Entertainer und Musikant

Korg Pa4x International – Arranger Keyboard

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Nachdem sich Korg in den Vorjahren ganz dem Ausbau seiner Keyboard-Mittelklasse gewidmet hat, war es wieder an der Zeit für ein neues Flaggschiff. Der Nachfolger des Pa3X bleibt dessen Konzept treu, bietet aber eine modernisierte Klangerzeugung und Hardware sowie viele Detailverbesserungen.

Korg Pa4x International – Arranger Keyboard2
(Bild: Dieter Stork)

Pa-like bringt Korg mit dem Modell „International“ und dem Modell „Musikant“ wieder eine Universal-Version und eine auf die Mucker im deutschsprachigen Raum zugeschnittene Variante seines neuen Top-Entertainers auf den Markt. Beide Keyboards gibt es mit 61 oder 76 Tasten. Während die 76er Pas und das 61er Musikant bereits ab Werk mit einer 500-GB-Festplatte ausgeliefert werden, muss der Käufer des 61er International, falls benötigt, einen Harddisk-Einbausatz optional erwerben. Zudem kann in allen Pa4X eine Micro-SD-Card als Massenspeicher für Daten verwendet werden.

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Unser Pa4X-International-Testexemplar stelle ich auf dem Keyboard-Stand gerne ganz nach oben: In der neusten Version hat Korgs Alu-Entertainer eine Hardware-Qualität und Optik erreicht, die man gerne vorzeigt. Schlank, robust und sehr schick ist unser in Schwarz, Rotbraun und Silber gehaltenes International-Pa. Das solide Top-Porti wiegt angesichts der Materialien und der Verarbeitungsqualität gefühlt mehr als die 16,5 Kilo, die das 76er Modell tatsächlich auf die Waage bringt.

Elegant fügt sich der neue 7-Zoll-TFT-Touchscreen ins Design ein – dagegen wirkt das Pa3X-Display etwas klobig, auch wenn es dem neuen die Motorisierung voraus hat. Den Bildschirm des Pa4X bringt man manuell in die gewünschte Schräglage – das klappt bei den 61er wie den 76er-Modellen. Die am Pa3X direkt um die Display-Einheit gruppierten Funktionstaster sind am Nachfolger auf die Benutzeroberfläche gewandert, was den modernen Tablet-Look der Kommandozentrale unterstreicht.

Vier Einzelausgänge, zwei Eingänge, MIDI, dreimal USB, Mikro-Kombibuchse mit Phantomspeisung oder diverse Pedalanschlüsse – das Anschlussangebot ist so vielfältig, wie es sich in der Oberklasse gehört. Gestrichen wurde die S/PDIF-Schnittstelle des Vorgängers, dafür ist am Pa4X ein Video-Ausgang serienmäßig vorhanden. Als Optionen kann man unter anderem das PaAS – ein kabelloses Verstärkersystem – sowie den vierbeinigen SV1-Ständer erwerben (s. Test Pa3X in KB 5.2011).

Die Musikanten kommen, ganz eigenständig, in Anthrazit-Schwarz-Silber und bieten wie gewohnt viele deutschsprachige Tasterbeschriftungen und eigene TFT-Screens. Sie bieten noch rund 200 MB an zusätzlichem Sample-ROM-Material an – wobei nicht nur aus diesen, sondern auch aus vielen der übrigen Waveforms eigenständige Sounds für musikalische Darbietungen speziell für den deutschsprachigen Raum programmiert wurden. Exklusive Styles auf Basis der Musikant-Klänge (insgesamt über 570) liefern sie ebenso.


Eine Gegenüberstellung mit dem Tyros 5 von Yamaha findest du in der aktuellen Keyboards-Ausgabe.

Keyboards 01,16 CoverKeyboards 01/16 – Live On Stage

In der neuen Keyboards-Ausgabe widmen wir uns zunächst dem Live-Spielen auf elektronischen Instrumenten, stellen danach Yamahas neuen Montage vor und machen dann noch einen Ausfallschritt zu Arranger Workstations und stellen zwei Topmodelle führender Hersteller vorstellen. Quasi als Gegenpol zu den großen Geräten, werfen wir außerdem noch einen Blick auf die kleinen Tasten von rucksack-tauglichen Synthies, die nicht nur Spaß machen sondern auch als klangliche (und optische) Ergänzung zur Keyboardburg fungieren. Zuletzt hat sich Wolfgang Wierzyk Sweet Lucy von Raul de Soulza & Gerorge Duke vorgenommen und säuberlich transkribiert.

