Black Magic Man

Bobby Sparks II – R’n’B-Pianist aus Leidenschaft

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(Bild: Dirk Heilmann)

Bobby Sparks the second, um es mal auszuschreiben, ist sein offizieller und kompletter Name − geboren 1972 in eine Musikerfamilie, zunächst von der Mutter unterrichtet, vom Vater mit Jazz konfrontiert, die Hammond der Gospelband schon im zarten Alter von 10 geschlagen. Bis heute ist er ein Verfechter von analogen Instrumenten. Uns sagte er, warum, und verriet auch, was man tun muss, um diese auch on the road einsetzen zu können.

Bobby Sparks begegnet mir wie die Sanftmut höchstpersönlich. Er hat etwas Andächtiges, Beruhigendes an sich und strahlt dennoch eine nicht von der Hand zuweisende Autorität aus. Ein wenig erinnert er an B.A. vom A-Team, nicht nur weil er ähnlich breit ist, sondern er wirkt mächtig, er weiß was er will und gehört definitiv zu den Guten. Sturmgewehre und Goldkettchen sucht man an ihm allerdings vergebens − nicht so eine Armada an Keyboards.

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Bereits im zarten Alter von drei Jahren trat er zum ersten Mal an die Hammond, und noch als Junge spielte er die Orgel der örtlichen Kirche. Bis heute hat er bei über 100 Plattenaufnahmen mitgewirkt (darunter Hochkaräter wie Kirk Franklin, Tower of Power, Ray Charls, Fred Hammond oder Dianne Reeves), und erst dieses Jahr hat er sein erstes Solo- und Doppelalbum Schizophrenia herausgebracht, auf dem er sich als extrem vielschichtigen Musiker beweist, der nicht nur auf seine Instrumente achtet, sondern stehts das Gesamtwerk vor Augen hat.

Auch Bobby kommt natürlich nicht ganz um digitale Instrumente herum, aber wann immer es geht, greift er zu den meist analogen alten Schätzen − auch und gerade auf Tour. Welches hier seine persönlichen Vorlieben sind und wie er eine Tour mit ihnen bewerkstelligt, hat er uns im persönlichen Gespräch mit tiefer, rauchiger Stimme erzählt.

Bobby, du machst schon dein Leben lang Musik. Aber wann war für dich der Punkt, wo du für dich erkanntest, dass du das auch dein Leben lang und professionell machen möchtest?

Uh man, ich habe die Entscheidung wahrscheinlich getroffen, als ich zehn, elf Jahre alt war. Ich würde sagen, die Musik hat sich damals schon für mich entschieden, und ich mich auch für sie.

Was hast du damals hauptsächlich gespielt?

Ich habe damals schon in der Kirche georgelt. Während der Highschool habe ich dann natürlich auch in Bands gespielt. Es war mir damals schon wichtig, mit R’n’B und Jazz zu experimentieren und das auch weiterzubringen.

Hammond, Clavinet, Minimoog,einige Tretmienen...
... und das Rhodes (im Zebra-Look) sind Bobbys wichtigste Instrumente.

Gospel ist sicher ein großer Einfluss für dich?

Ja, Gospel hat mich definitiv geprägt. Meine Mutter ist Jazz-Sängerin, aber sie hat auch damals schon in der Kirche georgelt, Klavier gespielt und war Chorleiterin. Sie hat mir James Cleveland oder Andraé Crouch und noch viele andere gezeigt.

Ein anderer wesentlicher Einfluss aber war ein Bekannter namens Paul Lewis, der mich damals mit sechs, sieben Jahren mit in die Kirche zum Gospel nahm und mich letztendlich zum modernen Gospel brachte. Walter Hopkins, Andraé Crouch und eigentlich alle, die damals in den 80ern aktiv waren, kann man da nennen.

Mein Vater war auch Jazz-Musiker und großer Blues-Fan, von ihm habe ich Einflüsse von Miles Davis, Count Basie Orchestra, Duke Ellington, Jimmy Smith und natürlich Dizzy Gillespie − sein Lieblingsmusiker Er spielte Trompete und hatte auch so ein Modell wie Dizzy, bei der der Trichter etwas absteht.

Wenn man schon so lange Klavier, Orgel etc. spielt, gibt es da für dich überhaupt noch etwas zu lernen?

