ESI KeyControl 61 XT USB Keyboard Controller im Test
ESI ergänzt seine aluminiumgepanzerte Keyboard-Controller-Reihe um drei weitere Mitstreiter mit 25, 49 und 61 Tasten — im Bild zu sehen sind das 49er und 61er. Getestet haben wir die „größte“ Neuheit: das KeyControl 61 XT.
Beim derzeitigen Angebot an USB-Keyboard-Controllern kann einem zuweilen schon einmal ein wenig schwindelig in der Birne werden. Gerade im unteren Preisbereich geben sich die an Material sparenden Plastikgeschosse mit nur graduell abweichender „Vollausstattung“ an den Kassen der Musikhäuser die Klinke in die Hand. Ganz unter dem Motto „weniger ist mehr“ besinnt sich der deutsche Hersteller ESI bei seiner KeyControl-XT-Reihe auf gesunde Reduktion und solide Fertigungsqualität – ohne dabei den springenden Preispunkt aus den Augen zu verlieren.
Schwerer Junge
Dass bei der Konzeption des KeyControl 61 XT nicht nur an die Nutzung im heimeligen Projektstudio gedacht wurde, macht sich direkt beim Auspacken des 61-Tasters am solide in der Hand liegenden Aluchassis des Controller-Keyboards bemerkbar. Insgesamt lässt sich positiv hervorheben, dass neben den obligatorischen Tastern und Knöpfen die Verwendung von Kunststoff gänzlich auf die weißen Seitenteile begrenzt wurde. Neben acht frei belegbaren Endlos-Encodern bietet die Bedienoberfläche in erster Instanz nur das Notwendigste wie Transpose-Buttons, Modulations-Slider (!) und Pitch-Wheel. Sämtliche darüberhinausgehenden Funktionen lassen sich per Shift-Button und entsprechend innerhalb der untersten beiden Oktaven auf den Tasten „versteckten“ Zuweisungen selektieren.
Auch rückseitig gibt sich der Kandidat bescheiden und begnügt sich mit einem von separatem MIDI-Out und Sustain-Pedal-Anschluss flankierten USB-Port. Über Letzteren wird, wie bei Controller-Keyboards dieser Klasse üblich, auch gleich die Stromversorgung via angeschlossenem Rechner oder iPad realisiert. Für Standalone-Nutzung benötigt man hingegen ein optional erhältliches Netzteil.
№4 2017
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Der weiche Kern
Über die bereits erwähnte Shift-Taste lassen sich sowohl MIDI-Kanal, Programmund Bankwechsel-Befehle sowie die Zuweisung der einzelnen Controller vornehmen und senden. Auch die Polarität des Sustain-Pedal-Anschlusses kann man je nach Herstellermodell anpassen. Zur Optimierung des Spielkomforts lässt sich auch zwischen fünf zur Verfügung stehenden Velocity-Kurven auswählen. Wer auf diesem Weg sein Traum-Setup gefunden hat, kann dieses als eines von insgesamt zehn möglichen User-Presets (0–9) ablegen. Schade in diesem Zusammenhang ist leider das völlige Fehlen eines Displays, über welches man zumindest rudimentär das Eingegebene verfolgen könnte.
Zum Betrieb mit einem Computer ist erfreulicherweise dank USB-Class-Compliant-Kompatibilität keinerlei Treiberinstallation vonnöten. Auch am iPad ist das KeyControl 61 XT via Apple Camera Connection Kit sofort einsatzbereit (… solange die interne Batterie des iPads durchhält).
Simpel, aber robust! Nicht zuletzt für den Live-Einsatz sind die ESI-Keyboards empfehlenswert. Wer auf umfangreiche Ausstattung mit Controllern verzichten kann und vor allem auf eine gut spielbare Tastatur setzen möchte, findet hier alles, was man braucht.
Auf die Taste, fertig, los!
Besonders auf der Bühne sollte ein Controller-Keyboard vor allem über eins verfügen: eine ordentliche Tastatur! Bei der Schwarz-weiß-Ausstattung des KeyControl 61 XT entschied man sich im Hinblick auf einen breit gefächerten Einsatzbereich für eine leicht gewichtete Synth-Tastatur, die mit ihrem perkussiv-griffigen Anschlag an amerikanische Klangerzeuger aus den 90ern erinnert. Auch wenn das gewählte „Finger-Interface“ nicht jedermanns Geschmack treffen wird, handelt es sich bei der Tastatur meiner Meinung nach um eine gut spielbare Mittelklasse-Lösung, an welcher auch mit Rücksicht auf das Preissegment nicht viel kritisiert werden kann.
Ein wenig erschreckt hat mich die Qualität der verwendeten Encoder-Knopfkappen. Diese lösten sich im Test leider schon nach kurzer Verwendung von den darunterliegenden Achsen. Vor einem eventuellen Bühneneinsatz würde ich auf jeden Fall die Fader- sowie Potiknöpfe mit einem Tropfen Sekundenkleber „sichern“, damit diese sich nicht ungeplant mitten in der Performance den Weg Richtung Publikum bahnen.
Das Pitch-Wheel ist für meinen Geschmack zwar etwas klein und schwabbelig geraten, lässt sich mit ein bisschen Übung aber ganz gut kontrollieren. Vielleicht sollten sich Hersteller von Controller-Keyboards langsam einmal Gedanken darübermachen, ob qualitativ stimmige Konzeption und Fertigung oder Kampfpreispolitik und Kompromisse den Kunden letztlich glücklicher machen. Ich zumindest wäre im Gegentausch für überzeugend gutes Handling beim Controller-Kauf jederzeit bereit, 5 bis 10 Euro weniger zu sparen – und mehr dürfte ein vernünftiger Satz Knöpfe plus Pitch-Bender aus Fernost im Großeinkauf nicht kosten!
Fazit
Konzeptionell kann der 61-tastige Controller aus dem Hause ESI durchaus überzeugen, auch wenn die Budget-optimierte Umsetzung durchaus noch Entwicklungspotenzial erkennen lässt. Für eine zukünftige Überarbeitung der KeyControl-Serie würde ich mir neben den weiter oben genannten „Upgrades“ noch ein mindestens dreizelliges LED-Display zur Illustration interner Vorgänge wünschen.
Das Gehäuse des ESI KeyControl 61 XT erscheint zumindest so robust und langlebig, als könnte man damit kurz vor dem Gig noch mal schnell und unbeschadet einen Nagel in die Wand schlagen (Warning: Don’t try this at home, kids!).
Hersteller / Vertrieb: ESI Audiotechnik GmbH / Musik Meyer GmbH
Internet: www.esi-audio.de
UvP / Straßenpreis: 166,— Euro / ca. 140,— Euro
+ extra robust
+ Bus-Power
+ Tastatur
— „lose“ Potikappen
— Pitch-Wheel