Grooveboxen Toraiz SP-16, Aturia Drumbrute und Roland TR-09 im Vergleich
Wer hätte das gedacht? Zwei Schwergewichte aus unterschiedlichen Hardware-Universen tun sich zusammen, um die Sample-Groovebox-Kriege zu gewinnen. Die japanische Firma Pioneer, die im DJ-Bereich eine Macht ist, und Synthesizer-Prophet Dave Smith bilden eine Allianz und erschaffen mit dem Toraiz SP-16 eine Wunderwaffe, die Akais MPC-Imperium bedrohen könnte. Dazu stellte Arturia mit dem DrumBrute die erste eigene analoge Drummachine vor, während Roland seinen Groove-Klassiker TR-909 schrumpft und digitalisiert.
Toraiz SP-16
Der Toraiz SP-16 ist ein Groovesampler mit Touchscreen und Lauflichtprogrammierung, der als Sahnehäubchen mit ein analoges Filter an Bord hat. Pioneer hat bei der angestrebten Zielgruppe, den produzierenden und live-performenden DJs, einen echten Heimvorteil, da z. B. die hauseigenen CDJ-Player seit Jahren zum amtlichen Handwerkszeug dieser Entertainer-Spezies gehören. In Zusammenarbeit mit Dave Smith (DSI), welcher vor allem die Filtersektion beisteuerte, entstand ein Hardware-Bolide, den man in Zukunft sicher auf vielen Bühnen sehen wird.
Das optimal dimensionierte Gerät (437 x 261 x 74 mm) findet auch im engen DJ-Booth noch einen Platz und steht dank Stahlblechgehäuse und 3 kg Lebendgewicht stabil auf dem Tisch. Der 7-Zoll-Touchscreen, der etwas an Akais MPC Touch erinnert, ist mit sechs zugeordneten Encodern und einem größeren Auswahl-Encoder ausgestattet. Die 16 hintergrundbeleuchteten Pads könnten optisch und vom Material her aus Native Instruments Maschine stammen. Sie bieten ein angenehmes Spielgefühl, der Komfort von Akais MPC-Pads wird jedoch nicht erreicht. Unter den Pads liegen vier Funktionstaster, mit denen man in den Track-, Mute-, Slice- (zum Triggern der Slices eines Samples) oder Scale-Modus (zum tonalen Spielen von Samples) wechseln kann.
Die 16 Lauflicht-Taster wurden zum Glück großzügig dimensioniert und sind vom Design her von Rolands TR-8 inspiriert. Links neben den Pads befindet sich ein Touchstrip, mit dem man wahlweise die Pitch-, die Repeat-Funktion oder zwei vom User programmierbare Parameter steuern kann. Angenehm cremig fahren sich die vier Potis der Filtersektion: Hier findet man neben Cutoff, Resonanz und Drive für das Tiefpass-Filter noch einen Cutoff-Regler für den Highpass-Filter. Dass das Gerät nicht nur im Club, sondern auch im Studio zum Einsatz kommen soll, zeigt die generöse rückseitige Bestückung mit acht Einzelausgängen; das Audio-Eingangspärchen dient zum Sampeln oder dem Zuführen von externen Audiosignalen.
Mit dem Touchreen lässt sich bei normaler Fingerdimensionierung prima arbeiten, höchstens der Hulk könnte da in Schwierigkeiten kommen. Hier lassen sich viele gängigen Sample-Operationen vornehmen inklusive Loop-Erstellung und eines qualitativ soliden Timestrechings. Die Amp-Hüllkurve besitzt leider nur drei Phasen (Attack, Hold und Release), dafür kann der LFO viele Parameter steuern. Außer dem Sample-Edit-Menü und dem Song-Arranger gibt es einen 16-Kanal-Mixer mit Parametern wie Volume, Panorama und einem Effekt-Send. Die zehn On-Board-Effekte klingen solide (Reverb, Delay, Chorus, LoFi, Compressor etc.) und lassen sich als Send- oder Master-Effekt einsetzen.
Im Arranger-Menü kann man die Patterns zu Songs verketten; pro Arrange-Step dürfen die Patterns dabei unterschiedliche Längen und sogar individuelle Tempi haben. Beim Erstellen eines Patterns kann man auch einzelne Steps mit individuellen Parameterwerten etwa für Pitch, Cut-off und Envelope belegen, was die Leistungsfähigkeit des Sequenzers deutlich steigert. Vielleicht kommt ja in Zukunft auch noch ein Motion-Sequencing wie bei Korgs Electribes dazu.
