Korg Volca Drums, Bass & Synth in Analogtechnik im Test
Mit der Synthserie liegt Korg nicht nur im aktuellen Trend der Analog-Renaissance weit vorne — die kleinen Synthesizer Volca Beats, Volca Bass und Volca Keys bieten alles, was man zum Performen elektronischer Musik braucht, und sind dabei sogar im Dreierpack unschlagbar günstig …
Schon die Korg Micro-Serie hat gezeigt: Es muss nicht immer ein großes, teures Keyboard sein, um guten und innovativen Sound aus „echter“ Hardware herauszuholen. Dabei schafft Korg den scheinbaren Spagat zwischen dem hobbymäßigen „Herumschrauben“ und dem Einsatz in professionelleren Umgebungen. Kisten wie Monotribe oder Monotron sind der nun vorgestellten „Volca“- Serie ja allein schon rein optisch sehr ähnlich. Sie verkauften sich wie geschnitten Brot und inspirierten kreative Elektroniktüftler zu den unglaublichsten DIY-Modifikationen. Bei den Volcas überzeugt auf jeden Fall das Konzept. Sie sind nicht als „Alleskönner“ gedacht, denn jeder Synth hat seine spezielle Aufgabe. So kann man sich für ein einzelnes Gerät entscheiden, wenn im Setup beispielsweise nur noch ein Drumcomputer im Stile der berühmten Roland TR-808 fehlt. Dann wäre der Volca Beats die richtige Wahl. Allerdings erscheinen die Volcas nicht nur auf den ersten Blick als so günstig, dass man von vornherein mit der Anschaffung des kompletten Dreiergespanns liebäugelt. Denn ausgestattet mit Sync-In und -Out scheinen die Volcas prädestiniert, als kleines Trio großen Sound zu machen. Aber alles der Reihe nach …
Gemeinsamkeiten
Da staunt man nicht schlecht: Ausgepackt und angeschaltet wird schnell klar, dass man mit den Volcas kleine, aber im Prinzip vollwertige Synthis vor sich hat. Die geringe Größe sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass in jedem Volca nicht nur ein 16-Stepsequenzer, sondern auch viele Editiermöglichkeiten Platz gefunden haben. Außerdem stehen acht Speicherplätze zur Verfügung, in denen man Patterns (aber keine Klangeinstellungen) speichern kann. Aus der Vergangenheit scheint Korg gelernt zu haben: Bildete sich für den Monotron schnell eine Community, die sich um die MIDI-Kompatibilität kümmert und sogar kleine Modding-Kits bereithält, gehört ein MIDI-In diesmal zur Grundausstattung der Volca-Serie. Sämtliche Anschlüsse für Kopfhörer/ Line-Out, Stromkabel und Sync-In und -Out finden bei allen drei Geräten auf der Oberseite ihren Platz.
An der Unterseite befindet sich ein Fach für sechs AA-Batterien, ebenfalls ist hier ein Mini-Lautsprecher untergebracht. Von Letzterem sollte man keine Wunder erwarten, aber der Sound ist völlig okay, und man wird das Gerät sowieso eher an einen Mixer oder ein Audiointerface anschließen. Dann klingen die drei Volcas auch wirklich wuchtig – alle Achtung! Die Form der Regler variiert je nach Modell, überall aber kommen auch kleine, transparente Potis zum Einsatz, die mit einer LED ausgestattet sind und Trigger vom Stepsequenzer bzw. Events von sogenannten Motion-Sequenzen anzeigen, mit denen sich Parameterbewegungen innerhalb der Patterns aufzeichnen lassen.
Die Positionen dieser Minipotis sind schwer abzulesen, sie sind eben recht klein. Den Schraubspaß mindert das keineswegs, glücklicherweise ist der Abstand zwischen den Potis groß genug. Gewiss können die Volcas nicht alles – so vermisst man beispielsweise eine Swing-Funktion, variable Step-Anzahl, Einzelausgänge (beim Volca Beats) oder die Möglichkeit, neben dem Sync-Signal auch die Audiosignale durchzuschleifen. Aber warten wir ab, was die Modding-Szene diesmal hervorbringen wird, denn für die ebenfalls analogen Monotron und Monotribe sind ja bereits viele Erweiterungen gebastelt worden. Beim Einschalten der Volcas fällt ein gewisses Eigenrauschen auf, was für analoge Geräte nicht ungewöhnlich und im Rahmen des Verträglichen ist. Dies ist aber schnell vergessen, wenn man die drei kleinen Synths verkabelt und auf „Start“ gedrückt hat …
Hier findest du den Korg Volca Modular, einen Semimodularer Analogsynth im Test
Volca Beats
Die elementaren Instrumente, also Kick, Snare, Toms und Hi-Hat, werden von analogen Schaltkreisen erzeugt – entsprechend erinnern die Grooves des Volca Beats stark an berühmte Vintage-Drumcomputer wie Boss DR-55 oder Roland TR-808. Als PCM-Sounds kommen noch Clap, Claves, Agogo und Crash hinzu, die sich mittels „PCM Speed“ dramatisch verändern lassen und ganz schön Trash-Potenzial haben. So kommen zehn Instrumentenspuren zusammen, mit denen der Volca Beats schon beachtlichen Sound macht. Vor allem die wuchtigen analogen Sounds machen riesigen Spaß. Die Soundeinstellungen für Kick, Snare, Toms und Hi-Hats lassen sich bequem per Drehregler editieren. Mal klingt die Kick tief und wummerig, mal eher knackig, immer aber hat der Sound Punch und nimmt viel Raum ein – sehr beachtlich, was da aus dem kleinen Kasten herauskommt.