Oh definitiv, ich höre niemals auf zu lernen! Ich bin ein Schüler, und das werde ich immer sein. Ich höre noch immer regelmäßig Musik von den großen Pianisten, die mich damals schon geprägt haben. Ich studiere sie noch immer, höre noch immer die alten Aufnahmen und höre immer wieder Sachen, die mir vorher nicht aufgefallen sind. Genauso achte ich übrigens auch auf Bassisten und Drummer. Im Groben sind es die ganzen black musicians jener Zeit.

Als ich neun oder zehn war, habe ich dann Prince entdeckt, das hat mich dann echt fertig gemacht − er wurde mein Hero. Alle anderen in meiner Klasse hörten damals Michael Jackson, nur ich war der einzige, der die Prince-Fahne hochhielt.

Was hältst du denn vom aktuellen R’n’B? Gibt es da etwas, dass dich reizt und dass du für deine Musik benutzen kannst?

Hmm … nicht wirklich. Ich komme ja aus den high days des R’n’B, der ja damals rein von Menschen gespielt wurde. Heute ist es meist ein Typ vor der DAW, der etwas produziert, das ist für mich weniger reizvoll. Nicht, dass es da ein grundsätzliches Richtig oder Falsch gibt, aber für mich ist der R’n’B der 70er und 80er interessant. Wenn Musik von Menschen gespielt ist, dann ist das doch der Faktor, der die Musik im Wesentlichen ausmacht.

Du stehst häufig mit einem Steinway-Flügel auf der Bühne − reist du damit rum? Ist das logistisch nicht eine enorme Herausforderung?

Oh, nein − mit dem Flügel selbst reise ich nicht herum. Ich frage in der Regel danach, und manchmal bekomme ich einen, und sonst eben nicht.

Angeblich ist ja Herbie [Hancock; Anm.d.Red.] mit seinem eigenen 3-Meter-Flügel rumgereist, aber ich leider nicht. (lacht) Aber es geht nichts, wirklich nichts (!) über ein echtes Klavier. Auch Fender Rhodes oder Hammond sind unersetzbar und analoge Synthesizer wie der Minimoog oder das Mellotron. Diese Instrumente haben ein eigenes Leben, eine eigene Seele, eine eigene Stimme, dadurch spielt man sie auch anders.

Am Beispiel vom Minimoog D, nutzt du da auch das Reissue-Model?

Den Minimoog habe ich insgesamt sieben Mal, und das sind allesamt alte, und alle funktionieren auch. Ich habe da einen Techniker gefunden, Ken Rich, bei dem ich nun seit 20 Jahren Kunde bin und der alle meine Synthesizer in Stand hält. Sobald ein Minimoog kaputt ist, schicke ich ihn zu ihm. Solange nutze ich meine anderen.

Vom Minimoog hat Bobby insgesamt sieben (Bild: Teresa Rafidi)

Wie sieht das mit deiner Hammond aus? Was machst du, damit sie eine ganze Tour durchhält?

Ich habe eine Hammond, die auch Ken Rich umgebaut hat, damit sie die damalige Kirk-Franklin-Tour 2002 übersteht. Die Orgel ging inzwischen schon sicher fünf, sechs Mal um die Welt. Während der ganzen Zeit ist eigentlich nur einmal, nach Jahren, der Preamp ausgefallen. Prinzipiell mache ich das so, dass ich vor einer Tour meine Orgel und das Leslie immer von Ken gründlich durchchecken lasse, damit ich sicher sein kann, dass alles tight ist. Und nach einer Tour kommt sie dort wieder hin, um die Blessuren zu beseitigen. Erst dann bekomme ich sie wieder zurück.

Welches Rhodes verwendest du? Das noch relativ junge von 2007?

Mein Rhodes ist von 1978, aber das Beste ist doch eigentlich das Fender-Rhodes aus den Jahren von 1969 bis etwa 1972/73, das ist einfach eine andere Qualität. Wenn man eins bekommen kann, sollte man da zugreifen – das ist der Holy Grail. Alles andere ist ein bisschen … na, ja … es ist immer noch ein Rhodes und auf keinen Fall schlecht. Meines ist von ‚78 klingt auch gut, ist aber eben nicht der Holy Grail.

Hattest du schon einmal das Reissue von 2007 gespielt?

Ja, habe ich. Das war auch wirklich gut, ich weiß gar nicht, warum sie das nicht weiter bauen. Das Problem ist ja, dass es nur wenige Leute gibt, die wirklich wissen, wie man ein altes Rhodes in Schuss hält. Von daher sind die neuen wirklich gut, und sie klingen auch sehr, sehr gut, wenn sie auch nicht ganz den Charme haben wie die alten Instrumente.

