Der kopierte Sound von Jon Lords Hammond
Demon’s Eye ist die wahrscheinlich erfolgreichste Deep Purple Cover-Band, die auf Europas Straßen unterwegs ist. Highlights der 20-jährigen Bandgeschichte sind vor allem die gemeinsamen Konzerte mit den Deep-Purple-Musikern Ian Paice und Jon Lord. Zu einem solchen Erfolg gehören immer mehrere Faktoren, die bedient werden müssen: Expertise, Sound und nicht zuletzt Engagement und Authentizität. Bei dem Organisten Gert-Jan Naus kommt alles zusammen, und das, obwohl er keine Hammond spielt. Wo also liegt sein Kompromiss?
Als Coverband einer Weltgröße steht man immer vor einem soundtechnischen Dilemma. Die originalen Instrumente zu erkunden ist meist das geringste Problem – dafür gibt es Bilder, Foren etc. Diese zu beschaffen grenzt dann manchmal schon an eine Mammutaufgabe. Sie müssen gefunden, besichtigt, für gut befunden, bezahlt und transportiert werden. Muss ein altes Schätzchen womöglich noch restauriert werden, kann das gut und gerne noch ein paar hundert, wenn nicht tausend Euro und womöglich mehrere Monate Zeit kosten. Und steht das alte, „wie neue“ Schätzchen schließlich im Proberaum, muss es noch zigmal auf die Bühne und zurück transportiert werden. Wenn es dann noch zwei, drei, vier oder gar mehr Instrumente sind, geht das nicht nur ins Portemonnaie, sondern auch in den Rücken.
Größen wie Deep Purple haben dafür natürlich ihre Leute, bei den meisten Bands ist jedoch Selbstanpacken angesagt. Was also tun? Wo liegt der Kompromiss zwischen Sound, Kohle und Logistik? Den Kompromiss von Gert-Jan Naus von Demon’s Eye haben wir genauer unter die Lupe nehmen können.
Fangen wir mal vorne an, Gert-Jan: Wie bist du zu Demon’s Eye gekommen?
Ich habe vor Ewigkeiten einen Aushang in einem Musikhaus gesehen und mich daraufhin bei ihnen beworben, bin es allerdings erstmal nicht geworden, was damals vielleicht auch gut so war – ich stand ja gerade mal am Anfang meines Jazz-Klavier-Studiums.
Ich denke, das hatte auch was mit meinem früheren Equipment zu tun. Zwar hatte ich schon ein Leslie, aber sonst eben nur einen günstigen Hammond-Klon – das war einfach noch nicht nah genug am Original dran. Vor 10 Jahren waren die noch nicht so authentisch wie jetzt, und in der Rockmusik ist die Außenwirkung des Instruments enorm wichtig.
Eigentlich hatte ich zuvor schon eine Hammond B 200, die ich dann allerdings irgendwann gegen den Klon eingetauscht habe, da mir die Schlepperei zu viel wurde. Klanglich war das kein großer Unterschied, denn näher am Original war die B 200 schließlich auch nicht – quasi ein Klon im 50 Kilo schweren Gehäuse.
Wie hast du es am Ende dann doch geschafft, zu Demon’s Eye dazuzukommen?
Ich habe zwischenzeitlich viele andere Sachen gemacht, unter anderem habe ich in einer Led-Zeppelin-Cover-Band gespielt. Vor drei Jahren ist dann bei Demon’s Eye der alte Keyboarder ausgeschieden, und daraufhin haben sie sich an mich erinnert. Sie haben meine sechs Jahre alte Mail ausgekramt und mich direkt angerufen.
Dann scheinst du wirklich positiv in Erinnerung geblieben zu sein. Was spielst du jetzt?
Jetzt habe ich eine Uhl X3-2 mit zwei Manualen, die ich mir auch gezielt für Demon’s Eye zugelegt habe. Vorher hatte ich ein Nord, mit dem ich all meine anderen Projekte bedienen konnte, evtl. hatte ich noch einen Ventilator dabei, der einiges aufwerten kann, egal welche Orgel man davorhängt. Das eine Manual hatte mir soweit auch immer gereicht.
