln ließen und die ihm dort auch die Credibility (bzw. den monetären Kredit!) für sein vielleicht ambitioniertestes Musikprojekt einbrachten, nämlich den Brasilien-Trip Ende der 70er.
George Dukes gesamte Band macht sich auf nach Rio, kann vor Ort produzieren, trifft dort auf die nativen Stars (u. a. die Vokalisten Milton Nascimento und Flora Purim sowie deren Mann, den einmaligen Perkussionisten Airto Moreira). Als Hybrid zwischen Brasil- und Soul-Sound besticht A Brazilian Love Affair bis heute mit seiner Authentizität. Und bleibt extrem konsumerabel: In Europa schafften es die Titel 1979 sogar auf die Tanzflächen der angesagten Hauptstadt-Clubs.
Der Sound der Achtziger
Die 80er-Post-Disco-Ära ist geprägt vom glattgeschliffenen, oft unterkühlten Pop – eine tote Zeit für afroamerikanische Musik. Der Spirit der Musik verfällt den Formatansprüchen der Radiosender. George Duke bewahrt sich aber einen musikalischen Freiraum: In seiner Kollaboration mit dem Bassisten Stanley Clarke versucht er, aus dem auszubrechen, was von Fusion-Artists zu dieser Zeit erwartet wurde. Zwischen den Stühlen von R’n’B, Jazz und Pop sitzt ihr Sweet Baby von 1981.
George Duke verlegt sich zunehmend aufs Produzieren – und hilft damit dem Soul und den Soul-Stars, von denen einige in den 80ern in die Klemme zu kommen drohten. Smokey Robinson, Dionne Warwick und Natalie Cole wurden von Duke bedient: Let’s Hear it for the Boy für den Film Footlose bescherte Deniece Williams einen Mega-Hit. Dass Duke diesen treffgenau produzierten Titel rückblickend am wenigstens mag, ist vielleicht kein Wunder, denn so geht es vielen Künstlern mit ihren großen Hits. Tatsächlich konnte Duke – trotz vieler Nominierungen – niemals einen Grammy als eigenständiger Künstler einsammeln, er hielt die Preise für Titel, die er für andere geschrieben oder produziert hatte.
Da war es vielleicht nur konsequent, dass er in den 90ern mehr produziert als selber geschrieben hat, dass er weniger on the road war, oder wenn, dann im Hintergrund als Musical-Director und Conceptor (wie z. B. mit Phil Collins 1999 für dessen Album A Hot Night in Paris).
Apropos Sampling: Bereits 2001 huldigten Daft Punk dem großen George Duke: Das Gitarrenriff eines seiner Hits aus den 70ern, I Love You More, stellt im Prinzip die gesamte Basis für ihren Hit Digital Love vom Discovery Album bereit. Alle, die Original oder „Fälschung“ nicht kennen und nun Pepsi mit Cola vergleichen wollen, sollten einen Blick in die YouTube-Zauberkiste riskieren.
Soul Treasures
Wer authentische Riffs von George Duke sucht, sollte sich unbedingt Native Instruments „Soul Treasures“ zulegen. Das Kontakt-5-Instrument enthält nicht nur zahlreiche Vamps mit den originalen Vintage Keyboards aus George Dukes Studio – das ganze Material lässt sich dank Sample-Slicing und zahlreichen integrierten Effekten auch kreativ zu neuen Motiven und Sounds verbiegen. Hier geht’s zum Test!
George Duke bemerkte zum Samplen seiner Keyboard Licks und -Riffs: „Ich mag das, was zum Beispiel Ice Cube macht. Ich habe kein Problem mit dem Gebrauch meiner Tracks, die sind weiterhin funky und cool. Ich habe sie herausgebracht und bin fertig damit, ich habe das abgeschlossen. Es ist interessant, was andere mit dem Material gemacht haben, ich hätte nie gedacht, dass das dabei herauskommen könnte.“
Keyboarder profitieren von dieser offenen Einstellung, denn George Duke nahm für Native Instruments soulige und funkige Loops auf zum Hören, Lernen, Frei-Verwenden! Vier davon findest du in den Notenbeispielen und als Audiobeispiel. Neben dem stilkonformen Einsatz liegt ein weiterer Reiz darin, diese Schätze auch in andere musikalische Zusammenhänge wie House oder HipHop einzubetten. Die Vamps, Loops, Riffs und Licks wurden auf Rhodes, Wurlitzer, Clavinet und Flügel eingespielt – und zwar auf den Original-Instrumenten mit den Original-Effekten.
Authentischer geht es nicht! Dieser hochkarätige und authentische musikalische Inhalt lässt sich in eigene Songs einbauen und dort anpassen. Zum Abspielen der Soul Treasures benötigst du den Kontakt Player von Native Instruments (aktuelle Version 5), den es in einer kostenlosen Version gibt. Die in den Kontakt Player eingeladenen Loops können sowohl standalone wie auch als VST-Plugin in einer DAW genutzt werden.
Wer nun aktiv ins Geschehen eingreifen möchte, kann unser George Duke E-Special mit den 20 besten Keyboard-Riffs herunterladen!