Vintage Park: Yamaha CS-40M
Innerhalb Yamahas legendärer CS-Familie gilt der CS-40M als Sonderling, der aber mit verborgenen Talenten punkten kann. Ist er möglicherweise in der Lage, als zweistimmiger CS-80 zu agieren?
Zwischen 1979 und 1981 favorisierte das Yamaha Synthesizer-Department ein Design, das aus einem merkwürdigen Paralleluniversum zu stammen scheint, in dem eine gemütliche Wohnzimmer-Heimorgel-Ästhetik, kombiniert mit einem eigenwilligen Futurismus herrscht. Auffälligstes Merkmal sind die irgendwie kubistisch-klobigen Seitenteile mit Holzfurnier, die nicht unwesentlich zum Gewicht der Instrumente beitragen. Neben den Multikeyboards und Stringmachines der SK-Serie (SK 10, SK 20), gehörten auch die drei Synthesizer der »M«-Reihe – CS-20M, CS-40M und CS-70M – zu dieser Design-Familie.
Was bedeutet »M«?
Wir richten unser Augenmerk auf den duofonen CS-40M. Der 21 kg schwere Bolide kam 1979 heraus und kostete stolze 4.800 Mark (für weniger als das Doppelte bekam man damals schon einen nagelneuen VW Käfer). Dafür besitzt der CS-40M aber auch eine Eigenschaft, die in dieser Ära äußerst begehrt war. Das Kürzel »M« im Modellnamen steht hier nämlich für »Memory«, es ließen sich also Sounds abspeichern – ein Feature, das Ende der 70er-Jahre purer Luxus war und nur wenigen Geräten aus dem oberen Preissegment (wie etwa dem SCI Prophet-5, Roland Promars oder Oberheim) vorbehalten war. Tatsächlich gibt es auch bei den polyfonen Synthesizern der CS-Serie wie dem CS-80 und seinen kleineren Geschwistern CS-50 und CS-60 rudimentäre Klangspeichermöglichkeiten; diese sind allerdings nur in Form eines zusätzlichen Sets von Fadern vorhanden, die man alternativ zum Bedienfeld aktivieren kann.
Der CS-40M hingegen bietet zwei Bänke mit jeweils zehn Speicherplätzen. Ruft man einen abgespeicherten Sound auf, lassen sich aber trotz heftigem Poti-Drehen nur zwei Parameter, nämlich die Filtereckfrequenz und Sustain ohne erneutes Abspeichern verändern. Erst das Aktivieren der »Manual-Taste« zum Abrufen der aktuellen Poti-Stellungen ermöglicht den Real-Time-Zugriff auf die Klänge. Dank eines Kassetten-Interfaces kann man die Sounds auch extern ablegen.
Mit 21 kg Lebendgewicht macht der CS-40M Orthopäden reich, was auch an dem schweren Gehäuse liegt; der Bolide verfügt über eine nicht anschlagsdynamische Tastatur mit dreieinhalb Oktaven. In der üppig ausgestatteten Spielhilfeabteilung findet man neben Pitch- und Modulationsrad (Letzteres lässt sich mit einem Schalter auf VCO, VCF und VCO & VCF routen) Regler für Brillanz, Portamento, Sustain und einen Unisono-Schalter.
Die analoge Klangerzeugung ist zweistimmig ausgelegt und bietet einige Besonderheiten. Sie arbeitet mit vier Oszillatoren (zwei pro Stimme), die im Unisono-Modus auch zu einer mächtigen monofonen Klangkeule gebündelt werden können. Die VCOs liefern die Wellenformen Sägezahn, Rechteck und Puls (mit modulierbarer Pulsweite) und lassen sich in einem ungewöhnlich weiten Fußlagenbereich betreiben (64′ bis 2′). Ein Noise-Generator mit White Noise ist auch an Bord. Zur Modulation stehen ein LFO und zwei ADSR-Hüllkurven zur Verfügung; erweitert werden die Möglichkeiten durch eine zusätzliche Oszillator-Hüllkurve mit AR-Charakteristik. Das Multimode-Filter kann als Tief-, Band- und Hochpass agieren und besitzt eine Flankensteilheit von 12 dB. Ring My Bell! Freunde eher kranker Sounds freuen sich über den Ringmodulator, bei dem nicht (wie meist üblich) die VCOs miteinander moduliert werden, sondern dem ein eigener Oszillator spendiert wurde, der die beiden VCOs und den Noise-Generator gleichzeitig als Modulationsziele moduliert. Etwas schade ist es, dass er nicht durch die Control Voltage des Keyboards oder eine eigene AR-Hüllkurve gesteuert werden kann (wie beim CS-80 und CS-60).
Der Klangcharakter des CS-40M geht in die Richtung seiner Vorgänger der CS-Serie und wird sogar von manchen mit dem CS-60 und dem CS-80 verglichen, er erreicht aber nicht ganz deren Fülle. Auch ist sein Basisklang im Tieffrequenzbereich nicht so druckvoll; gute Bass-Sounds sind aber problemlos möglich. Die Stärken des CS-40M liegen vor allem bei lebendigen, durchsetzungsfähigen Lead-Sounds und bei unkonventionellen, metallischen und geräuschhaften Klängen, die sich mithilfe des Ringmodulators mühelos erzeugen lassen. Hier sollte man sich aber nicht vor einer Extraportion Schmutz fürchten, denn der Oszillator des Ringmodulators überspricht leicht in den VCA. Die Hüllkurven des Synths sind übrigens erfreulich schnell, sodass er sich gut für das Erstellen perkussiver Sounds eignet.
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Der CS-40M wurde kein großer Verkaufserfolg für Yamaha, was angesichts des relativ hohen Preises nicht verwundert. Trotzdem wurde er von einigen bekannten Acts wie Sneaker Pimps, Ultravox, Duran Duran und Vangelis eingesetzt; auch die belgischen EBM-Helden Front 242 verwendeten ihn auf ihren ersten beiden Alben.
Der kleine Bruder CS-20M kam im gleichen Jahr wie der CS-40M auf den Markt; er ist klangtechnisch ein halber, d. h. monofoner CS-40M und wurde mit nur acht Speicherplätzen und einer kleineren Tastatur mit 37 Tasten ausgestattet. Optional waren für beide Synths noch ein Fußschweller (FC-3A) und zwei Fußschalter (FC-4 und -5) sowie ein Ständer (LG-20) erhältlich.
Der Yamaha CS-40M wurde uns freundlicherweise von Ingo Rippstein zur Verfügung gestellt (www.synthmaster.de).