MOOG MOTHER-32 – Semimodularer Analogsynthesizer
Moog Mother-32 Semimodularer Analogsynthesizer für Desktop-Betrieb und Eurorack-Montage
Das wurde auch Zeit! Endlich ist Moog in das unablässig boomende Modular-Geschehen eingestiegen: Mother-32. Wir wollen wissen, ob „The People who started it all“ bei ihrem Eurorack-Erstwerk alles richtig gemacht haben.
Moogs erste modulare Neuentwicklung seit über vierzig Jahren – das muss man sich genüsslich auf der Zunge und in den Gehörgängen zergehen lassen! Stellte sich bislang doch immer öfter Frage, ob die Herrn aus Trumansburg den allgegenwärtigen Modular-Run verschlafen wollen – oder sich einfach nur genug Zeit lassen, um alles richtig zu machen. Nun steht Moogs brandneuer Desktop/Eurorack-Synthesizer im Tester-Studio und die Erwartungen sind entsprechend riesig. Rockt Mother-32?
Ist die weitestgehend umweltfreundliche Verpackung erst einmal entfernt, präsentiert sich Mother-32 sehr schick und kompakt: dezentes Styling, aufgeräumtes Bedienfeld, solides Metallgehäuse und echte Holzseitenteile erfreuen das Testerauge. Auch die Haptik stimmt. Alle Regler fühlen sich hervorragend an, auch Schalter und Buchsen sind hochwertig. Die Gummitaster erscheinen etwas fummelig, besitzen aber immerhin einen spürbaren Druckpunkt – genehmigt. Da sich die Bedienelemente der Klangerzeugung weitestgehend selbst erklären, liegt nichts näher, als das umfangreiche, deutschsprachige Manual zunächst zu ignorieren und umgehend die wachsende Neugier zu befriedigen – also MIDI-Keyboard eingesteckt und losgeschraubt…!
Moog bleibt Moog
Die ersten simplen Basis-Sounds überzeugen sofort und lassen die kompakten Abmessungen des neuen Moog auf der Stelle vergessen – das Ding klingt groß und schiebt gewaltig. Und das mit nur einem Oszillator! Vor allem die leicht pulsweitenmodulierte Rechteckwelle liefert fett schwebenden Power-Sound mit echtem Moog-Feel. Die Säge klingt dagegen sehr schön knarzig. Letztere wird besonders mit Hochpassfilter richtig rotzig – womit wir schon beim Herzstück eines jeden Moog-Synthesizers wären.
Das Filter packt erwartungsgemäß kräftig zu, die Resonanz setzt weich und feinfühlig kontrollierbar ein. Der zu erwartende Pegelverlust bei hohen Einstellungen fällt, wie bei allen Moogs neuester Generation, sehr gering aus. Schnell ein Patch-Kabel stecken, um mit dem Rauschsignal die Filter-Cutoff zu modulieren. Schon erhält der sehr saubere Grundsound eine ordentliche Portion Dreck. Ein weiteres Patch-Kabel, und das Filter wird auch im Hochpass-Modus resonanzfähig. Auch dessen leicht näselndes, aber dennoch seidiges Klangresultat überzeugt rundum.
KEYBOARDS 02/03 2016 – Modulare Welten
Die Zukunft ist patchbar! In der neuen KEYBOARDS-Ausgabe dreht sich diesmal alles um das Thema Modular Synthesizer. Dazu gibt es mit dem beiliegenden Modular Synthesizer Guide zusätzlich noch ein 16-seitiges Extra mit Infos zu den gängigen Systemen und einer umfassenden Herstellerübersicht.
