M-Audio Axiom Air 61 USB-Keyboard-Controller im Test
Die perfekte Abstimmung von Hard- auf Software und umgekehrt ist — auch wenn dies bedauerlicherweise nicht immer allerorts mit Perfektionismus aufeinandertrifft — eines der höchsten Ideale, dem sich die Entwicklung immer wieder stellen sollte. Hervorgegangen aus einer Liaison der Unternehmen M-Audio und Air Music Technology geht mit dem „Axiom Air“-Controller und der DAW-Lösung „Ignite“ ein solcherart getrimmtes, vielversprechendes Doppel an den Start.
Bei den Axiom-Air-Modellen handelt es sich um die neueste Überarbeitung der Axiom-Reihe von M-Audio. In einer Melange aus unschuldig weißem Hochglanzkunststoff und gebürsteten Aluminiumeinlagen liefert das Axiom Air 61 ein im Großen und Ganzen doch ein sehr vertraut wirkendes Controller- und DAW-Steuerungs-Angebot. So finden sich neben einem achtköpfigen Dreh-Encoder-Panel und einer neunzügigen Fader-Rubrik ein hintergrundbeleuchteter 12er-TriggerPad-Block sowie ein bernsteinfarbenes Display mit DAW-Transportkontrolle auf der Oberseite.
Die 61-tastige Klaviatur kommt in einer halbgewichteten Ausführung mit aktivierbarem Edit-Funktionstasten-Bereich in der obersten und untersten Oktave daher. Auch wenn solcherlei Tastaturen in puncto Anspruch immer eine Art Kompromiss darstellen dürften, bewähren sie sich in der Praxis doch häufig als Allrounder, auf denen ein Piano-Lick ebenso wenig Anstrengung wie ein ausgewachsenes Orgel-Solo bereitet. Auf der Rückseite des Axiom Air 61 finden sich neben dem obligatorischen USB-Port noch ein MIDI-In/Out-Pärchen sowie je ein Anschluss für Sustain- und Expression-Pedal. Zusätzlich zur Standardversorgung mittels USB-Bus-Power lässt sich das Gerät im Übrigen auch mit einem geeigneten Netzteil betreiben und in beiden Fällen über den dafür vorgesehenen Ein- und Ausschalter starten.
№4 2017
- Modular Kolumne
- FOO FIGHTER RAMI JAFFEE
- INTERVIEW MIT MATT BLACK VON COLDCUT
- OMD
- Look Mum No Computer
- Beardy Guy von Walk Off The Earth
- STAGEPIANOS: DIE NEUE EINFACHHEIT
- Ungesichert: Fusebox
- Touché! Ein sehr sensibles Brett!
- Inside Clavia: Besuch in Stockholm
- REISE ZUM URSPRUNG DER SYNTHESE
- DIE HAMMOND-STORY
- Transkription: Chilly Gonzales – Solitaire
Funktionsspektrum
Wer heutzutage noch mit einem USB/MIDI-Controller beim Nutzer punkten möchte, muss sich schon etwas einfallen lassen, um sich deutlich von der Konkurrenz abzuheben. So arbeitet beim Axiom Air 61 die ohnehin bereits mit einem ansehnlichen 12er-Set bestückte Pad-Sektion in drei farblich unterschiedenen Bank-Ebenen per nebenstehendem Wahlschalter. Im Bereich der Fader und ebenfalls dreifarbig beleuchtbaren Encoder steht neben der Standard-MIDI-Controller-Nutzung auch noch eine spezielle Verwendung als Mix- oder Instrumenten/FX-Steuerung zur Verfügung.
Hier kommt eine von M-Audio „Hyper-Control“ benannte Auto-Mapping-Funktionalität zum Einsatz, welche in Zusammenarbeit mit speziellen DAW-bezogenen Treibern augenblickliche Kontrolle über Instrumente und Plug-ins von Produktionslösungen wie Cubase, Logic Pro oder der gebundelten Software Ignite (zu der wir gleich noch im Detail kommen) bietet. Hyper-Control mappt aufgerufene virtuelle Instrumente nach vorkonfigurierten Mustern so, dass das spezielle Plug-ins nicht nur namentlich im Display des Axioms Erwähnung findet, sondern sich auch die maßgeblichen Parameter umgehend über die Oberfläche des Geräts bedienen lassen.
Nach kurzer Installation in Logic Pro via Bedienoberflächen-Steuerung klappte die Automapping-Funktion beispielsweise auch hier tadellos mit allen Plug-ins. Auch die bidirektionale Geräte- bzw. DAW-Erkennung brauchte lediglich einen unbedeutenden Moment.
