Test: Elektron Digitone II – Synthesizer-Groovebox

Elektron Digitone II front

Der neue Elektron Digitone II bietet gegenüber dem Vorgänger zahlreiche Verbesserungen. Ansonsten folgt die Groovebox dem bekannten Design-Konzept des schwedischen Herstellers. Das stabile Stahlblech-Gehäuse, sowie die Anordnung der Regler, Taster und die Anschlüsse auf der Rückseite sind ähnlich anderer Elektron-Produkte, wie Digitakt oder Syntakt.

Im Vergleich mit dem Vorgänger wurde der Digtone II leistungstechnisch stark aufgebohrt. Mit 16 statt 8 Tracks, 16 Stimmen, Patterns mit bis zu 128 Schritten und drei neuen Synth-Emulationen, bei Elektron Machines genannt, haben wir hier nun eine Mischung aus Synthesizer und Performance gerechter Groove-Box.

Elektron Digitone II rear
Wie alle Elektron Geräte, hat der Digitone II stabile, große Anschlüsse für MIDI, Audio-In und-out, Kopfhörer, USB und Netzteilanschluss. (Bild: Elektron)

Neue Synth-Engines im Elektron Digitone II

In der FM-Abteilung, FM TONE, hat sich gegenüber dem Vorgänger nicht viel geändert. Die FM-Machine arbeitet nach wie vor mit den vier Operatoren und acht Algorithmen des Vorgängers. Neu sind hingegen die Machines FM DRUM, SWARMER und WAVETONE.

Bei FM DRUM handelt es sich, wie der Name schon sagt, um eine spezialisierte FM-Synthese, die erstaunlich realistische Drumsounds mit dem FM-typischen fetten Druck erzeugt, aber naturbedingt auch für ausgefallenste Sounds-Kreationen prädestiniert ist.

Elektron Digitone II FM
Aufbau der FM-Klangerzeugung. (Bild: Elektron)

SWARMER dagegen lässt die Sägezähne tanzen. Dieser Super-Saw Cluster ist mit diversen Kontroll-Möglichkeiten der Wellenformen ausgestattet. Mit Shape-, Detune- und Noise-Modulation der sieben erzeugten Sawtooth-Wellen lässt sich ein dichtes und lebendiges Klanggeschehen erzeugen, das wunderbares Filterfutter darstellt.

WAVETONE erscheint zunächst als klassisches zwei Oszillatoren-Design, bietet aber umfangreiche Eingriffsmöglichkeiten in die Wellenformbildung. Die jeweils auswählbare Wavetable-Grundlage der beiden Oszillatoren überblendet stufenlos zwischen den beteiligten Wellenformen. Prim enthält die Grundwellenformen Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck.

HARM dagegen enthält eine große Zahl an Wellenformen mit unterschiedlichsten Oberton-Spektren. Dazu kommt Phase-Distortion, eine Art PWM (Puls Weiten Modulation), die hier nicht wie sonst, nur auf die Rechteckwelle wirkt, sondern auf die gerade aktuelle Position im Wavetable. Ringmodulation in zwei Varianten steht ebenfalls zur Verfügung.

Elektron Digitone II track
Die Struktur eines der 16 Tracks des Elektron Digitone II. (Bild: Elektron)

Die FLTR MACHINES

Klassische FM-Synthese könnte auch ohne einen Filter auskommen. Bei den Synth Machines WAVE TONE, FM DRUMS und SWARMER allerdings sind Filter essenzielle Bestandteile der Klangbildung.

Dafür stehen neben den typischen Synth-Filter Topologien auch zwei EQs bereit. In der Synth-Abteilung kommt ein State-Variable artiger Multi-Mode Typ zum Einsatz, bei dem man vom Tiefpass über Bandpass zu einem Hochpass überblenden kann. LOWPASS 4 bezeichnet einen resonanzfreudigen 24 dB Filter wie ihn der Minimoog bekannt gemacht hat.

LEGACY LP/HP heißt der Filter der vom Vorgänger-Modell übernommen wurde. Hier handelt es sich um eine 12 dB Version, die sich zwischen Tiefpass und Hochpass umschalten lässt und an die Filter der in den 80er Jahren beliebten Polyphonen Synths erinnert. Schließlich gibt es noch zwei Comb-Filter Varianten mit unterschiedlichen Feedback-Verhalten. Der erwähnte EQ ist parametrisch und kann einen spezifischen Frequenzbereich mit einstellbarer Bandbreite anheben oder absenken.

