Moog Modular 2009 – Analoges Modularsystem
MoogerFooger-Module von Moog Music werden üblicherweise ausschließlich als Effekte benutzt. Da jedoch sämtliche Parameter per Steuerspannung zugänglich sind, können Sie auch in einem Modular-Synthesizer Verwendung finden.
Zeitreise
Ungefähr zu der Zeit, als der erste James-Bond-Film erschien und der kometenhafte Aufstieg der Beatles begann, konzipierte Bob Moog ein Modular-Synthesizer-System, das bis heute die Grundlage für das bildet, was wir unter einem analogen Synthesizer verstehen. Die Ergebnisse seiner Forschung stellte Moog 1964 auf der AES-Konferenz in einem Vortrag mit dem Titel „Voltage-Controlled Electronic Music Modules“ vor.
Das Prinzip, sämtliche Parameter eines Moduls per Steuerspannung zugänglich zu machen, hat sich erfreulicherweise bis zu den MoogerFooger-Modulen erhalten, sodass sich diese perfekt in ein analoges Modular-System einbinden lassen. Das ist zunächst einmal gar nicht so offensichtlich, denn der übergroße BYPASS–Switch scheint deutlich zu sagen: „Ich bin ein Effekt“. Und ich muss zugeben, auch ich habe die MoogerFooger zunächst ausschließlich dazu verwendet, verschiedenste zumeist polyfone Tonerzeuger klanglich zu verbiegen. Die FreqBox habe ich als exotischen Gitarreneffekt eingestuft und entsprechend solange ignoriert, bis ich in einem Artikel von KEYBOARDS-Autor Joker Nies auf den kleinen, aber entscheidenden Hinweis gestoßen bin: „Der Eingang für die Frequenz- Steuerspannung entspricht der Konvention 1V/Okt.“
Da schau her! Das ist genau die bei analogen Modular-Systemen übliche Konvention. Schauen wir uns also an, wie wir diese Schatzkistchen von unseren besaiteten Kollegen zurückerobern können!
KEYBOARDS 02/03 2016 – Modulare Welten
Die Zukunft ist patchbar! In der neuen KEYBOARDS-Ausgabe dreht sich diesmal alles um das Thema Modular Synthesizer. Dazu gibt es mit dem beiliegenden Modular Synthesizer Guide zusätzlich noch ein 16-seitiges Extra mit Infos zu den gängigen Systemen und einer umfassenden Herstellerübersicht.
Neben einem umfassenden Bericht zur neuen Messe Superbooth16, welche dieses Jahr zum ersten Mal ihre Tore in Berlin öffnete, geben wir euch in unserem Modular Synthesizer Special von KEYBOARDS einen tiefen Einblick in die aktuelle Modular-Szene. Unter Anderem stellen wir das junge und innovative Unternehmen Bastl Instruments aus Tschechien vor und werfen einen intensiven Blick auf die Wiederauflage des legendären Moog System 15. Zudem lassen wir den Synthesizer-Pionier Morton Subotnick sowie den aus Chicago stammenden Modular-Gothic-Künstler Surachai zu Wort kommen.
Mit einem Besuch bei Volker Müller im Studio für Elektronische Musik Köln tauchen wir ab in die Frühzeit der Modularen Synthese und in die Arbeitsweisen von Avantgardisten wie Karlheinz Stockhausen. Außerdem trafen wir uns mit dem Grandseigneur der Elektronischen Musik Jean-Michel Jarre um über Modular-Synthese, Live-Equipment und seine Kollaboration mit Edward Snowden zu sprechen.
Darüber hinaus besuchten wir Martin Höwner von Synthtaste in seiner exklusiven Restaurations-Werkstatt für Vintage-Synthesizer. In unserer Serie Vintage Park widmen wir uns diesmal dem aus Hawai stammenden Modular-Exoten Paia 4700.
