Stagepiano neu definiert

Stagepiano Dexibell VIVO S7 im Test

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Echte Neuentwicklungen sind in einem konzeptionell stark gefestigten Segment wie dem E-Piano-Markt wirklich extrem selten, und schon deshalb sticht die (inzwischen nicht mehr brandneue aber noch immer aktuelle) VIVO-Serie des noch jungen Unternehmens Dexibell auf besondere Weise aus dem Mitbewerberfeld hervor.

Hinter dem Namen Dexibell verbergen sich allerdings mitnichten irgendwelche Neueinsteiger im Musikinstrumenten-Business, sondern ein gut eingespieltes Entwickler-Team, welches auf insgesamt mehr als 25 Jahre Erfahrung in der italienischen Zweigstelle eines großen ehemals japanischen Herstellers zurückgreifen kann. Nach Schließung der Produktionsstätte entschied sich eine Handvoll Mitarbeiter den Standort unter Gründung eines eigenen Unternehmens einfach selbst zu übernehmen. Nach nur einem Jahr Entwicklung präsentiert das neu gegründete Unternehmen mit VIVO eine E-Piano-Serie, die das Potential besitzt, den Markt deutlich und nachhaltig umzukrempeln.

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Konzeption

Für die VIVO-Serie, von welcher wir uns in diesem Test exemplarisch dem Stagepiano-Modell S7 zuwenden möchten, wurde zunächst einmal eine grundlegend neue Klangerzeugung entwickelt. Zum einen beruht diese auf aufwändig produzierten holophonen XXL-Samples mit 24-Bit Wortbreite und 48 kHz Abtastfrequenz bei einer tatsächlichen Länge von bis zu 15 Sekunden (Bassbereich) und zum andern auf komplexen 32-Bit Modeling-Engine gespickt  mit 320 digital gesteuerten Oszillatoren. Unterstützt durch modernste Quad-Core-Prozessor-Architektur verbindet die T2L (True 2 Life) getaufte Technologie so das Beste zweier Welten zu einem außergewöhnlichen Klangerlebnis.

Darüber hinaus ermöglicht T2L die Echtzeit-Bearbeitung einzelner Klangparameter wie etwa Hammer-, Mechanik- oder Dämpfergeräusch mittels einem direkt über die Oberfläche bedienbaren Menü. Die leistungsfähige Rechenarchitektur ermöglicht zudem eine unbegrenzte Polyphonie. Kombiniert mit einer 88er-Hammermechanik-Tastatur samt Ivory Feel aus dem Hause Fatar erreicht das S7 eine beeindruckende Dynamikansprache und ein realistisches Spielgefühl.

Verarbeitung und Konnektivität

Angefangen vom Metallgehäuse, über Drehencoder bis hin zu den Schaltknöpfen macht das S7 wirklich einen hervorragend soliden und roadtauglichen Eindruck. Ein wirklich schönes Detail, welches sofort beim ersten Anspielen mit Kopfhörern positiv auffällt, ist die an der Vorderseite angebrachte doppelte Phones-Buchse. Es stehen nämlich zwei Ohrhörerausgänge einmal in 6,3mm-Klinkenausführung und einmal in der 3,5mm-Ausgabe zur Verfügung, welche sich auch gemeinsam nutzen lassen. Direkt darüber befindet sich zusätzlich ein AUX-Stereo-Eingang, über welchen man unterschiedliche Audio-Quellen wie MP3-Player, Smartphones oder Tablets anschließen kann. Alternativ dazu lassen sich digitale Abspielgeräte mit entsprechender Ausstattung auch kabellos via Bluetooth verbinden.

Über das rückseitig integrierte Anschlussensemble lässt sich neben maximal drei Pedalvarianten zum einen klassische MIDI-Peripherie (IN/OUT/THRU) und/oder ein Hostrechner via USB anschließen. Ein weiterer USB-Port ist für Speicherlösungen wie etwa einen Flash-Stick vorgesehen. Eine von vielen Keyboardern ungeliebte Rundstecker-Buchse für das mitgelieferte externe Netzteil findet sich ebenfalls direkt neben dem Stereo-Ausgang. Hier könnte man sich bei zukünftigen Geräte-Revisionen eine sicherere, verriegelbare Alternative oder interne PSU-Lösung mit Kaltgerätebuchse für den Bühnenalltag vorstellen.

Bedienung

Eine Top-Level Bedienbarkeit ist für ein speziell für den Live-Einsatz konzipiertes Instrument unerlässlich. Auch in dieser Disziplin hat Dexibell seine Hausaufgaben mit Bravour erledigt. Menütauchfahrten wie man sie dann und wann bei Mitbewerbern erlebt, wurden beim S7 zum Beispiel sehr konsequent vermieden. Auch die Aufteilung des Panels folgt einer klaren und auf Anhieb nachvollziehbaren Struktur.

