Portabel mit bunten Schaltern

Stagepiano Yamaha CP73 im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Da war doch was: Wer sich mit den neuen Yamaha Modellen CP73 und CP88 beschäftigt, fühlt sich an das Konzept des Korg SV-1 erinnert: Vintage-Design, kompakt und transportabel, direkte Bedienung der Klangparameter, die wichtigsten Butter-und-Brot-Sounds sind an Bord. 10 Jahre später lässt sich Yamaha von dem Erfolgskonzept inspirieren und kontert mit hippem Design, bunten Schaltern, aufleuchtenden Drehreglern − und auch die kleinen Kippschalter der 70er-Jahre dürfen nicht fehlen.

Wie bei Yamaha nicht anders zu erwarten wurde das Konzept umfassend weiterentwickelt und mit zahlreichen Neuerungen zu einem up-to-date Bühnen- und Studio-Instrument. Eine weitere wichtige Neuerung bei Yamaha sind die regelmäßigen Content Updates, die nicht nur Bugfixes und Funktionsverbesserung enthalten, auch komplett neue Voices werden als Download mitgeliefert. Bereits das kostenlose Update vom Mai enthält vier neue Voices (u. a. den Konzertflügel Yamaha C7, zwei Rhodes und ein Wurlitzer) sowie acht weitere E-Piano Live-Sounds. Das Downloadpaket »wiegt« über 1 GB.

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Die beiden CP-Varianten kommen in einem stabilen Alugehäuse daher, sie unterscheiden sich in Länge, Gewicht und Tastatur: Während das CP73 mit 1.086 x 144 x 355 mm (LxHxT) und einem Gewicht von 13,1 kg daherkommt, bringt das CP88 rund 5,5 kg mehr auf die Waage und ist 21 cm länger. Das ist der 88-tastigen NW-GH (Natural Wood Graded Hammer) -Echtholzklaviatur mit graduierter Hammermechanik geschuldet, die mit Triple-Sensorik sowie einer Oberfläche aus synthetischem Elfenbein und echten Ebenholzauflagen aufwartet. Der dritte Sensor verbessert die Wiedergabe bei repetitivem, rhythmischen Spiel. Im kompakten CP73 wurde eine neue 73-tastige BHS (Balanced Hammer Standard)-Klaviatur mit gewichteter Hammermechanik verbaut, die von Kontra-E-bis zum viergestrichenen e reicht.

Die Tastatur des CP73 macht einen akkuraten, gut abgestimmten und ausgewogenen Eindruck, es handelt sich eben um eine Tastatur mit Hammermechanik − wenn man bedenkt, dass das Instrument nur 13 kg wiegt, ist das ein klares rückenschonendes Statement. Die Anschlagsdynamik lässt sich schnell mithilfe des Touch-Buttons umschalten: Normal, soft, hard, wide und fixed (ohne Anschlagsdynamik) stehen zur Verfügung, wobei der dynamische Spielraum sehr groß ist. Der Unterschied zur NW-GH-Tastatur des CP4 und CP88 offenbart sich eher bei längeren solopianistischen Einsätzen; die graduierte Hammermechanik der 88er-Tastatur arbeitet noch ein wenig präziser, und die Anschlagskontrolle ist nuancierter, was sich allerdings im Bandkontext nicht bemerkbar macht.

Von außen nach innen

Bei den Verbindungen zur Außenwelt wurde nicht gespart: Je zwei L/R-Outputs im Klinken- und XLR-Format, eine stereo Phones-Buchse sowie zwei (L/R) Klinken-Inputs stehen für die Audioverkabelung bereit. Insgesamt vier Buchsen lassen die Füße am Musikgeschehen teilhaben: Zwei Fuß-Controller, ein Sustain-Pedal (wird mitgeliefert) und ein zuweisbarer Fußschalter (z. B. für Sostenuto) können angeschlossen werden. Zwei MIDI-Buchsen sowie USB-to-Host und USB-to-Device stehen für den Datenverkehr bereit. Das CP73 wird ohne externes Netzteil mit einem Kaltgerätekabel betrieben. Als weiteres Zubehör gibt es: Softbag SC-CP73 mit Rollen, YMR-04 Notenständer, Ständer LG 800, DU-BT01 und MD-BT01 als Bluetooth-MIDI-Adapter für iOS/Mac-Geräte.

Ganz links auf der Bedienoberfläche des CP73 werden die Presets
aufgerufen und globale Einstellungen gemacht.
(Bild: Dieter Stork)

Die Bedien-Oberfäche ist klar gegliedert

Links außen befinden sich zwei Hebel für Pitchbend und Modulation sowie der Master-Volumenregler. Es folgen die mit 1 bis 8 bezifferten Speicherplätze, die sich mithilfe der Page-Up/Down-Taster »umblättern« lassen, sodass insgesamt 20 x 8 Live-Sets bereitstehen, die Hälfte davon als veränderbare Presets. Das LCDisplay mit 18×64 Dots gibt Auskunft über die gewählten Parameter und Werte, die mit einem Datenrad eingegeben werden − ein Druck von oben auf das Rad ersetzt einen Enter-Taster. Die meisten der folgenden Buttons sind selbsterklärend: Store, Split-Point, Transpose, Panel Lock (sperrt die Oberfläche gegen unbeabsichtigtes Auslösen), Tune und Touch. Damit lassen sich die wichtigsten Funktionen im direkten Zugriff bedienen. Die beiden Taster Settings und Menu führen in die Unterwelt der tieferliegenden Einstellungen.

