Die Doepfer A-111-5 Mini Synthesizer Voice ist nicht ohne Grund seit Jahren ein Klassiker unter den Eurorack-Modulen. Wofür man sich sonst fünf separate Module kaufen müsste, vereint die Synthesizer Voice alles in einem einzelnen, praktischen Modul. Außer einem Eurorack-Gehäuse und ein paar Patchkabeln braucht man nichts weiter, um seine ersten Experimente in der Welt der Modularsynthese anzugehen – und dabei klingt das Ganze auch noch ziemlich fett.
Doepfer A-111-5 als Einstieg?
Modulare Synthesizer üben eine besondere Faszination aus. Sie sehen beinahe wie das Cockpit eines Raumschiffs aus und sorgen immer wieder für neugierige Blicke und verwunderte Fragen, was genau dieses seltsam aussehende Instrument denn eigentlich ist.
Zugegebenermaßen ist die Lernkurve gerade für Einsteiger recht steil. Zumindest wenn man den klassischen Weg geht, indem man sich zunächst ein Gehäuse zulegt und anschließend jedes Modul einzeln auswählt. Um genau diesen doch recht herausfordernden Einstieg etwas leichter zu gestalten, hat Dieter Doepfer, der übrigens auch der Erfinder des Eurorack-Formats ist, eine komplette Synthesizer Voice als Modul auf den Markt gebracht. Das Doepfer A-111-5 Modul ist bereits ein Klassiker im Eurorack-Bereich und ist inzwischen auch als Vintage Edition ganz in Schwarz und mit Retro-Style-Reglern erhältlich.

Was genau ist eine Synthesizer Voice?
Eine Synthesizer Voice beinhaltet bereits alle Einzelkomponenten, die man braucht, um einen vollständigen Sound erzeugen zu können. Innerhalb des Moduls sind sie üblicherweise bereits miteinander verbunden, sodass man sie nicht erst mit Kabeln verbinden, also patchen muss. Das erleichtert besonders Anfängern das Musikmachen mit einem Eurorack-System, da man mit solchen Synthesizer-Stimmen in der Regel bereits eine Vielzahl an Sounds erzeugen kann – und dabei patchen kann, aber nicht zwingend muss. Welche Komponenten solche Synthesizer Voice Module genau beinhalten, kann je nach Hersteller stark variieren.
Die VCO Sektion des Doepfer A-111-5
Bei der Doepfer A-111-5 Synthesizer Stimme befindet sich links ein VCO, also ein spannungsgesteuerter Oszillator, der eine Rechteckwellenform erzeugt. Per Kippschalter kann man zusätzlich eine Dreiecks- oder Sägezahnwellenform dazuschalten.
Pulsbreitenmodulation
Die Rechteckwellenform lässt sich zusätzlich in ihrer Pulsbreite modulieren, was den Klang drastisch verändern und lebendige, fette Sounds erzeugen kann. Die Pulsbreite kann man entweder manuell mit dem „P(ulse)W(idth)“-Regler, mit einer der Modulationsquellen, die per Kippschalter auswählbar sind, oder auch mit einer externen Steuerspannung (CV) kontrollieren, die in die dazugehörige “VCO PW”-Buchse gepatcht werden kann.
Frequenzmodulation
Man kann den Oszillator auch in seiner Frequenz modulieren, was zu interessanten Sound-Experimenten führen kann. Die Modulationstiefe, also wie stark das Signal moduliert wird, stellt man mit dem „FM“-Drehregler ein. Damit dieser Regler überhaupt Wirkung zeigt, muss der „Source“-Schalter rechts daneben auf „LFO1“ oder „ADSR“ gestellt werden. Von dezenten Tonhöhen-Sweeps bis hin zu aggressiven FM-Klängen bietet die Klangpalette hier viele Möglichkeiten.

