Mächtiges Feature-Update

Synthstrom Deluge – OLED-Update & OS V4.1.3

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Synthstrom Deluge Groovebox OLED
Synthstrom Deluge jetzt mit OLED und neuestem OS V4.1.3 (Bild: Synthstrom)

Synthstrom Deluge ist die moderne Inkarnation der klassischen eierlegenden Wollmilchsau in Form einer Groovestation. Ähnlich wie Peter Jacksons Herr der Ringe-Verfilmungen stammt auch dieses Erfolgsprodukt aus Neuseeland.

Bereits 2016 erschienen, ist die kompakte und komplett ausgestattete grid-basierte Musikproduktions-Workstation nun in der Neufassung mit einem chiquen OLED-Screen, Open-Source-Support und einem stabilen V4.1.3 OS erhältlich. Wo früher noch öfters über das ein oder andere Funkionsdefizit gemeckert wurde, gibt es jetzt aber überall nur noch begeisterten Beifall. Was ist passiert?

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Synthstrom Deluge – alles in einem

Das ergonomische Desktop-Gerät vereint ein Grid-Feld mit 8×16 RGB-Pads, Sampler, Sequenzer, VA-Syntheser, Looper, Effeke und sehr viel mehr unter einem Dach. „Déluge“ ist französisch und bedeutet “Sintflut”. Der geneigte Audiopilot könnte nun angesichts der extremen Ausstattung an Features aber auch eine „Sinnflut“ verorten, denn Deluge möchte eine echte computerfreie Hardware-Alternative zur klassischen Musikproduktion mit DAW und Masterkeyboard sein.

Sicher, Deluge wird nicht die klassischen Hardware-Work- & Groovestations der Klassen Akai MPC, Polyend Tracker oder Elektrons vom Markt fegen, dafür ist ihre Bedienphilosophie schlichtweg viel zu individuell. Das ist nicht Jedermans Sache, hat aber über die letzten Jahre eine riesige und sehr treue Fangemeinde generiert. Deluge möchte aber auf jeden Fall Eines sein: Ein vollumfängliches, kreatives und eigenständiges elektronisches Instrument für Studio- und Livebetrieb.

Synthstrom Deluge Groovebox top
8×16 LED-Pads sind Grid-Input für Sequencer und Submenüs, aber auch minimalistischer Bildschirm beim Wave-Editing. (Bild: Synthstrom)

Groovebox? Sequenzer? Portables Studio!

Genau wie betagtere Groovestations vom Schlage einer Roland MV-8800 oder einer Yamaha RS7000 ist auch der Synthstrom Deluge in der Lage einen versierten und eingearbeiteten Produzenten dazu zu bringen PC-Tastatur und DAW für Stunden, Tage oder Monate einfach mal loszulassen. Und ganz ehrlich: Wer bitte ist zur Zeit gerade nicht bildschirmmüde? Eben!

Dabei bietet Deluge wirklich Features bis zum Pappsagen. Er ist Sequenzer, Synthesizer, Sampler und mehr. Die 128 RGB-beleuchteteten Pads stellen dabei nicht nur die Hauptbedienoberfläche dar, sondern ersetzen auch einen kompletten grid-basierten externen Controller. Es klingt zwar nach Wahnsinn und Delirium, aber die Wellenformen werden auch in der V4 auf den leuchtenden Vierecken der Gridmatrix geschnitten und mitnichten auf dem neuen dreizeiligen OLED-Bildschirm, was aber besser als erwartet funktioniert – reinzoomen hilft!

Synthstrom Deluge Groovebox Edit
Wellenformen frisiert man im Deluge tatsächlich in der Grid-Matrix und nicht im OLED. (Bild: Synthstrom)

Zu intensiv war in den letzten Jahren das Gemeckere vieler (aber sicher nicht aller) Fans, dass sie statt der 4(!)-ziffrigen Menümatrix des Urmodells doch lieber ein echtes mehrzeiliges Display am Gerät sehen wollen. Gesagt, getan, Synthstrom liefert: Und siehe da: Auch die Besitzer der älteren Geräteversionen können für einen kleinen Aufpreis Ihre Deluge retrofitten lassen. User aus Deutschland schicken dafür das Gerät nicht etwa nach Neuseeland, sondern nach Holland. Das spart Nerven und horrende Paketkosten.

