Retro-Delay im Stomp-Box Format

Ibanez Echo Shifter ES2 Analoges Delay mit Tap-Tempo im Test

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Delay-Effekte sind für amtliche Synthsounds obligatorisch — und was sollte zu den zahlreichen neuen kleinen Analogsynthesizern besser passen als ein ebenso in Analogtechnik gebautes Delay? Wohl gemerkt nicht, weil das so schön stimmig erscheint, sondern weil analog eben deutlich besser „böse kann“ als digitale Effekte. Und dieses Delay hat schon ein paar Spezialitäten zu bieten.

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Dass wir hier auf historischen Pfaden wandeln, zeigt sich auf dem ersten Blick: Der Ibanez Echo Shifter kommt im weißen Stahlblechkleid, das in einem leichten Grünstich strahlt und von dunkel gebeizten Hölzern flankiert wird. Auffallend sofort: der Schieberegler in der Mitte, welcher in der Stomp-Box-Geräteklasse eher ungewöhnlich ist. Dieser zentrale Slider regelt, wie kaum anders zu erwarten, die Delay-Zeit, welche von ca. 30 ms bis zu 1 Sekunde reicht. Ihm zur Seite steht ein Tap-Taster, der dieselbe Aufgabe für Tempo-synchrone Delay-Zeiten erledigt. Ein optisches Feedback der gerade aktuellen Delay-Zeit gibt die darüber liegende LED durch grünes Blinken, das ins Rote wechselt, wenn der ES2 auf den zweiten Tap wartet. Darüber liegt die Modulations-Abteilung mit Schalter, Depth-Regler und orangener Status-LED.

Links vom Fader befindet sich der FX-Hauptschalter mit seiner weißen Status-LED. Darüber ein Schalter mit der Bezeichnung „Oscillation“, der seine Betriebszustand ebenfalls mit einer orangenen LED mitteilt. Die beiden verbliebenen Potis regeln das Feedback der Echoschleife und deren Anteil am Signalmix.

Auf der Rückseite finden sich Ein- und Ausgang sowie eine Netzteilbuchse. Diese ist auch dringend vonnöten, denn die gut bestückte Platine mit einem Bedarf von 75 mA leert einen normalen 9-Volt-Block in etwa drei Stunden. Die Anschaffung eines Netzteils erspart einem auch das Ringen mit der etwas archaisch geratenen Blech-Halterung des auf der Unterseite des Echo Shifters zu findenden Batteriefachs.

Funktionsweise

Der Retro-Look des ES2 verweist ganz richtig auf eine klassische Verzögerungsschaltung aus den Zeiten, als Begriffe wie „Speicher“ und „digital“ nur Eingeweihten etwas sagten. Der Name Bucket-Brigade-Memory oder kurz BBM (Eimerketten-Speicher) veranschaulicht recht bildhaft, worum es geht: Wie bei einer Eimerkette werden kleine Ladungseinheiten weitergereicht, was ja seine Zeit dauert. Wie lange genau, bestimmen ein Clock-Signal und die Länge der Kette. Der Nachteil dieses Verfahrens: Der Frequenzgang nimmt mit zunehmender Delay-Zeit zum Nachteil hochfrequenter Signal anteile immer mehr ab. Wirkt man dem nicht mit einem Lowpass-Filter entgegen, gehen höheren Frequenzen immer mehr in ansteigendem Rauschen unter.

Handling und Sound 

Du ahnst bereits, was dich erwartet? Richtig: wunderbar in der Wiederholung zerbröselnde Delays und sich röhrend aufschaukelnde Feedback Orgien! Aber das ist längst nicht alles. Am untersten Ende des Fader- Regelwegs warten Chorus-Effekte, die sich bei dezenten Feedback-Einstellungen, mittlerem Mix und voller Modulation am besten entfalten.

Die Modulations-Abteilung ist im Kontrast zum ansonsten saftig derben Verhalten des ES2 etwas zahm geraten. Die Modulations-Geschwindigkeit ist auf etwa 2 Sekunden pro Durchlauf festgelegt, während der Depth-Regler gerade einmal ein kräftiges Vibrato ermöglicht. Hier hätte ich mir einen deutlich größeren Regelweg gewünscht.


№2/3 2017

  • Editorial
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  • Modular Kolumne
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  • MANDO DIAO IM INTERVIEW
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  • DIE HOHNER-STORY
  • Transkription − Chuck Leavell: Song For Amy
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  • Das Letzte − Kolumne

Die Formung des Delay-Sounds hat Ibanez allerdings wirklich gut im Griff. Auch bei der maximalen Delay-Zeit tritt keinerlei Rauschen auf. Auch wenn sich immer dichtere Feedback-Kaskaden aufbauen, läuft vom Pegel her nichts aus dem Ruder. Der Mix-Regler blendet das Delay-Signal zu, bis dieses maximal etwas lauter als das Direkt-Signal wird.

Etwa in der 3-Uhr-Stellung des Feedback-Reglers beginnt bei kurzen Delay-Zeiten die Selbstoszillation, ohne dass ein Eingangssignal anliegt. Der Oscillation-Schalter legt da noch eine ordentliche Schippe drauf. Hier oszilliert es bereits ab der 9-Uhr-Stellung und bei voll aufgedrehtem Feedback-Regler kann man auch am obersten Ende des Delay-Faders langsam sich aufschaukelnde Geister-Echos erzeugen.

Insgesamt liefert der Oscillation-Modus ein Klangverhalten, das sich als schöne Variante vom normalen Feedback-Sound abhebt. Dabei wirkt das Delay-Signal stark komprimiert und überrollt bei allem Grime und Glibbern niemals ganz das Original-Signal.

Als Top-Team erweist sich die Kombination von Schieberegler und Tap-Taster. Ein wenig Zehenspitzengefühl vorausgesetzt, kann man sich auch im Bodenbetrieb an Echo-Bomb-Dives ergötzen und ist mit zwei Taps sofort wieder im Song-Tempo unterwegs. Man sollte lediglich darauf achten, dass die Eingangssignale genug Fundament, sprich: tiefe Signalanteile, haben, sonst sorgt der rapide Pegelabfall bei höheren Frequenzen zum völligen Verschwinden des Echo-Signals bei moderatem Feedback und langen Delay-Zeiten.

Auch den Eingangspegel muss man im Auge behalten. Als Stomp-Box-Effekt ist die Empfindlichkeit eher auf niedrigpegelige Gitarren-Sounds abgestimmt als für Line-Level-Signale ausgelegt.

Fazit

Ibanez präsentiert uns mit dem Echo Shifter ein schönes Stück Effekt-Historie, die mit modernen Maßnahmen in ein handfestes und praxisgerechtes Spaßgerät transformiert wurde. Lediglich die Modulationstiefe ist ein wenig knapp geraten, deutlich mehr hätte hier nicht geschadet.

Freunde analoger Delays dürften mit dem ES2 voll auf ihre Kosten kommen – und das zu einem recht moderaten Kurs.

Hersteller/Vertrieb: Ibanez

UvP/Straßenpreis: 144,- Euro / ca. 130,- Euro

Internet www.ibanez.de

+ authentische Analog-Delays

+ rauschfreie Echos bei langen Delay-Zeiten

+ praxisgerechte Slider

– Tap-Tempo Kombination

– Modulationstiefe zu gering

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