Wie spielt man ein Synthesizer Voice-Modul?
Um gezielt Melodien spielen zu können, braucht man ein zusätzliches Modul wie einen Sequenzer, mit dem man eine Pitch-CV an die Doepfer Mini Voice schicken kann, oder einen MIDI-to-CV Converter, der Tonhöheninformationen von der DAW oder einem MIDI-Keyboard in eine CV, also Steuerspannung, umwandelt. Diese Steuerspannung kann man anschließend in die “VCO F(requency)”-Buchse patchen, um die Tonhöhenänderungen direkt zu hören.
Die Filtersektion des Doepfer A-111-5
Rechts neben dem Oszillator befindet sich ein 24-dB-Lowpass-Filter, der ebenfalls einige zusätzliche Features zu bieten hat. Neben der obligatorischen Cutoff-Frequenz und dem Resonanzregler lassen sich auch einige der internen Modulationsquellen in diese Sektion routen. Man kann den zweiten LFO, die ADSR-Hüllkurve oder die Dreieckswellenform des Oszillators nutzen, um die Cutoff-Frequenz des Filters zu modulieren und so abwechslungsreiche Bewegungen im Gesamtklang zu erzeugen.
Zudem hat Doepfer der Filtersektion eine Tracking-Funktion spendiert. Sobald sie aktiv ist, folgt die Cutoff-Frequenz automatisch der Tonhöhe des Oszillators. Dadurch entsteht ein natürlicheres Klangbild, bei dem hohe Töne offener und heller sowie tiefere Töne dunkler und dumpfer wirken.
Der VCA steuert die Lautstärke
Bei einem herkömmlichen Verstärker wird die Lautstärke üblicherweise mit einem Regler eingestellt. Hingegen wird bei einem spannungsgesteuerten Verstärker die Lautstärke zusätzlich mit einer Steuerspannung kontrolliert, sodass der eingehende Oszillator nicht permanent zu hören ist, sondern nur dann, wenn eine Steuerspannung anliegt. Am A-111-5 Synthesizer Voice kann man zu diesem Zweck entweder den LFO1 verwenden, um so pulsierende und treibende Sounds zu erzeugen, oder die ADSR-Hüllkurve, die oft genutzt wird, um natürlich klingende Lautstärkeverläufe wie bei akustischen Instrumenten zu erzeugen.

Modulation durch LFO1 & LFO2
Den beiden Low Frequency Oszillatoren (Niederfrequenz Oszillatoren) sind wir an der ein oder anderen Stelle schon begegnet. Beide Oszillatoren lassen sich zwischen Dreieck- und Rechteckwellenform umschalten und in ihrer Geschwindigkeit feinjustieren. Sie können dazu verwendet werden, diverse Parameter innerhalb des Moduls zu modulieren, indem man sie per Kipppschalter an die entsprechende Stelle leitet. Zusätzlich kann der erste LFO an der Ausgangsbuchse „LFO1“ abgegriffen und an andere Stellen des A-111-5 gepatcht oder mit anderen Modulen im System verbunden werden, um spannende, ineinandergreifende Klangstrukturen zu erzeugen.
Attack, Decay, Sustain, Release = ADSR
Diese Standard Hüllkurve, die aus den Parametern Attack, Decay, Sustain und Release besteht, sorgt für den dynamischen Ausdruck des Sounds. Eine Geige hat beispielsweise eine deutlich längere Anschwellzeit als ein Percussion-Instrument, und ein Pad-Sound eine längere Abklingzeit als eine gezupfte Gitarre. Die Hüllkurve moduliert üblicherweise den VCA der Synthesizer Stimme und braucht einen Startschuss, also ein Triggersignal, um seine Parameter zu durchlaufen. Aber wie so oft bei Modularsynthesizern kann man die ADSR-Envelope auch nach Belieben an andere Stellen routen, um entgegen der Regeln zu experimentieren und zu hören, ob sich damit interessante Klangvariationen erzeugen lassen.
Patch-Buchsen
Ganz unten an der Doepfer A-111-5 Synthesizer Voice befinden sich die Ein- und Ausgänge des Moduls, mit denen man Steuersignale einschleifen, weiterpatchen und den erzeugten Klang über den Audioausgang ausgeben kann. Zudem ist es möglich, ein externes Audiosignal in das Modul einzuspeisen, das dann in der Filtersektion zugemischt wird.

Fazit
Die Doepfer A-111-5 Synthesizer-Voice überzeugt nicht nur klanglich, sondern bietet auch viele Funktionen zu einem fairen Preis: einen Oszillator mit verschiedenen Wellenformen und Pulsbreitenmodulation, eine Filtersektion mit Tracking-Funktion, einen VCA, zwei LFOs und eine ADSR-Hüllkurve. All diese Sektionen lassen sich flexibel innerhalb des Moduls routen oder über die Buchsen an der Unterseite weiterpatchen. Gerade für Anfänger bietet das Modul alle wesentlichen Komponenten, die man sonst einzeln anschaffen müsste, und erleichtert so den Einstieg in die Klanggestaltung mit modularen Synthesizern.
Pro
+ Vereinfachter Modulareinstieg
+ Routing-Möglichkeiten
+ Toller Klang
+ Fairer Preis
Contra
– Eingeschränkte Patch-Möglichkeiten
Als Ergänzung zu diesem Testbericht wollen wir euch unsere Tutorial-Serie „Einstieg ins Eurorack“ empfehlen, die Monat für Monat weiter wächst. In unserer Tutorial-Sektion findet ihr die bislang erschienenen Beiträge.