Die drei Klangerzeuger

Piano, E-Piano und Sub (Layer- und Split-Sounds) und ihre wichtigsten Parametern sind übersichtlich in drei Abschnitten angeordnet. Die Klänge der Piano-Sektion wurden in vier Kategorien eingeteilt: Grand-Piano, Upright Piano, CP und Layered Piano. Die Kategorien werden mithilfe des Auswahlrades ausgewählt, der Bonbon-gelbe Schalter ist für das Durchsteppen der einzelnen Sounds zuständig. Die Nummer eines Sounds wird in einem Zwei-Ziffern-Display angezeigt, sein Name erscheint zudem im LC-Display.

Der Split-Taster regelt die Zuordnung des Klanges zur Tastatur: Jeder der drei Klänge kann entweder über die ganze Tastatur gelegt oder dem linken oder dem rechten Tastaturbereich zugeordnet werden. Dadurch lassen sich unterschiedliche Klangkombinationen erzeugen: Die drei Klänge können z. B. als dreifach Layer gespielt werden, bei Splits lassen sich der linken oder der rechten Tastaturhälfte zwei Klänge zuordnen − damit ist das CP73 flexibler als z. B. das CP-4.

Die Oktavlage lässt sich von −2 bis +2 Oktaven verschieben, ein Volumen- sowie ein Tone-Regler vervollständigen das Angebot an Reglern. Der Tone-Regler hebt Bässe und Höhen dezent an oder schwächt sie ab, der Klang wird voller oder dünner − besonders für Pad-Sounds ergibt sich eine wichtige und schnell handhabbare Klanganpassung. Der aus den Elektrobaukästen 70er-Jahren entnommene On/Off-Kippschalter sorgt für das Ein- und Ausschalten der Piano-Sektion. Diese Parameter finden sich auch in den beiden anderen Sektionen.

Bei der Piano-Sektion kann als spezieller Effekt die Damper Resonance ein- und ausgeschaltet werden. Wer dem Klaviersound klanglich zu Leibe rücken möchte, kann das mit den alternativ nutzbaren Insert-Effekten Compressor, Distortion, Drive und Chorus tun. Mit dem Depth-Drehregler lässt sich die Intensität des eingestellten Effektes regeln, während der Effekt-on/off-Schalter den Effekt (de)aktiviert.

Es folgen die Bediensektionen der drei Klangerzeuger: Piano, E-Piano …
… und Sub, gut zu unterscheiden durch die verschiedenfarbigen Kippschalter.

Die vier Kategorien der E-Piano-Sektion lauten Rd (Rhodes), Wr (Wurlitzer), Clv (Clavinet) und DX (Yamaha DX7). Die Abkürzung der Namen ist wahrscheinlich urheberrechtlich bedingt. In dieser Sektion sticht der rote, Lolli-farbene Schalter optisch hervor. Im Gegensatz zum Piano können hier drei Insert-Effekte gleichzeitig genutzt werden. Erstens Drive (Distortion) mithilfe eines Intensitäts-Reglers, als zweites werden Automatisches Panning, Tremolo, Ringmodulator, Touch-Wah, Pedal-Wah und Compressor mit den Drehreglern Depth und Rate angepasst, und der dritte Insert-Effekt kann wahlweise mit Flanger, Chorus- und Phaser-Varianten bestückt werden, für die ein Depth-Regler bereit steht.

Die etwas schmucklos betitelte dritte Sound-Sektion Sub ist am grünen Kippschalter erkennbar. Die vier Kategorien lauten: Pad/Strings, Organ, Chromatic Percussion und Others. Der Klangverlauf kann mit den Hüllkurven-Parametern Attack und Release beeinflusst werden, als Insert-Effekte stehen alternativ Chorus/Flanger, Rotary, Tremolo, Distortion mit den Drehreglern Depth und Speed zur Verfügung.

Den vorletzten Abschnitt der Oberfläche nehmen die beiden Master-Effekte Delay und Reverb ein. Das Delay kann für jede der drei Sektionen Piano, E-Piano oder Sub aktiviert und mit unterschiedlichen Depth-, Feedback- und Time-Einstellungen bedacht werden. Hier kommen die Vorteile der beleuchteten Regler zur Geltung: Wenn eine Sektion angewählt wird, gibt der Diodenkranz um die Regler Auskunft darüber, wieweit der Regler aufgedreht ist. So erhält man schnell einen Überblick über die Delay-Einstellung der drei Sektionen, ohne dass die Regler in jedem Abschnitt physikalisch präsent sein müssten. Desweiteren gibt es einen Umschalter, ob die Effekte eher analog oder digital simuliert werden (Virtual Circuitry Modeling).