Neben einem umfassenden Bericht zur neuen Messe Superbooth16, welche dieses Jahr zum ersten Mal ihre Tore in Berlin öffnete, geben wir euch in unserem Modular Synthesizer Special von KEYBOARDS einen tiefen Einblick in die aktuelle Modular-Szene. Unter Anderem stellen wir das junge und innovative Unternehmen Bastl Instruments aus Tschechien vor und werfen einen intensiven Blick auf die Wiederauflage des legendären Moog System 15. Zudem lassen wir den Synthesizer-Pionier Morton Subotnick sowie den aus Chicago stammenden Modular-Gothic-Künstler Surachai zu Wort kommen.
Mit einem Besuch bei Volker Müller im Studio für Elektronische Musik Köln tauchen wir ab in die Frühzeit der Modularen Synthese und in die Arbeitsweisen von Avantgardisten wie Karlheinz Stockhausen. Außerdem trafen wir uns mit dem Grandseigneur der Elektronischen Musik Jean-Michel Jarre um über Modular-Synthese, Live-Equipment und seine Kollaboration mit Edward Snowden zu sprechen.
Darüber hinaus besuchten wir Martin Höwner von Synthtaste in seiner exklusiven Restaurations-Werkstatt für Vintage-Synthesizer. In unserer Serie Vintage Park widmen wir uns diesmal dem aus Hawai stammenden Modular-Exoten Paia 4700.
Mit Reaktor 6 Blocks von Native Instruments befassen wir uns in der aktuellen Ausgabe unsres Magazins auch mit der Software-Seite der Modular-Synthese und den neuen damit verbundenen Möglichkeiten. Außerdem gedenken auch wir dem unvergessenen Prince Rogers Nelson mit einer exklusiven Transkription seines Klassikers Purple Rain.
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Nur eine AD-Hüllkurve, mag man sich fragen? In der Tat stellt eine solche Ausstattung grundsätzlich eine gewisse Einschränkung dar. Glücklicherweise arbeitet die Hüllkurve sehr schnell, äußerst präzise und ist bestens skaliert. Sie kann somit sämtlichen Sounds zu ordentlich Wumms verhelfen. Dank Patchbay lassen sich Mother-32 natürlich auch sehr interessante Effektsounds und Electronic-Percussion entlocken. Auch das Doppeln bestimmter Signalwege kann höchst interessante Ergebnisse liefern. Erhält etwa der VCA ein zusätzliches Hüllkurvensignal via Patch-Kabel, erscheint der Sound noch knackiger und druckvoller – sehr beeindruckend.
32 Töne im Kreis
Warum sollte ein Eurorack-Synth über einen On-Board-Sequencer verfügen? Berechtigte Frage – allerdings muss man bedenken, dass Mother-32 nicht ausschließlich für’s Modularsystem konzipiert ist, sondern auch Standalone eine gute Figur machen soll. Und da ist der interne Step-Sequenzer einfach mal ein dicker Pluspunkt. Er erlaubt die Speicherung von bis zu 32 Steps, von denen immer acht via Lauflicht sicht- und editierbar sind.
Im Key-Record-Mode tippt man nacheinander Steps bzw. Pausen ein – bei Bedarf auch gleich mitsamt mehrerer Step-Parameter. Dazu zählen Gate-Länge, Accent, Glide, die Verkettung mit dem nächstfolgenden Step sowie eine „Ratchet“-Funktion. Sie erzeugt pro Step bis zu vier Mehrfach-Trigger und erlaubt so das einfache Programmieren rhythmisch komplexerer Patterns ohne dabei zusätzliche Steps nutzen zu müssen. Alternativ bietet sich die Programmierung im Step-Mode an. Hier lassen sich – auch bei laufendem Sequenzer – Steps in beliebiger Reihenfolge setzen und ebenfalls mit den oben beschriebenen Parametern versehen. Welcher von beiden Programmier-Modi bevorzugt wird, ist letztlich Geschmacksache. Es ist jederzeit ein Wechsel möglich. Nicht möglich ist leider das gleichzeitige Selektieren und Programmieren mehrerer Steps – da sollte Abhilfe geschaffen werden.