Ein Toraiz-Projekt umfasst bis zu 16 »Scenes«, die wiederum jeweils ein Set von 16 Samples und maximal 16 Patterns (à 16 Sequenzen) enthalten. Scenes lassen sich in andere Projekte importieren. Soundsets und Sequenzen können aber nicht unabhängig geladen und gespeichert werden; hier sollte man dringend nachbessern. Der Sequenzer bietet neben Dingen wie Swing-Funktion und Flam-Programmierung Features wie etwa das detailgenaue Verschieben von Sequenzen, was die Groove-Programmierung erleichtert. Zudem stehen verschiedene Trigger-Modi zur Verfügung; problematisch ist allerdings die Beschränkung auf monofone Sequenzen, da polyfone Notenereignisse nicht verarbeitet werden; hier haben Akais MPCs weiterhin die Nase vorn.
Zu den Top-Features des Toraiz SP-16 gehört seine Kontaktfreudigkeit: Mithilfe des rückseitigen LAN-Anschlusses kommuniziert er nahtlos mit Pioneer-Geräten, wie etwa dem CD-Player CDJ oder dem Mixer DJM-900NXS2. Man kann zwischen drei ProDJ-Link-Modi auswählen, um die BPM mit dem CDJ je nach Soundmaterial optimal zu synchronisieren; das funktioniert sehr gut, kleine Korrekturen sind dabei mit den praktischen Touchscreen-Nudge-Tasten möglich. Hier hat Pioneer seine Position als führender Hersteller von DJ-Equipment clever ausgespielt. Auch der neue, monofone Analogsynth Toraiz AS-1, der ebenfalls von Dave Smiths Firma DSI mit konzipiert wurde, kann via Pro-DJ-Link eingebunden werden. Bei mehreren Geräten muss man natürlich einen LAN-Hub an den Start bringen. Etwas problematisch ist der Umstand, dass bei eingeschaltetem Pro-DJLink keine MIDI-Clock ausgegeben wird.
Die 16-stimmige Klangerzeugung verfügt über einen 8-GB-Speicher, verarbeitet werden Samples im Format 44,1 kHz/16 Bit. Die Klangqualität der Wandler ist gut, der SP-16 klingt druckvoll und brillant. Leider lassen sich nur 16 Samples laden, was die Flexibilität deutlich einschränkt. Auch Dinge wie Layer oder das Verteilen der Samples auf der Tastatur sind nicht vorgesehen, und die Samples können nur über zwei Oktaven transponiert werden. Dafür ist die analoge Filtersektion, die dem Prophet-6 von Dave Smith Instruments entnommen ist, eine echte Bereicherung. Sie agiert ausgesprochen sahnig und macht auch dank der Drive-Sektion, die das Filter übersteuert, die Sounds schön griffig. Mit Hochpass- und TiefpassFilter lassen sich schöne Bandpass-Effekte zaubern. Die Resonanz des Lowpass-Filters reicht nicht ganz bis zur Selbstoszillation und lässt sich gut einsetzen, um die Sounds effektiv zu formen und gegebenenfalls eine Prise Acid-Feeling zu versprühen. Eine Steuerung des Filters mittels Hüllkurve oder LFO ist allerdings nicht implementiert.
№4 2017
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Mit dem letzten Betriebssystem lässt sich das Filter auf den Master oder einen einzelnen Track legen. Noch besser wäre natürlich die Möglichkeit, auch mehrere, ausgewählte Spuren mit dem Filter traktieren zu können.
Die Produktpflege durch Pioneer ist allerdings bisher vorbildlich! Das neue Betriebssystem 1.30 beseitigt Probleme bei der Notenausgabe über MIDI und bringt mit den neuen Effekttypen Phaser und Ducker die Möglichkeit, den AS-1-Synth als Track einzubinden, eine verbesserte Slice- und Zoom-Funktion und vieles mehr.