Als etwas gewöhnungsbedürftig entpuppte sich im Betrieb allerdings die Laufrichtung der Fader bei der DAW-Kontrolle. Diese arbeiten nämlich genau umgekehrt, als man es von Mixer-Fadern her gewohnt ist (für „laut“ oder „mehr“ fährt der Fader also auf einen zu). Ob dieses konträre Verhalten (Axiom Fader runter – DAW Fader rauf) nun ein Bug oder ein Feature sein soll, ließ sich auch mittels Bedienungsanleitung nicht abschließend klären.
Auch wenn die allgemein gebotene Fertigungs- und Controller-Qualität angesichts des Funktionsspektrums im Großen und Ganzen angemessen erscheint, möchte ich aber dennoch einen kleinen Kritikpunkt in Bezug auf den verwendeten Gehäusekunststoff loswerden. Dieser erscheint nämlich im Bereich der Transportkontrolle unter dem Display so dünn zu sein, dass die darunter verbauten LEDs um die Funktionstasten herum einen weitreichenden „Heiligenschein“ erzeugen. Auch wenn dieses die Stabilität nicht zu beeinträchtigen scheint: „Schön“ ist anders.
Kreativer Brandstifter
Neben der Tatsache, dass die mitgelieferte DAW-Software Ignite kostenfrei über die Entwicklerseite erhältlich ist, wirbelte das mit Mac und Windows-PC kompatible Programm auch konzeptionell schon bei seiner Vorstellung einiges an Staub auf. Bei der Entwicklung von Ignite setzte man neben musikerfreundlicher Bedienung dieser All-In-One-Lösung nämlich auch auf ein grundsätzlich nicht-lineares Multitrack-Konzept ohne klassischen „Zahlenstrahl“. Während die DAW-Lösung auf der einen Seite sämtliche Features vom Software-Synth über Effekt-Ketten-Presets bis hin zur Gitarren-Amp-Simulation beherbergt, können erstellte Clips quasi überall auf dem virtuellen Schreibtisch abgelegt und abgespielt werden.
Versetzt man Clips in den „Cued“-Modus, so halten sie sich für den Synchronstart abspielbereit, bis der globale Play-Button betätigt wird. Loops lassen sich aber im laufenden Betrieb auch manuell dazuschalten und natürlich ebenso aus dem Mix entfernen.
Clips können innerhalb von Ignite neben dem alleinstehenden „Solo“ noch in zwei weiteren Daseinsformen auftreten. Fügt man zwei oder mehr Clips per „Ineinanderziehen“ zusammen, erhält man einen sogenannten „Multi Clip“. Kombiniert man wiederum mehrere Multi-Clips zu einem großen Ganzen, so gruppiert sich ein zusammengehöriger „Song Clip“. Letzterer erinnert dann schon stark an die klassische und altbekannte Arrangement-Struktur. Allerdings toleriert und ermöglicht Ignite die Koexistenz aller drei Clip-Typen zu jeder Zeit nebeneinander.
Dieses Cued-Clip-orientierte Konzept setzt sich im Übrigen auch bei der Aufnahme fort. Auch wenn bei Betätigung des Recording-Buttons ein sicht- und hörbarer Countdown im vorgegeben Takt abgefeuert wird, startet die Aufnahme erst bei eingehendem Signal (Audio oder MIDI).
Navigation und Steuerung aller Ignite-Komponenten funktioniert in Zusammenarbeit mit M-Audios Axiom Air 61 im Übrigen tadellos und ungemein flüssig. Und dies ohne zusätzliche Treiberinstallation. Für einen besseren Eindruck haben wir im Kasten links ein paar Screenshots mit den wichtigsten Funktionsebenen zusammengestellt.
Fazit
Die Früchte der Kooperation der beiden Schwesterunternehmen M-Audio und Air Music Technology kann sich wirklich mehr als sehen lassen. Bei derart nahtloser Integration von Soft- und Hardware vergisst man fast gänzlich, dass dem Axiom Air 61 des ehemaligen Avid-Portfolio-Mitglieds M-Audio auch noch eine Light-Version von Pro Tools samt USB-Lizenzschlüssel beiliegt.
Auch wenn die Herangehensweise für viele alte DAW-Hasen ungewöhnlich erscheint, geht die Rechnung in puncto Musikerfreundlichkeit voll und ganz auf. Mit dem non-linearen Arranger von Ignite zu arbeiten (ich bin versucht, „spielen“ zu schreiben) macht einfach Spaß.
Hersteller/Vertrieb: AIR Music Technology (InMusic Brands)
UvP/Straßenpreis: 569,— Euro / ca. 470,— Euro
Internet: www.m-audio.de
+ Konzept & Design
+ Funktionalität
+ Preis/Leistungs-Verhältnis