Kompaktes, polyphones Klangwunder

Test: Oberheim TEO-5, analoger Synthesizer

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Oberheim TEO-5 Synthesizer top
TEO-5 – ein Oberheim/Sequential-Mix (Bild: Oberheim)

Mit dem Oberheim TEO-5 hat die Focusrite-Gruppe dem Sequential Take 5 einen Bruder mit vergleichbarem Konzept, aber anderer Klangabstimmung zur Seite gestellt. Der Synthesizer ist nicht nur kompakt und günstig, sondern klingt auch großartig und macht einen Heidenspaß.

Der lange Weg von TEO

Tom Elroy Oberheim (= TEO) hat Synthesizer-Geschichte geschrieben. Er schuf Meilensteine wie den SEM (1974), dessen mehrstimmige Varianten, die OB-Serie (1978), den Xpander (1984) und die Matrix-Modelle. Nachdem der Hersteller 1985 in den Besitz von Gibson und später zu Viscount überging, war es zunächst ruhig um den Kalifornier. Oberheim meldete sich 2009 zurück und schuf 2016 in Zusammenarbeit mit Dave Smith den bis heute erhältlichen Oberheim OB-6. Heute sind Oberheim und Sequential Teil der Focusrite-Unternehmensgruppe.

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Mit dem Oberheim OB-X8 hat man 2023 einen Synthesizer erschaffen, der den frühen Oberheim-Synthesizern die Ehre erweist. Der Oberheim TEO-5 verfolgt hingegen ein eigenes Konzept. Dass ich die aktuellen Instrumente von Sequential und Oberheim hier miteinander vermenge, liegt daran, dass die Synthesizer an gleicher Stelle gefertigt werden und auch sonst viele Parallelen aufweisen. Die wesentlichen Unterschiede liegen zumeist in den Oszillatoren, vor allem aber den eingesetzten Filtern.

Oberheim TEO-5 Synthesizer Tom
TEO-5 und sein Schöpfer Tom Oberheim (Bild: Oberheim)

Der Zwillingsbruder des Sequential Take 5

Der Oberheim TEO-5 kommt im gleichen handlichen Format wie der Sequential Take 5. Verpackt in ein schwarz lackiertes, etwa 7,7 kg schweres, robustes Metallgehäuse mit den OB-typischen blauen Streifen, kombiniert mit schwarzen Seitenteilen, einer anschlagsdynamischen und splitbaren Fatar-Klaviatur mit 44 leicht gewichteten Tasten und Channel-Aftertouch sowie jeder Menge Regler, Tasten und kleinem OLED-Display. Bereits optisch ist der TEO-5 ein Leckerbissen.

Klangerzeugung des Oberheim TEO-5

Der TEO-5 greift im Oszillatorbereich auf SSI2130-Chips zurück, die sich auch im Take 5 finden, nicht jedoch im Oberheim OB-6 und Oberheim OB-X8. Sie bieten je drei gleichzeitig selektierbare Wellenformen (Dreieck, Sägezahn, variables Rechteck). Hinzu kommt ein Suboszillator, der ein Rechteck mit einer Oktave unterhalb von VCO 1 liefert. Beide Oszillatoren können in Halbtönen über einen weiten Bereich gestimmt werden. Dazu lässt sich VCO 2 fein verstimmen. Die Oszillatoren lassen sich ferner synchronisieren, über Kreuz modulieren, einzeln von der Tastatursteuerung entkoppeln und unabhängig in der Portamento-Zeit justieren. Diese Signale nebst Rauschgenerator werden in einem Mischpult vor dem Filter über die Bedienelemente zugeschaltet beziehungsweise über das Menü gepegelt.

Das folgende, diskret aufgebaute Multimodefilter ist eine Variante des State Variable Filters aus dem SEM. Es bietet eine Flankensteilheit von 12 dB/Oktave mit regelbarer Resonanz, die die Selbstoszillation nicht erreicht. Die Filtercharakteristik ist stufenlos zwischen Tief- nach Hochpass überblendbar. Je nach Einstellung kann die Reglermitte dabei ein Kerb- oder Bandpassfilter liefern. Dazu ist es möglich, VCO 2 am Filter vorbeizuführen.

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Die Anschlüsse des Oberheim TEO-5 (Bild: Oberheim)

Anders als im Sequential Take-5 gibt es im Oberheim TEO-5 keine dedizierte VCA-Schaltung mehr. Sie wird per Software auf digitaler Ebene umgesetzt. Auch die drei Effekte wurde digital umgesetzt. Hier findet man einen durchaus ansprechend klingenden Overdrive, einen variablen Effekt mit einer Auswahl zwischen zwölf Algorithmen (Delays, Modulationseffekte, Distortion, Hochpassfilter, Leslie, LoFi), die eher einfach über drei Regler editierbar sind und als Abschluss einen dedizierten Nachhall, ehe das Signal zum unsymmetrischen Stereoausgang und die Kopfhörerbuchse geführt wird. Apropos Schnittstellen: Der TEO-5 bietet zwei Pedal-/Schalteranschlüsse, das obligatorische MIDI-Trio, USB (Class Compliant) und ein integriertes Netzteil. Auf einen Audioeingang hat der Hersteller verzichtet.

