VINTAGE PARK

Vintage Park Oberheim OB-1 (*1977)

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Vintage Park Oberheim OB-1 (*1977) (Bild: Dieter Stork)

Sheffield 1983: In einer tristen nordenglischen Industriestadt produzieren Richard H. Kirk und Stephen Mallinder, die sich unter dem Namen Cabaret Voltaire zusammengeschlossen haben, das zukunftsweisende Album „Crackdown“, eines der Meisterwerke der elektronisch orientierten Popmusik.

Bei den Aufnahmen im Studio der Industrialband spielte u. a. auch der monofone Analogsynthesizer Oberheim OB-1 eine große Rolle und wurde bei vielen Tracks eingesetzt. Dieser Synthesizer der legendären amerikanischen Firma von Tom Oberheim ist in Europa ziemlich selten. Er kam Ende 1977, Anfang 1978 in die Musikläden und kostete ca. 1.900 Dollar. Außer Cabaret Voltaire setzten noch viele andere Musiker – darunter Tangerine Dream, Rush, Styx und die Krautrockband Eloy – den OB-1 ein, der als Minimoog-Konkurrenz konzipiert war. Der OB-1 ist das erste Modell der Post-SEM-Ära.

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Die SEM Module – ursprünglich als Add-Ons und Erweiterungsmodule konzipiert – waren bis 1977 die Basis für die frühen Oberheim-Synthesizer wie dem Two Voice oder dem Four Voice. Mit dem OB-1 ging man neue Wege und erweiterte sowohl die klanglichen als auch die programmiertechnischen Möglichkeiten. Das damals herausragende Feature war die Möglichkeit, acht User-Presets abzuspeichern – ein in den 70er-Jahren äußerst seltener Luxus.

Äußeres

Der OB-1 ist sehr übersichtlich aufgebaut. Kleine Abstriche muss man bei der nicht anschlagdynamischen 4-Oktaven-Tastatur machen, die in Sachen Bespielbarkeit nur eine 3 Minus erhält. Es gibt zwei Versionen des OB-1: Bei der ersten (zu der auch unser Testmodell gehört) ist die Bedienoberfläche aus sehr stabilem Stahlblech, die von hölzernen Seitenteilen eingerahmt wird, schwarz und die Potis sind grau. Beim 1979 erschienenen Nachfolger ist das Panel größtenteils grau und die Potis schwarz. Außerdem wurden die Gehäuse etwas größer dimensioniert, und der Nachfolger (der manchmal auch inoffiziell OB-1A genannt wird) ist demzufolge natürlich schwerer.

Technisch sind beide Instrumente baugleich. Der Nachfolger hat allerdings statt des VCA-Steuereingangs einen Modulationseingang zur externen Steuerung des Modulationshebels. Der waagerechte Bender-Hebel kann flexibel konfiguriert werden: Es lassen sich beide Oszillatoren oder nur Oszillator 2 pitchen, und er kann als Modulationsrad eingesetzt werden, wobei beim Runterdrücken des Hebels ein Rauschgenerator als Modulationsquelle zum Einsatz kommt. Bei den späteren polyfonen Modellen setzte man aber auf die Oberheim-typischen vertikalen Pitch- und Modulations-Lever. Als Programmtaster wurden berührungssensitive Metallknöpfe mit Status-LEDs verwendet, die den Bodycontacts der Circuitbending-Szene ähneln.

Hier findest du den Artikel vom OB-1 von 1994.

Hat man einen der acht Userspeicher angewählt, kann man den Sound nicht mehr mit den Bedienelementen für die Klangerzeugung verändern, sondern nur noch mit den über dem Bender gelegenen Potis und Schaltern. Dazu gehören ein VCF-Poti, PORTAMENTO-Regler, TRANSPOSE-Schalter, ein ENVELOPE-RESET-Schalter (mit dem der Release-Parameter der VCA-Hüllkurve auf Null gesetzt wird) und die LFO-Abteilung. Diese ist mit DELAY-Regler, den Wellenformen Sinus, Rechteck und Random sowie dem SPEED-Regler ausgestattet.

Der LFO ist ausreichend schnell, reicht allerdings nicht in den Hörbereich. Rückseitig ist der OB 1 gut ausgestattet: Es gibt zwei Monoausgänge mit unterschiedlichen Pegeln, den oben erwähnten Loudness-Steuereingang, CV/Gate-Eingänge und -Ausgänge (mit Volt/Oktave-Charakteristik), Audio-In zum Verarbeiten von externen Klangquellen sowie einen Steuereingang für die Filtereckfrequenz. Außerdem finden sich noch Spezialanschlüsse für einen Fuß-Programmwahlschalter und ein Interface zum Anschluss eines Oberheim-eigenen Kassettengerätes zur Massenspeicherung der Sounds.

Klangarchitektur

Wie die SEM-basierten Vorgänger arbeitet der OB-1 mit der klassischen subtraktiven Synthese: Er verfügt über zwei spannungsgesteuerte Oszillatoren, die die Wellenformen Sägezahn und Pulse generieren. Schon der Basisklang der Oszillatoren ist äußerst kraftvoll und sehr „musikalisch“. Zur Verstärkung des Bassbereichs hat man jeden Oszillator noch zusätzlich mit einem Suboszillator ausgestattet, der allerdings nur zugeschaltet oder auf –3 dB gesetzt werden kann. Die Breite der Pulswelle kann man mit dem WAVEFORM-Poti stufenlos regeln und mit dem LFO modulieren. Die Pulswellenmodulation ist ein schönes Feature, das auch viele andere Analogsynthesizer bieten; ungewöhnlich ist allerdings die Möglichkeit, auch die Sägezahn-Wellenform zu modifizieren und sie mit dem Waveform-Regler stufenlos in einen Sinus zu verwandeln.

Dieses Wellenform-„Morphing“, das ebenfalls über den LFO moduliert werden kann, ist gut zur Erzeugung lebendiger und organischer Klänge geeignet und wird meist nur bei einigen Modularsystemen geboten. Außer der Wellenform kann noch die Oszillatorfrequenz moduliert werden. Für harsche und expressive Sounds lässt sich die Crossmodulation aktivieren. Auch auf die Möglichkeit, die Oszillatoren zu synchronisieren, muss man nicht verzichten. Ein Rauschgenerator ist ebenfalls an Bord. Die Hüllkurven arbeiten auf der Basis von CurtisChips (CEM 3310) und haben eine ADSRCharakteristik. Im Gegensatz zu den späteren Oberheim-Synths sind sie sehr schnell und gut zum Erzeugen perkussiver Sounds geeignet. Sowohl VCA als auch VCF verfügen über eigene ADSR-Hüllkurven.

Das Resonanz-Filter ist – wie die TUNE-Potis der Oszillatoren auch – neben dem eigentlichen Poti für die Filtereckfrequenz mit einem FINE-TUNE-Regler ausgestattet. Bei den späteren, grauen Modellen wurde auf den Filter-Fine-Tune-Poti verzichtet. Das Filter klingt wirklich hervorragend und muss sich nicht hinter dem legendären SEM-Filter verstecken, obwohl es einen etwas anderen Charakter hat. Es verfügt über Filter-Tracking (das allerdings nur an oder abgeschaltet werden kann) und lässt sich im Zwei- oder Vier-Pol-Modus betreiben. Als Modulationsquellen für die Filtereckfrequenz kommen LFO und Hüllkurve zum Einsatz.

Sound

Vom Klang her ist der OB-1 ein Traum: kraftvolle Leadsynths, obertonreiche Sync-Sounds, weiche, satte Filterfahrten – alles kein Problem. Es werden wohl noch einige Jahre vergehen, bevor man solche Analogpower mit einer Software detailgenau emulieren kann. Spätere Oberheim-Modelle wie der Xpander oder die Matrix-Serie konnten zwar mit Polyfonie und vielen Möglichkeiten wie FM-Modulation punkten, aber in Sachen Klangqualität kommen sie nicht ganz an die frühen Modelle wie die SEM-basierten Synths oder den OB-1 heran.

Das Instrument wurde uns freundlicherweise von der Firma Touched By Sound (www.touched-by-sound.com) zur Verfügung gestellt, die neben Neugeräten auch immer viele interessante Vintage-Geräte anbietet.

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