Ein weiteres Filter-Element ist der BASE WIDTH Filter, hier handelt es sich um eine Hochpass-Tiefpass-Kombination, mit einstellbaren Eckfrequenzen, also einen Bandpass. Das besondere hier: dieser Filter gehört nicht zu der Gruppe der Synth-Filter und ist daher unabhängig einsetzbar. Man kann ihn vor oder hinter dem Hauptfilter betreiben, was zusätzliche, gerne auch drastische Eingriffe ins Klanggeschehen ermöglicht.

Hands on Elektron Digitone II

Wer bereits ein Elektron Gerät wie Digitakt besitzt, ist mit dem pixeligen Retro-Look samt Icons und Menü-Struktur vertraut. Für den Neuling vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist, hier aber alles übersichtlich und intuitiv angelegt. Presets und Kits bieten jede Menge Start-Bausteine, um in eigene Sphären abzutauchen.

Die acht Drehgeber rechts, welche die Haptik von angenehm bedämpften Potis haben, regeln jeweils einen der Parameter pro Menü-Seite. Die Menüs der einzelnen Funktionsgruppen, wie TRIG, SYN, FLTR, AMP, FX und MOD, haben maximal 4 weitere Seiten, sodass sich das Menu-Diving in Grenzen hält.

Auch im Verbund mit DAWs macht der Digitone II eine gute Figur. Sämtliche Parameter können mit MIDI-CCs oder MIDI-NRPNs kontrolliert werden. Dazu kommt, dass die USB-Schnittstelle auch als Audio Interface im Compliance Modus ohne zusätzliche Treiber verwendet werden kann. Die einzelnen Tracks können auch als MIDI-Tracks Plugins oder externe Klangerzeuger steuern.

Elektron Digitone II transfer
Praktisch zur Datensicherung und Umbenennung von Kits und Presets, die Transfer-App. (Bild: Elektron)

Zukünftig wird die Anbindung an den Computer noch enger werden, denn die Elektron OVERBRIDGE Software, die es bereits für fast alle Elektron Geräte gibt, wird gerade für den Digitone II angepasst und ist zurzeit im Beta-Test. Overbridge kommt dann als VST/AU/AAX Plugin, mit Parameter-Automation, Modulation, Macros und Kit-Editor zum Einsatz.

Sequenzer und Arpeggiator

Der Sequenzer, Triebfeder des Elektron Digitone II, bietet bis 128 Steps pro Pattern und Track. Dabei kann jeder Track eine individuelle Step-Länge und Scaling Multiplier haben. Polyphone Sequenzen sind ebenso möglich, wie eine Sound-Änderung per Step.

Um Bewegung in einen sonst repetitiven Track zu bringen, kann der Euclidian-Generator zugeschaltet werden, der mittels zweier Puls-Generatoren Variationen im Pattern erzeugt. Jeder Track hat zudem einen integrierte Arpeggiator mit eigener Geschwindigkeits-Anpassung.

Elektron Digitone II preset
Eine gute Auswahl an Presets für Kits und Tracks steht bereit. (Bild: Joker Nies)

Fazit zum Elektron Digitone II

Die deutliche Steigerung der Leistung und der klanglichen Möglichkeiten gegenüber dem Vorgänger katapultiert den Elektron Digitone II in eine neue Liga. Die neuen SYN-MACHINES, FM DRUM, SWARMES und WAVE TONE, machen das kompakte Gerät zu einer vielseitig einsetzbaren Musik-Workstation mit DAW-Anbindung und in Zukunft auch einem mächtigen Editor-Plugin.

Für fette Bässe, punchige Drums und bizarre Sounds sorgt die FM-Abteilung mit den neuen FM-DRUMS. SWARMES und WAVE TONE Machines dagegen, begeben sich in ganz andere klangliche Gefilde. Knackige subtraktiven Synth-Linien liefert Wave Tone und ein bisschen Sternenstaub bekommen wir von den SWARMES. Die Auswahl an Factory Patterns bietet jede Menge stimmige Ausgangspunkte für eigene Sound-Kreationen in diversen Stilen, von sanft bis schmirgelnd.

Vorteile
+ deutlich gesteigerte Leistung
+ intuitives Bedienkonzept
+ enorme Klangvielfalt dank neuer SYN MACHINES

Nachteile
– nur 4-Operatoren FM

Weitere Informationen zum Digitone II bei Elektron

Hier findet ihr den Elektron Digitone II bei MUSIC STORE professional.