Zu schade, dass sich keine Sound-Presets speichern lassen (aber wir schauen noch mal kurz auf das Preisschild). Highlight ist der 16-Stepsequenzer, auch wenn die acht Pattern-Memorys kaum für ein abendfüllendes Konzert ausreichen dürften. Für ein paar Basis-Patterns und Breaks ist das Ganze aber prima. Überhaupt ist das Konzept der Volcas insgesamt eher für Improvisation und das Erstellen von Arrangements in der Livesituation ausgelegt. Entsprechend einfach und intuitiv gestaltet sich das Arbeiten mit dem Stepsequenzer. Entweder man spielt über die Tastatur ein oder tippt seine Beats im Step-Mode in den Sequenzer, was bei Live-Jams natürlich die bessere Methode ist. Über den „Function“-Button und einen Druck auf eine der Touch-Tasten der kleinen Klaviatur lassen sich noch verschiedene Shortcuts wie das Clearen einzelner „Parts“ oder des ganzen Patterns realisieren. Ebenfalls über Shortcuts werden Einstellungen zur „Stutter“-Funktion gemacht, mit der Korg Delay und Trommelwirbelartige Soundcluster verbindet. Eine kleine Schwäche: Der Temporegler ist sehr sensibel, sodass sich eine genaue BPM nicht schnell genug einstellen lässt. Gerade bei einem Drumcomputer ist das natürlich ärgerlich.
Volca Bass
Die silberne Oberfläche deutet gleich daraufhin, welches Gerät hier Pate stand: Stepsequenzer plus Bass-Synth – da denkt man spontan an Rolands legendäre TB-303. Aber schauen wir, was der Volca Bass drauf hat. Mir gefällt die hellere Farbgebung des Geräts allein wegen der besseren Handhabung auch bei schlechten Lichtverhältnissen – das kann beim Volca Beats schon mal etwas fummelig werden. Von der TB-303 schon mal deutlich abweichend ist die Ausstattung mit drei VCOs, die – das ist der Clou an der Sache – separate Sequenzerspuren haben. Oberhalb der Drehregler für VCF und LFO befindet sich die EG-Sektion, die ebenfalls per Shortcut hinzu- oder abgeschaltet werden kann und für Attack, Decay und Cutoff zuständig ist. Interessant ist auch, dass sich per Shortcut das Ziel für die LFO-Drehregler einschalten lässt. Das bietet einige Möglichkeiten zum Schrauben und Wobbeln.
Das Filter macht seinen Job gut; mir gefällt der große Regelbereich der Filterresonanz, deren Dosierung aber ein wenig kritisch werden kann, weil die Selbstoszillation erst sehr spät einsetzt und die Justage etwas Fingerspitzengefühl erfordert. Der Stepsequenzer funktioniert ähnlich wie beim Beats: Noten werden eingespielt oder Steps aktiviert, um die daraus entstehende Sequenz dann auf acht Speicherplätze abzulegen und abzurufen. Natürlich ist das kein Feuerwerk an Möglichkeiten, aber gerade die vielen Editiermöglichkeiten machen das beim Volca Bass wieder wett. Super, dass man an eine Slide-Funktion gedacht hat – ein Klassiker aus der alten TB-303 und unverzichtbar für das weiche Überbinden benachbarter Steps. Der Volca Bass ist viel flexibler als die alte TB-303 und macht alles möglich, was man an Synth-Bässen braucht. Von schmal und perkussiv bis breit und fett schafft der kleine Analoge eine ganze Menge; gerade die drei Oszillatoren holen viel aus der Kiste heraus. Die Bässe sind auch im Bandkontext meistens von sich aus durchsetzungsfähig genug und müssen nicht unbedingt noch einmal durch einen Amp oder ein Effektgerät geschickt werden. Schade, dass man hier nicht an eine Metronom-Funktion gedacht hat.
https://soundcloud.com/keyboardsde/test-korg-volca-serie
Volca Keys
Korg bewirbt seinen echt-analogen Synth Volca Keys als besonders für Einsteiger geeignet, und tatsächlich lässt sich mit ihm so ziemlich alles anstellen, was auch andere analoge Synthesizer draufhaben. Neben der 27-Tasten-Touch-Tastatur helfen stabile Potis beim Einstellen der Oktaven oder des Modulationstyps. Dabei ist Poly, Unison, Oktave, Fifth, Unison Ring und Poly Ring möglich – eine Menge Holz. Bis auf die beiden eingangs genannten Potenziometer sind alle anderen Drehregler beleuchtet, wenn sie verwendet werden. Außerdem zeigen die integrierten LEDs der Potis an, sobald die Motion-Sequenz auf den Parameter zugreift. Darin steckt ein gewaltiges Soundpotenzial, denn es lassen sich gleichzeitig mehrere Parameter parallel pro Pattern automatisieren. Großartig!
