Der Juno-106, einer der größten Verkaufserfolge Rolands, stand in der Empfehlungsliste vieler lange Zeit im Schatten seines Vorgängers Juno-60. Im Laufe der letzten Jahre hat sich diese Einschätzung geändert. Viele prominente Juno-106-Benutzer sorgten indirekt dafür, dass auch dieses Modell aus seinem Dornröschenschlaf erwachte und zu den gefragten Oldtimern unserer Zeit zu zählen ist.
Angefasst
Die Stimmenarchitektur von Juno-60 und Juno-106 ist nahezu identisch. Jede der 6 Stimmen ist wie folgt aufgebaut: Als Klangquelle dient ein DCO (Digital Controlled Oszillator), der Sägezahnwelle, Puls- welle und Weißes Rauschen bietet. Die Puls- breite kann entweder manuell oder per LFO verändert werden. Sägezahn- und Pulswelle können auch gleichzeitig angewählt werden, jedoch gibt es hier nur die Wahl zwischen On und Off – eine stufenlose Mischung beider Signale ist nicht vorgesehen. Stufenlos per Schieberegler zumischen lassen sich hingegen die Signale des Rauschgenerators und des Suboszillators. Letzterer stellt ein Rechtecksignal zur Verfügung, welches eine Oktave unter der Tonhöhe der Hauptoszillatoren liegt. Mit Hilfe dieses Suboszillators und des eingebauten zweistufigen Stereochorus ist der Juno-106 in der Lage, druckvolle Sounds zu erzeugen, die man von einem Synthesizer mit nur einem Oszillator pro Stimme nicht unbedingt erwartet. Der LFO des Gerätes (Sinuswelle, Frequenzbereich: 0,1 Hz bis 20 Hz) kann entweder automatisch durch Tastendruck oder manueller Modulation des Benders aktiviert werden. Das Einsetzen der LFO-Modulation lässt sich mit Hilfe einer Delay-Funktion um bis zu 3 Sekunden verzögern, wodurch z. B. die Realisierung eines Einschwingvibratos kein Problem darstellt.
Filter
In der Filtersektion finden sich ein manuell in vier Stufen (0/1/2/3) durchstimmbares Hochpaßfilter sowie ein spannungsgesteuertes Tiefpaßfilter mit einer Flankensteilheit von 24 dB. Der Resonanzregler ermöglicht extreme Einstellungen bis hin zur Eigenresonanz des Filters. Die Cutoff-Frequenz lässt sich sowohl von der Hüllkurve (positiv und negativ), vom LFO, als auch von der Tastaturspannung modulieren. Diese drei Modulationsquellen sind stufenlos mischbar.
In der aktuellen Keyboards-Ausgabe getestet: Der analoge Polysynth Deepmind 12 von Behringer, der auf den Juno 106 basiert.
GROOVE-PRODUZENTEN-TRIO: Pioneer Toraiz SP-16, Arturia DrumBrute, Roland TR-09
Desktop-Synthesizer: Korg MONOLOGUE im Test
Bastl Instruments: KASTL – Semi-modularer Zwerg
Vintage: Seltene und seltsame Rhythmusmaschine – EKO COMPUTERHYTHM
Transkription – DAVID BENOIT: Gothic Jazz Dance
Das Letzte − Kolumne
Hüllkurven?
In Sachen Hüllkurven präsentiert sich der Juno-106 leider ebenso spartanisch wie sein Vorgänger: Es steht lediglich eine ADSR-Hüllkurve zur Verfügung, die sowohl für die Steuerung des Filters als auch des VCAs zuständig ist. Der mit einem Lautstärkeregler ausgestattete VCA lässt sich bei Bedarf auch über eine feste Gate-Hüllkurve (Attack = 0, Decay = 0, Sustain = 100 %, Release = 0) anstelle der ADSR- Hüllkurve kontrollieren.
Wie man sieht, gibt es bezüglich der Stimmenarchitektur mehr als deutliche Parallelen zwischen dem Juno-106 und seinem Vorgänger. Doch es finden sich auch einige wesentliche Verbesserungen: So bietet der Juno-106 anstelle der 56 Plätze des Juno 60 128 Programmspeicher, eine Portamentofunktion mit On/Off-Schalter und Rate-Regler, spezielle, in die DCO Sektion integrierte Fußlagenwahlschalter sowie eine serienmäßige MIDI- Schnittstelle.
Der Arpeggiator, Hold-Taster und die Option der Pulswellenmodulation via Hüllkurve blieben hierbei jedoch auf der Strecke. Dennoch ist und bleibt der Juno-106 ein hervorragendes Instrument, ausgestattet mit einem Bedienfeld voller Taster und Regler, die die Soundeditierung und Programmierung zum Kinderspiel machen.