Jetzt musste ich aber überlegen, wie ich möglichst nah an den Deep-Purple-Sound zu »Made in Japan«- Zeiten rankomme, denn nur mit der Uhl ist es nicht getan. Die klingt zwar tierisch, aber der Deep-Purple-Sound lebt nicht nur vom schönen Leslie, sondern vor allem vom hart verzerrten Brett. Da ich mir eh ein komplett neues Setup zulegen musste, ging es darum, mir eine möglichst authentisch klingende, aber trotzdem kompakte Lösung zuzulegen, die maßgeschneidert für diese Band ist.
Wie sieht denn dein jetziges vollständiges Setup aus? Ein Leslie habe ich auf der Bühne nicht gesehen.
Genau, das Leslie spiele ich auch nicht mehr auf der Bühne. Ich nutze zum einen die interne Simulation der Uhl für alles, was auch Jon Lord ab dem 1974er Burn-Album mit Leslie gespielt hat. Allerdings konzentrieren wir uns auf die Phase von 1970 bis 1973, in der der Lord sich von Blackmore inspirieren ließ und seine Hammond ebenfalls über einen Marshall Major verstärkte. Einen solchen Gitarren-Amp-Sound bekommt man mit keinem Leslie oder Leslie-Klon hin. Ich habe jetzt einen Palmer FAT 50 Vollröhren-Combo, den ich heute auf der Bühne auch nicht so ausfahren kann, wie ich eigentlich gerne möchte. Die nächsten Wochen will ich noch mit einem Power Soak experimentieren und damit noch mehr von dieser sämigen Endstufenzerre hinbekommen, bei der es einem sonst die Rübe wegbrät.
Das ist übrigens auch der Punkt, wo ich nun das ewige Gejammer der Gitarristen verstehen kann. (lacht) Diese Kompression und Zerre einer Endstufe ist einfach was ganz anderes als das Brizzelige einer Vorstufe. Zu Hause habe ich übrigens ein Fender Rhodes mit einem Blues Deluxe, an den ich die Orgel anfangs mal angeschlossen hatte, was aber extrem gurkig klang. Die Klangfärbung des Amps ist also schon wichtig.
Allerdings hat mir anfangs schon mein Orglerherz geblutet, als ich meine Orgel für 2.500 oder 3.000 Euro an den Verstärker geschlossen habe. An einem Leslie gespielt geht da die Sonne auf, und über den Gitarren-Amp vermisst man erstmal die Räumlichkeit und die Wärme. Wenn man ihn dann aufreißt, spürt man die Power, die man unter den Fingern hat, aber es ist kein »schöner« Orgelsound im klassischen Sinne.
Das heißt, der Sound kommt erst in der Band zustande?
Richtig. Der Sound funktioniert erst richtig im Bandgefüge. Du bist eben klanglich eher eine zweite Gitarre, und wenn ich will, dass sich mein Orgelsolo durchsetzt, dann setzt sich das auch durch.
Wirst du dann manchmal auch neidisch oder schräg vom Gitarristen angeschaut?
Nein, dazu ist unser Gitarrist Mark spielerisch und vom Sound her zu nah dran am Vorbild und weiß die Aufmerksamkeit schon auf sich zu lenken. Deep Purple ist und bleibt trotz prominenter Orgel eine Gitarrenband. Außerdem bin ich auch von Natur aus eher der Sidekick und muss mich nicht immer in den Vordergrund spielen. Obwohl ich schon ein recht agiler Spieler an der Orgel bin, werde ich dem Sänger oder Gitarristen das Spotlight nicht abgreifen können. Wir haben aber einige zweistimmige Soli oder Orgel-Gitarren-Duelle, und da ist es eben schön, wenn man sich gewachsen ist und gegenseitig pushen kann.
