Der große Piano-Test: Performante Bühnenflaggschiffe
Authentische Flügelklänge, aber auch Rhodes und Co. im amtlichen Vintage- Sound, spielbar auf Tastaturen, an denen sich jeder Pianist wohlfühlen kann: Wer sich heute ein neues Stagepiano zulegen will, kann über mangelnde Auswahl nicht klagen. Wir haben ausprobiert, wie sich einige der neusten Modelle im Direktvergleich schlagen, und dazu drei Pianisten und Live-Keyboarder aus dem Profilager eingeladen, die Probanden anzuspielen.
Los geht’s
Keine Frage: Flügelsounds und Klaviaturen haben auch bei Digitalpianos für die Bühne mittlerweile ein so hohes Niveau erreicht, dass man heute eigentlich mit keinem der aktuellen Modelle in der Klasse um 2.000 Euro, der wir uns vorrangig widmen, richtig danebenliegen kann. Zudem spornen sich die Hersteller zurzeit selbst an: Inspiriert durch die Steilvorlagen insbesondere der schwedischen Firma Clavia in Bezug auf die möglichst originalgetreue Reproduktion von Vintage-Keyboard-Sounds in den vergangenen Jahren legen zum Glück auch die „klassischen“ Stagepiano-Hersteller Kawai, Kurzweil, Roland und Yamaha heute wieder mehr Wert auf wirklich amtliche E-Piano-, Clavinet- und Orgel-Sounds. Und bei der Weiterentwicklung von Tastaturen oder auch bei Zusatzfunktionen wie integrierten Audioplayern wird sich heute nicht mehr gescheut, auch mal bei der Konkurrenz abzugucken, wenn ein Feature sinnvoll und gut umgesetzt ist – gut so!
Die Unterschiede bei den aktuellen Stagepianos liegen vorwiegend in der Bedienung, der sonstigen Soundausstattung und ihren Masterkeyboard-Fähigkeiten bzw. bei der Verteilung der Tastaturparts. Als General-MIDI-2- fähige Klanglieferanten sind diese professionellen Instrumente heute nicht mehr konzi- piert; ein USB-Audioplayer ist – da es mit Speichermedien inzwischen keine Kapazitäts- probleme mehr gibt – eher an Bord zu finden als eine MIDI-File-Abspielmöglichkeit. Außerdem versuchen die Hersteller aktuell, durch die verwendeten Gehäusematerialien an Gewicht einzusparen, und platzieren ihre neuen Modelle allesamt eng um den 20-Kilo- Bereich herum.
Auf der Rückseite findet man an manchem Modell symmetrische Extra-Ausgänge fürs Saalmischpult neben dem unsymmetrischen Standard-Stereo-Line-Out; drei bis vier Fuß- pedalbuchsen gehören neben MIDI- und USB- Anschlüssen stets zum Standard.
Sehen wir uns an, was unsere Probanden im Einzelnen zu bieten haben. Weil es uns dabei vorrangig um jene Funktionen geht, die für den Einsatz on Stage von Bedeutung sind, gehen wir mitunter nicht auf jedes Feature eines Testkandidaten ein. So informiert man sich etwa über integrierte Drum-Patterns oder die Möglichkeiten der eingebauten Recorder in den jeweiligen Einzeltestberichten.
Kawai MP7
Das neuste Stagepiano von Kawai bildet als „Budget-Modell“ gleich die Ausnahme unter unseren Probanden, ist es doch als „Preisbrecher“ schon für rund 1.500 Euro zu haben. Gespart an Ausstattung und Funktionen hat der Hersteller aber dennoch keineswegs; mit 256 Stimmen ist das MP7 sogar Spitzenreiter bei der Polyfonie. Kawais graduell gewichtete „Responsive Hammer Action“- Tastatur der 2. Generation mit drei Sensoren, Druckpunktsimulation und „Ivory Touch“- Beschichtung macht Pianisten Spaß, denn die Repetition ist sehr gut. Neben sechs fest vorgegebenen kann man auch User-Dynamikkurven erstellen. Die Verarbeitung des 21 kg wiegenden MP7 wirkt solide wie beim Topmodell MP11.
256 Sounds hat das Piano zu bieten. Die wichtigsten Klänge der „Harmonic Imaging XL“-Klangerzeugung hat es vom größeren Bruder MP11 (Test in KB 2.2014) geerbt: Kawai bringt hier seine neusten Flügelsounds auf Basis von Samples hauseigener akustischer Flügel zum Einsatz. Der typische Kawai-Charakter schimmert auch in den Samples der mikrofonierten Flügel gut durch, deren Varianten die Kategorien „Concert“ (der klassische Konzertflügel), „Pop“ und „Jazz“ abdecken. Gelungen ist ebenso der neue Klavierklang „Upright Piano“. Stärke des MP7 bezüglich der Akustikpiano-Klänge sind die „Virtual Technician“-Parameter, mit denen man die Sounds im Grundklang, in den Saitenresonanzen und in weiteren Eigenschaften detailliert editieren und dem eigenen Geschmack anpassen kann.