 

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Speed-Booting ist für Korg-Verhältnisse fast angesagt, denn die 45 Sekunden, die das PA4X zum „Hochfahren“ braucht, sind … na gut, nicht wirklich sensationell, aber ein Fortschritt. Auch acht Stimmen mehr (128) oder ein zwar größeres aber mit 400 MB recht kleines Sample-RAM sind sicher noch keine Argumente für Pa3X-User, jetzt sofort aufs neue Modell umzusteigen.

Wichtigstes Aushängeschild des Pa4X aber ist gegenüber dem Vorgänger die drastisch angewachsene Sample-ROM. Den vorher 512 MB für die PCM-Daten stehen jetzt, Soundchip ade, über 5 GB gegenüber. Eine Streaming-Technologie sorgt auch bei den speicherintensivsten Samples, den Akustik-Pianos, für eine flüssige Wiedergabe. Das neue PCM-Material sorgt im Pa3X-Vergleich für einen erheblichen Sound-Zuwachs: Über 1800 Klänge sind den Pa4X Internationals serienmäßig eingepflanzt, nochmals fast 400 mehr (insgesamt über 2170) sind es bei den Musikant-Versionen. Die Klangerzeugung heißt jetzt EDS-X (Enhanced Definition Synthesis – Expanded).

Klangwelten werden mit jedem neuen Pa geliefert, doch diesmal schlägt sich ein Korg-Newcomer erstmals in praktisch jedem Bereich auf qualitativ hohem Level. Das beginnt beim neuen „Concert Grand“, das mich auch über mein 88er Stagepiano gespielt überzeugt: Ein über alle Lagen warmer, voller Grundsound mit langem realistischem Ausklang und insgesamt gut eingefangenen Nebengeräuschen einer Flügelmechanik; auch die Dynamik ist nicht schlecht, wenn sie auch nicht ganz an die manch sehr guten Digitalpianos heranreicht.

Die E-Piano-Abteilung vermag sowohl cleane digitale Sounds wie, auch dank authentischer Effekte, die Vintage-Ecke mit zerrenden Rhodes und Wurlys überzeugend abzudecken. Für ziemlich amtlich auf old fashioned getrimmte B3-Orgeln waren Korgs Digital Drawbars schon immer gut – auch im Pa4X gibt es die Zugriegelorgel inklusive Faderbedienung wieder, ergänzt durch diverse weitere E- und Kirchenorgel-Multisamples.

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Die bewährte Begleitsektion wurde gegenüber dem Vorgänger kaum verändert. Über die neun Zugriegel lassen sich nicht nur die virtuellen Drawbars, sondern auch Volumes oder Soundparameter in Echtzeit steuern. (Bild: Dieter Stork)

Weiter ausgebaut gegenüber dem Pa3X wurden praktisch sämtliche Klanggruppen: Bei den Solobläsern (neu unter anderem: Real Flügel, Real Muted) oder den Gitarren (7Str. Guitar, Real Dobro, Les Paul, Telecaster) findet man hervorragend klingendes frisches wie bewährtes Material. Die neuen akustischen Streicher (Real Strings, Studio Strings), die jetzt das bekannte synthetischere Material ergänzen, sind eine Wucht. Und die akustischen Drumsets – zusammen mit den synthetischen Kits sind über 100 an Bord – warten durchweg mit sehr natürlichen neuen Sounds auf, die von der Bass-Drum bis zu den Cymbals auffällig dynamisch aufspielen können: Hier sind nämlich jetzt bis zu acht Layer pro Taste möglich. Sehr dynamisch lassen sich ebenso die sehr guten Bässe spielen – auch hier stimmen Auswahl und Qualität.

