Zoom RhythmTrak RT-223 im Test
Die japanische Hersteller Zoom hat sich mit seinen Effektgeräten sowie einer Reihe pfiffiger und preisgünstiger Drumcomputer einen guten Namen gemacht.
Der jüngste Spross der Familie ist der RhythmTrak RT-223, ein kompakter Drumcomputer, der integrierte Effekte, einen Line-Eingang und Bass-Sounds bietet. Schon sein Äußeres weist ihn als typisches Zoom-Rhythmusgerät aus. Charakteristisch sind z. B. die bogenförmig angeordneten, hintergrundbeleuchteten Pads, die sich anschlagdynamisch spielen lassen, wobei sich die Anschlagempfindlichkeit einstellen lässt. Das Spielgefühl kann natürlich nicht mit einer Akai MPC-Maschine mithalten, ist aber angesichts der Größe des Gerätes in Ordnung. Zoom ist es nämlich wieder gelungen, eine sehr kleine und vor allem flache Maschine zu entwerfen, die sich sehr gut transportieren lässt. Die ungefähren Maße der Groove-Flunder sind ca. 21 × 17,5 × 3,5 cm; sogar der Lautstärkeregler wurde auf die Rückseite verbannt, damit sie im Windkanal eine gute Figur macht. Das Gehäuse besteht aus stabilem Plastik, die Unterseite aus Metall. Ein Netzgerät ist leider nicht im Lieferumfang enthalten, allerdings kann man fast jedes Standardnetzteil verwenden. Batteriebetrieb ist ebenfalls möglich.
Alle Funktionen lassen sich mit den beleuchteten und beschrifteten Gummitasten schnell erreichen; zusammen mit dem gut lesbaren Display – dessen Hintergrundbeleuchtung abgeschaltet werden kann, um die Batterien zu schonen – geht der Überblick nie verloren. Nur die winzigen START- und STOP-Taster fallen negativ auf; hier hätte eine großzügigere Dimensionierung nicht geschadet. Auch die CURSOR- und PLUS/MINUS-Taster zur Werteingabe hätten ruhig etwas größer ausfallen können. Pluspunkte bekommen aber der MUTE-Taster für die Bassbegleitung und die beiden Effekttaster, mit denen man die Kompressor/EQ- oder die Reverb-Sektion blitzschnell abschalten oder editieren kann. Der TEMPO-Button kann auch zum manuellen Tappen des Tempos genutzt werden.
Auf der Rückseite befinden sich neben dem erwähnten Lautstärkeregler ein Stereoausgang, ein als Miniklinke ausgeführter Kopfhörerausgang, ein Fußschalteranschluss, ein MIDI-Eingang und ein Line-In für Gitarre oder Keyboards, die auf den Ausgang gemischt werden – schade nur, dass dabei die internen Effekte nicht genutzt werden können. Ebenfalls bedauerlich ist das Fehlen eines MIDI-Ausgangs; so kann die Maschine nicht als Master im Verbund mit anderen Geräten fungieren, und außerdem werden die Patterns nicht als via MIDI zum Ansteuern anderer Klangerzeuger (oder der Weiterverarbeitung der MIDI-Daten im Computer) ausgegeben.
Programmierung
Zur Programmierung von Patterns stehen ein REALTIME- und ein STEP-Modus zur Verfügung. Das Step-Recording ist wegen fehlender Lauflichteingabe oder einer entsprechenden Grid-Anzeige naturgemäß etwas hakelig. Die Realtime-Eingabe dagegen geht schnell von der Hand. Fehlerhafte Eingaben lassen sich einfach löschen (PAD- und DELETE-Taste drücken), und das komfortable, programmierbare METRONOME ist auch hilfreich. Extrapunkte gibt’s für die REPEAT-Funktion, welche schöne Oldschool-Fills im gewählten Quantisierungsraster erzeugen kann. Die Quantisierung ist mit 96 PPQ fein genug aufgelöst; eine Swing-Funktion mit prozentualer Eingabe wird natürlich auch geboten. Auf 511 Speicherplätzen können Patterns abgelegt werden, die sich in 100 Songs verketten lassen. Im SONG-MODE startet man die Patterns mit Hilfe der Pads; dabei stehen auch jeweils ein Intro und Ending, zwei Fills und ein Break zur Verfügung. Letztere wechseln nach einem Durchgang dann automatisch wieder zum vorherigen Pattern.
Zum Editieren der Songs hat man sich noch etwas Besonderes einfallen lassen: Neben der üblichen Step-Eingabe jedes Patterns und dem Realtime-Modus, bei dem die Patterns „on the fly“ mit den Pads eingegeben werden, steht noch der so genannte FAST-Modus zur Verfügung. Mit ihm kann man Songs blitzschnell mit Hilfe einer rudimentären Formelsprache (Mathematikhasser: keine Angst, ist wirklich supersimpel!) kreieren, wobei der Vorteil neben der Schnelligkeit im Überblick über die Song-Struktur und das einfache Umstellen von Song-Teilen besteht. Bei der Song-Programmierung besteht auch die Möglichkeit, acht verschiedene Event-Informationen (Tempo, Pattern-Nummer, Taktart, Grundton der Bassbegleitung, Drum- und Bass-Volume, Drumkit und Bass-Sound) einzugeben, sodass z. B. Tempowechsel, Lautstärkeänderungen und Soundwechsel getätigt werden können. Eine zusätzliche Event-Spur für die Effektsektion wäre noch besser gewesen, aber man kann sich ja notfalls auch mit der Kopie des gleichen Drumkits mit unterschiedlichen Effekteinstellungen behelfen.
