Dieter Doepfer im Interview
Der Vater des längst als „lebende Legende“ gefeierten A-100-Systems bereitete den Boden für den gewaltigen Eurorack-Boom, der seit nunmehr zwei Jahrzehnten unvermindert anhält.
Seit dem Start im Jahre 1995 haben Dieter Doepfer und sein Team das Eurorack-Format als weltweiten Standard etabliert und selbst etwa 125 verschiedene Module zur Serienreife gebracht.
Aktuell bietet Doepfer im Feld seiner zahllosen Mitbewerber noch immer die mit Abstand umfangreichste und vielseitigste Modul-Palette an. Zum Erfolg der Münchner Firma trägt sicher auch der stimmig vollzogene Spagat zwischen traditionellem „Industriegeräte-Charme“ und einer ausgesprochen innovativen Modulkonzeption bei. Neben hochwertigen Brot-und-Butter-Modulen aller Art zaubert Dieter Doepfer auch aus höchst eigenwilligen technischen Konzepten immer wieder klangstarke und dazu vergleichsweise preisgünstige Produkte. Aktuellste Beispiele sind etwa die neuen „Thru Zero Quadrature VCOs“, ein „Ratcheting Controller“ oder ein sechsstufiges Opto-FET-Filter.
Auch der Look kommt nicht zu kurz: Seit Neuestem gibt es bei Doepfer einige Gehäuse und Module im Vintage-Design mit schwarzer Front sowie mit gerätespezifischer Farbgestaltung.
Wir sprachen mit Dieter im Rahmen der diesjährigen Superbooth16 in Berlin über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Euroreck-Systems
Dieter, was geht in dir vor, wenn du die Entwicklung des Eurorack-Marktes verfolgst?
Das macht mich sehr stolz! Ich hätte nie geglaubt, dass das so aufgeht …
Wie gehst du bei der Entwicklung neuer Module vor? Der Markt wird ja immer vielseitiger, da ist die Konkurrenz auch für den Erfinder des Eurorack-Systems sicher groß.
Ich gucke nicht nach links und rechts, was die anderen machen: Ich gehe meinen eigenen Weg. Mir ist wichtig, gute Qualität zu einem guten Preis anzubieten. Viele Ideen kommen von Kunden, aber vieles brüte ich auch im stillen Kämmerlein aus. Manchmal sind das einfach Sachen, die ich selber gerne haben möchte, wie meinen neuen Performance-Mischer. Ich habe nicht eingesehen, warum ich mir einen externen Mixer neben das Rack stellen soll. Oder den neuen highend-VCO: Den müssen wir wieder im Programm haben, hab‘ ich mir gedacht. Den haben wir komplett redesignt. Den Serge Slew-Limiter habe ich dagegen gebaut, weil die den Leute haben wollten. Und unseren Crossfader habe ich eigentlich für GusGus entworfen, eine isländische Band.
Du bietest jetzt einige Module auch in schwarz an. Warum?
Die klingen in schwarz besser (lacht). Nein: Die Leute wollen das … Jetzt zweite, dritte Kunde möchte seine Module in schwarz. Ich muss zugeben, dass ich das etwas unterschätzt habe. Ich dachte, die Features zählen.
Was für Leute interessieren sich für modulare Synthesizer?
Die volle Bandbreite! Vom Freak mit Monsterkoffer im Keller bis zu Hans Zimmer. Manchmal sogar Gruppen, wo man zunächst überhaupt nicht dran denkt, dass die so ein System auf der Bühne haben wollen. Und DJs: Die nutzen Modularsysteme zur Klangbearbeitung. Den typischen Nutzer gibt es nicht.
Ein geflügeltes Wort der Branche war lange, dass Profis 5HU-Systeme bevorzugen, während Eurorack eher etwas für Nerds ist. Stimmt das noch?
Das ist tendenziell richtig, die Profis haben halt den Platz. Aber dafür gibt es im Eurorack inzwischen sehr viele Funktionen, die man anderswo nicht kriegt.
Wie wird es mit dem Eurorack-Markt weiter gehen?
Ich habe schon vor einigen Jahren gedacht, dass jetzt der Höhepunkt erreicht ist. Da gebe ich keine Prognose mehr ab!
Ein Modul fürs Eurorack kaufte ich bereits etwa 1980 als Bausatz bei DD.
Damals noch als Ergänzung zum FORMANT !
Also liegen die Wurzeln des genialen Eurorack-KONZEPTS schon sehr viel früher.
Schön, dass es ihn noch gibt.
Hallo August,
danke für deinen schönen Kommentar!
Die Jahreszahl 1995 bezieht sich obigen Zusammenhang auch nur auf die letztliche offizielle Einführung des A-100-Standards.
LG,
Markus
PS: Deinem letzten Satz ist nichts hinzuzufügen! 🙂