Die Bedienung geht nach kurzer Zeit flüssig von der Hand; alles liegt da, wo man es erwartet, und auch ohne Handbuch-Konsultation kann man direkt loslegen. Schön sind kleine, praktische Features wie die Back- und Home-Taster, mit denen man stressfrei aus den Menüs wieder auftauchen kann, oder der Verschluss des rechts oben positionierten USB-Stick Slots, damit sich da keine Zigarettenasche, Drogenreste oder Ähnliches einnisten. Der Realtime-Touchstrip funktioniert prächtig, optimal wäre natürlich ein zweiter, um zwei Parameter gleichzeitig steuern zu können.
Etwas schade ist die Begrenzung der Pattern-Länge auf 64 Steps; hier sollte ein Update Abhilfe schaffen. Auch die Limitierung auf 16 Samples pro Song ist meiner Meinung nach zu knapp bemessen; selbst betagte MPCs bieten hier mindestens vier Sets à 16 Slots. Auch lassen sich Soundsets, Patterns oder Sequenzen nicht unabhängig voneinander laden. Eine Einschränkung stellt zudem die Tatsache dar, dass keine polyfonen Notenereignisse verarbeitet werden. Um komplexe Arrangements zu erstellen, wird man nach wie vor im Studio auf die DAW zurückgreifen, aber zum komfortablen Produzieren oder Performen von Beats ist die SP-16 ein nützliches Tool.
Pioneer und sein Partner Dave Smith bringen mit dem Toraiz SP-16 einen schönen Hardware-Boliden in Stellung, der eine optimale Interaktion mit Pioneers DJ-Equipment gewährleistet. Dabei kombiniert das Gerät sehr clever Features wie MPC-artige Pads mit Lauflichtprogrammierung und Dave-Smiths schönes Analog-Filter. Ok, bei 1.500,− Euro Straßenpreis wird der nächste Urlaub eher im Stadtwald oder auf dem Balkon stattfinden, dafür kann man sich auf der Club-Bühne als Performing-Halbgott inszenieren und im Studio Maus-frei produzieren, Grooves intuitiv erstellen und Ideen blitzschnell festhalten. Allerdings besteht trotz guter Hardware in Sachen (Track-)Polyfonie, Limitierung auf 16 Sample-Slots, Pattern-Länge, Soundset-Verwaltung etc. noch viel Optimierungsbedarf, um der aktuellen und kommenden MPC- Generation Paroli bieten zu können.
Arturia DrumBrute
Die Entwickler von Arturia stellen ihrer erfolgreichen Synthesizer-Serie mit dem DrumBrute eine neue Groove-gewordene Analoggeheimwaffe an die Seite. Dabei bedient sich der französische Hersteller schlauerweise bei bewährten klassischen Konzepten, gewürzt mit eigener Klangerzeugung und Filterarchitektur.
Insgesamt stehen beim DrumBrute 17 unterschiedliche Drum- und Percussion-Sounds, verteilt auf zwölf mit Trigger-Buttons versehene Kanäle, zur Verfügung. Wer bis hierhin mitgerechnet hat, wird sich bereits denken können, dass bei der vorliegenden Drummachine sage und schreibe fünf Slots doppelt belegt sein müssen. So hat man beispielsweise die Wahl zwischen Rimshot und Claves, Hi-/Lo-Toms und Congas, Cymbal vs. Reverse Cymbal sowie Maracas oder Tambourine.
Die Klangreglung beschränkt sich pro Sound auf eine Minimalkonfiguration aus Level, Tone/Pitch und Decay sowie einem Sweep-Regler bei Bassdrum 1. Das aus dem Minibrute entlehnte Steiner-Parker-artige Filter mit Cutoff- und Resonanz-Steuerung liefert Lowpass- und Highpass-Betrieb sowie ein Bypass-Switch. Dieser lässt sich jedoch nur auf die Summe anwenden, was aber nicht weiter schlimm ist. Eine echte klangliche Offenbarung ist das Filter zwar nicht, kommt im Livebetrieb aber durchaus seiner Bestimmung nach.
Wem dies in der Praxis nicht ausreicht, der sei auf die Rückseite des DrumBrute verwiesen, die mit ihren zwölf Einzelausgängen (Achtung: Miniklinken, Adapter nicht vergessen!) geradezu nach Outboard-Equipment sowie Stereo-Experimenten als klangliche Alternative zum Mono-Mix-Out schreit.
