Vintage Park: Farfisa Compact
Nach nun mehr als 20 Jahren erschien 2014 wieder ein Album von Pink Floyd; von der Originalbesetzung ist allerdings nur noch David Gilmour dabei, der 1968 den ausgestiegenen, genialischen Syd Barett ersetzte. Der psychedelische Sound der ersten Pink-Floyd-Alben wurde vom kreativ-trippigen Orgelspiel des Keyboarders Richard Wright geprägt … dessen Droge eine Farfisa Compact war.
Die kreativste Zeit der 1965 gegründeten britischen Band waren sicherlich die 60er-Jahre bis zum mega erfolgreichen Album Dark Side Of The Moon. In dieser Zeit kam die zweimanualige Farfisa Compact Duo Orgel vom 2008 verstorbenen Tastenhelden Rick Wright nicht nur im Studio, sondern auch auf der Bühne zum Einsatz. Den bewusstseinserweiternden Extra-Kick gab Wright seinem Orgelsound immer mal wieder durch den Einsatz des nachgeschalteten Binson Echorec. Die Farfisa Compact wurde u. a. noch von Country Joe & The Fish, Sam The Sham & The Pharaohs, Strawberry Alarm Clock, Inspiral Carpets, Yo La Tengo und American Analog Set eingesetzt. Sie erklingt auch auf Soul-Platten der 60er-Jahre wie etwa auf Percy Sledges When A Man Loves A Woman.
Die italienische Firma Farfisa startete die transistorbasierte Compact-Reihe 1964. Sie wurde 1968 von der Fast- und der Professional-Serie abgelöst. Der Firmenname ist übrigens ein Akronym für „FAbbriche Riunite de FISArmoniche“, was übersetzt „Vereinigte Akkordeonwerke“ bedeutet. Die Akkordeon Firmen Settimio, Soprani, Scandalli und Frontallini hatten sich zu Farfisa zusammengeschlossen.
Die Farfisa Compact arbeitet mit Transistoren, wurde aber zum Teil noch mit Röhren bestückt. Diese waren damals billiger als Transistoren und dienen hier der Verstärkung des integrierten Federhalls.
Combo Compact
Bei unserem Testmodell handelt es sich um eine Compact Combo. Die Transistor-Orgel war sowohl mit roter als auch mit grauer Gehäuseoberseite erhältlich, wobei die rote Ausführung häufiger zu finden ist. Im Lieferumfang befindet sich (neben dem Lautstärkepedal) noch ein Notenhalter, der oben am Gehäuse befestigt wird. Das Gestell wird in das Tolex-verkleidete Gehäuse eingeklappt. Die unterste Oktave des vieroktavigen, angenehm spielbaren Keyboards ist farblich invertiert und lässt sich für die monofone Bass-Sektion nutzen. Alternativ kann der Bass-Sound auch mit einem optional erhältlichen Basspedal gespielt werden. Die Compact Combo verfügt über neun Registerwippen (16′ Bass, 16′ Strings, 8′ Flute, 8′ Oboe, 8′ Trumpet, 8′ Strings, 4′ Flute, 4′ Piccolo und 4′ Strings). Eine Besonderheit ist die BoosterSektion, mit der sich hohe Frequenzen in drei wählbaren Oktavlagen generieren lassen.
Beinarbeit
Die Booster-Funktion wird mit dem Kniehebel auf der Unterseite dynamisch gesteuert. Mit dieser, aus heutiger Sicht exotischen Spielhilfe kann man WahWah-ähnliche Effekte produzieren. Mit ein wenig Übung ist der Knieeinsatz übrigens eine gut funktionierende Lösung. Man muss auch bedenken, dass die Füße mit dem Bass- und Volume-Pedal meist voll ausgelastet sind.
Vibrato, Reverb + Patente
Als weiterer Effekt steht eine Vibrato-Sektion zur Verfügung, die mit zwei wählbaren Geschwindigkeiten und Intensitäten betrieben werden kann. Das Instrument bietet außerdem einen integrierten Federhall, der auf der Orgelunterseite freischwingend aufgehängt ist, um Nebengeräusche durch versehentliche Stöße gegen das Orgelgehäuse zu vermeiden. Um das damals geltende Federhall-Hammond Patent zu umgehen, entwarf Farfisa einen eigenen Federhall, der mit einem piezo-elektrischen Wandler (statt mit dem bei Hammond üblichen magnetischen Wandler) arbeitet und mit einem Röhrenvorverstärker ausgestattet ist.
Varianten
Die erste Farfisa Compact-Serie umfasst die Mini-Compact, Combo Compact, Compact I, Compact Deluxe and die Compact Duo. Auch spätere Modellreihen wie Fast oder Professional liefen zum Teil unter dem Compact-Label, zur „eigentlichen“ Farfisa Compact-Reihe zählen aber nur die erstgenannten Modelle. Die Compact Mini gehört zu den frühesten Modellen und ist transportabler, bietet aber weniger Soundmöglichkeiten. Die Compact Duo ist mit einem zusätzlichen Manual ausgerüstet und besitzt eine erweiterte Tone-Booster-Sektion, eine Repeat-Percussion-Funktion sowie mehr Sound-Register.
Klangerzeugung
Die Klangerzeugung der Farfisa Combo Compact (die auch oft einfach nur als Farfisa Compact bezeichnet wird) basiert, wie die der meisten elektronischen Orgeln, auf einer Frequenzteilerschaltung, bei der zwölf Master-Oszillatoren durch Halbierung der Frequenz alle erforderlichen Töne erzeugen. Die unterschiedlichen Sounds entstehen durch Filtern der Oszillatoren-Pulswelle. Der Multi-Tone-Booster addiert je nach Einstellung eine Hochpass-gefilterte Pulswelle zum Grund-Sound, was die Durchsetzungsfähigkeit des Instruments wesentlich erhöht und auch dichte Gitarrenwände durchschneidet.
Sound
Die Farfisa Compact verfügt über einen runden, warmen Basis-Sound, der nicht aufdringlich ist, sich aber auch in dichteren Kontexten gut durchsetzt. Er ist klar konturiert und wirkt gerne mal etwas rau. Die rückseitige EQ-Sektion erlaubt eine individuelle Anpassung des Grundklangs. Dank der Tone-Booster-Sektion ist die Compact in den oberen Lagen auch zu heftigeren, präsenten Lead-Sounds fähig. Das Klangspektrum wird durch den integrierten Federhall perfekt erweitert. Die spätere Fast-Serie klingt auch aufgrund der Silizium-Transistoren etwas cleaner als die Compact-Reihe, die mit Germanium-Transistoren arbeitet.
Klangbeispiel:
Das 2014 erschienene Album “The endless River” beinhaltet unveröffentlichte Titel von 1994,die neu abgemischt wurden.Außer Roger Waters waren alle Pink Floyd Mitglieder involviert.
Im Grunde eine Hommage an der Keyboarder Richard Wright,der leider schon verstorben ist.
Richtig. ? Und der gute David heißt Gilmour, nicht Gilmore… ?
Lieben Dank für den Hinweis. Ist korrigiert.
Gruß aus der Redaktion.