Für Reverb stehen die Parameter Depth und Time zur Verfügung − beide Effekt-Engines lassen sich getrennt ein- und ausschalten. Ganz rechts beschließt der dreibändige Master EQ (±12 dB) mit durchstimmbaren Mitten das Angebot der »Dreh-und Drück«-Werkzeuge.

Ganz rechts liegt die Effekt-Sektion für die drei Klangerzeuger. (Bild: Dieter Stork)

Zwischenbilanz

Das CP73 ist konsequent auf schnelle und praxisgerechte Einstellungen konzeptioniert, da fallen einige Möglichkeiten für Sound- und Performance-Bastler zwangsläufig unter den Tisch. Für die drei Klangsektionen stehen z. B. keine mehrbändigen EQ-Einstellungen zur Verfügung. Effekt-Varianten (wie z. B. Room, Plate Reverb) oder detaillierte Parameter (Pre Reverb) werden nicht angeboten. Allerdings hat Yamaha bei der Auswahl der relevanten Parameter eine gute Auswahl getroffen, und der Workflow funktioniert sehr gut. Die Sounds und Klangkombinationen lassen sich »ratzfatz« erstellen.

Zudem sind einige nützliche Funktionen über die Settings- und Menu-Taster abrufbar: Live Set View, bei dem das LC-Display acht Sounds einer Sektion im Überblick zeigt, Swap (Tauschen von Live-Sounds), Kopieren von Einstellungen einer Sektion, Edit Recall. Es ist auch möglich, die Fußpedale und z. B. das Modulationsrad gezielt den drei Klangsektionen zuzuordnen, sodass bei einem Layer der Streicherklang der Sub-Sektion nicht mit dem Sustain-Pedal beeinflusst wird − das verhindert ungewollten Klangbrei.

Bei der Master-Keyboard Funktion lassen sich vier externe Zonen mit einer Fülle an Steuerungsmöglichkeiten einstellen, das i-Tüpfelchen wäre es gewesen, wenn auch die internen Sektionen als Tastaturzonen mit unterem und oberem Split-Punkt definiert werden könnten.

Das Wichtigste: die Sounds

Insgesamt 57 Sounds warten auf ihre klangliche Erweckung (Piano: 10, E. Piano: 14, Sub: 33), wobei die Anzahl der Sounds nach dem ersten Content-Update nun auf 61 angewachsen ist.

Die Piano-Sektion ist mit dem Yamaha CFX, dem Yamaha S700 und dem Bösendorfer Imperial 290 hervorragend bestückt, mir gefiel vor allem der klare Sound des S700 am besten. Willkommen ist auch das U1 Upright Piano, das wirklich gut gelungen ist und sich als intime Variante von den drei Konzertflügeln absetzt. Auch das Yamaha CP80 klingt hier sehr ausgewogen und durchsetzungsfähig und nicht so verwaschen wie bei manchen anderen Digitalpianos. Die sehr dynamischen Rhodes-Klänge repräsentieren die ganze Palette an glockigen, rotzigen und schwebenden Sounds, das macht richtig Spaß. Der Drive-Regler verleiht den E-Pianos eine gewisse Schärfe, er wird allerdings schon beim Anschalten des Effektes bei heruntergedrehtem Regler aktiv. Die Wurlitzer-Klänge partizipieren vom Drive und dem Tremolo-Effekt, beim Clavinet sind die beiden Wah-Effekte angesagt.

Die Sub-Sounds bieten mit den Pad- und Strings-Sounds genügend Material für sphärische Layer an, auch Vibrafon etc., SynLead und Bass sind vorhanden, die Qualität ist gut, hält aber mit den beiden anderen Sektionen nicht ganz mit. Die Orgelsounds sind eher vollchörig angelegt und können zudem mit einem Rotary-Effekt veredelt werden − hier vermisse ich allerdings »Hintergrund«-Sounds wie Greasy und Slow Jam aus der Motif/Montage-Library, aber das kann ja noch in einem der nächsten Updates kommen. Ein nicht zu unterschätzendes Feature ist das Seamless Sound Switching, das dafür sorgt, dass der neu gewählte Klang nicht den ggf. weiterklingenden vorherigen Sound abschneidet.

(Bild: Dieter Stork)

Fazit

Das Yamaha CP73 Stagepiano wird man mit Sicherheit nun des Öfteren auf der Bühne sehen: Es hat hervorragende und dynamisch gut spielbare Klänge, die Effekte sind für die jeweiligen Klänge »maßgeschneidert« und haben eine hohe Qualität, sie sind direkt erreichbar, was den Workflow auf der Bühne deutlich erleichtert. Wer nicht unbedingt die 88-Tasten-Version benötigt, findet im CP73 ein handliches und gut transportierbares Instrument, das sich zudem noch durch weitere Klänge der Content-Updates erweitern  lässt.

Kommentar zu diesem Artikel

  1. ich habe seit drei Monaten denYamaha CP73.ich habe ihn etwas getestet und wollte ihn schon wieder verkaufen,nach intensiveren Probieren habe ich festgestellt, dass es ein Fehler gewesen wäre,denn er hat überzeugende Pianosounds und ist leicht zu programmieren.

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