Die farbig illuminierten und 16-fach vorhandenen Step-Buttons gewährleisten die Bedienung der insgesamt vier Bänke mit maximal 64 Steps und 64 Patterns. Der Arturia DrumBrute lässt sich praktischerweise zwischen Pattern- und Song-Modus (im Prinzip eine Chaining-Funktion) umschalten. Der bis zu einer Auflösung von 1/32stel arbeitende Sequenzer kann wahlweise in Echtzeit via Pad-Spiel oder klassisch per Step-Eingabe befüttert werden. Bei der Einspiel-Option sei erwähnt, dass die Pads des DrumBrute dynamisch reagieren und sich so Akzente per Schwellenwert quasi direkt live setzen lassen.
Eine schöne Funktion hält auch der Shuffle bzw. hier »Swing« genannte Pattern-Effekt bereit. Neben einem globalen Swing-Faktor lässt sich die Verzögerung in der Zählzeiten-Struktur auch für jeden Track einzeln setzen. Dies eröffnet ein deutliches Mehr an kreativer Freiheit und gilt in gleicher Verfahrensweise auch für die Random-Funktion.
Der ebenfalls integrierte Ribbon-Controller ermöglicht darüber hinaus, Micro-Loops und Note-Repeat-Effekte zu generieren – aus nachvollziehbaren Gründen operiert dieses Tool natürlich nur bei laufendem Sequenzer. Die Handhabung des je nach ausgewähltem Teiler durchgeführten Step-Repeats benötigt allerdings auch ein wenig Übung.
Das Einkürzen individueller Tracks im Verbund im Sinne der Polyrhythmik lässt sich im Übrigen ebenfalls durchführen. Die somit ab da autonom laufenden Spuren lassen sich auf Knopfdruck aber auch wieder einfangen und synchronisieren.
Darüber hinaus bietet der DrumBrute weitaus tiefer gehende Funktionen wie etwa das Kopieren ganzer Patterns oder einzelner Drum-Tracks, was sich auch ohne luxuriöses Display bewältigen lässt.
Klanglich gesehen ist der DrumBrute ein klarer Vertreter der Post-Drummachine-Ära, da er zwar deutliche Anleihen zu diversen Roland-Klassikern erahnen lässt, aber konzeptionell komplett anders aufgestellt ist. Dieses Instrument will nicht wie seine Urahnen vor mehr als 30 Jahren ein echtes Drumkit emulieren, es zelebriert analog-synthetische Sound- Ästhetik. Insofern handelt es sich bei Arturias Groovebox auch nicht um irgendeinen Sound-alike-Klon. Die Stärke des DrumBrute ist eine vergleichsweise dezente, aber effektvolle Überzeichnung der einzelnen Percussion-Sounds, welche den analogen Maschinensound gekonnt und charakterstark betont. Um ehrlich zu sein, war ich vom ersten Höreindruck nicht sonderlich begeistert, was sich nach wenigen Stunden aber komplett änderte. Schuld an dieser Verwirrung war lediglich die eigene Erwartung, welche sich doch merklich mit einer über die Jahre erlernten Hörgewohnheit erklären lässt.
Arturias Drummachine-Debüt hinterlässt mit seinem ausgesprochen gut durchdachten Konzept zu einem Kurs von knapp 450,− Euro einen wirklich positiven und vor allem wertigen Eindruck.
Wenn mir dennoch ein kleiner Kritikpunkt erlaubt ist, so hätte ich mir die Seitenteile des DrumBrute im Einklang mit der restlichen Verarbeitungsqualität doch konsequenterweise in Echtholz gewünscht. Das (aufgedruckte?) Fakewood sieht doch bei näherer Betrachtung alles andere als hochwertig aus. Zumindest die auf Synthesizer-Seitenteile spezialisierte amerikanische Manufaktur GmuSynth Woodworks freut es, bietet sie ihren internationalen Kunden doch WoodSide-Panels für Arturias analoge Drum-Machine in neun verschiedenen Holzsorten ab 55,− Dollar an.
Roland TR-09
Am 9. September des letzten Jahres beging Roland mit Vorstellung des TR-09 im Rahmen eines groß angelegten Events den 909-Day als Hommage an eine der erfolgreichsten Drummachines aller Zeiten. Wer allerdings auf eine echte Reissue des Klassikers gehofft hatte, wurde zunächst einmal enttäuscht, denn auch wenn das optisch stark ans Design des Originals angelehnte Gerät einen entsprechenden Anschein erweckt, schlägt im Innern statt einer Fülle analoger Bauteilkaskaden ein durch und durch digitales Herz.