MIDI
Das Instrument vermag auf 16 MIDI-Kanälen Informationen zu empfangen und bietet sogar einen einfachen MIDI-Input-Filter in Form eines Dreifachwahlschalters auf der Geräterückseite. In Position I werden ausschließlich Keyboardinformationen verarbeitet, in Position II Keyboard-, Bender- und Programm- Change-Informationen und in Position III so- gar SysEx-Daten. Hierbei werden zum einen die Reglerbewegungen in Echtzeit übertragen, zum anderen bei Programmumschaltung die kompletten Soundparameter des aufgerufenen Programms. Ein Bulk Dump des kompletten Speicherinhaltes (128 Programme) via SysEx ist leider nicht möglich – wer die Daten per SysEx archivieren will, muss sie Patch für Patch senden. Soll der komplette Speicherinhalt in einem Arbeitsgang gespeichert oder geladen werden, so ist dies ausschließlich über das integrierte Cassetteninterface möglich.
Ein von KeyboardsDE (@keyboardsde) gepostetes Foto am 6. Mai 2015 um 1:57 Uhr
Sound
Alles in allem ist der Roland Juno-106 ein grundsolider, ausgesprochen anwenderfreundlicher Synthesizer, der in der Lage ist, sehr druckvolle analoge Sounds zu erzeugen. Obwohl nach wie vor manche dem Juno-60 den Vorzug geben, ist der Juno-106 durch sein werkseitig integriertes MIDI-Interface derzeit als einer der empfehlenswerten Low-Cost-Synthesizer auf dem Gebrauchtmarkt anzusehen (Gebrauchtmarktpreis derzeit (je nach Zustand) ca. 800 – 1300 Euro; Neupreis 1984 ca. DM 2900,–).
Auch wenn nach Meinung verschiedener Anwender leichte Sound-Unterschiede zugunsten des Juno 60 bestehen, sind diese meiner Ansicht nach minimal. Der Juno-106 liefert klanglich das, wofür bereits der Vorgänger bekannt war: druckvolle Bässe, Orgeln, Synthesizerstreicher, perkussive Sounds sowie ein reichhaltiges Sortiment an analogen Effektsounds. Wirklich ausgefallene Klänge gehören allerdings nicht zum Repertoire dieses Instrumentes. Dies liegt zum einen an der spartanisch ausgestatteten LFO-Sektion und zum anderen am Fehlen solch spezieller Funktionen wie Ring- und Crossmodulation bzw. Oszillatorsynchronisation. Auch der Umstand, dass lediglich eine ADSR-Hüllkurve zur Verfügung steht, schränkt die klanglichen Möglichkeiten ein.
Klangliche Kostproben des Juno-106 finden sich u. a. auf George Michael’s „I Want Your Sex“, wo der 106 nicht nur für den wabernden Synthesizersound sorgt, sondern ebenfalls die Basslinie sowie die gegateten und getriggerten Parts übernimmt.
Im Laufe der 90er Jahre wurde der Juno-106 mehr und mehr für die Erzeugung von Bass- Sounds entdeckt. Unter anderem von Gruppen wie DNA, Bass-O-Matic oder Incognito, wobei sich diese Liste durch unzählige Acts aus dem Dance-Floor-Bereich fortsetzen ließe.
Hallo! Ich bin im Besitz eines Juno-106 und hatte viel Spass damit. Aus privaten Gründen stand er verpackt nun ca. 20 Jahre unbenützt im Koffer. Seit Januar habe ich wieder Aufnahmemöglichkeiten und wollte den Juno anschliessen. Es sind keine Sounds mehr vorhanden. Gibt es eine Möglichkeit diese wieder herzustellen?
Ja, die gibt es, auf Edy Hinzens Website findet man die Factory-Sounds (als Wav-Files) und eine Anleitung zum Laden: http://www.hinzen.de/midi/juno-106/
Ein deutsche Bedienungsanleitung für den Juno-106 steht u.a. hier zur Verfügung hier: http://www.hinzen.de/midi/juno-106/
Es ist empfehlenswert, die Speicherbatterie auszutauschen…
Lieber Bernhard Lösener,
tausend Dank für Deine Info. Ich werde in Kürze damit beginnen.
Mit Deiner Hilfe warst Du für mich noch ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk.
Herzliche Grüsse
Helmut Schmid
Hallo! Ich bin im Besitz eines Juno-106 und hatte viel Spass damit. Aus privaten Gründen stand er verpackt nun ca. 20 Jahre unbenützt im Koffer. Seit Januar habe ich wieder Aufnahmemöglichkeiten und wollte den Juno anschliessen. Es sind keine Sounds mehr vorhanden. Gibt es eine Möglichkeit diese wieder herzustellen?
Ja, die gibt es, auf Edy Hinzens Website findet man die Factory-Sounds (als Wav-Files) und eine Anleitung zum Laden: http://www.hinzen.de/midi/juno-106/
Ein deutsche Bedienungsanleitung für den Juno-106 steht u.a. hier zur Verfügung hier: http://www.hinzen.de/midi/juno-106/
Es ist empfehlenswert, die Speicherbatterie auszutauschen…
Lieber Bernhard Lösener,
tausend Dank für Deine Info. Ich werde in Kürze damit beginnen.
Mit Deiner Hilfe warst Du für mich noch ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk.
Herzliche Grüsse
Helmut Schmid