Sehr überzeugend deckt das MP zudem die Abteilung „E-Piano“ ab: In Sachen Fender Rhodes, Wurlitzer und CP-80, aber auch Clavinet ist das Material erstklassig, nur originale DX7-Klänge fehlen; alternativ gibt es stattdessen die beliebten „Modern EP“-Sounds von Kawai. Zur sonstigen Klangausstattung zählen die Programme einer neuen virtuellen Tonewheel-Organ neben weiteren Orgel- Multisamples aus allen Bereichen, ansonsten vorwiegend gängige Streicher, Pads, Chöre, Ensemble-Bläser sowie Synthflächen und Lead-Sounds für das Standard-Repertoire eines Bandkeyboarders. Nicht zu viel erwarten sollte man von den Solobläsern, Gitarren, Bässen und Drums des MP7, die aber in Verbindung mit dem 16-Spur-MIDI-Player (nicht zu verwechseln mit einer Abspielfunktion für GM2-Files) ihren Einsatzzweck erfüllen: Die MIDI-Files können ebenso direkt vom USB-Stick abgespielt werden wie MP3s und WAVs, sodass das Spielen zu Playalongs ein weiteres wichtiges Feature des MP7 darstellt.
Wesentlichen Anteil am amtlichen Sound der Vintage- Keyboard-Klänge haben die internen Effekte (129 MFX- Typen) und eine Amp-Simulation (5 Typen); in vollem Umfang stehen sie allerdings nur dem Tastatursound der „Main“-Zone zur Verfügung (2 × EFX + Amp), während die drei weiteren „Sub“-Sounds sich etwas eingeschränkt mit Effekten „veredeln“ lassen (1 × EFX, 22 Typen) – daher sollten Split-/Layer-Konfigurationen am MP7 gut durchdacht erstellt werden, um das Optimum herauszuholen.
Gewohnt gut ist das Vier-Zonen-Masterkeyboard mit den internen Sektionen „Main“ und „Sub 1“ bis „3“ aber auch zum Einbinden externer Sounds: Über die vier Zonen-Schieberegler des Kawai-Stagepianos können je nach Setup-Programmierung entweder interne oder externe Klänge sowie auch beides gleichzeitig ein- und ausgeblendet werden. Als frei programmierbare Echtzeit- Controller zum Beispiel für Effektparameter oder Filter- modulationen fungieren vier Drehregler, über die man wahlweise auch den Master-EQ steuert. Über der Tastatur platzierte Handräder für Pitch und Modulation gibt es ebenfalls.
Mit 256 User-Setups für individuelle Soundkonfigurationen ist das MP7 bestens für Live-Einsätze gewappnet; zumal solche Datensätze schnell vom USB-Stick nachgeladen werden können. Des Weiteren sind Recording- Möglichkeiten (MIDI und MP3/WAV plus ext. Signal über Standard-Klinkeneingang; siehe auch Test MP11 in KB 2.2014) vorhanden.
KEYBOARDS-Tipp: Das Kawai MP7 ist trotz seines Einstiegspreises ein rundum überzeugender Allrounder, der sich in keinem für ein Stagepiano wichtigen Bereich eine echte Schwäche leistet.
Preistipp: Casio Privia PX-5S
Unter den Stagepianos setzt Casio mit dem PX-5S einen Akzent hinsichtlich Funktionalität und Klangvielfalt. Die hier gebotene Funktionalität mit weitreichender Editierbarkeit, Onboard-Arpeggiatoren, Phrasen- plus 16-Spur-Sequenzer sowie Masterkeyboard-Eigenschaften lässt so manche Mitbewerber blass erscheinen – und dürfte ihnen hinsichtlich des Preises die Zornesröte ins Gesicht treiben, denn günstig ist das PX-5S obendrein.
Sicherlich muss man in Sachen Roadtauglichkeit des Plastikgehäuses und auch hinsichtlich des Bedienkomforts Abstriche machen, aber unterm Strich bekommt man hier gute Sounds, eine ansprechend spielbare Tastatur und jede Menge Funktionalität für unschlagbar wenig Geld. Hier gehts zum Testbericht!
KURZWEIL ARTIS
Ungewöhnlich für den Stagepiano-Hersteller der ersten Stunde bricht das Artis (Test in KB 5.2013) zumindest auf der Bedienoberfläche mit dem klassischen Vier- Zonen-Aufbau, denn dort sind gleich neun Schieberegler nebeneinander platziert. Dass nur die ersten vier von ihnen die Zonen-Volumes regeln, wird aber an den vier darüber liegenden „Zone Mute/Volume“-Buttons schnell klar – also doch typisch Kurzweil.
