Medeli A800 – Homekeyboard der Einsteigerklasse im Test
Wer ein Portable-Keyboard zum absoluten Tiefpreis sucht, muss nicht unbedingt zu einem japanischen Modell greifen: „Made in China“ ist heute wirklich nicht mehr uninteressant, wie der Blick auf das A800 von Medeli beweist. Wir haben das Medeli A800 getestet!
http://youtu.be/lv4CS5je5RA
Die Medeli-Produkte sind seit einigen Jahren auch in Deutschland gut erhältlich. Zum Test geordert haben wir uns mit dem A800 (UvP: 319 Euro) eines der neusten Medeli-Modelle. Es tritt hierzulande in Konkurrenz zu den aktuellen preiswertesten Portis mit anschlag – dynamischer Tastatur (so viel muss schon sein!) von Yamaha (z. B.: PSR-E423, UvP: 320 Euro) und Casio (z. B.: CTK-6000, UvP: 399 Euro; CTK-4200, UvP: 279 Euro).
Die Hardware des Medeli A800
Optisch gefällt uns das schwarz-silberne A800 durchaus. Alle Taster sind gummiert – auch das schicke Hochglanz-Pitch-Wheel, das sich allerdings etwas straff spielt. Statt eines Modulation-Wheels gibt’s nur einen Button – dosieren kann man ein Vibrato damit nicht. Die Verarbeitung des Keyboards geht noch in Ordnung, weniger schön sind aber wohl die unten überstehenden Ränder der nicht geschlossen verarbeiteten Plastikummantelung. Die Tastatur erfüllt ihren Zweck, ist jedoch nicht gerade ein Aushängeschild des Keyboards – diesbezüglich aber sollte man kurz nochmal auf den Preis im Profilkasten schielen. Die Anschlüsse sind mittig platziert.
Es gibt nur eine einzige Ausgangsbuchse für eine Stereoklinke, jedoch auch eine Klinken-Eingangsbuchse für MP3-Player und Co. Super in dieser Preisklasse: Nicht nur USB-to-Host für den PC- Anschluss, sondern sogar eine vorne mittig unter der Tastatur angebrachte USB-to-Device-Buchse für USB-Sticks wird geboten Die Lautsprecher haben einen recht angenehmen Grundsound, neigen allerdings schon bei halber Lautstärke zu Verzerrungen. Das Display zeigt, wie in dieser Preisklasse üblich, riesengroß einen Soundnamen und sehr klein Infos wie Style-Tempo und Takte, die gegriffenen Töne als Noten an. Ein Luxus ist das Endlosrad mit Enter-Button. Nummern-Taster zur Direkteingabe von Sound- und Style-Nummern fehlen dagegen.
Vollgepackt mit Sounds und Styles
Medeli hat das A800 als Preis-Leistungs- Riesen konzipiert. In dem kleinen Porti stecken 583 VOICES und 230 STYLES. Die Klangqualität geht in dieser Preisklasse völlig in Ordnung, wobei die A- und E-Pianos sogar recht ansprechend sind. Standards wie Fender-Rhodes- und Wurlitzer-E-Pianos findet man nicht. Dafür gibt es aber viele schöne Klänge à la Yamaha DX7, zudem eine Vielzahl glockiger Sounds, die sich gut zum Layern eignen. Auch viele Streicher, Synthisounds und Soloinstrumente überzeugen. Weniger gelungen sind manche Gitarren, die Brass-Sections oder die Hammond-B3- Imitate. Die Solo-Bläser sind durchaus zu gebrauchen.
Auch die Drums liefern im Arrangement einen guten Punch. In fast jeder Soundbank finden sich jedoch auch Klangvariationen, die sich kaum voneinander unterscheiden. Dennoch bleibt unterm Strich ein vielfältiges Angebot in brauchbarer Qualität; außerdem ist das Ganze General-MIDI-kompatibel. Ein Reverb, ein Chorus und ein Insert-Effekt für Flanger, Phaser, WahWah und Co. werten die Klänge zufriedenstellend auf.