Machen wir es kurz: Es gibt im Pa4X keine Instrumentengruppe mehr, die mich in ihrer Gesamtheit nicht überzeugen kann. Damit meine ich nicht, dass jeder einzelne Sound perfekt ist: Das Cembalo, oder manche Ethno-Sounds habe ich sicher anderswo schon mal besser gehört, und die eine oder andere sahnigere Distortion-Guitar oder manche Heimorgel-Klangfarbe mehr hätte die Preset-Auswahl schon noch vertragen. Nebenher sind aus Gründen der Abwärtskompatibilität (bis i-Serie) und wegen der MIDI-Player-Funktionen auch noch betagtere Korg-Klänge (Legacy-Bank) oder GM2-Material vorhanden. Doch das Wesentliche: Es gibt keinen Sound-Bereich, in dem das Pa4X qualitativ danebenliegt. Stets bietet das Preset-Material irgendeine Alternative, mit der sich musikalische Vorstellungen letztlich überzeugend umsetzen lassen.

Synthetisch auf der Höhe

Richtig gut gefällt mir, was die Pa4X-Programmer an synthetischen Klängen aus dem Keyboard herausgeholt haben. Neben den Standard-Pads für jeden Gig sind sehr viele moderne Flächensounds mit außergewöhnlichen Klangverläufen dabei: Warme Pads mit rhythmischen Spielereien, interessant in Synth-Flächen integrierte Natursounds und Geräuscheffekte, hervorragende Sweep-Sounds oder Wavesequenz-artiges. Hinzu kommt zeitgemäßes Material bei den Lead-Sounds, das das analog klingende à la Moog, Oberheim und Co. ergänzt. Kein Wunder: Es steckt weiterhin ein professioneller Synthesizer in der Entertainer-Workstation, in dessen Programmierung mit bis zu 16 Oszillatoren pro Sound, resonanzfähigen Filtern und umfangreichem Hüllkurven-Zugriff jeder einsteigen darf.

Ein Highlight ist das neu gestaltete Drum-Edit-Menü: Hier kann man auf die einzelnen Drum-Set-Bestandteile zugreifen, Sounds austauschen, sie detailliert feintunen oder Effekte einstellen. Als Drum-Mixer benutzt, lassen sich einzelne Kit-Instrumente auch schnell mal muten. Für eigene Kreationen stehen 512 User-Sound- und 128 User-Drum-Kit-Speicher bereit.

Controller-Arsenal

Die stimmige Ausstattung mit Spielhilfen beginnt bei der sehr guten, straffen Keyboard-Tastatur, über die sich die dynamischen Sounds präzise spielen lassen, und die einen gut dosierbaren Aftertouch bietet. Durch den Pitch-Modulation-Joystick und den Ribbon Controller (bestens geeignet für Filter-Modulationen) gewinnt jedes Synth-Solo erheblich an Ausdruck dazu.

Vor allem für die Solo-Natursounds sind die drei definierbaren Taster über dem Joystick gedacht: Alle Klänge, in deren Namen das Kürzel DNC (für „Defined Nuance Control“) enthalten ist, sind ab Werk auf den Tastereinsatz vorbereitet, indem über die Buttons zusätzliche Samples getriggert werden. Bei Bläsern werden so Anblastechniken, Verzierungen, Falls oder Atemgeräusche realisiert, bei Gitarren Flageolett-Töne, Slide-Effekte oder Bendings.

Im Live-Einsatz ist Korgs DNC, wie übrigens auch die vergleichbare „Super Articulation“-Technologie von Yamaha, mit etwas Vorsicht zu genießen: Wenn der Spieler die gebotenen Effekte nicht wohlüberlegt und planvoll einsetzt – was schon einiges an Übung erfordert –, hat es sich schnell wieder mit der versprochenen „ultrarealistischen“ Wirkung. Ein Vorteil aber ist: Speziellere Multisamples von alternativen Spielweisen wie „Brass Falls“, „Spiccato Strings“ oder „Muted Guitar“ sind über die Controller rasch verfügbar, wenn man sie mal einsetzen will. Damit ist das Ganze dann auch in Recording-Situationen eine nette Sache.

Obwohl vorrangig für die Orgelsteuerung und Style- oder Songlautstärken gedacht, sind ferner die neun Schieberegler des Pa4X teilweise als weitere Modulatoren für Preset-Sounds vorgesehen (in den anwählbaren Modi „Assign A“ und „Assign B“. Auch für Effektmodulationen können alle Controller auf Wunsch eingesetzt werden.

