20 Jahre Analog-Happening

Eindrücke von der Superbooth 22

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superbooth 22

Die Superbooth 22 ist zu Ende und wir wollen euch ein paar Eindrücke von der wohl ungewöhnlichsten Fachmesse der Branche zeigen. Wir konzentrieren uns hier mehr auf den Event als solches, denn viele der Produktneuheiten wurden ja schon in Einzelmeldungen bekannt gemacht.

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Runde 20 Jahre gibt es die von Andreas Schneider ins Leben gerufene Superbooth bereits. Es begann 2002 mit einem Gemeinschaftsstand auf der Frankfurter Musikmesse mit Firmen, die Schneider im Vertrieb hatte bzw. mit denen er gut befreundet war. Das war aus der Not geboren, da die Kosten in Frankfurt für kleine Hersteller kaum zu stemmen waren. Außerdem stand der Gedanke der Kollaboration dahinter. Im Analogsektor fokussieren sich auch heute noch viele Firmen auf ein paar wenige Produkte, die sich jedoch mit Geräten anderer Firmen sinnvoll kombinieren lassen. Warum das also nicht auch gemeinsam auf einer Messe demonstrieren?

Der Superbooth-Stand wuchs stetig, ebenso wie die Preise auf der Musikmesse. Die logische Konsequenz war ab einem gewissen Punkt den Weg einer eigenen Messe zu gehen. Auch andere Firmen kehrten Frankfurt den Rücken. Die Musikmesse Frankfurt gibt es inzwischen nicht mehr und die Superbooth darf man inzwischen wohl als die wichtigste Synthesizer- & Modular-Messe der Welt ansehen.

Mit diesem Demo-Setup tourte Andreas Schneider seinerzeit durch die Szene, es ist quasi der Vorläufer der Superbooth.

Zur Superbooth 22 gab es am Vorabend ein Get-Together mit den Machern, Ausstellern, Künstlern und Wegbegleitern der letzten 20 Jahre. Nach einer Ansprache von Andreas Schneider, die wie von ihm gewohnt leidenschaftlich, ironisch, aber auch kritisch gehalten war, konnten die geladenen Gäste sich auf dem Gelände des FEZ umsehen, bevor es auf den Bühnen Live-Musik gab.

Die Superbooth musste dieses Jahr organisatorisch einige Hürden nehmen. Einerseits waren da die uneinheitlichen Corona-Richtlinien des Berliner Senats und zum anderen war die Turnhalle des FEZ, die letztes Jahr ein zentraler Ausstellungsraum war, als mögliche Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge reserviert.

Die improvisierte Zeltstadt

So gliederte sich das diesjährige Messegelände in vier weitläufige Bereiche: verteilte Räume im FEZ-Gebäude, die Zelte im Wald, die neue Zeltstadt auf einer Wiese und das etwas abgelegene Bungalow-Dorf. Es dürfte die einzige Fachmesse mit Sommer-Camp-Feeling sein. Der positive Nebeneffekt war, dass sich die Besucher gut auf dem Gelände verteilen konnten. In den Zelten und Räumen merkte man dann jedoch, wie viele Musiker und Interessierte tatsächlich auf der Superbooth waren. Der Gemeinschaftsgedanke hat sich gehalten. Speziell in der Zeltstadt waren die unterschiedlichsten Firmen im trauten Miteinander präsent: größere Hersteller und Einzelkämpfer, Modularfreaks und ProAudio-Anbieter, Newbies und alte Hasen.

Ganz große Neuvorstellungen waren dieses Jahr eher wenig auszumachen, trotzdem gab es viel Neues zu sehen. Ein bestimmter Trend, wie es ihn immer wieder mal gibt, zeichnete sich ebenfalls nicht unbedingt ab. Viele Firmen setzen auf Weiterentwicklung, Produktpflege, Absicherung der Produktion, gehen aber auch neue Wege dabei. Das ist angesichts der angespannten Lage bei Bauteilen und Komponenten mehr als verständlich.

