Ein Rundum-Sorglos-Paket?

Test: Native Instruments Komplete 15, Software-Bundle

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Native Instruments Komplete 15 vorschau

Mit einer schieren Flut aus Instrumenten, Sounds und Effekten schlägt Native Instruments Komplete 15 nun in seiner neusten Version auf. Die neu geschnürten Bundles kommen auch diesmal wieder in den drei Haupt-Geschmacksrichtungen Komplete 15 Standard, Komplete 15 Ultimate und Komplete 15 Collector’s Edition. Wir packen die virtuelle Box aus und sind gespannt, was Native Instruments diesmal alles hineingelegt hat.

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Auch das abgespeckte Bundle Komplete 15 Select wurde diesmal thematisch aufgefächert. Mit Komplete Select 15 Beats, Band oder Electronic kann man sich ab jetzt, je nach favorisiertem Einsatzgebiet, mit den entsprechenden Basics versorgen. Das ist sicherlich eine gute Entscheidung, hilft es doch Neueinsteigern direkt einen passenderen Grundstock anzulegen – und zwar möglichst ohne ungenutzten Soundballast, der auf der SSD vor sich hingammelt.

Native Instruments Komplete 15 – was ist neu?

Je nach Paket gibt es auch diesmal wieder eine unterschiedliche Anzahl an Neuzugängen. Die drei großen Versionen enthalten softwareseitig alle Kontakt 8, Guitar Rig 7 Pro und iZotope Ozone 11 Standard. Außerdem bekommen alle drei dieselbe Anzahl an Leap-Expansions spendiert. Letzteres ist sehr begrüßenswert und pushed sicherlich das neue Kontakt-Feature.

Ansonsten wurden jede Menge neuer Instrumente und Expansions über alle Pakete verteilt, die entweder komplett neu oder schon in der Zwischenzeit seit Komplete 14 erscheinen sind. Und das sind einige. Bei der Komplete 15 Ultimate Collectors Edition beispielsweise kommen mal eben satte 58 Releases zum ohnehin schon sehr umfangreichen Bundle dazu.

Auffällig ist, dass sich Komplete 15 wieder stärker einer moderneren Soundsignatur verschreibt. So finden sich unter den Neuzugängen oftmals hybride Sounds, aus echten und synthetischen Quellen, die einen eigenständigen, organischen und gleichzeitig freshen Charakter mitbringen. Aber auch Libraries real existierender Instrumente, wie die der „Session“-Reihe, bzw. Orchesterinstrumente wurden wieder neu in die Pakete gepackt.

Kontakt 8 mit neuen Features: Chords, Phrases und Leap

Waren die vorherigen Versionsupdates von Kontakt bisher meist recht subtil und eher auf Funktionalität fokussiert, hagelt es diesmal neue Features. Das Tiefgreifendste: in Kontakt 8 gibt es jetzt eine Schnittstelle für Tools! Hier wird es sicherlich noch weiteren Zuwachs geben, momentan findet man im entsprechenden Menü die beiden Tools „Chords“ und „Phrases“. Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu erraten, worum es sich handeln könnte: „Chords“ schlägt verschiedene Akkordfolgen vor und „Phrases“ Melodien.

Die beiden Tools gefallen mir schonmal richtig gut, denn mittels Presets und Stilauswahl bekommt man einerseits schnell ansprechende Ergebnisse geliefert, andererseits ist aber auch alles recht flexibel und detailliert editierbar. Das ist sozusagen der kleine Sparringspartner beim Komponieren, der oft zu überzeugen weiß. Für Mikrodetailarbeit lässt sich das Ganze sogar per Drag’n‘Drop in den Sequenzer übernehmen. Sehr schön!

Und da die Tools in Kontakt auf globaler Ebene ansetzen, sind sie soundübergreifend einsetzbar – also bei allem, was die eigene Kontakt-Library an Sounds so hergibt. Das hat richtig Potenzial für eigene Soundabenteuer und motiviert auch sicherlich dazu einige Libraries wiederzubeleben, die man sonst weniger nutzt.