Soundveredler

Apropos: Mit zehn Effektslots und 148 Typen gibt es noch mehr Möglichkeiten als am Vorgänger: Maximal vier Inserts (Pa3X: max. zwei) lassen sich auf die Spuren verteilen, während noch jeweils die Anteile von drei Master-Effekten zusätzlich pro Part regelbar sind (Gruppe FX A). Bei den Keyboard Parts bleibt es bei einmal Insert und zweimal Master (FX B). Frei verteilen darf man alle Effekte dagegen im Sequencer-Modus. Das „Tuning/Mixer“-Menü ist leider bislang nicht direkt über den Touchscreen zu erreichen; am schnellsten wählt man es über den Shortcut „Shift/Upper Octave“ an, aber insgesamt ist die Menüführung hier derzeit noch etwas umständlich.

Die 148 Effekttypen des Pa4X lassen keine Wünsche offen – das betrifft sowohl die Auswahl wie auch die ausgezeichnete Klangqualität. Unter „Master Effekt“ darf man keineswegs nur Reverb und Chorus verstehen: Wenn man beispielsweise in einer Soundkonfiguration (Keyboard Set) bereits einen Insert Effekt für die Distortion der E-Gitarre auf Upper 1 braucht aber auch noch die B3 als Lower Part zum Zerren bringen will, kann man adäquate Effekte wie einen Vintage-Amp auch noch für einen Master-Slot auswählen.

Als globale Effekte gibt es wie beim Vorgänger wieder die Studio-Mastering-Effekte der Firma Waves (MAXX AUDIO Suite). Enthalten sind ein 7-Band-EQ und vier weitere Effekte für Kompression, Räumlichkeit, Bässe und Höhen. Aus dem Gesamtsound lässt sich damit einiges rausholen.

Auch den TC Helicon der VoiceLive2-Generation kennt man aus dem Pa3X. Er liefert bis zu vier Chorstimmen, die sich harmonisch über die Tastatur oder eine MIDI-Sequenzerspur steuern lassen. Dem TC Helicon wurde nach wie vor als einzigem On-Board-Effekt eine eigene Tastergruppe spendiert, über die man wichtige Effekteinstellungen, die 68 Presets und seine eigenen bis zu 60 User-Chor-Effekte schnell im Griff hat.

Kein stiller Begleiter

Die über 500 Werksstyles des Pa4X International bedienen Repertoires aus Top 40 über Oldies sowie Tanz- und Party-Musik ebenso, wie auch orientalische Programme oder Jazziges mit geeigneten Begleitungen. Neben einigen frischen Pop-Arrangements mit Chartanleihen findet sich viel bekanntes Material darunter, und manch Walzer-, Swing- oder Latin-Arrangement hört man so sicher nicht zum ersten Mal. Aber was sich schon am Soundrepertoire des Pa4X abzeichnet, wird in Verbindung mit den Styles perfekt: Korgs neues Portable ist, mehr noch als alle Vorgänger, ein klangliches und musikalisches Chamäleon. Diese Entertainer-Workstation legt sich nicht fest, besitzt nicht wie viele andere Instrumente einen besonders markanten Sound; stattdessen liefert sie einfach nur, egal was man mit dem gebotenen Material auch anstellen möchte. Manches klingt für mein Empfinden schon auf fast nüchterne Art amtlich. Ohne großartige Effekthascherei arbeitet sich das Pa4X durch alle Stile – und macht das einfach nur überzeugend gut.

Die Begleitautomatik bedient man wie gewohnt, sie arbeitet stabil und die Übergänge zwischen Fills und Variations wirken gut aufeinander abgestimmt. Neben verschiedenen Steuerungs-Modi von Fingered bis zur Ein-Finger-Automatik hält Korg weiterhin an der flexiblen weil jederzeit zuschaltbaren On-Bass-Funktion fest. Insgesamt können die Pa4X-Keyboards 1248 Styles organisieren. User-Styles und auch Phrasen für die vier Multi Pads darf man wie gewohnt mit On-Board-Mitteln erstellen. Über den Chord Sequencer sind schnell Steuerakkorde für die Arrangements aufgezeichnet, sodass man die linke Hand für andere Aufgaben wie die Controller-Bedienung im Solo frei hat. Chord Sequences lassen sich in den Style-Settings oder in Songbook-Einträgen speichern.

