Shure SM58 Wireless Digital – Drahtloses Handsendermikrofon im Test
Digitale Funktechnik zählt inzwischen zur Standardbestückung auf internationalen Bühnen. Ein Fortschritt, der auch vor altehrwürdigen Mikrofonklassikern nicht Halt macht: Das legendäre Shure SM58 goes wireless digital!
Wer diese Mikrofonkapsel noch nicht kennt, hat die letzten Jahre vermutlich in einer abgeschotteten Paralleldimension verbracht! Jetzt geht die wohl berühmteste Tauchspule der Welt auch digitalisiert in die Luft. Für uns ein Grund, hinter die Verpackungskulisse zu schauen und das neue Drahtlos-Glücklich-Paket einer genaueren Prüfung zu unterziehen.
Wir kennen uns doch?
Der unverkennbare Drahtkorb des Mikrofonklassikers mit der darunterliegenden Kapsel ist auch schon das einzige, was das Drahtlosmikrofon mit dem berühmt-berüchtigten Original teilt. Der überwiegende Teil des Shure SM-Digital-Pakets setzt sich aus einem symbiotisch aufeinander abgestimmten System mit der GLXD2-Handsendereinheit und deren Gegenspieler in Form des Empfangsteils GLXD4 zusammen. Die Einheit verdingt sich im anmeldefreien 2,4-GHz-Frequenzbereich und ist in der Lage, Audiosignale in einem 120 dB fassenden Dynamikbereich zwischen 20 und 20.000 Hz zu übertragen. Letzteres Feature mag in Bezug auf die mitgelieferte dynamische Kapsel, die bereits bei 15 kHz das technische Ende der Fahnenstange erreicht, ein wenig überdimensioniert erscheinen, macht in Kombination mit anderen kompatiblen Mikrofonmodellen aber sicherlich Sinn.
Der mobile Betrieb des Handsenders erfolgt mittels eines speziellen Schnelllade-Akkus, der sich über einen extra dafür vorgesehenen Port in der Front des Empfangsteils regenerieren lässt. Durch moderne Lithium-Ionen-Technik soll der Akku im Live-Einsatz eine Ausdauer von bis zu 16 Stunden erreichen. Für den Fall, dass man vor dem Gig einmal vergessen haben sollte, den Akku zu laden, reicht eine Blitz-Ladezeit von 15 Minuten immerhin noch für eine knapp 1,5 stündige Performance – ganz abgesehen davon, dass die nervige Fahrt zur nächsten Tankstelle entfällt, um frische Batterien zu besorgen. Alternativ lässt sich der langlebige Akku zudem ebenfalls mittels mitgeliefertem USB-Kabel-Ladegerät am Laptop oder Desktoprechner auftanken.
Tech-Talk-Theke
Neben einer enorm praktischen und rätselfreien Batterieanzeige auf dem integrierten LC-Display, stellt das Empfangsteil aber noch mehr an technischem Know-how zur Verfügung. Beispielsweise sucht sich das Gerät dank des Shure LINK-FREQ Frequenzmanagement-Systems bei Wahl dieses Betriebsmodus’ selbsttätig die störungsfreiesten Frequenzkanäle für die Übertragung. Unterstützt und überwacht werden können in diesem Modus sogar bis zu fünf (Werkseinstellung: vier) verbundene Sende-Einheiten auf mögliche Kollisionen mit WLAN-Netzwerken oder anderen Sendern im gleichen Band. Für den Fall, dass während des Gigs auf einer Frequenz eine Störung auftreten sollte, wechselt das System nahtlos und unhörbar auf die nächste unbelastete Welle. Wer allerdings die Höchstanzahl von bis zu acht Sendeeinheiten gleichzeitig am GLXD4 betreiben möchte, ist gezwungen, das automatische Frequenzmanagement zugunsten einer manuellen Vergabe abzuschalten.
Ein SM58 Bleibt ein SM58 bleibt ein …
Eines an dieser Stelle kurz vorweg: Außergewöhnliche klangliche Überraschungen blieben kapselbedingt erwartungsgemäß bei diesem Test aus. Lobend erwähnt werden sollte jedoch, dass Übertragung und Handling des Systems die Erwartungen im Gegenzug mehr als erfüllten. So ließ sich das Handgerät innerhalb weniger Sekunden per automatischer Anmeldung mit der Basisstation (GLXD4 zuvor einschalten!) einsatzbereit verheiraten. Auch das manuelle Verlinken dauert gefühlt nur wenig länger.
Die Übertragungsqualität im Bühnenbetrieb ist tadellos und arbeitet auch im größeren Umkreis verlässlich, und im Test gab es absolut keine Dropouts. Zur Pegelangleichung lässt sich das übertragene Signal mittels Gain-Regelung neben dem übersichtlichen und gut ausgeleuchteten Display optimal und praxisgerecht anpassen.
Das Empfangsteil trägt neben seinem kompakten Format mit seinen knapp 300 Gramm Lebendgewicht auch im Bühnengepäck nicht groß auf. Für den schonenden Transport beinhaltet das Shure-Paket obendrein noch ein leichtes, aber gut gepolstertes Softcase inklusive Mikroklemme und Reduziergewinde.
Fazit
Für Freunde und Wiederentdecker des SM58-Sounds dürfte das „SM Wireless Digital“- Paket im Moment so ziemlich alles bieten, was man sich wünschen kann. Zudem macht das System in der Praxis Sinn, da es sich aufgrund seiner technischen Beschaffenheit komplett im meldefreien Frequenzbereich bewegt. Auch das neue Batteriekonzept konnte im Test überzeugen.
Zu einem Straßenpreis von knapp 450 Euro kann man mit dieser Drahtlosvariante nicht allzu viel falsch machen. Wer auf der Bühne eher zur Kondensatorfraktion greift, sollte sich das Bundle mit dem Schwestermikrofon SM86 einmal näher anschauen.