Mit Reaktor 6 Blocks von Native Instruments befassen wir uns in der aktuellen Ausgabe unsres Magazins auch mit der Software-Seite der Modular-Synthese und den neuen damit verbundenen Möglichkeiten. Außerdem gedenken auch wir dem unvergessenen Prince Rogers Nelson mit einer exklusiven Transkription seines Klassikers Purple Rain.
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Basisarbeit
Als Basis für unser MoogerFooger-System verwenden wir den Minimoog Voyager, der Dank seiner von Rudi Linhard implementierten Modulations-Matrix schon fast die Flexibilität eines kleinen Modular-Systems erreicht. Zahlreiche Schnittstellen für Audiosignale und Steuerspannungen erlauben, den Voyager klanglich beliebig auszubauen.
Eine besonders lohnende Erweiterung bildet die Kombination aus Ringmodulator und FreqBox. Diese deckt eine verblüffend breite Palette von Klängen ab, die von einfachen VCO- und Sync- Sounds über Ringmodulator-Effekte bis hin zu FM-Sounds reicht. Dank der eingebauten Schalter und Mix-Regler lassen sich diese auch ohne Umpatchen mit wenigen Handgriffen umschalten und ineinander überblenden. Artige Flötenklänge verwandeln sich so buchstäblich im Handumdrehen in Hintergrundgeräusche aus einer Schmiedewerkstatt. Dieser große klangliche „Hebelarm“ macht die besondere Faszination der FreqBox-Ringmodulator-Combo aus.
Die FreqBox ist eigentlich dazu gedacht, Sync-Sounds aus einem monofonen Eingangssignal, z. B. von einer Gitarre, und dem internen VCO zu erzeugen. Der VCO der FreqBox folgt dabei der Frequenz des Eingangssignals. Wie bereits erwähnt, lässt sich diese jedoch auch per CV steuern, was ungeahnte neue Möglichkeiten eröffnet.
Die genaue Kalibrierung kann bei Bedarf intern mit dem Trimmpoti P9 nachjustiert werden. Ich habe dies in meinem System auf den Maximalwert eingestellt und verwende dann einen Attenuator des Voyager CV-Expanders zur Kalibrierung. Es muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass der VCO der Freq-Box nicht temperaturstabilisiert ist. Damit ist dieser VCO jedoch sehr nah am Original, denn auch bei den ersten Moog-Modular-Systemen konnten Temperaturschwankungen einen erheblichen Einfluss auf die Stimmstabilität haben. W. Carlos hat z. B. bei den Aufnahmen zu „Switched-On Bach“ die Stimmung vor und nach jeder Phrase kontrolliert.
Ein Ringmodulator erweitert die Klangpalette eines Synthesizers enorm. Charakteristisch sind holzartige Klänge und ein breites Spektrum von glockenartigen Klängen, die sowohl metallisch als auch nach Glas klingen können. Der Klang wird dabei vom Frequenzverhältnis der Carrier- und Modulator-Oszillatoren bestimmt. Um einen bestimmten Klang über die Tastatur spielen zu können, müssen daher beide Oszillatoren exakt auf 1V/Okt kalibriert sein.
Der Ringmodulator verfügt zwar über eine exponentielle CV-Charakteristik, die allerdings deutlich von 1V/Okt abweicht. Die korrekte Skalierung muss daher per Attenuator justiert werden. Auch dieser Oszillator ist nicht temperaturstabilisiert.
Aufgrund von Bauteiltoleranzen kann es zudem sein, dass sich eine saubere Stimmung nur über einen Bereich von zwei bis drei Oktaven einstellen lässt.
Verschaltung
Schauen wir uns nun die Verschaltung von Ringmodulator und FreqBox etwas genauer an. Nach Verbinden von „Carrier Out“ des Ringmodulators mit „Audio In“ der FreqBox steht das Carrier-Signal sowohl zum Syncen der FreqBox als auch direkt als Sinus-VCO zur Verfügung. Durch Verschaltung von „Audio Out“ der FreqBox mit „Audio In“ des Ringmodulators wird die Verbindung für die Ringmodulation hergestellt. Der MIX–Regler der FreqBox regelt das Verhältnis von Carrier-Oszillator und FreqBox-VCO. Mit dem MIX–Regler des Ringmodulators lässt sich der Anteil des ringmodulierten Signals einstellen. Für die typischen Ringmodulator-Sounds muss der SYNC–Schalter der FreqBox auf „Off“ stehen.