Wie sieht es mit dem Model D von Behringer aus? Hast du ihn mal gespielt?

Well, you know what? Um ehrlich zu sein, ich habe ihn. Er klingt gut, ist kleiner, und der Preis ist natürlich unschlagbar. Aber eigentlich liebe ich den neuen Minimoog D, und ich kann es wirklich nicht verstehen, dass Moog ihn schon wieder eingestellt hat – eigentlich waren das ja die besten Geräte von Moog. Mit dem Voyager z.B. kam ich gar nicht zurecht; das ist natürlich auch kein schlechtes Gerät, aber nicht mein Fall. Mit dem neuen Moog D hat man sogar noch einen dritten Oszillator, das ist wirklich gut. Und nicht zu vergessen: Er ist natürlich super stabil.

Ziemlich viel Zeug, mit dem du da unterwegs bist! Gibt es da manchmal Problemchen on the road?

Das funktioniert schon sehr gut. Ich habe einen Tech, der genau weiß, wo was auf der Bühne stehen muss, und der kann auch kleinere Reparaturen durchführen. Außerdem ist alles gut in Cases verpackt.

(Bild: Teresa Rafidi)

Was sind denn wohl deine wichtigsten Instrumente in deinem Setup?

Uh, man … Die Hammond, definitiv die Hammond B3, das Rhodes und vielleicht das Clavinet – ich habe ein Clavinet mit Whammy-Bar, damit kann ich auch mal Jimi Hendrix sielen. (lacht)

Wie sieht dein Setting auf der Bühne aus? Auf einigen Bildern habe ich dich mit einem Orange-Amp gesehen.

Genau, die Amps geben mir den nötigen Bäng für meinen Sound. Ich habe dafür einen Orange Crush, den ich auf etwa 6, 7 aufdrehe, da ist der verzerrte Sound für das Clavinet perfekt, ansonsten verwende ich aber auch einige Gitarren-Pedale: Von Orange eine Art Tubescreamer, einen Kompressor und ein WahWah für das Clavinet. Für das Rhodes nutze ich gerne eine MXR Phase 100 oder Phase 90 und ein Strymon Space Echo. Hier ist ansonsten wichtig, dass immer − wirklich immer − der Amp mikrofoniert ist.

Bei der Orgel habe ich für jedes Manual einen FX-Loop, die danach ins Leslie gehen. Außerdem habe ich zwei Direkt-Outs, die einmal in einen Orange gehen für die Höhen und noch einmal in einen Ampeg-SVT-Bass-Amp.

(Bild: Teresa Rafidi)

Du spielst neben Keys auch Drums, hast du erwähnt. Was hast du durch das Schlagzeugspielen für dein Spielen an den Keys gelernt?

Yeah, Rhythmus ist extrem wichtig! Musiker, die am Schlagzeug anfangen, entwickeln diesen besonderen Sinn fürs Timing − das ist der eigentliche Vorteil. Sie wissen haargenau, wann ein Ton kommen muss. Wenn ich Klarinette spiele, dann kann ich das etwas mehr funky spielen als jemand, der eigentlich vergleichbar gut spielt − ich fühle das mehr, wo genau der Rhythmus ist.

Die meisten Musiker, die aus der black chruch kommen, spielen anfangs Drums und steigen dann später auf ein anderes Instrument um.

Das war sehr interessant. Vielen Dank!

www.bobbysparks.com


Schizophrenia

… ist das Solo-Doppel-Album von Bobby Sparks II. Er hat seine Wurzeln im Gospel, Jazz, Soul, Funk der etwa 60er-, 70er- und 80er-Jahre, und seine Musik klingt fast wie eine logische Fortsetzung dessen. Fast? Tja, wenn man es genau benennen soll, warum und wo jetzt genau z. B. die Gospel-Einflüsse in seiner Musik zu hören sind, steht man mit Erklärungen erstmal auf dem Schlauch. Irgendwie schizophren eben.

Dem Keyboarder, der hier übrigens vielmehr als Arrangeur agiert, war es offenbar das größere Anliegen, ein extrem vielseitiges Album auf den Weg zu bringen als seine Virtuosität oder seinen Fuhrpark an exklusiven Retro-Keys zu präsentieren. Sehr angenehm.

Ein gelungenes Solo-Album ohne Ego von Musiker für Musiker, getrimmt auf Harmonie. Rhythmik, Melodie und ungewöhnlichen Klangkombinationen gleichermaßen, nicht aber radiotauglich.

(Bild: Dieter Stork)

 

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