Kawai VPC-1 im Test
MIDI- und Software-Flügel gibt es in großer Auswahl und zum Teil exzellenter Klangqualität. Damit sich Letztere richtig entfalten kann, braucht man eine geeignete Tastatur von ebensolcher Qualität. Zugegeben: eine sehr einfache Gleichung, aber sie bringt das komplexe Zusammenspiel von pianistischer Spieltechnik, variablen Dynamikkurven, Tastengewichtung, Klangerzeugungen etc. mal simpel auf den Punkt. Der Digitalpiano-Spezialist Kawai hat für Software-Pianisten eine praktikable wie hochwertige Lösung: VPC-1.
Für manche Homerecordler mag eine normale Synthesizer-Tastatur ausreichen, um mal einen Pianopart ins Arrangement zu dreschen – es wird ja sowieso anschließend editiert und quantisiert. Wer aber die Ausdrucksmöglichkeiten hochwertiger Software-Instrumente spielerisch nutzen will und kann, braucht echte Pianotasten – zumindest solche, die sich so anfühlen. Was Tastaturen betrifft, spricht der anhaltende Erfolg der Kawai Top-Stage- und Homepianos für sich selbst – sie gehören mit zum Besten, was man für Geld kaufen kann, und Kawai setzt dabei seit vielen Jahren auf echte Holztastaturen mit Hammermechanik.
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Jetzt gibt es die Tastatur so zusagen auch „ohne Piano dran bzw. drin“: 88 Tasten, ein schnörkelloses Gehäuse, ein paar Anschlüsse – keine Buttons, Controller-Schnickschnack, ja nicht einmal Wheels. Mit Blick auf das riesige Angebot an Controller-Keyboards erscheint einem das erst mal ungewöhnlich, spielt man aber erst mal ein paar Tasten an, denkt man spontan: WOW!
Tastatur
Die Tastaturen hat Kawai ständig weiterentwickelt und verbessert. Die im VPC-1 verbaute Tastatur ist in vielen Details identisch mit der des Top-Stagepianos MP10.
Aus Gründen der Platz- und Gewichtsersparnis wurden jedoch einige Metallbauteile gegen Elemente aus Kunststoff ausgetauscht. An den hervorragenden Spieleigenschaften der Klaviatur ändert dies aber grundsätzlich nichts.
Das exakte und komfortable Spielgefühl der RM3-Grand-II-Tastatur ist auf eine verbesserte Führung der Hämmer und vor allem auch auf das hier neue 3-Sensor-System zurückzuführen, das für die Ermittlung der Spielinformationen zuständig ist. Es ermöglicht die Dynamikumsetzung der gesamten Tastenaktion. Das gilt auch für Tastenbewegungen, die nicht aus dem absoluten Ruhepunkt erfolgen – eine immens wichtige Ausdrucksmöglichkeit, die bei Weitem nicht alle elektronischen Klaviaturen erlauben.
Dynamikumsetzung
Die mechanische Umsetzung ist aber nur eine Seite der Medaille. Wie eine Klangerzeugung bzw. ein Software-Piano auf die Spieldynamik reagiert, hängt von der Interpretation der Tastenaktion ab. Einige, aber längst nicht alle Programme besitzen dafür verschiedene Dynamikkurven oder erlauben das Erstellen von „User Dynamic Scales“. Aber auch das ist keine Garantie dafür, dass man eine optimale Anpassung zwischen Tastatur und Klangerzeugung findet.
Wer sich die Zeit sparen möchte, bekommt mit dem VPC-1 echten Service mitgeliefert, denn Kawai hat bereits spezielle Dynamikkurven eingebaut, mit denen sich das VPC-1 auf die beliebtesten Software-Pianos einfach anpassen lässt (siehe Kasten oben). Außerdem kann das VPC-1 das individuelle Spiel auf der Klaviatur analysieren und eine Dynamikkurve vorschlagen, die dann noch weiter im Editor verfeinert werden kann. Einstellungen der Dynamikkurven werden über eine Software gemacht, wobei sich die gespeicherten Kurven auch ohne Computer über die Tastatur abrufen lassen – wichtig für diejenigen, die das VPC-1 als einfache MIDI-Tastatur in ihrem Bühnen-Setup einsetzen möchten.