Deine Uhl hast du in einem Gehäuse, das ganz klar einer Hammond nachempfunden ist …
Das hat ein Bekannter geschreinert, ist also eine Maßanfertigung. Es ist auch ein bisschen höher als eine richtige Hammond, damit ich die Orgel bequemer im Stehen spielen kann, und ja … die Optik gehört eben irgendwie mit dazu, besonders bei einer Classic-Rock-Band. Das Auge hört eben mit. Bei Deep Purple dreht sich schon sehr viel um die Hammond, da muss das auch bei uns irgendwie nach Hammond aussehen. Mir gefällt die Optik der Uhl, und in anderen Bands wäre eine solche Verkleidung sicher nicht notwendig. Aber zu unseren Konzerten kommen die Leute auch mit gewissen optischen Erwartungen − wenn auch meist unbewusst −, und die versuchen wir, auf der Bühne auch zu erfüllen.
Bleibt die Uhl für den Transport immer in dem Gehäuse?
Nein. Ich habe für den Transport je ein separates Case für die Orgel und das Gehäuse. Die Uhl wiegt ohne Case 15, 16 und das Gehäuse 20, 25 Kilo, und das kann man zu zweit sehr entspannt tragen. Das ist natürlich auch ein entscheidender Vorteil − eine echte Hammond müsste man immer mit vier Leuten tragen, die noch keinen Bandscheibenvorfall hatten, und man braucht technische Kenntnisse, die dir helfen, wenn mal etwas nicht funktioniert. Da habe ich schon genug Horrorstorys von Kollegen gehört, und das Risiko ist es mir nicht wert.
Ähnlich ist es mit einem Leslie. Klar klingt das Leslie nochmal ein Viertel besser als eine Simulation, aber der Aufwand für Transport und Mikrofonie ist auch wesentlich höher. Außerdem spiele ich wie gesagt vor allem über den Gitarren-Amp, weil uns der Sound der MarkII-Besetzung am besten gefällt.
Wie wird denn der Amp eigentlich abgenommen?
Die Stereo-Outs der Uhl gehen direkt ans FOH für den Leslie-Sound. Über den Aux-Ausgang der Orgel befeuere ich dann den Palmer mit cleanem Signal, also ohne Leslie-Sim oder Zerre. Zwischen Endstufe und Box habe ich eine Amplifier-DI, von der aus das Signal ans FOH geht. Da ich mit In-Ear spiele, brauche ich keinen direkten Sound auf der Bühne, und so konnte ich anfangs den Amp nur auf Zimmerlautstärke spielen und den Bühnensound möglichst sauber halten. Irgendwann haben wir dann experimentiert mit mehr Lautstärke, die DI-Lösung ist geblieben.
Was spielst du denn über das Yamaha?
Das Yamaha nutze ich normalerweise für die wenigen Songs, die nicht nur von der Hammond getragen werden, wie z. B. das Klaviersolo von Woman from Tokyo oder die Streicher in Perfect Strangers.
Dieses Jahr feiern wir jedoch mit unserer »Anniversary in Purple«-Tour unser 20-jähriges Jubiläum, gleichzeitig besteht Deep Purple 50 Jahre. Aus diesem Anlass wurde die Setliste ziemlich auf den Kopf gestellt, und wir machen eine Zeitreise quer durch die Jahrzehnte anstatt vor allem den von uns geliebten 70ern zu frönen. Gerade die Titel aus den 80ern und 90ern sind ziemlich Synthesizer-lastig, sodass das Yamaha diese Tour auch etwas mehr zum Einsatz kommt.
An sich ist aber der MOXF 6 ein sehr leichtes und günstiges Board mit allen Brot-und-Butter-Sounds, die ich brauche. Inzwischen habe ich mir den sogar noch ein zweites Mal gekauft, da er immer öfters mit zu mir nach Hause gewandert ist, um bei anderen Projekten bespielt zu werden.
Vielen Dank!
Weitere Infos unter: www.demonseye.com/
Hallo… Klingt alles super… würde mich freuen euch mal live zu hören,wenn der Mist
(Corona) vorbei ist . Bin Deep Purple Fan, klimpere auf einem Tyros 5 herum.
Frank-Peter Schaefer,Magdeburg .
geiler Bericht. Bitte um Kontaktaufnahme wegen Booking 🙂 wenns halt dann wieder geht!