Über die kleinen Leuchtdrops des Grids steuere ich übrigens auch sämtliche Unterfunktionen des Geräts. Bei der Einarbeitung ist es daher sinnvoll sich die Aufsicht des Geräts groß auszudrucken, an die Wand zu hängen oder schlicht in Sichtnähe zu halten. Wer den Bildschirm seiner DAW vor sich hat, kann sich auch einen passenden Desktop-Hintergrund basteln. Im ansonsten sehr detaillierten Manual fehlt übrigens eine echte Quickstart-Hilfe. Ein Blick auf die sehr zahlreichen YouTube-Hilfsvideos löst dieses Problem aber im Handumdrehen.

Feature-Gemeckere

Gemeckert haben in der Vergangenheit nicht gerade Wenige an der Synthengine, dies aber wirklich zu unrecht. Ich würde hier eher von einer allgemeinen Verwöhnung sprechen. Jedenfalls kann ein erfahrener Produzent oder Sounddesigner mit einer geschickt gewählten Resonanzbetonung an der Trennfrequenz einer Filterung oder einem nachgeschalteten Equalizer, dem Drivefaktor und den beiden Effektreturns definitiv eine ganze Menge aus einem Synthsound heraus holen. Die Meisten die an dieser Stelle ein Defizit des Gerätedesigns vermuten, sind schlichtweg noch nicht gut mit ihrem Studio Kung-Fu. Ein Blick auf den Signalweg soll meine Aussage illustrieren.

Synthstrom Deluge Groovebox Schema
Der Signalweg der Synth- und Sample-Parts beweist: Die Synth-Engine klingt immer nur so schlecht oder gut wie die Skills des Benutzers entwickelt sind. (Bild: Synthstrom Manual)

Synthstrom Deluge als Synthesizer

Die integrierte VA-Synthengine bietet subtraktive Synthese sowie Wavetables und Frequency Modulation (FM). 64 Stimmen pro Synth-Part sind sehr ordentlich. Im Programm sind LPF / HPF, FM, Portamento, Oszilator-Sync, Ringmodulation, Unison-Verstimmung und 12dB- und 24dB-basierte Filtercharakteristiken. Praktischerweise lässt sich auch eine Sättigung (Drive) für das Multimode-Filter einstellen.

Die vier digitalen Grundwellenformen sind eigentlich sechs: Sinus, Dreieck, Pulswelle, „Analog Square“, Sägezahn und „Analogue Saw“ sind an Bord. Wer jetzt rummeckert, sollte sich zusammenreissen: Beliebige WAV-Dateien von der SD-Karte können als Basis für ein persönlicheres Sounddesign verwendet werden, was dann doch eine enorme Klangpalette möglich macht.

Hüllkurvenverläufe sind selbstverständlich möglich, ebenso LFOs. Eine Modulationsmatrix und ein Arpeggiator sind auch an Bord. Für etwas weiter führendes Sounddesign stehen Reverb, Delay, Chorus, Flanger, Phaser, Bitcrusher, „Live Stutter“ und ein Sidechain-Effekt zum Quermodulieren einzelner Sounds zur Verfügung.

Sequenzer mit vielen Optionen

Der Sequenzer lässt sich in einer Piano-Roll oder per TR-artiger Grid-Eingabe programmieren. Es gibt auch einen „Arranger Mode“ für das Erstellen von Songs, aber auch ein euklidischer Pattern Mode für Groove-Einsteiger ist zu finden. Wer polymetrische (aka polyrhythmische) Sauereien erstellen möchte, kann auch dies mit dem Deluge erledigen. Auch Randomizefunktionen werden angeboten. Das MIDI-Angebot ist vollständig: Es umfasst CC-Controls, MPE, Programm- und Bankwechsel. Wer einen hochmodernen MPE-Controller an die Deluge ansteckt, kann performancetechnisch noch Einiges an Potential aus der Sintflut heraus holen.

Synthstrom Deluge Grid
RGB-Pads im Grid (Bild: Synthstrom)

Für Fans weitergehender Komfortfeatures liegt ein Update der Deluge auf die Open Source-Version des OS nahe das die liebevolleste Community des Audioplaneten seit über 1,5 Jahren mitenwickelt hat und sich sehen lassen kann. Hier wird es dann episch: Vom Kompressor auf allen Ebenen bis zum „Lush reverb“ deckt Beethoven 1.1. wirklich alles ab, was zuvor im Original-OS vermisst wurde. Hier erschafft Synthstrom eine Nähe zum User, von der sich eng geschlossene Entwicklerteams bei großen Synthesizerherstellern eine dicke Scheibe abschneiden könnten. Weiterhin existiert nun ganz offiziell mit Delugeator 2.0 übrigens ein PC-Editor für Windows.