Sounds
Bei der Klangauswahl hat man versucht, alle Stilrichtungen zu bedienen, und es gibt wirklich viel Material mit vielen schönen druckvollen (44,1 kHz / 24 bit) Sounds. Allein 26 Bassdrums und 33 Snares stehen zur Verfügung. Zu den Highlight zählen sicherlich die tollen Human-Beatbox-Sets, die man sonst in Drummachines kaum findet. Insgesamt deckt die Auswahl alles ab, was man als Basismaterial braucht. Ich hätte mir vielleicht noch ein paar mehr Elektronik-Sounds bei den Kicks und Snares (anstatt Effektsounds wie „Ufo“ etc.) gewünscht, aber man kann es ja nie allen recht machen…
Folgende Sound-Parameter lassen sich editieren: PITCH, LEVEL, PAN, EFFECT-SEND, VOICEGROUP (zur Erstellung sich gegenseitig mutender Sounds z. B. bei Hi-Hats). Stattliche 440 Factory-Patterns demonstrieren die Fähigkeiten der 70 Factory-Drumkits (127 Speicherplätze gibt es insgesamt), wobei einiges an Inspirierendem geboten wird; auffällig ist jedoch wieder einmal, dass anscheinend fast alle Rhythmusmaschinenhersteller mit Drum’n’Bass auf dem Kriegsfuß stehen. Im Bass-Bereich findet man 12 solide, aber nicht aufregende Bass-Sounds, die man zur Skizzierung einer Bass-Idee gut verwenden kann.
Effekte
In der Effektsektion tummeln sich ein Reverb, ein Kompressor und ein EQ. Alle sind mit einer Reihe nützlicher Presets ausgestattet (Eigenkreationen sind natürlich auch möglich). Die Qualität des Reverbs ist zwar nicht spektakulär, geht aber für den Einsatzbereich voll in Ordnung. Im Reverb-Modul steckt auch ein Delay-Effekt, der sich sogar zum Tempo synchronisieren lässt; gut ist auch die Möglichkeit, die Kickdrum vom Effekt auszunehmen.
Die Kompressor/EQ-Abteilung hat einige Spezialitäten zu bieten, die sie zu einem interessanten Sounddesign-Tool machen: Es findet sich z. B. ein Resonanzfilter mit LFO und eigenem 3-BandEQ, mit dem sich auch ungewöhnliche Effekte realisieren lassen. Außerdem steht eine LoFi-Sektion (ebenfalls mit eigenem EQ) zur Verfügung, die manchem zu cleanen Drumgroove erst die nötige Bissigkeit gibt. Der Dreifach-Multibandkompressor selbst eignet sich nicht nur dazu, die Durchsetzungsfähigkeit des Drumsounds zu erhöhen, auch pumpende und erkrankte Effekte sind in Extremeinstellungen und dank speziellen Features wie den temposynchronisierbaren Rate- und Time-Parametern möglich.
Wer es gern auch mal ein bisschen böser und abseits vom Mainstream mag, wird die gut ausgestattete Effektsektion zu schätzen wissen.
Funktionen
Es gibt noch ein paar sinnvolle Extras, die das Leben leichter machen. So lässt sich der Groove vorziehen oder verzögern (max ±2 Beats), was beim Synchronisieren mit externem Equipment nützlich sein kann. Die so genannte JAM-Funktion macht es möglich, mit einem Fußschalter im Song-Mode zwischen verschiedenen Patterns zu wechseln sowie Start und Stop zu kontrollieren. Das ist zum Jammen oder Ausprobieren von Arrangements nützlich, und man hat die Hände für andere Dinge frei. Toll, dass man im Jam-Modus sogar verschiedene Patterns gleichzeitig abfeuern kann.
Fazit
Die RT-223 ist ein solider und preisgünstiger Rhythmusknecht mit praktischen Funktionen und einigen ausgefuchsten Features. Zu letzteren gehört z. B. die Groove-Play-Funktion, die viel Spaß macht und intuitives Kombinieren von Patterns erlaubt, sowie das einfache Erstellen von Songs. Auch die Effekte sind eine Bereicherung, wobei der Kompressor hervorzuheben ist.
Bei der Bedienung gibt es keine Probleme, ein Herumirren in verschachtelten Menüs ist nicht zu befürchten, und die cleveren Extrafunktionen helfen bei der Drumprogrammierung und machen Spaß. Ein direkter Konkurrent ist die in der gleichen Preisregion angesiedelte Boss-Maschine DR-3, die ebenfalls sehr klein und kompakt ist und Roland-typische, HiFi-mäßigere Sounds anbietet, dafür aber mit weniger pfiffigen Details und Funktionen aufwartet. Der einzige Nachteil der Zoom-Maschine ist der fehlende MIDI-Ausgang, ansonsten kann man das Gerät nur empfehlen.
Konzept: Drumcomputer mit Bass-Sounds und integrierten Effekten
Speicherplätze: 127 Drumkits, 213 Drum-Sounds, 511 Rhythmus-Patterns (297 Preset, 99 User), 12 Bass-Programme, 100 Songs
Speicher: 32.000 Noten
Polyfonie: 18 Stimmen
Hersteller/Vertrieb: Zoom/Soundservice
Internet: www.soundservice.de
Unverbindliche Preisempfehlung: 199,– Euro
+ gute Sounds
+ einfache Bedienung
+ integrierte Effekte
+ Groove-Play-Funktion
– kein MIDI-Out
– Netzteil nicht im Lieferumfang
komischer Artikel
Was kann das Gerät? Wieviel Sounds? Wieviele Ryythmen, Wieviele Samples, Irdengwas an Infos ausser: Sieht windschnittig aus muss dem Author doch aufgefallen sein…
Hallo,
Der Testbericht war auch nicht vollständig, wurde jetzt aber ergänzt.
Danke für den Hinweis.