Doepfer Dark Energy III – Monofoner Analogsynthesizer im Test
Manchmal benötigen Ideen einfach einen neuen Formfaktor! Ein wenig enttäuscht vom geringen Interesse an seiner A-111-5-Synthesizerstimme auf CEM-3394-Basis, entschloss sich Dieter Doepfer 2009, seinen kleinen Monosynth aus dem Eurorack heraus und in ein kompaktes Stand-alone-Gehäuse zu schrauben. Dies war der Moment, in dem der Dark Energy schließlich seinen Siegeszug zum modernen Klassiker antrat.
Nicht nachweisbar, unbeschreiblich oder vielleicht reine Vakuumfluktuation? Während das Thema »dunkle Energie« samt dem damit verbundenen Erwartungshorizont bis zum heutigen Tage gestandene Doktoren der theoretischen Physik in den Zustand mentaler Selbstoszillation versetzt, verhält es sich mit Doepfers Monosynth erfreulicherweise komplett andersherum. Der hinter den Aluminiumkulissen verdeckt vorgepatchte und klanglich nicht zu unterschätzende Kompaktsynth, bestehend aus VCO, VCF, VCA, Envelope-Sektion und zwei LFOs, bietet auch in der dritten Generation intuitivstes Sounddesign und einladende Hands-On-Mentalität, ergänzt um zahlreiche Steuer- und Kommunikationswege von CV bis USB.
Curtis has left the building! Nach Obsoletwerden des originalen CEM-3394-Curtis-Chips, welcher die Trias aus VCO, VCF und VCA in einem einzigen Design zusammenfasste und aufgrund seiner Popularität nicht nur dem ersten Dark Energy seine unnachahmliche Stimme verlieh, machte sich Dieter Doepfer daran, die im integrierten Schaltkreis vereinten Elemente in ein neues komplexeres Design zu überführen. Da die bestehende Platine die für das diskret aufgebaute Re-Design notwendigen Komponenten mangels Platz nicht mehr auffangen konnte, kam man um eine grundlegende Revision des Dark Energy samt VCO-Heizung nicht mehr herum. Letztere führte allerdings im Vergleich zum Vorgänger zu einer unumgänglichen Aufwärmzeit des Chips, bis sich das Tuning letztlich stabilisierte. Für Fans des Curtis-Chip-basierten MK-I-Designs stellte dieser Umstand einen der größten Kritikpunkte am neuen Modell dar. Über die Frage, welcher der beiden Tabletop-Synths nun besser klingt, streiten sich bis heute die Geister, die ein salomonisches »jeder auf seine Art« einfach nicht gelten lassen wollen.
Mit Vorstellung des Dark Energy III haben Letztere nun auf jeden Fall ein »Problem« mehr und der jüngste Sprössling des Doepfer-Imperiums aufgrund fehlender Aufwärmzeit eines weniger. Zum Erreichen dieses Ziels wurde der VCO gründlich überarbeitet und operiert nun wieder auf Basis einer Dreieckswellenform, was den dunklen Energeten wieder ein Stück näher an die klanglichen Charakteristika der ersten Curtis-Chip-Variante heranbringt. Darüber hinaus erstreckt sich das Tracking nun akkurat über mindestens 8 Oktaven (bei einem Verhältnis von 1V/ Oktave).
Eine weitere sichtbare Änderung betrifft den Bereich Konnektivität, denn die Outputs von LFO 1 und Envelope verschwinden in der aktuellen Revision zugunsten zweier LFO-Reset-Eingänge von der Bildfläche, verbleiben allerdings für DIY-Aficionados in Stiftleistenform abgreifbar im Inneren des Gehäuses.
Die VCO-Einheit verfügt über einen manuellen Tuning-Regler, welcher sich intern mittels Jumper wahlweise auf den Bereich zwischen ±1 oder ±2,5 Oktaven justieren lässt. Dazu kann der VCO die Grundwellenformen Dreieck, Sägezahn und Rechteck mit variabel einstellbarer Pulsbreite produzieren. Über den Kurvenform-Wahlschalter selektiert man zunächst, ob das anliegende Rechtecksignal mit einem Sägezahn oder einer Dreiecksform ergänzt und an das VCF weitergeleitet werden soll. Wer hingegen ein pures Rechteck generieren möchte, muss den Pulsbreitenregler wahlweise hart rechts oder hart links anschlagen, während sich die PWM in der Nullstellung befindet.
