Das Peavey Paradox-Paradoxon
Peavey Paradox gehört zu den Synthesizern, die seinerzeit zwar hoffnungsvoll angekündigt wurden, jedoch nie in Produktion gingen, aber trotzdem immer wieder als Thema in Foren und FB-Gruppen auftauchen. Das Interesse hält wohl auch deshalb an, weil nur wenige echte Informationen greifbar sind.
Peavey Paradox – der letzte Versuch
Das 1965 von Hartley Peavey gegründete Unternehmen zählt zu den führenden Herstellern von Gitarren, Bässen, Verstärkern und PA-Equipment. Aber von 1989 bis (vermutlich) 1998 versuchte man auch im Synthesizerbereich Fuß zu fassen. Erst kamen die sehr ambitionierten und mit austauschbarer Firmware ausgestatteten Rack-Geräte und Keyboards der DPM-Serie, denen jedoch kein Erfolg beschieden war. Vielleicht. weil das Factory-Demo so klang?
Auch die nachfolgende Sample-basierte Spectrum-Serie mit Spezialisten für Orgel, Bass und Synthesizer fanden nur wenig Anklang. Das Konzept der 19″-Rack-Geräte, die nur via MIDI (z.B. mit dem Fader-Controller Peavey PC-1600) editiert werden konnten, fand nur wenige Freunde.
Nach der Einstellung der Spectrum-Serie versuchte es Peavey ein letztes Mal. Paradox hatte zwar wieder das Konzept der Aufteilung in ein 1HE 19″-Gerät mit der Klangerzeugung und einer Controller-Einheit, aber es gab deutliche Unterschiede. Der monophone Synthesizer war analog aufgebaut und der Controller genau auf die Funktionen zugeschnitten.
Paradox besaß zwei VCOs mit Hardsync, einen Suboszillator, Noise, ein Multimodefilter (24 dB LP, 12 dB LP, HP, BP), zwei LFOs, zwei Hüllkurven für VCF und VCA sowie eine Aux-Hüllkurve. Bis hierhin nichts Aufregendes, aber die Ausstattung konnte aber auch ein paar Besonderheiten aufweisen. Am Controller befanden sich ein Ribbon-Strip und eine (Theremin)-Antenne, die zur Steuerung diverser Parameter über vier Mod-Routings zugewiesen werden konnten. Weiterhin gab es einen Arpeggiator, der ebenso wie die LFOs und die Sample & Hold-Einheit zur MIDI-Clock synchronisiert werden konnten, einen Audioeingang und 120 RAM-Speicherplätze plus 120 ROM-Presets.
Anscheinend wurden nur drei oder vier Prototypen in Handarbeit hergestellt, die 1998 auf der NAMM und auch auf der Frankfurter Musikmesse vorgestellt wurden. Dort habe ich selbst ein Modell gesehen, allerdings ohne zu wissen, dass es sich um eine absolute Rarität handelte, die nie in den Handel kommen würde.
Leider gibt es nur wenige Audiobeispiele im Netz. Auf der Seite rolamtech finden sich neben den Basisinformationen ein paar kurze Demos einzelner Sounds. Das einzige Video, das auf Youtube zu finden ist, ist ziemlich alt. Es stammt noch aus der Zeit, als man es für aussagekräftig hielt, den Ton über das Kameramikrofon aufzunehmen. Immerhin sieht man hier gut die Dimensionen des Controllers.
Wäre der Peavey Paradox ein Erfolg geworden oder hat man die Produktion zurecht gestoppt? Es finden sich leider keine gesicherten Informationen zu den Hintergründen. So bleibt Paradox einer der seltensten Synthesizer eines großen Herstellers.