Native Instruments Komplete 15 Kontakt 8
Das neue Chords-Tool von Kontakt 8 schlägt passende Akkordfolgen zur gewählten Tonart vor. (Bild: Screenshot)

„Leap“ ist ebenfalls ein interessantes, neues Feature in Kontakt 8. Hier wurde der Fokus auf ein effektives und effektvolles Arbeiten mit Loops gelegt. Auf den weißen Tasten der Klaviatur lassen sich hiermit Loops und Oneshots abfeuern, während die schwarzen Tasten mit jeder Menge Effekten belegt, ebenfalls detailliert editiert werden können.

So ähnlich haben das zwar schon lange zuvor einige Library-Hersteller, wie z.B. Heavyocity gehandhabt, aber diesmal ist diese Funktionalität eben direkt in Kontakt integriert und an dessen Oberfläche geholt. Man darf gespannt sein, was andere Hersteller mit Leap noch zaubern. Die mitgelieferten Leap-Expansions zeigen sehr gut, was damit bereits möglich ist.

Für ein Update würde ich mir hier allerdings dringend wünschen, das Legato-Feature global an- oder ausschalten zu können und nicht umständlich für jede Taste einzeln.

Native Instruments Komplete 15 leap expansion kontakt 8
Leap Expansions erlauben ein neuartiges Arbeiten mit Loops und Oneshots: Die weißen Tasten fahren die Samples ab, mit den schwarzen Tasten werden Effekte abgefeuert. (Bild: Screenshot)

Neue Sounds und Instrumente in Komplete 15

Bei den neuen Instrumenten stechen Kithara und Conflux heraus. Während Letzteres dankenswerterweise in allen drei Paketen enthalten ist, hat Native Instruments Kithara nur in die Komplete 15 Ultimate Collector‘s Edition gepackt. Diese Library ist ein wahres Sounddesignfeuerwerk schwingender Saiten. Hier verschwimmt die Grenze von echten Instrumenten zu Synthsounds wunderbar: von sphärischen Pads, bis hin zu unterschiedlichen, oft exotischeren akustischen Gitarren, in teilweise komplexen Layern und sphärischen Soundwelten ist hier alles geboten.

Conflux dagegen nutzt Wavetables und Samples als Oszillatoren, um diese im Signalfluss durch eine Armada austauschbarer Soundbearbeitungsmodule zu jagen. Was aussieht wie eine klassische Synthesizer-Struktur, kann man also eher mit einem flexiblen Pedalboard voller Effekte vergleichen. Hier geht es mit meist düsteren, elektronischen Sounds zur Sache, die oftmals lebendig vor sich hin modulieren und sich per MIDI-CC noch ordentlich weiter verbiegen lassen. Ein sehr interessantes Instrument für nicht alltägliche, ausdrucksstark spielbare, elektronische Sounds.

Definitiv ein Zugewinn, nicht nur, wenn es mal wieder besonders schnell gehen muss, sind die vorher angesprochenen Leap-Expansions für Kontakt 8, deren Sammlung sicher schnell wachsen wird. Diese sind nämlich sehr auf einen bestimmten Stil getrimmt und nageln diesen auf den Punkt – da würden mir direkt noch einige Stile einfallen … Die Loops sind dabei wirklich gelungen und gut produziert, für die nötige Abwechslung sorgen die Effekte auf den schwarzen Tasten. Ein gut klingendes Layout im 80er Style? Oder doch lieber R’n’B oder Funk? Kein Problem, ist in 10 Minuten fertig.