Die Styles decken die üblichen Genres 8 BEAT, 16 BEAT, POP, BALLAD, ROCK, BALLROOM usw. ab. Das gebotene Material lässt zwar richtig zeitgemäße Arrangements vermissen, bietet dafür aber für viele Evergreens und Hits der vergangenen Jahrzehnte geeignete Begleitungen. Jeder Style besteht aus acht Spuren: 2 mal RHYTHM, BASS, CHORD 1 bis 3 sowie PHRASE 1 und 2. Die Begleitautomatik besitzt die Sektionen INTRO 1 und 2, MAIN A bis D, FILL-IN A bis D sowie ENDING 1 und 2. Hier erreicht das A800 also das Potenzial eines Mittelklasse-Keyboards. Synchronstart- und -stopp-Funktionen sowie Fade-in und -out gibt es ebenfalls.
Die Begleitautomatik erkennt automatisch, ob Ein-Fingeroder vollständige Akkorde gegriffen werden. Das Keyboard bietet sowohl vier ONE TOUCH SETTINGS pro Style als auch 48 REGISTRATIONS für die eigenen Konfigurationen. Jeden Style kann man darin mit bis zu drei Tastaturparts – RIGHT 1 und 2 sowie LOWER – und diversen Einstellungen wie Volumes, Tempo, Transpose oder dem Split-Punkt sichern. Sogar eine FREEZE-Funktion wird geboten, um alle Style-bezogenen Einstellungen beim Umschalten von einer Registration auf die nächste einzufrieren.
Funktions-Riese
Rekorder, USB-SMF-Player sowie Spiel- und Lernfunktionen: Das A800 bietet überdurchschnittlich viel fürs Geld. Auf Basis eines Styles lassen sich Songs mit bis zu sechs Spuren erstellen. Maximal fünf USER SONGS fasst der interne Speicherbereich. Integriert ins A800 wurden außerdem 125 Übungssongs, die mit linker und rechter Hand getrennt einstudiert werden können. Ein CHORD DICTIONARY zum Üben vermittelt Spielern außerdem mehr Akkordsicherheit. Kreativität beweist Medeli mit dem GUITAR MODE für eine gut klingende Steel String Guitar. Hier steuert die linke Hand wie bei der Begleitautomatik Akkorde, die rechte aktiviert gitarrentypische Arpeggien und Strummings für realistische Solo-Einlagen.
Die Funktion FREESOLO liefert den gleichen Gitarrensound in unterschiedlichen Spielvarianten, für die jeweils separate Samples vorliegen. Die rechte Hand spielt den Klang, während mit der linken die Soundvariationen angetriggert werden, indem man bestimmte weiße oder schwarze Tasten gedrückt hält. Slides oder Flageolet-Töne werden so alternativ zum Hauptklang erzeugt. Highlight in dieser Preisklasse ist aber zweifellos die Möglichkeit, General-MIDI-Files direkt von einem angeschlossenen USB-Stick abzuspielen. Nach nur einem Druck auf den Taster USB DEVICE kann ein File auf dem Stick sofort gestartet werden, außerdem lässt sich nach wie vor auf der Tastatur dazu spielen. Ein tolles Feature, gepaart übrigens mit einer in dieser Keyboardklasse sehr hohen Polyfonie von 64 Stimmen.
Fazit
Mit dem A800 können Einsteiger viel Spaß haben. Mit einer großen Sound- und Style-Auswahl, befriedigender Klangqualität, hoher Polyfonie sowie programmierbaren Registrations ist das kleine Preiswert-Keyboard ein Ausstattungsriese. Der Funktionsbereich verstärkt diesen Eindruck, und insbesondere einen USB-MIDI-File-Player findet man bei der Konkurrenz in der Low-BudgetKlasse nicht. Abstriche muss man dagegen bei der bei Tastatur und dem Soundsystem, machen. Wo jeder Euro zählt, ist das leider nicht zu ändern.
Plus/minus
+ große Sound- und Style-Auswahl
+ 64 Stimmen + Registrations
+ USB-MIDI-File-Player
– leichte Schwächen beim Soundsystem