Synthstrom Deluge als Sampler

Bis zu 90 Stimmen können für die Sample-Parts gleichzeitig abgefeuert werden. Sogar Resampling, Time-Stretching und Disk-Streaming von SD sind möglich, was den maximal möglichen Samplespeicher ins potentiell Riesige katapultiert. Der integrierte SD-Card-Controller ist dabei ein strammes Gerätchen: Alle SD-Karten ab Class 4 sind prinzipiell einsetzbar – wer aber was die Zugriffsgeschwindigkeit betrifft sicher gehen will, nimmt Class 6 oder aufwärts.

Die Interfacephalanx des Deluge ist nicht luxuriös, kann sich aber ganz sicher überall sehen lassen: Wir zählen hier Clock In, 4x Gate Out, 2x CV Out, sowie MIDI IN & Out und es gibt einen USB-Port. Audiomäßig geht es nicht crazy, aber durchaus vernünftig her: 1 x Stereoausgang (6,3 mm Klinke), 1 x Kopfhörerausgang, 1 x Line Input und zusätzlich einen dezidierter Mikrofoneingang sind integriert. Zusammen mit dem fixen Diskstreaming von SD prädestiniert sich die Deluge übrigens auch als astreiner Gitarrenlooper. Am besten also mal im Fachhandel ausprobieren.

Synthstrom Deluge Groovebox rear
Wegen sehr kompakter Gerätedimensionen ist alles da was Sinn macht, aber auch nicht mehr. (Bild: Synthstrom)

Fazit & Ausblick

Nach einer ausgiebigen Testfahrt mit der neuen Hardewareversion des ungewöhnlichen Geräts steht für mich fest: Die Deluge markiert zur Zeit das neuzeitliche Omega solcherart allumfassender hardwarebasierten Musikproduktionsmaschinen im Groovestationkostüm. Und das ist mitnichten der letzte Platz im Hardwarealphabet, sondern schlichtweg eine echte alternative Art der elektronischen Musikproduktion und des kreativen Workflows.

Der Deluge hat es auch nicht nötig, unter der kritischen 500,- Euro-Marke zu bleiben, um am Markt zu überleben. Seine Die-hard-Fans haben ihm jetzt schon über 8 Jahre das Fanal hoch gehalten und werden es sicher weiterhin tun.

Es wäre ein Leichtes für Synthstrom gewesen, eine vollwertige Mk2-Version der Deluge zu entwickeln, dabei das ursprüngliche Modell aufzugeben und ein Vermögen mit dem Kauf der neuen Version an die bestehenden Kunden zu verdienen. Stattdessen haben sie es den bestehenden Besitzern ermöglicht, zu einem sehr vernünftigen Preis aufzurüsten. Synthstrom hat dabei immer wieder bewiesen, dass sie zu den leidenschaftlichsten und verbraucherfreundlichsten Unternehmen im Audiobereich gehören.

Doch was ist der Synthstrom Deluge? Für die Einen ist er ein perfektes Ideennotizbuch, für die Anderen ein sehr direktes Instrument und für manche das Studiozentrum, widerum für andere einfach der perfekte Looper. Für ganz Andere widerum eine reine Geschmacksache. Bei Interesse unbedingt mal testfahren und sich eine eigene Meinung bilden!

Synthstrom Deluge Groovebox Bag
Netzteil ist zwar nicht inklusive, dafür aber ein USB-Kabel für das interne Lithium-Akku und eine wirklich sehr robuste Tasche. (Bild: Synthstrom)

Vorteile
+ immer noch neuartiges Workstationkonzept
+ kann auch Looper, Effektgerät oder Grid-Controller sein
+ extrem vielseitige und direkte „DAW-lose“ Bedienung
+ sehr guter Support durch den Hersteller
+ Open Source-support & OS-Varianten
+ Batteriebetrieb möglich

Nachteile
– keine Einzelausgänge

LINKS

Website des Herstellers

Deluge Community

Synthstrom Deluge bei MUSIC STORE professional

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