Tribute to Winehouse

Amy Lives: Xanthoné Blacq

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(Bild: Markus Thiel)

Zusammen mit anderen ehemaligen Mitgliedern der Amy Winehouse Band rief der in Nigeria geborene Sänger, Keyboarder und Pianist Xanthoné Blacq das Projekt Amy Lives ins Leben. Wer allerdings in diesem Fall eine typische Tribute-Band erwartet, liegt falsch. Mit viel Respekt wird hier das großartige Songmaterial auf ein neues interpretatorisches Level gehoben.

Neben dem Management der Amy-LivesBand und seinen eigenen Produktionen verfolgt Xan weltweit aber noch eine Vielzahl an musikalischen Kooperationen. Wir sprachen mit ihm über seine kommende Platte und seine musikalischen Wurzeln.

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Xan, welche aktuellen Projekte verfolgst du?

Heute muss man schon eine ganze Menge machen. Ich manage eine Band und verfolge daneben natürlich auch mein eigenes Projekt, mit dem ich bis dato bereits zwei Alben veröffentlicht habe. Das dritte Album ist aktuell in Arbeit und wird voraussichtlich Ende des Jahres fertig werden. Da freue ich mich schon riesig drauf!

Die Band, die ich zurzeit manage, nennt sich Amy Lives und setzt sich wie auch in meinem Fall aus ehemaligen Mitgliedern der Amy Winehouse Band zusammen. Im Prinzip nehmen wir die Originalkompositionen und harmonisieren, arrangieren und interpretieren sie auf eine frische und völlig neue Weise.

Wir sind keine Tribute-Band, wir wollen die Musik weiter vorwärtsbringen.

(Bild: Luca Pellizzaro & Alberto Girardello)

Revivals haben ja irgendwie auch immer ein Risiko.

Ach, ich habe im Allgemeinen gar nichts gegen so ein Revival-Ding, aber ich bin halt dann doch mehr an neuen Sachen interessiert. Eines meiner wesentlichen Ziele im Leben ist es, mich beständig weiterzuentwickeln. Das gebe ich auch gerne an die Teilnehmer meiner Master-Classes rund um den Globus weiter. Man sollte Neuem gegenüber immer offenbleiben. Vor einigen Jahren habe ich zum Beispiel eine Tour mit Nigel Kennedy gespielt, das Repertoire spannte den Bogen dabei von Vivaldi bis hin zu aktuellen Rocksongs.

Das verlangt dann schon nach einem erhöhten
Maß an Flexibilität …

Auf jeden Fall! Die grundlegende Inspirationsquelle speist sich allerdings in meinem Fall immer aus Soul, Funk und Jazz.

Was hat dich dazu gebracht, Musiker zu werden?

Ehrlich gesagt war es ein Freund, der mich mit knapp 18 Jahren singen hörte und meinte: »Ey, Mann! Du solltest wirklich irgendetwas mit deiner Stimme machen!« Ich wurde in Lagos, Nigeria geboren und habe eigentlich von klein auf alles Mögliche an Percussion gespielt. Ich wäre aber niemals auf die Idee gekommen, mich als Musiker zu bezeichnen.

Richtig gelernt habe ich es dann auch erst mit 18, nachdem ich schon mehrere Jahre in England lebte. Zwischen 9 und 18 habe ich mich eigentlich gar nicht groß mit Musik beschäftigt. Mit knapp 24 habe ich dann angefangen, Piano zu spielen − wirklich spät, und ich bin immer noch damit beschäftigt, die verpasste Zeit aufzuholen. (lacht)

(Bild: Krystian Data)

Was ist dein Hauptwerkzeug auf der Bühne?

Das ist tatsächlich eine schwierigere Frage. Yamahas aktueller Montage-Synthesizer ist ein wirklich tolles Instrument, welches einem live wirklich unfassbar viele Möglichkeiten liefert. Auch der gerade erst vorgestellte MX88 ist wirklich cool, vor allem weil er so unglaublich leicht ist!

Aber wenn ich live immer die freie Auswahl hätte, würde ich mir immer einen Flügel auf die Bühne stellen, und daneben ein Fender Rhodes.

Welchem Rhodes-Modell gibst du da den Vorzug?