Neu ist eine MIDI-File-to-Style-Konvertierungsfunktion: Obwohl es sich um zwei ganz unterschiedliche Datenarten handelt, läuft der eigentliche Konvertierungsprozess auf Basis eines Standard-MIDI-Files vollautomatisch ab. Den so entstandenen Style muss man dann im Edit-Bereich erst mal feinschleifen. Doch es entstehen durchaus brauchbare Ergebnisse.

Anders als die Konkurrenz (Ketron Audya, Yamaha Tyros/PSR-Serien) verzichtet Korg beim Pa4X weiterhin auf Audio-Styles – die ich persönlich hier aber nicht vermisse.

Upper-Class in der Überzahl

Alles beim Alten geblieben ist bei der Anzahl der live spielbaren Sounds. Drei als Upper 1 bis 3 definierbaren Klängen steht nur ein einziger für den Lower gegenüber. Zu sparsamer Instrumentierung oder zu akustischen Styles könnte ich mir aber gut vorstellen, auch mal schnell unten zu layern, ohne gleich einen speziellen User-Sound programmieren zu müssen – mit dem man letztlich auch ans Ziel kommt.

Zum Speichern der Soundkonfigurationen (Splits und Layer, Effekte usw.) stehen die sogenannten Keyboard-Sets bereit. Am Pa4X ersetzen sie die Single-Touch-Settings und Performance-Speicher früherer Korg-Keyboards. Wenn man im Modus Style Play über die Sound-Select-Taster einen neuen Klang anwählt, wechselt man am neuen Pa gleich das komplette Keyboard Set (Einzelsounds im Set werden dagegen über „Upper/Lower“ gewechselt).

Auch jeder Style und jeder Song ist mit einem Keyboard Set verknüpft bzw. lässt sich verknüpfen. Neu am Pa4X ist die Möglichkeit, Styles und Keyboard Sets direkt von einem USB-Stick abspielen zu können, ohne sie vorher in einen anderen Speicherbereich laden zu müssen – unter den User-Speichern liegt nämlich der Bereich „Direct“ für den Stick im Schnellzugriff. Damit das Feature wirklich komfortabel wird, muss man allerdings vorher auf dem Stick die gleiche Ordnerstruktur anlegen, die sich auch auf den internen Laufwerken findet. Doch der Aufwand lohnt sich. Laut Korg können insgesamt 1396 Keyboard Sets adressiert werden, darunter die über 340 werksseitig erstellten.

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Das neue Touch-TFT bedient sich smooth wie ein Tablet. Viele neue Screens führen den Spieler durch die zahlreichen Menüs, deren Funktionen kaum Wünsche offen lassen. (Bild: Dieter Stork)

Im Songbook, das Korg seit dem Pa800 zur höchsten Verwaltungsebene von Settings aufgebaut hat – jeder einzelne Eintrag organisiert sämtliche Soundkonfigurationen, Style- und Song-Einstellungen – gibt es neu die komfortablen, sogenannten Set Lists: Zwölf Keyboard-Sets stehen im Songbook in einer Korg-Kronos-artigen Kachelansicht auf dem Touch-Screen oder über die Set-List-Hardware-Taster im Direktabruf. Zu einem einzigen Titel kann man sich so mit verschiedenen Keyboard Sets für Strophen, Bridges und Refrains austoben.

Arbeitstier

Das Pa4X hat nichts von den Workstation-Qualitäten seines Vorgängers eingebüßt. Ob MIDI-Sequencing auf zweimal 16 Spuren, Audio-Recording (MP3), Sampling oder tiefgreifende Edit-Möglichkeiten: Am Korg-Top-Keyboard lässt sich mehr einstellen und programmieren als an jedem anderen Instrument seiner Klasse. Höchstens eine Audio-Aufzeichnung auch im WAV-Format könnte man vermissen.