Bevor es jetzt richtig losgehen kann, müssen wir die MoogerFooger noch mit der Keyboardspannung für die Tonhöhe versorgen. Die einfachste Lösung wäre es, den FREQ–Eingang bei- der MoogerFooger via Multiple und Attenuator direkt mit dem KBD-PITCH–Ausgang des Voyager CV-Expanders zu verbinden. Bei Ansteuerung mehrerer Module kann es sein, dass der Ausgang für die Keyboard-CV zu schwach ist und die Spannung entsprechend nichtlinear wird.
Es wird empfohlen, dies zunächst im Zusammenspiel mit etwaigen anderen Nichtlinearitäten in den MoogerFooger-Modulen auszuprobieren. Als Multiplexer für die Keyboard-CV kann bei Bedarf der A-185-2 Precision Adder aus dem A-100-System von Doepfer dienen.
Dieses Modul kann bis zu vier Spannungen addieren, die dann an drei positiven Ausgängen und einem invertierten Ausgang abgegriffen werden können. Praktischerweise wirkt der Polaritäts-Schalter unbeschalteter Buchsen darüber hinaus als Oktavschalter.
Wer über einen Minimoog Voyager verfügt, kann jetzt einfach den Ausgang des Ringmodulators mit dem EXT-IN–Eingang verbinden und sofort loslegen. Eine andere Variante besteht darin, der FreqBox/Ringmodulator-Combo einen separaten Ausgang mit eigenem Tiefpass- MoogerFooger und VCA zu spendieren. Als VCA ist der A-132-3 Dual VCA von Doepfer zu empfehlen, der auf dem CEM 3360-Chip basiert und einen sehr hohen Dynamikbereich abdeckt.
Als zusätzliche Hüllkurve kann z. B. das A-143-2- Modul von Doepfer zum Einsatz kommen. Dieses verfügt über vier ADSR-Sektionen, die separat zur Verfügung stehen oder auf komplexe Weise miteinander kombiniert werden können. Zum Mischen der Kontrollspannungen kann entweder ein CP-251 MoogerFooger oder ein A-138c Polarizing Mixer von Doepfer dienen. Wer das so aufgebaute System als separate Stimme ohne Voyager betreiben möchte, findet bei Doepfer diverse MIDI-CV-Konverter.
Weitere Module
Abschließend sei noch kurz auf die anderen Module der MoogerFooger-Reihe eingegangen. Der bereits erwähnte Control Processor bietet zahlreiche weitere nützliche Funktionen, wie z. B. VC LFO, Lag und Sample&Hold. Mit dem Phaser lassen sich die typischen hohl klingen- den Kammfiltersounds erzeugen. Gemäß dem alten modularen Prinzip verschwimmen auch hier wieder die Grenzen zwischen CV-Processor, Effekt und Tonerzeuger: Wenn man die Skalierung kalibriert, lassen sich sowohl der LFO des Control Processors als auch der des Phasers über etwas mehr als eine Oktave gestimmt spielen. Neben der Nutzung als Subbass ist dies besonders auch für Modulationen interessant, die einigermaßen von der Tonhöhe unabhängig sein sollen.
Die MoogerFooger MuRF und Bass MuRF lassen sich zunächst einfach als Fixed-Filterbank verwenden. Interessant wird es aber, wenn man die Pegel der einzelnen Bandpass-Filter mit dem eingebauten Pattern-Sequenzer animiert.
Zusätzliche Bewegung und Räumlichkeit können die Analog-Delays bringen. In meinem System habe ich dazu zwei Delays über LOOP-IN und LOOP-OUT gekreuzt verschaltet, sodass sich bei langen Delays ein Ping-Pong-Effekt ergibt. Kurze Delays erzeugen einen einfachen Hall-Effekt.