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Angefangen bei der selbsterklärenden Sound/Memory-Sektion samt Split-, Layer- und Oktav-Funktion über das mit allen grundlegenden Funktionen ausgestattete zentrale Display-Element bis hin zur Effekt/Mixer und Player-Einheit folgt die Bedienung einem gut durchdachten Konzept, welches nicht die Programmierung, sondern das Musikmachen in den Fokus rücken möchte und mit diesem Vorhaben beim VIVO S7 auch keineswegs scheitert. Besonders die Master EQ-/Effekt-Funktion, sowie das getrennt regelbare Volume-Level für beide Seiten des Splitpunkts bzw. die Layer-Sound-Mischung gefallen auf Anhieb, da sie klangliche Anpassungen während dem Gig zum reinsten Kinderspiel werden lassen.

dexibell-vivo-s7-display

Sound & Praxis

Aber wie klingt das VIVO S7 nun? Um es vorweg schon einmal auf den Punkt zu bringen: Für ein Stagepiano ungewohnt komplex und dicht an der Realität! Ausklang- und Obertonverhalten der Sounds kommen den Klangparametern eines akustischen Flügels/Klaviers schon gefährlich nahe. Dazu lässt sich der Piano-Charakter durch künstliche Alterungsprozesse in Form von einem Mehr an Tasten-/Mechanik-Geräusch oder virtuell klemmendem Filz mit schnell erreichbaren Echtzeitreglern via T2L-Edit ausgesprochen leicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Dies klappt in der Praxis nicht nur mit Upright und Grand Piano, sondern über speziell angepasste Parameter auch mit den integrierten Cembalo-, Rhodes- und Wurly-Sounds absolut vorbildlich. Auch die ebenfalls im Angebot befindlichen Orgel-Sounds mit Leslie-Emulation können sich hören lassen. Eine echte Überraschung ist die aufwändig gesampelte Pfeifenorgel, die einen umgehend daran erinnert, mal nach den schon viel zu lange verschollenen Bach-Noten auf dem Speicher zu fahnden.

dexibell-vivo-s7-mixer

Da der Schwerpunkt der VIVO-Modelle auf der Reproduktion begehrter Tasteninstrumente liegt, ist es nicht weiter verwunderlich, dass Streichersounds, Bläser, E-Gitarren und Bässe aus dem 81 Memory-Plätze starken Portfolio qualitativ nicht in der gleichen Liga wie das eigentliche Kerngeschäft des Live-Keyboards spielen. Dennoch sind die Sounds auf einem mehr als annehmbaren Niveau, wenn es um Ergänzung von Pad-Layern oder einen Walking-Bass geht, so dass man insgesamt von einem sehr runden Gesamtpaket sprechen kann.

XMURE

Ein Extra-Bonbon hält das Unternehmen Dexibell noch mit einer für VIVO-Pianos kostenfrei erhältlichen iPad-App namens XMURE bereit. Via USB für den Datenaustausch und 3,5mm-Klinkenkabel zur Verbindung des Tablets mit dem AUX-Eingang des Geräts, verwandelt man sein Piano kurzerhand in eine echte Arranger-Workstation. XMURE erkennt dabei selbsttätig gespielte Akkorde und Voicings und triggert damit eine auf harmonisch variablen Audio-Files basierende Begleit-Band. Neben einigen freien zum Download bereitstehenden Styles können spezielle Backing-Arrangements auch als In-App-Kauf nachgerüstet werden.

XMURE

Fazit

Mit dem S7 hat Dexibell eine neue Referenzklasse in Sachen Stagepiano geschaffen. Die T2L-Engine klingt nicht nur ausgesprochen realistisch und dynamisch natürlich, sondern lässt sich durch das wohlkonzeptionierte Bedienoberflächen-Konzept auch noch ungemein praktikabel editieren und steuern. Mit knapp 1.600,– Euro Anschaffungspreis ist das S7 zudem gemessen an seinen Fähigkeiten äußerst erschwinglich. Wer sich zur Zeit auf der Suche nach einem neuen Bühnenbegleiter befindet, sollte das Dexibell VIVO S7 oder den kleineren Bruder S3 (73 Tasten ohne Ivory Feel) unbedingt selbst einmal beim Händler seines Vertrauens antesten.

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Außer den Modellen S3 und S7 umfasst die Modellpalette von Dexibell aktuell noch zwei ausgesprochen schicke Home-Varianten mit den Bezeichnungen H3 und H7 sowie die beiden Portables P3 und P7. Dexibell Pianos werden in Deutschland exklusiv über den Distributor Mega Audio vertrieben.

www.dexibell.com

www.mega-audio.de

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