Hier findest du den Korg Volca Mix im Test
Die wichtigsten Parameter hat man im Bedienfeld per Regler im Griff, weitere sind per Shortcuts zu erreichen, um beispielsweise die Wellenform der Oszillatoren in Sägezahn, Dreieck und Rechteck zu ändern. Beim Volca Keys ist für den Sequenzer auch eine Metronomfunktion dabei – perfekt. Zwar werden in allen drei Volcas die eingespielten Noten quantisiert – die „Flux“-Funktion des Volca Keys kann diese Funktion aber abschalten. Damit lassen sich die verrücktesten Sachen machen. Toll auch, dass beim Löschen einer Sequenz die Motion-Sequenzen vorerst erhalten bleiben; damit ergeben sich meistens überraschende bis völlig krank klingende Patterns. Maximaler Spaß. Interessant ist auch die „Active Step“- Funktion, mit der sich einzelne Steps ausschalten lassen – die dann einfach übersprungen werden. So können tolle rhythmische Versätze oder andere Experimente realisiert werden.
Darüber hinaus gibt es eine Delay-Funktion, die man über die Parameter „Time“ und „Feedback“ beeinflussen kann – das klingt nach Weltraum und weiter Ferne! Analoge Synthesizer haben häufig das Problem, nicht immer ganz stimmstabil zu arbeiten. Gerade Temperaturschwankungen oder die kurze Zeit nach dem Einschalten, wenn er noch nicht warmgelaufen ist, sind Faktoren, die für Keyboarder nicht unerheblich sind. Gegen dieses Problem hat Korg eine „Selftuning“-Funktion eingebaut, die die Oszillatoren stets nachstimmt. Der kleine, aber vollwertige Synthesizer ist klar strukturiert und daher auch ein Tipp für Anfänger, die in die Welt der elektronischen Sounds eintauchen wollen. Die Effekte und Filter sind vielfältig, und sogar Portamento ist möglich. Insgesamt lassen sich sehr durchsetzungsfähige Leads, Staccato-artige, rhythmische Klänge und Pads basteln, die ein breites Soundspektrum abdecken. Dank Ringmodulator sind auch geräuschhafte und experimentelle Sounds möglich. Mein Tipp dazu ist der Oszillator-Mode „Poly Ring“. Der Volca Keys ist der vielseitigste Vertreter der Volca-Reihe. Seine zahlreichen Editiermöglichkeit, die Stimmstabilität und Funktionen wie „Motion Sequence“ oder „Flux“ hätte man der kleinen Kiste gar nicht zugetraut.
Fazit
Die Volcas nicht als „Alleskönner“ konzipiert, und alle drei haben neben viel Vintage-Charme auch einen gewissen Trash-Faktor. Aber man braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu vermuten, dass hier nach Monotribe und Monotron der nächste Megaseller von Korg ins Haus steht. Unterm Strich können die kleinen Kisten weit mehr, als man ihnen auf den ersten Blick zutrauen würde. Die Volcas sind nicht nur ideale Einsteiger-Synths, sondern grundsätzlich allen zu empfehlen, die mit analogen Sounds kreativ sein und Spaß haben wollen. Im Dreierpack kann man mit den Volca-Synths ganz locker das eine oder andere Elektro-Liveset abliefern. Analoge Synths, die sich mit MIDI und Sync-Funktion in Setups integrieren lassen für so kleines Geld – was will man mehr?
Plus/minus
+ Vintage-Charme
+ ideal für Einsteiger
+ gute analoge Sounds
+ viele Editiermöglichkeiten
+ Stimmstabilität
– leichtes Eigenrauschen
– keine Swing-Funktion
Schade,dass der Volca Kick nicht einbezogen wurde.Kein Alleskönner,aber der analoge Volca mit dem besten Klang.
Hallo Harding,
der Testbericht stammt aus dem Archiv und wurde geschrieben, als es den Volca Kick noch nicht gab. Ansonsten hätten wir ihn natürlich nicht ausgespart.
Der Kick wäre einen Test wert.Vielleicht schreckt sein Name Interessenten ab.Der Volca Kick ist nämlich mehr als “nur” ein Kick-Generator.
An dem Namen liegt es auch nicht, haben ja auch diverse Artikel und Testberichte zu Drumcomputern oder Groovemachines. Es ist immer ein Abwägen zwischen all den Instrumenten die relevanten und interessanten zu behandeln..