Modulatoren

Modulationen gibt es in üppiger Form: Bereit stehen ein globaler und ein stimmenbezogener LFO mit variablen Wellenformen und Maximalgeschwindigkeiten von bis zu 500 Hz. Hinzu kommen zwei loopbare DADSR-Hüllkurven, die zunächst Filter und VCA zugewiesen sind. Als weiteren Behelf gibt es eine einfach Gate-Hüllkurve für den VCA. Die Besonderheit gegenüber dem Oberheim OB-8X oder dem Sequential Prophet 5 ist aber die Verfügbarkeit einer Modulationsmatrix mit 19 Slots (16 davon frei zuweisbar), in der man aus 19 Quellen und 64 Zielen wählen kann, Parallelzuweisungen und Verknüpfungen von Audioklangquellen inklusive. Es ist sogar möglich, die Modulationsintensitäten selbst zu modulieren.

TEO-5 in der Praxis

Der Oberheim TEO-5 ist ein Synthesizer mit einem vorbildlich strukturierten und übersichtlichem Bedienfeld. Der Zugriff auf die wichtigsten Elemente der subtraktiven Klangerzeugung ist überwiegend über griffige Bedienelemente gegeben, sodass die Klangformung jederzeit möglich ist. Lediglich einige Parameter spart das Layout ein. Diese lassen sich über das Menü des kleinen Displays erreichen. Sie sind aber teils auch per Kurzbefehl über die Regler erreichbar, etwa die Pegel im Mischpult. Auch die Zuweisung der Modulationsverknüpfungen ist recht elegant durch Tastenkombinationen gelöst.

Das Display ermöglicht zudem eine sinnvolle Orientierung und Benennung der Klänge, für die 512 Speicher vorgesehen sind, 256 davon Presets. Wer die Editierung und Klangdatenverwaltung am Rechner vornehmen möchte, erhält für knapp 70 US$ einen passenden Software-Editor auf der Hersteller-Webseite.

Oberheim TEO-5 Synthesizer sStudio
TEO-5 im Studio (Bild: Oberheim)

Vorbildlich einfach ist der Step-Sequencer, den man aus nahezu allen neueren Instrumenten von Sequential kennt. Knopf drücken, nacheinander die mono- oder polyphonen Schritte über das Keyboard bis zu 64 Steps mitsamt Pausen und Notenverlängerungen einspielen und auf einen weiteren Tastendruck losrattern lassen. Genial einfach!

Der ergänzende Arpeggiator arbeitet monophon und bietet fünf Betriebsarten. Neben gängigen Parametern wie den Oktavbereich gibt es hier die spannend Möglichkeit, bis zu drei Schrittwiederholungen pro Note zu nutzen. Die Einstellungen beider Spielhilfen werden mit dem Klangprogramm gespeichert. Dazu lassen sich die Noten wahlweise über MIDI übertragen, um externe Geräte zu steuern oder die Muster aufzuzeichnen. Das Tempo lässt sich intern, über MIDI-Clock oder per Tap-Tempo-Taste vorgeben. Apropos Tempo: Eine variable Temposynchronität findet man ebenfalls bei den LFOs und den Verzögerungszeiten des Delay-Effektes.

Zu den weiteren Funktionen gehören ein konfigurierbarer Unisono-Modus mit Akkordspeicher, ein Vintage-Parameter, der auf Stimmenbasis leichte Parameterschwankungen ergänzt und somit für zusätzliches Leben sorgen soll. Praktisch ist auch das mögliche Aufteilen der Klaviatur. Dabei kann man nicht etwa zwei unterschiedliche Klänge spielen, sondern in unterschiedlichen Oktavlagen und so Bässe links und das Solo auf der rechten Seite spielen. Zu guter Letzt bietet der Oberheim TEO-5 auch eine Unterstützung für unterschiedlichste Skalen.