Mit dem XDS-Doppelsequenzer ist es möglich, live zu einem MP3-Song zu spielen und das Ganze dabei als neuen Audiosong aufzunehmen. Weiterhin vorhanden sind die Sequenzer-Funktionen Pitch Shifting, Timestretching und Vocal Remover für MP3-Songs, um auch sie unabhängig zu transponieren, ihr Tempo zu ändern oder Gesangs- und Melodiestimmen zu unterdrücken. Karaoke mit Songtexten-Anzeige macht auf dem neuen TFT noch mehr Spaß; und die Videoschnittstelle für die externe Ausgabe ist schon dran.

Eigenes Sample-Material kann man umfassend bearbeiten. Relativ flexibel ist die Format-Erkennung geblieben (KORG, WAV, AIFF, SoundFont). Eine Erweiterung des 400 MB großen Sample-Speichers ist aber nicht vorgesehen – diese Limitierung ist nicht gerade zeitgemäß. Positiv: Eine austauschbare Batterie puffert das Sample-RAM, sodass nicht nach jedem Ausschalten lange Ladezeiten anfallen.

Durch die Menüs gejagt

Das Keyboard selbst hinterlässt bei der Benutzerführung einen guten Eindruck. Viele Screens wurden im Vergleich zum Vorgängermodell überarbeitet, und Korg glänzt durch regelmäßige Verbesserungen via Update – auch unserem Test-Pa konnte ich gleich ein weiteres aufspielen (OS 1.11). Eine Schwäche gibt es aber nach wie vor beim nur als PDF verfügbaren Referenzhandbuch: Selbst trotz der über 1000 Seiten konnte man sich immer noch nicht zu einem Stichwortverzeichnis im Anhang durchringen; da wird die Suche nach bestimmten Detaileinstellungen öfter mal zur Sisyphusarbeit. Das ist unnötig zeitraubend und bei einem Instrument in dieser Preisklasse nicht angemessen. In Papierform mitgeliefert wird eine 150-seitige, an sich gute Schnellstart-Anleitung. Doch auch darin fehlt das Register.

Fazit

Das Pa4X legt einen Gesamtsound an den Tag, der mich extrem verblüfft. Es geht hier nicht nur um Offensichtliches wie Druck und Power – was das Top-Porti problemlos leistet, wenn es drauf ankommt. Als bemerkenswert empfinde ich viel mehr die unwahrscheinlich große Wandlungsfähigkeit des Pa4X. Egal in welcher musikalischen Stilistik man sich bewegt, das Keyboard meistert alle Disziplinen durch sämtliche Genres hindurch mit einer amtlichen, authentischen und detailreichen Wiedergabe. Mehr noch als der Vorgänger setzt das Pa4X dem Entertainer kaum noch irgendeine Grenze – egal, ob Top 40, Oldies oder ein Schlager-orientiertes Repertoire angesagt ist, ob es um jazzige Untermalung, klassisches Programm oder Weltmusikalisches geht.

Neben den Soundqualitäten hat Korg seinen Top-Entertainer in der Touch-Display-basierten Bedienung und in vielen Detailbereichen weiterentwickelt. Über Kleinigkeiten im Handling mag man noch streiten können, aber viel entscheidender ist: Ein Pa4X ist ein echtes Arbeitstier, das für jede gewünschte Sound- und Registrierungsvorstellung irgendeine Lösung parat hält – ob man sie nun über User-Styles, Keyboard-Sets oder das Songbook hinbekommt.


 

Hersteller/Vertrieb: Korg

Internet: www.korg.de

UvP

Pa4X International 76: 4.402,- Euro

Pa4X International 61: 4.164,- Euro

Pa4X Musikant 76: 4.581,- Euro

Pa4X Musikant 61: 4.343,- Euro

PaAS Verstärkersystem: 594,- Euro

Pa4X Ständer: 107,- Euro


Unsere Meinung

+  hervorragende Klangqualität

+  wertige Hardware

+  riesige Auswahl an Sounds, Styles und User-Speichern

+  tiefgreifende Workstation-Features

+  Festplatte serienmäßig (nicht Pa4X Int. 61)

 

–   nur ein Lower Sound

–   kleines Sample-RAM


 

 

 

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