Native Instruments Komplete 15 kitahar
Kithara unterteilt die vier Sound Sources in Attack- und Sustain-Sounds, die bequem im jeweiligen Browser ausgewählt werden können. (Bild: Screenshot)

Es gibt noch viele weitere Highlights, bei denen ich mich komplett im Sound verloren habe. Zu erwähnen wäre hier das eher unscheinbare Instrument Safron, mit seinem X/Y-Pad, das herrliche, organische, oft verzerrte Soundwelten hervorbringt. Oder auch Schema Dark mit seinem Industrial Sound und dem ungewöhnlichen, aber effektiven Konzept. Auch eine Menge neuer, super interessanter Play Series Instrumente sind am Start. Und natürlich eine vorbildliche Hardwareintegration in Komplete Kontrol oder Maschine.

Aber auch für die klassischere Fraktion ist diesmal wieder etwas Neues dabei, z.B. Action Woodwinds, die auf das Konzept der Action Strings setzen. Hier ist der Einsatzbereich definitiv im orchestralen Kontext zu suchen, genauso wie bei Valves, einem detailliert gesampelten Blechbläserquintett.

Fazit

So könnte es jetzt die ganze Zeit weitergehen und wir hätten bei einem 5-mal so langen Test ebenfalls nur die Oberfläche angekratzt, weil die Komplete 15-Pakete einfach wahnsinnig umfangreich sind. Es ist Zeit für den Blick aufs große Ganze: lohnt sich die neue Version nun – und wenn ja, für wen?

Für alle, die bisher 14 Versionen lang widerstehen konnten, könnte der Zeitpunkt für eine Neuanschaffung kaum besser sein. Kontakt wurde aus seinem langen Dornröschenschlaf wachgeküsst und ist die interessanteste Version seit Jahren. Darüber hinaus gibt es bei allen drei Hauptversionen der Komplete 15-Reihe einen außergewöhnlichen Rundumschlag, der aufgrund der gebotenen Auswahl, Vielfalt und Qualität ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis hat.

Ich sehe die beiden Ultimate Editions bei professionell arbeitenden Musikproduzenten und Komponisten, auch besonders für Film und Games, die eine große Soundpalette brauchen und Stilvielfalt bedienen müssen. Die Standard-Edition kann, je nach vorhandener Ausstattung, ebenfalls für dieselbe Zielgruppe ausreichen, muss es aber nicht. Ambitionierte Hobbymusiker dürften hiermit allerdings super versorgt sein.

Gerade für Youtuber & Co., die nur ab und an ein Jingle oder einfache Tracks produzieren, sind die Select-Editions sehr interessant. Ansonsten eignen sie sich eher, wenn man mal ins Native-Instruments-Universum reinschnuppern möchte oder gerade in die Musikproduktion einsteigt – dann wird es aber mit wachsendem Anspruch vermutlich nicht lange dauern, bis man zu einer der größeren Versionen upgraden möchte.

Hat man schon bei einer der letzten Komplete-Versionen zugegriffen, ist die Sache sehr individuell. Hier muss einfach jeder aufgrund seines bestehenden Setups entscheiden, ob sich ein Update lohnt. Meiner Meinung nach bilden die Neuzugänge der Pakete den Mehrwert nicht nur finanziell, sondern auch inhaltlich locker ab. Zusätzlich sollte man auch bedenken, dass man an Kontakt 8 für die Kompatibilität zu zukünftigen Libraries irgendwann nicht mehr vorbeikommen wird. Dieses Update allein kostet ziemlich genau die Hälfte des Komplete 15 Standard-Updates. Man kann es drehen und wenden wie man möchte, Komplete ist einfach ein unverschämt gutes Angebot.

+ Riesige Sammlung für unterschiedlichste Musikstile
+ Soundqualität
+ Hardwareintegration in Komplete Control und Maschine
+ Preis-Leistungs-Verhältnis

Website von Native Instruments

Die Version von Native Instruments Komplete 15 sind bei MUSIC STORE professional erhältlich:

Native Instruments Komplete 15 Standard

Native Instruments Komplete 15 Ultimate

Native Instruments Komplete 15 Collector’s Editon

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