Was mir weniger gefällt

Die wichtigste Einschränkung des Oberheim TEO-5 ist seine begrenzte Polyphonie. Mutmaßlich will Oberheim vorrangig Kunden adressieren, die sich die kostspieligeren Instrumente nicht leisten können und Spaß am Kompaktformat haben. Ich selbst sehe allerdings durchaus Potential für professionelle Anwender, die für eine höhere Polyphonie durchaus einen Aufpreis zahlen würden. Die Klangerzeugung grenzt sich hinreichend vom OB-6 und OB-X8 ab. Auch finde ich die Herstellerentscheidung nicht unbedingt sinnvoll, bestimmte Regler der Basisklangerzeugung in das Menü zu verbannen, während die Effektsektion mit zehn Reglern aufwartet. Entsprechend stelle ich fest: Ich hätte deutliches Interesse an einer aufgebohrten, größeren Version dieses Synthesizers!

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Kompakte Maße und 44er-Tastatur (Bild: Oberheim)

Klang des Oberheim TEO-5

Klanglich überzeugt mich der Oberheim TEO-5 auf ganzer Linie, solange man keine authentische Replik eines alten Oberheim-Originals erwartet. Mit anderen Worten erwirbt man hier keine Kompaktversion des Oberheim OB-X8, sondern einen eigenständigen Klangerzeuger, der aufgrund seines Filters eine Nähe zur SEM- und OB-Familie hat. Auch der Oberheim OB-6 klingt im Direktvergleich anders. Der TEO-5 hat eben seinen eigenen Charakter und das ist gut so!

Flächen, Bläser, Streicher, Bässe, Lead- und Sync-Sounds, Stabs und Hooks gelingen ihm ebenso gut wie Effekte. Und mit dem konfigurierbaren Unisono-Modus kann man den Druck sogar noch variabel erhöhen – der Oberheim TEO-5 ist entsprechend auch ein erstklassiger Mono-Synth, dazu mit wählbarer Notenpriorität. Imitate von akustischen Instrumenten sind erwartungsgemäß nicht sein Metier.

Das Filter klingt herrlich prägnant und verliert auch bei hoher Resonanz nicht an Druck. Einzig der Kerbfiltermodus (Notch) gefällt mir weniger. Die Modulationen erweitern das Klangspektrum der grundsätzlich eher geradlinigen Architektur signifikant, sodass man mit dem Oberheim TEO-5 lange Spaß haben dürfte. Durch schnelle Modulationen lassen sich geräuschhafte und metallische Klangfarben wie AM und FM erzeugen aber auch ungewöhnliche Sounds durch multiple Modulationen.

Oberheim TEO-5 Synthesizer stage
Der kompakte TEO-5 eignet sich gut als Bühneninstrument (Bild: Oberheim)

Die digitale Umsetzung der Modulatoren und des VCAs empfinde ich nicht als Nachteil im Vergleich zu anderen aktuellen Geräten. Vermutlich hätte man mit analogen Chips Hüllkurven und LFOs etwas mehr Perkussivität hinzugewonnen, dafür aber auch an Flexibilität sparen müssen. Der TEO-5 ist aber durchaus in der Lage knackige Sequenzen und perkussive Klänge zu generieren. Die Effektsektion ist von anderen Sequential-Modellen bekannt. Sie wertet die Klangerzeugung aufgrund der dichten Integration und möglichen Modulierbarkeit durchaus auf. Andererseits kann man sie nicht gegen hochwertige Peripherie ins Rennen schicken.

Fazit

Der Oberheim TEO-5 entpuppt sich als exzellent klingender und famos bedienbarer, polyphoner Synthesizer, der das Erbe von Oberheim in modernisierter Form und mit interessanten Neuerungen in ein schmuckes Kompaktformat portiert. Zugegeben ist die Klaviatur mit 44 Tasten und Spielhilfen sowie die knappe Polyphonie sicher nicht jedermanns Sache – eine echte Alternative gibt es derzeit jedoch nicht. Mit einem Preis von unter 1.700 Euro liegt der Oberheim TEO-5 gleichauf mit dem Sequential Take 5 und fällt signifikant günstiger als der Oberheim OB-6 aus. Durch seinen eigenständigen Klang grenzt er sich von der Konkurrenz ab und schlägt eine interessante Brücke zwischen typischen Oberheim-Elementen und erweiterter Funktionalität im Modulationsbereich. Für mich ist der Oberheim TEO-5 definitiv eines der Highlights des Jahres 2024.

Technische Daten
polyphoner Analogsynthesizer mit 44-Tasten-Klaviatur
5 Stimmen mit 2 VCOs, Suboszillator und SEM-Multimodefilter
Modulationsmatrix mit 19 Slots
dreifache Effektsektion
Arpeggiator/Step-Sequenzer
256 Presets, 256 Nutzerspeicher

Vorteile
+ überzeugender Klang
+ flexibles State-Variable-Filter
+ Modulationsmatrix
+ kompaktes Format
+ integriertes Netzteil

Nachteile
– nur 5 Stimmen
– fehlende wichtige Bedienelemente zugunsten üppiger Effektsteuerung

Oberheim TEO-5 bei MUSIC STORE professional

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