Die Parameter-„Bestückung“ der einzelnen Steps wird mittels LED-Kette angezeigt (z.B. LED 4 für Glide, 5 für Accent usw.). Das sieht zwar lustig aus, ist aber in der Praxis wenig informativ. Die Bedienung des Sequenzers erscheint im Ganzen zunächst ein wenig fummelig. Man stellt jedoch schon bald fest, dass sich das Gerät dennoch erstaunlich schnell beherrschen lässt. Letztlich benötigt man die meisten der zahlreichen „blinkt/leuchtet-in-rot/grün“-Rückmeldungen gar nicht wirklich.
Mit einer handvoll Taster-Kombinationen im Hinterkopf hat man Mother-32 Sequenzer gut im Griff. Spaß macht das Teil auf alle Fälle – die meisten der durchweg großartigen Sounds kicken einfach mehr, wenn sie mittels Sequenzer belebt werden. Dank variabler Gate-Länge, Swing-, Pausen-, Hold- und vor allem der Ratchet-Funktion liefert die Maschine alles andere als langweilige Sequenzen, von denen sich übrigens 32 Stück speichern lassen.
Sehr nett sind auch die Möglichkeiten, live ins Sequenzer-Geschehen eingreifen zu können: so lassen sich während der Wiedergabe via Tasterdruck Ratchets erzeugen, Step 1 oder der aktuelle Step endlos wiederholen (entsprechend der Repeat-Funktion einer MPC) oder die Sequenz muten. Interessanterweise kann man diese Funktionen auch über Trigger-Eingänge auf dem Patchfeld betätigen. Patcht man etwa den LFO-Square-Out auf den Hold-In des Sequencers, schlägt das Pattern sogleich rhythmische Haken – ein weites Feld für spannende Experimente mit ungewissem Ausgang und somit im Modular-Umfeld genau richtig untergebracht.
Was länge währt…
Klarer Fall – das Warten auf Moogs lange erhofften Neu-Einsteig in die modulare Welt hat sich gelohnt. Mother-32 klingt hervorragend und hat angesichts seiner kompakten Abmessungen und den damit zwangsläufig verbundenen Beschränkungen eine Menge gut sortierter und praxisrelevanter Features zu bieten. Im Standalone-Betrieb punktet Mother mit seinem MIDI-Interface, dOem gut durchdachten Onboard-Sequenzer und den, für einen Kompakt-Synthesizer sehr umfangreichen und effektiven Klanggestaltungsoptionen. So dürfte Mother-32 eine Bereicherung für jedes „Maschinen-Setup“ für Live- oder Studiobetrieb sein.
In einer Eurorack-Umgebung wird Mother vor allem ambitionierte Einsteiger glücklich machen. Liefert er doch eine komplette Synthesizer-Stimme plus Sequenzer und bietet sich somit ideal als kompakter, leistungsfähiger und preiswerter Grundbaustein eines wachsenden Modular-Systems an. Reizvoll ist auch die Möglichkeit, mehrere Mother-32 zu einem mehrstimmigen, (semi)modularen Synthesizer zu verbinden. Von der einen oder anderen, im Wesentlichen den kompakten Abmessungen geschuldeten Kompromisslösung abgesehen, ist der neue Moog rundum bestens gelungen. Sound, Konzept, Features und Fertigungsqualität überzeugen, und das Ding macht richtig Spaß – Antesten ist Pflicht!
„Powersound mit echtem Moog-Feel“
Hersteller/Vertrieb
Moog Music / EMC
Internet
www.moogmusic.com / www.emc-de.com
UvP/Straßenpreis
€ 799,- / € 699,–
+ stimmiges Konzept für viele Einsatzbereiche
+ sehr guter Sound
+ sehr gute Verarbeitungsqualität
– Sequencer-Steps nur einzeln editierbar
Ein paar kurze Sound-Impressionen des Moog Mother-32 finden sich hier: