Test: Steinberg Wavelab Pro 12, Audio-Editor
Ziemlich genau zum 30-jährigen Jubiläum seines traditionsreichen Audio-Editors bringt Steinberg Wavelab Pro 12 heraus. Bei der Vorstellung, dass die erste Version in Zeiten eines brandneuen Windows 95 entstand, kommen Erinnerungen an wilde Pionierzeiten der rechnerbasierten Audioproduktion hoch. Seitdem steht Wavelab wie ein Fels in der Brandung für Mastering und grundsolide, professionelle Audiobearbeitung mit vielfältigen Möglichkeiten.
Seit damals sind wir nicht nur im Hinblick auf die Jahreszahl in einem neuen Jahrtausend gelandet, rückblickend fühlen sich die verstrichenen 30 Jahre in der Audiosoftwarewelt sogar wie ein komplettes Jahrtausend an. Seit einiger Zeit sind neben Wavelab Pro 12, der hier getesteten Vollversion mit allen Features, auch die im Funktionsumfang abgespeckten, dafür aber auch deutlich günstigeren Versionen, wie Wavelab Elements oder Wavelab Cast, am Start. Letztere richtet sich speziell an die Bedürfnisse von Podcastern und gibt für diesen Anwendungsbereich einfache Tools an die Hand.
ARA in Steinberg Wavelab Pro 12
Wer das eine neue Feature sucht, weswegen sich ein Upgrade auf die neue Version lohnt, wird wahrscheinlich nicht fündig werden. Allerdings hat Steinberg Wavelab Pro 12 über 80 neue Features spendiert, die einen Versionssprung mehr als rechtfertigen und insgesamt ein flüssigeres und komfortableres Arbeiten ermöglichen.
Allen Voran sei der ARA-Support genannt, der es nun endlich ermöglicht Wavelab als Plugin in andere Audioumgebungen einbinden zu können, die diese Schnittstelle unterstützen. Bei den hauseigenen Produkten Cubase und Nuendo funktioniert die Integration natürlich hervorragend, aber auch andere Hosts, wie Reaper, Studio One und Pro Tools werden offiziell unterstützt.
Logic Pro muss momentan noch außen vor bleiben, solange es nötig ist, dass der Host auch eine VST 3 Schnittstelle unterstützt. Die bietet Logic nämlich grundsätzlich nicht an und wird es sicherlich auch die nächsten 30 Jahre nicht tun. Mit Software von z. B. Celemony oder iZotope kommuniziert Logic bereits seit einiger Zeit problemlos über ARA, hoffen wir, dass Steinberg in naher Zukunft hierfür ebenfalls einen Weg finden wird.
Analyse-Tools
Ein weiteres Highlight von Wavelab Pro 12 sind die neuen Analysefunktionen, die eine visuelle Beurteilung des Gehörten enorm erleichtern, was nicht nur beim Mastering eine große Hilfe sein kann. So ist es jetzt möglich, die Wellenform in einem Regenbogenfarbspektrum darstellen zu lassen, dessen Farben sich bei Bedarf den gewünschten Frequenzbereichen frei zuordnen lassen können. Dadurch erhält man allein durch den Blick auf die Wellenform einen aussagekräftigen Überblick über die Frequenzen der Audiodatei, was nicht nur die Übersichtlichkeit erhöht, sondern auch bei der Fehlersuche ungemein nützlich sein kann. Geräusche mit den immer gleichen Frequenzen, wie Atmer, Schmatzer oder auch Störgeräusche lassen sich somit nämlich visuell und damit viel schneller identifizieren, als zuerst alles akustisch unter die Lupe nehmen zu müssen.
Eindeutig fürs Mastering hübsch gemacht haben sich die Analysetools, um die Loudness beurteilen zu können. Hier lassen sich zusätzlich zur Wellenform verschiedene Parameter, wie z. B. integrierte, momentane oder kurzzeitig gemittelte Lautheit mit verschiedenfarbigen Kurven und Markern darstellen. Sogar ein detaillierter Bericht kann hier generiert werden. Die einzige Gefahr, die hier besteht, ist, zu viel zu wollen und sich alle möglichen Parameter anzeigen zu lassen. Dann wird das Ganze nämlich sehr schnell unübersichtlich. Richtig eingesetzt sind diese detaillierten und sinnvollen Analysemöglichkeiten, eine große Hilfe, um den Vorgaben der Streamingplattformen spielend leicht gerecht werden zu können.
Apropos Loudness: Ebenfalls sehr willkommen ist die Möglichkeit, Referenzspuren in einer Audiomontage automatisch der Lautheit des eigenen Masters angleichen zu lassen. Somit lassen sich die eigenen Bearbeitungen dem Ergebnis nach beurteilen und man fühlt sich nicht automatisch zum lauteren Track hingezogen.
Neue Plugins in Steinberg Wavelab Pro 12
In der neusten Version haben zur ohnehin schon üppigen Auswahl an Plugins sechs Neuzugänge Einzug gehalten, die eine Bereicherung fürs Mastering darstellen und deshalb nicht unerwähnt bleiben sollen. Besonders gut gefallen hier die beiden Pultec-EQ-Klone, die den seidigen und warmen Klang der Originale sehr gut in die digitale Domäne transportieren. Auch ein neuer Vintage-Röhrenkompressor ist mit von der Partie, der ein ordentliches Pfund mitbringt. Eher modern, dafür aber in den Disziplinen von subtil bis brachial unterwegs, ist der Raiser, ein vielseitiger Limiter mit wenigen Parametern, der schnell für eine angenehme und natürlich klingende Kompaktheit sorgen kann.
Fazit
Steinberg Wavelab Pro 12 ist ein Schweizer Messer für die Audiobearbeitung und das nicht nur, wenn es ums Mastering geht, sondern auch als Audioeditor oder für die Stapelverarbeitung und vieles mehr. Schon allein der ARA-Support, die neuen Plugins oder die erweiterten Analyse– und Darstellungsfunktionen würde ich nicht mehr missen wollen – von unzähligen Annehmlichkeiten, wie z. B. der Möglichkeit eine Selektion einfach per Drag’n’Drop in den Finder oder auf eine Spur des Sequenzers der Wahl zu ziehen, bzw. Transienten direkt in der Wellenform per Tab-Taste anzuwählen, ganz zu schweigen.
Die Funktionsvielfalt von Wavelab Pro 12 ist enorm und man merkt an vielen Stellen die eingeflossene Erfahrung der 30 Jahre, die in Form einer durchdachten Software das Audioleben erleichtern. Hier ist einfach vieles zentral auf den Punkt gebracht, das man sonst nur mit verschiedenen Tools erreichen würde – wenn überhaupt.
Vorteile
+ Funktionsvielfalt
+ ARA-Support
+ Analyse-Tools
+ Workflow-Verbesserungen
+ Neue Plugins
Nachteile
– keine
Weitere Informationen zu Wavelab bei Steinberg
Steinberg Wavelab Pro 12 (boxed) bei MUSIC STORE professional
Steinberg Wavelab Pro 12 (Licence Code) bei MUSIC STORE professional