Ebenfalls schwierig! Ich glaube, ein Suitcase wäre immer mein Mittel der Wahl. Es hat diesen wunderbaren Knopf, ich nenne ihn den »Starship-Button«. Wenn du dieses Tremolo aktivierst, verwandelt es sich einfach in ein komplett anderes Instrument.

Dazu ergänzend besitze ich aber auch noch eine umfangreiche Synthie-Sammlung mit jeder Menge Sequential-Circuits- und Korg-Zeug oder etwa Instrumente wie den MicroMoog. Ich mag aber auch viel von dem neuen Zeug. Der reface DX hat mich beispielsweise wieder total mit der FM-Synthese infiziert. Das ist einfach killer!

(Bild: Mario Cicala)

Was inspiriert dich beim Komponieren?

Das kommt sehr darauf an. Ich betrachte Komposition immer wie eine Linie zwischen zwei Polen. Auf der einen Seite steht reine Kreativität und Liebe, und auf der anderen Seite steht Kommerzialität. Dabei verstehe ich Kommerz nicht als etwas Negatives. Man könnte es auch mit dem (englischen) Wort Accessibility beschreiben. Man tut diese eine Sache, mit der sich Menschen plötzlich identifizieren können und die einen Zugang zu einer bestimmten Welt bereitstellt.

Reine Kreativität hat im Gegensatz auch schon mal etwas Egoistisches. Man nimmt sich die Freiheit, etwas zu machen, von dem überhaupt nicht klar ist, ob es jemand anderes je verstehen wird. Auf meinem zweiten Album habe ich versucht, genau zwischen diesen beiden Extremen eine Balance herzustellen. Bei meinem nächsten Album lass ich meiner eigenen Kreativität und dem, was mich persönlich bewegt, freien Lauf. Letztlich ist es mir dadurch vollkommen egal, ob sich die Platte im Anschluss nur einmal oder eine Million Mal verkauft. Natürlich wäre mir Letzteres lieber. (lacht)

Ich habe mich aus diesem Grund auch dazu entschieden, den kompletten Produktionsprozess selber zu übernehmen. Es geht dabei darum, sich bei jedem Schritt im Prozess genau zu fragen, was in diesem Moment nun das Kreativste und Beste ist, was ich tun kann. Ich hatte zudem einen kleinen Deal mit mir laufen, welcher besagte, dass ich jedes Keyboard und jeden Synth, den ich nicht auf dieser Platten zum Einsatz bringen kann, verkaufen muss. Also habe ich mich wirklich angestrengt, jedes einzelne Instrument aus meinem Studio für diese Produktion zu benutzen.

Bei allem, was ich tue, versuche ich aber auch immer, etwas für mich selber emotional Interessantes abzuliefern. Mein kommendes Album ist daher über das Leben, über mein Leben. Darum verzichtet es auch auf alle Oberflächlichkeiten die sonst gerne im Pop-Bereich bemüht werden. Man muss doch nicht 100 Mal »I love you!« auf einer Platte hören.

Ich habe darum ausschließlich Dinge verarbeitet, die mir selber passiert sind; da ist tatsächlich auch einiges an düsterem Zeug dabei, aber das gehört eben zum Leben dazu.

(Bild: Mario Cicala)

Ich denke auch, dass Musik erst zu wirklicher Größe findet, wenn sie einen persönlich berührt.

Absolut! Daher werde ich mich musikalisch auch zukünftig mehr auf die Dinge konzentrieren, die wirklich von Bedeutung sind. Es geht mir darum auszudrücken, was mich mein Leben gelehrt hat, und dies auch emotional zu transportieren.

Was steht als nächstes Projekt bei dir an?

Eigentlich habe ich gar kein nächstes Projekt, da es ohnehin immer eine Fülle von Projekten gibt, die alle parallel laufen. Beispielsweise arbeite ich gerade sehr eng mit dem Jazz-Trompeter Patches Steward zusammen, der ja bereits mit Quincy Jones, Marcus Miller und darüber hinaus lange Jahre mit Al Jarreau zusammengearbeitet hat, woraus sich einige anstehende Konzerte ergeben haben. Darüber hinaus werde ich natürlich auch viel Zeit in den finalen Mix meiner Platte stecken. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht!

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