Das 12-dB-Multimodefilter, bestehend aus Hochpass, Tiefpass, Bandpass und Notch, wurde komplett und nahtlos vom Vorgänger übernommen. Die Charakteristik des VCF lässt sich somit auch beim Dark Energy III stufenlos überblenden und bietet im direkten Vergleich zum 24-dB-Lowpass-Filter des »Einser«- Modells die deutlich musikalischere und flexiblere Variante. Neben periodischer Soundmodellierung via LFO 2, lassen sich auch dynamische Klangverläufe durch Auswahl der ADSR als Modulationsquelle für die Exponentielle Frequenz Modulation (XFM) realisieren. Eine invertierte Modulationstiefe steht über das XFM-Poti ebenfalls zur Verfügung.
Das Filter lässt sich zudem mittels Steuerspannungseingang VCF F auch mit externen Spannungen und Audiosignalen versorgen. Dank seiner exponentiellen Kennlinie mit 1V/Oktave lässt sich das Filter sogar im gewissen Rahmen als Sinusgenerator (a)tonal spielen, sofern man die Resonanz per Maximaleinstellung in die Selbstoszillation geschickt hat. Über die integrierte Audio-Eingangsbuchse lassen sich mit dem Filter schließlich auch externe Audiosignale nach allen Regeln der Kunst verbiegen.
Der integrierte VCA ist abgesehen vom manuellen Tuning der Lautstärke vor allen Dingen für die Realisation einer periodischen oder dynamischen Ansprache mittels LFO oder ADSR als Modulationsquelle von unschätzbarem Wert. Mit Letzterer lassen sich vor allem natürlich anmutende Ausklingverhaltensweisen, wie man sie von akustischen Instrumenten her kennt, realisieren.
Die Niederfrequenzoszillatoren LFO 1 und LFO 2 sind im Prinzip erst einmal identisch aufgebaut und bieten neben einer justierbaren Frequenzkontrolle die Wahl zwischen Dreieck und Rechteck als Grundschwingung. Bei genauerer Betrachtung bietet LFO 1 jedoch noch einige nicht sofort ersichtliche Besonderheiten. Per internem Jumper kann man nämlich den tieffrequenten Oszillator bei Bedarf auch invertieren. Zudem lässt sich das Signal über eine spezielle LFO1-Out-Buchse an externe Instrumente wie etwa ein Eurorack-System weiterreichen.
Ein echtes Highlight-Feature ist die neu integrierte und bereits erwähnte Reset-Funktion, mit welcher die LFOs zu externen Signalen synchronisierbar werden. Alles, was es dafür braucht, ist eine Steuerspannung von mindestens 5 Volt, um den jeweiligen LFO mit einer neuen Flanke zu starten.
Wer die Lizenz zum Basteln besitzt und sich noch dazu auf Platinenoberflächen ebenso schnell zurechtfindet wie im Szeneviertel seiner Lieblingsmetropole, kann die Beschaltung der beiden Buchsen intern mit einer Fülle verschiedener Optionen variieren. Die Möglichkeiten reichen dabei von Hard&Soft-Sync über Tief- oder Hochpass bis hin zu VCO-Wellenform- Einzelausgängen.
Fazit
Sehr verbunden! Mit seiner gut sortierten Auswahl an Anschlussmöglichkeiten von CV bis MIDI und USB präsentiert sich der Dark Energy III zudem als waschechter Netzwerker, der über die Zeit imstande sein dürfte, auch bis dato überzeugte Nicht-Modularisten mit Sonnenbrille und hochgeschlossenem Kragen in den nächstgelegenen Eurorack-Stützpunkt und infolgedessen möglicherweise in den Ruin zu treiben.
New old Vibe! Mit seiner Kombination aus dem ausgesprochen musikalisch agierenden Multimodefilter VCF aus dem Vorgänger Dark Energy II und dem sich tonal wieder eng am Ur-Modell orientierenden VCO könnte der Dark Energy III tatsächlich zu einer der erfolgreichsten Revisionen dieses Synthkonzepts avancieren. Meiner Meinung nach ist er jetzt schon der beste Dark Energy aller Zeiten … oder zumindest erst einmal bis zur Vorstellung der nächsten Revision. Bis dahin werden die Forendiskussionen, welcher DE nun der Bessere sei, wohl ausgedruckt die Dicke eines John-Grisham-Romans erreicht haben. Sei’s drum!
Unsere Meinung:
+ verbessertes VCO-Design
+ keine Aufwärmzeit
+ Sound
Hersteller/Vertrieb: Doepfer Musikelektronik / Alex4
Internet: www.doepfer.de
UvP: 449,− Euro