Dennoch gab es ein echtes Highlight. Der Star der Show war natürlich der Oberheim OB-X8, vor allem zusammen mit der dahinterstehenden Story um Tom. Der Synthesizer war nach seiner offiziellen Ankündigung auf der Superbooth erstmalig zu sehen, hören und spielen. Man brauchte Geduld, bis man an die Reihe kam. Marcus Ryle, der Sidekick von Tom Oberheim, und Dave Smith waren vor Ort und stets ansprechbar, sofern sie nicht gerade Interviews geben mussten. Übrigens verriet Dave Smith, dass in den nächsten Monaten auch etwas Neues von Sequential kommen wird.

Unter den Augen von Tom
Schlage stehen für den OB-X8

Ein großen Anteil hatte natürlich wieder die Modularfraktion. Die Vielfalt und Kreativität der Szene ist ungebrochen, trotz Bauteilsorgen und Preisanstieg bei Basismaterial. Erfindungsreichtum führt zum Beispiel zur Entwicklung neuer Schaltungen, Zweckentfremdung von Chips und Nutzung neuer Materialien für Gehäuse. Man kann also von einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Branche ausgehen.

Und wir haben noch ein paar Impressionen für euch zusammengestellt.

superbooth 22 diy-workshop error instruments
Es gab wieder gut besuchte DIY-Workshops, in denen unter fachkundiger Anleitung Geräte selbst zusammengebaut werden konnten. Hier mit Paul Tas von Error Instruments.

 

superbooth 22 elektron syntakt
Am Stand von Elektron groovte alles im Syntakt.

Die Software-Version des Knifonium

superbooth 22 knifonium
Der Röhren-basierte Synthesizer Knifonium war nur zum Anschauen da. Lediglich die Software-Version konnte man hören.

 

superbooth 22 live musik
Zwischendurch gab es immer mal wieder Live-Musik. Wie man sieht, kann man ein Rhodes auch zusammen mit einem Modularsystem spielen.

 

superbooth 22 gamechanger audio motor synth MKII
Gamechanger Audio zeigten die MKII-Version ihres Motor Synth, ein Synthesizer, der seine Klänge mit Elektromotoren erzeugt. Ein zusätzlicher Digital-Oszillator und mehr neue Features erweitern sein Spektrum.

 

superbooth 22 ostilh
Die französischen Hersteller Touellskouarn und Eowave haben in Zusammenarbeit mit Yann Tiersen den Synthesizer Ostilh entwickelt (das schwarze Teil oben im Case). Es wird ihn auch in einem eigenen Gehäuse geben.

Der Schmidt-Synthesizer

superbooth 22 schmidt synthesizer
Der Schmidt-Synthesizer ist und bleibt ein beeindruckender Anblick. Die seltene Gelegenheit, das 20.000-Euro-Instrument spielen zu können, wurde gern genutzt.

 

superbooth 22 polyend play
Polyend Play ist das Gegenstück zum Tracker. Die Sample-basierte Groovebox / Drum-Maschine ist für Performer gedacht.

Das neue Rhodes MK8

superbooth 22 rhodes MK8
Das neue Rhodes MK8 konnte in einem Raum, der durch seine schummerige Atmosphäre eine fast meditative Ruhe ausstrahlte, ausgiebig angetestet werden.
Bei Soma Labs konnte man am Stand mit den Geräten experimentieren. Chef-Entwickler Vlad Kreimer präsentierte seinen neuen Synthesizer Terra im Auditorium, gab aber auch "Einzelunterricht".
Im Bungalow-Dorf, das ein paar Minuten Fußweg von den anderen Arealen entfernt lag, versammelten sich hauptsächlich Modular-Anbieter. Auf einer Bühne gab es Perfomances und vor den Hütten wurde entspannt gefachsimpelt.

Die Superbooth 22 war ein rundum gelungener Event und die Vorbereitungen zur Superbooth 23 sind bereits angelaufen. Viellicht habt ihr ja Lust bekommen, nächstes Jahr nach Berlin zu reisen?

 

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