Handmade – Synthesizer von Ken Macbeth
02/2015: Wer das Besondere liebt und Instrumente abseits des Mainstream sucht, sollte sich die Synthesizer von Ken Macbeth genauer anschauen. Seine Analoggeräte sind weltberühmt, in Sachen Klang und Verarbeitung über jeden Zweifel erhaben − und sie üben eine große Anziehungskraft aus, hat man erst einmal ein paar Töne selber damit geschraubt.
Boutique-Geräte von Klein- und Kleinstherstellern − in Schneiders Laden findet man sie in zahlreicher Form − beleben den Markt mit den ungewöhnlichsten Soundmöglichkeiten und individuellen Synthesizer-Designs. Gerade deshalb sind sie bei Kennern so beliebt und haben einen hohen Sammlerwert. Man könnte nun meinen, es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Aber man bezahlt bei diesen Geräten gerne einen höheren Preis, werden sie doch zumeist in liebevoller Handarbeit hergestellt − Boutique-Geräte sind keine Massenware! Außerdem sollte man sich vor Augen halten, dass gerade Boutique-Geräte im Vergleich zu seriengefertigten Geräten eine große Eigenschaft mitbringen, die wir an den Vintage-Originalen aus den 60ern, 70ern und 80ern so schätzen: Individualität! BoutiqueGeräte sind Einzelstücke mit ihren ganz eigenen Klangeigenschaften.
MacBeth Elements
Moderner Klassiker? Ein vielfach überstrapazierter Begriff … Für Ken Macbeths außergewöhnliche Instrumenten-Kreationen trifft diese Einschätzung dennoch immer wieder ins Schwarze. Das gilt für sein kommerzielles Erstwerk − den am Minimoog angelehnten M3X − ebenso wie für den massiven, vom ARP 2600 inspirierten M 5. Auch beim aktuellen Produkt namens »Elements« ist die Verwandtschaft zu einem großen Klassiker augenfällig: Hier stand offensichtlich der legendäre Koffer-Synthi EMS AKS von 1972 Pate. Im Gegensatz zu diversen Mitbewerbern setzt Ken Macbeth jedoch nie auf den eher fragwürdigen Versuch, die möglichst exakte Replik eines Klassikers zu schaffen. Dem Schotten gelingt vielmehr das Kunststück, immer wieder ein modernes Instrument mit optimiertem Konzept und verbesserter Konstruktion zu entwickeln, gleichzeitig aber den klanglichen Charakter des jeweiligen Originals überzeugend zu treffen. Das gelingt auch hier. Elements verströmt tatsächlich puren 70er-Jahre-Charme. Das Teil klingt “alt analog” im besten Sinne − die Lava-Lampe unter den aktuellen Synthesizern!
Seine drei Oszillatoren liefern pure VCO-Power mit massivem Schub und lebendig-singenden Schwebungen. Das 18-dB-Filter knarzt und schmatzt höchst eigenwillig und tönt mit zunehmender Resonanz auch mal richtig schön fies und bissig. Dabei fehlt dem Sound völlig die “Harshness” vieler anderer moderner Analog-Synthies. Elements klingt immer sahnig rund und auf seine Weise “klassisch” − wir vermeiden ganz bewusst den Begriff “retro”. Das TouchKeyboard macht verrückte Glissandi und TonhöhenSweeps ganz einfach zu essenziellen Ausdrucksmitteln. Die klangliche Bandbreite ist enorm: Dank reichhaltiger Modulations-Optionen und riesiger Oszillator-Frequenzbereiche brilliert Elements als Effekt-Maschine erster Güte. Es fiept, brodelt, zischt, knattert und schwarbelt, dass es eine echte Freude ist!
Purer Vintage-Sound
Geniestreiche sind der integrierte Federhall und das modulierbare EimerkettenDelay. Beide beschränken sich nicht auf schlichte Add-On-Effekte, sondern sind essenzielle und höchst effektive Klangbausteine. Dabei interagieren sie perfekt mit allen anderen Komponenten der Klangerzeugung und befördern den Sound mit ein paar wenigen Reglerdrehungen in bizarre und psychedelisch anmutende Klangwelten. Zusammen mit knisternden VCONoises und Filter-Feedbacks liefert Elements mühelos den authentischen Soundtrack zur neonbunten SpaceOpera.
Zu teuer? Auf keinen Fall!
Elements ist auch vom Preis her nichts zum Naschen (ca. 4.990,− Euro), aber man kann den Macbeth-Sound auch für weniger Geld haben. Einzelne Komponenten kann man etwa als 5U-Module beziehen. Wer lieber ein in sich geschlossenes System möchte, der sollte sich unbedingt den micromac-D (ca. 1.700,− Euro) anschauen. Der kleine Desktop-Synthi ist gar nicht mal so harmlos, wie er ausschaut, denn er ist als semi-modulares Gerät konzipiert − genau das Richtige für alle, denen eine lose Modulsammlung eher Angst bereitet, die sich aber doch mehr Soundmöglichkeiten wünschen, als ein klassisch aufgebauter Synth bietet.
Mini-Modularsystem
Der Klang seiner Synthesizer gibt ihm Recht, da macht auch der micromac keine Ausnahme. Nachdem mit dem micromac-R zunächst die 3-HE-Version für Eurorack-Modularsysteme erschien, bietet die Desktopvariante namens micromac-D zusätzliche Features wie ein MIDI-CV-Interface von Kenton und zwei analoge LFO-Einheiten.
Der Klang ist ohne Frage das bestechendste Argument für den micromac-D. Er klingt satt und rund, verspielt und abgedreht, lässt sich intuitiv bedienen, bietet aber auch genügend flexible Routing-Möglichkeiten.