Korg 900 PS (1975) – Der innovative Preset-Synthesizer

Korg 900 PS

In den frühen 70er-Jahren war das Abrufen von Sound-Presets ein Luxus. Während Synthesizer-Legenden wie Keith Emerson auf der Bühne spezielle Systeme benötigten, um einige wenige Moog-Modular-Presets abzurufen, suchte Korg nach einer praktikableren Lösung für den Durchschnittsmusiker. Mit dem Korg 700 hatte das Unternehmen 1973 einen bezahlbaren und bühnentauglichen Synth auf den Markt gebracht, der sich großer Beliebtheit erfreute. Zwei Jahre später folgte der Korg 900 PS, ein Preset-Synthesizer, der neue Maßstäbe setzte.

Korg 900 PS: Ein Preset-Synth für die Bühne

Der Korg 900 PS wurde speziell für Live-Keyboarder entwickelt. Ziel war es, eine schnelle und unkomplizierte Umschaltung zwischen gut klingenden Sounds zu ermöglichen, ohne dass der Musiker während eines Gigs umständlich nachregeln musste. Für einen Preis von rund 2.200 DM war er im Vergleich zu anderen Synthesizern dieser Zeit relativ erschwinglich.

Mit einem Gewicht von 13 kg und kompakten Maßen (833 x 370 x 140 mm) war er daher ideal für den Live-Einsatz. Das Gehäuse bestand aus stabilem Stahlblech mit Holzseitenteilen und machte dadurch einen robusten Eindruck. Besonders ins Auge fielen die 31 Wippschalter, die übersichtlich in Funktionsgruppen angeordnet waren und somit ein starkes Orgel-Feeling vermittelten. Diese einfache Bedienbarkeit war daher ein großer Pluspunkt für den Synthperformer.

Korg PS 900 Register
Foto: Bernhard Loesener

Presets und Klangvielfalt

Der Korg 900 PS bot 29 Preset-Sounds, die in mehrere Gruppen unterteilt waren:

  • Singing: Bläser- und Streichinstrumente wie Trompete, Saxophon, Tuba (15 Presets)
  • Percussive: Sounds mit schneller Attack-Phase wie Banjo, Bass, Piano (9 Presets)
  • Noise-Sounds: White Noise und Scale Noise
  • HARMONICS: Orgelsounds mit drei Hüllkurven-Charakteristika

Die Klangerzeugung war monofon und analog. Obwohl der Synth nur mit einem Oszillator arbeitete, klangen viele Presets erstaunlich warm und voll. Highlights waren besonders der Electric Bass, die Tuba und das Horn. Der HARMONICS-Orgelsynth ließ sich zudem mit vier Fadern für verschiedene Fußlagen (16′ bis 2′) anpassen.

Der Touch Controller – Ein innovatives Feature

Ein besonderes Merkmal des 900 PS war der verchromte Bügel unter der Tastatur. Dieser diente als Touch Controller und erlaubte es, Effekte wie Portamento, Vibrato, Repeat, Forte (eine Lautstärkeanhebung) und eine Pitch-Hüllkurve auszulösen. Das Besondere: Der Musiker konnte diese Effekte mit der spielenden Hand aktivieren – ein früher Vorläufer der heutigen Touch- und Aftertouch-Techniken. Die Effekte ließen sich zudem separat regeln und auf Wunsch ohne den Controller aktivieren.

Klanggestaltung und Filter des Korg 900 PS

Links neben der Tastatur befanden sich weitere Bedienelemente für Soundmodifikationen. Das TRAVELLER-Filter war ein 12 dB Lowcut-Filter, musste aber ohne Resonanz auskommen. Die Hüllkurven-Sektion erlaubte die Anpassung von Attack und Sustain (VCAs). Weitere Einstellungen waren:

  • Dreistufiger Oktavschalter
  • Filter-Cutoff-Regler
  • Programmierbarer Orgelsynth mit drei Hüllkurven-Presets
  • Key-Hold-Funktion
Korg PS 900 Bedienfeld
Foto: Bernhard Loesener

Anschlussmöglichkeiten

Anschlüsse waren auf das Nötigste beschränkt:

  • Monoausgang (Rückseite)
  • Kopfhöreranschluss (unter dem vorderen Bedienpanel)
Korg PS 900 Rückseite
Bild: Bernhard Loesener

Modifikationen und MIDI-Nachrüstung

Für Bastler bot der Korg 900 PS einige interessante Optionen. Im Inneren des Gehäuses gab es Potis, mit denen sich unter anderem die Oszillatorwellenform und die Filter-Cutoff-Frequenz modifizieren ließen. Wer das Instrument in ein modernes Setup integrieren wollte, konnte es sogar midifizieren. Ein passendes MIDI-Kit wurde von Synhouse für 129 US-Dollar angeboten.

Der kleine Bruder: Korg Micro Preset M-500

1977 erschien mit dem Korg Micro Preset M-500 eine abgespeckte Version des 900 PS. Dieses kompakte Modell bot weniger Presets und reduzierte Klangparameter, war aber ebenfalls für Live-Keyboarder gedacht.

Fazit: Korg 900 PS – Ein unterschätzter Klassiker

Der Korg 900 PS ist ein Synthesizer mit einzigartigem Klang und innovativen Features. Sein Touch Controller ermöglichte eine expressivere Spielweise als viele Konkurrenzprodukte dieser Zeit. Obwohl die Klangeinstellungen begrenzt waren, bot er eine beeindruckende Vielfalt an warmen und durchsetzungsfähigen Sounds. Wer einen Vintage-Synth mit Charakter sucht, sollte den Korg 900 PS definitiv in Betracht ziehen.

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