Die eigene Virtualisierung diskreter Schaltungen, auf welcher auch der TR-09 Rhythm Composer beruht, taufte Roland im Übrigen auf die Abkürzung ACB. Was wie ein schiefer Start ins Alphabet wirkt, steht in voller Gänze für »Analog Circuit Behaviour« und verspricht eine akkurate Nachbildung klassischer Signalwege und Synthesekonzepte.
Als Teil der (als limitiert beworbenen) Roland Boutique-Serie ist auch die TR-09 mit dem optional erhältlichen 25-tastigen Minikeyboard K-25m kompatibel, mit welchem das Gerät mittels Flachkabel zu einer Einheit zusammengesteckt werden kann. Der digitale Mini-Klonkrieger lässt sich zudem für mobile Zwecke wahlweise mit vier AA-Batterien oder via Mini-USB-Port mit Energie versorgen.
Die TR-09 orientiert sich nicht nur klanglich am über 30 Jahre alten Vorbild, sondern übernimmt auch weitgehend die bekannten Funktionsweisen der im Format wesentlich wuchtigeren TR-909 wie Step- und Tap-Write-Modus. Der interne Sequenzer verfügt über zwei Bänke mit je drei Gruppen, in denen sich jeweils 16 Patterns organisieren und über ein klassisches Lauflichtkonzept programmieren lassen. Auch die legendäre Shuffle-/Flam-Funktion, die der 909 ihre konkurrenzlose Grooviness verlieh, wurde ziemlich exakt nachgebildet.
Aber natürlich nutzt man herstellerseitig eine digitale Wiederauferstehung auch, um Funktionen zu ergänzen, die das Vorbild so nicht zu leisten im Stande war. So wurden den einzelnen Sounds zusätzliche Parameter via Shift-Taste wie Kompression, Gain sowie vereinzelt (Rim, Clap, Hi-Hat) Tune, Decay und Gain hinzugefügt. Auch die Umschaltung zwischen Step- und Tap-Modus im laufenden Betrieb funktioniert beim Digitalklon nun anstandslos und ohne Unterbrechung. Über den integrierten USB-Port lässt sich die TR-09 in Kombination mit einer DAW zudem für direkte Aufnahmen auch als rudimentäres AudioInterface nutzen.
Ob die TR-09 nun imstande ist, dem alt ehrwürdigen Urahnen das Wasser zu reichen, mag letztlich jeder selber für sich entscheiden. Dass klangliche Emulationen schon aufgrund der meist doch großen Streutoleranzen der analogen Vorlagen nie alle Erwartungen erfüllen können, sollte ohnehin jedem Interessenten klar sein. Auch das leichte Pimpen des Grundsounds, welcher nun über ein dezentes Mehr an Kompression verfügt, ist mit Blick in den Kalender, kombiniert mit der Einsicht, dass die 80er schon ein paar Tage vorbei sind, wohl zu verschmerzen.
Problematischer empfinde ich trotz robuster Fertigungsqualität mit Metallchassis die aufgrund fehlenden Zwischenraums fast unbedienbaren Potis des Minis. Davon abgesehen, dass man sie mit normal großen Fingern kaum zu fassen bekommt, sind die glatten, ungeriffelten Potikappen auch noch enorm rutschig, was gerade im Live-Betrieb wenig Freude aufkommen lassen dürfte. Auch der integrierte, quäkige Lautsprecher auf der Rückseite versprüht doch eher einen gewissen Toy-Faktor, den man sich im Schatten der Kopfhörerbuchse auch gut hätte sparen können. Ebenfalls wenig überzeugend gelöst ist der allen Roland Boutique-Synths gemeine Aufklapp- Mechanismus zur tischkompatiblen Schrägstellung. Die mit Schnappfedern versehene, zweistufige Kunststoffstütze ist nämlich leider nicht mittig angebracht und wippt gerade im Fall der Bedienung des TR-09 doch bedenklich nach.
Dass der TR-09 trotzdem rockt, ist gleichsam zufriedenstellend und beunruhigend und unterstreicht meiner Meinung nach weiterhin die Performance- relevante Daseinsberechtigung des mit knapp 500,− Euro Anschaffungspreis nur etwa 50,− Euro Aufpreis erfordernden TR-8 der AIRA-Serie und natürlich des Originals − sofern man es sich leisten kann.