Ein Gegenentwurf zu Hammond

Compton Organs – das andere Tone Wheel-Konzept

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Compton Organs Tone Wheels Look Mum No Computer
Sam Battle mit der Klangerzeugungseinheit einer Compton-Orgel (Bild: Screenshot: Look Mom No Computer)

Bei der Erwähnung einer Hammond-Orgel, ist alles klar. Anders sieht es bei Compton Organs aus, diese britische Marke ist kaum bekannt, da die Firma von Orgelbauer John Compton im Grunde nur den heimischen Markt bediente. Dabei haben Hammond und Compton eine entscheidende Parallele: sie verwendeten Tone Wheels für ihre Klangerzeugung, wenn auch mit recht unterschiedlichen Ansätzen.

Compton Organs – UK only

John Haywood Compton (1876–1957) begann mit dem Bau sakraler Pfeifenorgeln, hatte aber bald Ideen für elektrische betriebene Instrumente, die eine Alternative zu den aufwendigen herkömmlichen Orgeln dienen sollten. So erweiterte er das Betätigungsfeld auf Orgeln für Theater und Kinos aus. Insgesamt wurde 261 Orgeln in entsprechenden Einrichtungen installiert, von denen auch heute noch funktionsbereit sind.

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Das erste elektronische Instrument hieß Melotone, ein monophones Instrument, das zur Ergänzung von Theaterorgeln gedacht war. Das Nachfolgeinstrument trug den wenig phantasievollen Namen Theatrone. Es gibt einen Image-Film aus dieser Zeit mit einem Rundgang im Werk, natürlich mit stilechter Orgelmusik untermalt.

1938 bauten John Compton und Leslie Bourn das erste “electronstatic tonewheel instrument”. Die Comton Company arbeitete stets mit innovativer Entwicklern zusammen, u.a. mit Albert Henry Midgley, der allein über 900 eingetragene Erfindungen für sich verbuchen konnte. Auch viele Patente, die die Compton Company innehatte, weisen Midgley als den betreffenden Erfinder aus.

Das Tone Wheel-Konzept von Compton

Das Konzept von Hammond wird als elektromechanisch bezeichnet, weil sich hierbei speziell geformte “Zahnräder” sich vor einer Art Pick-up drehen. Die Tone Wheels von Compton hingegen nutzen ein elektrostatisches Konzept. Sie bestehen aus einer fest montierten Platte und einem rotierenden Abnehmer, die in einer Kapsel zusammengefasst sind.

Auf der Platte sind eine Reihe von wellenförmige Linien eingearbeitet, die den Formen der Hammond-Wheels ähneln. Die Linien haben von innen nach außen jeweils einen Oktavabstand zueinander, besitzen also jeweils doppelt so viel Wellen, als der nächst kleinere (tiefer gestimmte) Kreis. Es gibt auch Fotos von Compton Tone Wheels mit anderen Wellenformen, die dann offenbar andere Sounds erzeugten.

Die rotierende, elektrostatische Abnehmerscheibe hat geometrische, erhabene Formen, die auf die unterschiedlichen Oktaven der Platte abgestimmt sind. Eine ganze Batterie von diesen Wheel-Kapseln, die untereinander über Gummiriemen verbunden wurden, bildeten die meist separat vom Tastaturkonsole untergebrachte Klangerzeugung einer Compton-Orgel.

Compton Organs Tone Wheel inside
Das Innere eines Compton Tone Wheels (Bild: Screenshot: Look Mom No Computer)

Der Musiker und Youtuber Sam Battle, besser bekannt als Look Mom No Computer, hat die Klangerzeugungseinheit von einer Orgel erhalten, die früher in einer Kirche installiert war. Der Tastaturkonsole wurde offenbar vor langer Zeit entsorgt, während die geräumige Klangerzeugung lange Zeit in einem Keller gelagert blieb.

Hier gibt es nicht nur einen Blick auf die gesamte Klangerzeugungseinheit, sondern auch ein Blick in ein geöffnetes Tone Wheel, wobei einem das Funktionsprinzip besser klar wird, als bei der theoretischen Beschreibung.

Die mit 400 Volt (!) operierende Klangerzeugung wird tatsächlich zum Laufen gebracht. Allerdings sind mehr als ein paar Testtöne nicht möglich, da eine adäquate Ansteuerung ohne Tastaturkonsole nicht möglich ist. Aber der Einblick in die Technik ist zweifellos beeindruckend und etwas, was man nicht alle Tage zu sehen bekommt.

Auf der Webseite Compton Organs von Chris Lawton gibt es einen umfassenden Überblick über viele noch existierende Orgeln aus Kirchen, Theatern und Museen sowie ein paar Heiminstrumente mit Fotos und teils auch Videos, in denen diese angespielt werden.

Als kleines Schmankerl zum Anschluss haben wir noch ein Video der Compton-Orgel herausgesucht, die in der berühmten Londoner Konzerthalle Hammersmith Apollo versenkbar in der Bühne installiert ist.

 

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