Das knapp 2.000 Euro teure Stagepiano kommt mit 256 Werks- und ebenso vielen User-Sounds bei 128-stimmiger Polyfonie. Gespielt wird es über eine Fatar-Tastatur (TP/100), die bei leichter Bauweise zwar auf Feinheiten wie eine graduelle Gewichtung verzichtet, aber natürlich auch eine Hammermechanik-Simulation bietet. Nicht ganz so detailliert der Klaviatur eines Flügels verpflichtet wie die Tasten der Konkurrenz (kein Ivory-Touch, keinen Druckpunkt), vermittelt sie gleichwohl ein angenehmes Spielgefühl und gute Repetitionseigenschaften. Für die Tastatur gibt es sechs feste Dynamikkurven. Die Verarbeitung des 21 kg wiegenden Artis ist durchweg sehr ordentlich.
Auf der Höhe der Zeit ist das neue „Concert Piano“, mit dem Kurzweil erstmals seinen legendären, aber längst in die Jahre gekommenen Grand-Piano-Sound abgelöst hat (wenngleich dessen letzte Variante „Triple Strike Grand“ auch im Artis an Bord ist): Der neue Flügelsound auf Basis eines Multisamples von einem Steinway-Flügel ist sehr gut getroffen, besitzt eine tolle stufenlose Dynamikentfaltung und ist von durchsetzungsfähigem Sound. Außerdem sind genügend Piano-Varianten für alle Stilrichtungen vorhanden. Was im Gegensatz zur Konkurrenz fehlt, sind detailliertere Individualisierungsmöglichkeiten für den Flügelsound.
Die weiteren Sounds sind eine ausgewählte Mischung aus der hauseigenen PC3-Serie bzw. deren aktueller Sound-Expansion Kore- 64. Realistische Sounds von Fender Rhodes, Wurlitzer, CP-80 und DX7-E-Pianos sowie sehr gelungene Hohner-D6-Clavinets zählen zu den Stärken des Artis. Üppig ist auch die Orgel-Abteilung bedacht, die auf Basis der additiven KB3- Klangerzeugung mittels virtueller Zugriegel bzw. der neun Fader eine echte Drawbar-Bedienung zulässt – ein Alleinstellungsmerkmal des Artis. Von schmutzig-warmen Hammond- B3-Sounds bis hin zu traditionellen Pfeifenorgelklängen wird das Wichtigste in guter Qualität abgedeckt.
An naturgetreuen Streicher- und Bläser-Ensembles sowie Chören bietet das Kurzweil-Piano ebenfalls erstklassiges Material – die Orchestersounds sind eines der Aushängeschilder dieses Modells. Einige Solo-Bläser, akustische Gitarren, Bässe sowie ein paar Drumsets sind dagegen sind nur Mittelmaß, während eine kleine Auswahl an elektrischen Gitarren mit sehr guten Distortion-Effekten wiederum positiv auffällt. Toll sind die Klänge aus den Synthesizer- und Pad- Bänken, die auf Kurzweils V.A.S.T.-Synthese basieren und lebendig wie modulationsfreudig programmiert wurden.
Eine hörbar edle Effektabteilung von gehobener Klangqualität werkelt im Artis und bietet mit über 1.000 Typen eigentlich alles, was das Herz begehrt, inklusive Multi-Effekt- Kombinationen. Der Haken an der Sache ist der limitierte Zugriff: Nur wenige Effektparameter darf man in den 256 User-Multis selbst einstellen. Und Effekttypen gezielt einzelnen der vier Layer zuzuweisen, klappt zurzeit trotz der angebotenen iPad-Editor-App (über WLAN) noch nicht. Aufgrund eines fehlenden Edit-Modes mit tieferen Eingriffsmöglichkeiten am Instrument selbst (Kurzweil offeriert nur weitere Software-Lösungen für PC und Mac) sind die Effekte auch auf dem Bedienfeld insgesamt zu wenig präsent, und es fehlen fest zugeordnete Direkttaster zum Ein- und Ausschalten von Effektblöcken, wie Konkurrenzmodelle sie bieten.
Löblich dagegen sind die Live-Drehregler für den Master- EQ des Artis. Und im Program-Mode (für Einzelsounds) sind werksseitig einigen der Slidern zugewiesene Effekt-Modulationen abrufbar; den neun Slidern und fünf der darüber liegenden Switches können zudem MIDI-Controller-Befehle frei zugewiesen werden.
Neben einer Quick-Funktion für einen einfachen Split oder Layer direkt aus dem Program-Modus heraus (von Single- Sounds ausgehend) werden in den Multis vier unabhängige Tastaturzonen organisiert, die mit internen oder externen Klängen sowie beidem gleichzeitig bestückt werden können. Die Controller-Einbindung ist, wie von Kurzweil-Instrumenten gewohnt, ausgezeichnet gelöst. 256 Multis sind an Bord, und sie lassen sich via USB-Stick bei Bedarf schnell mit neuen Daten überschreiben.
MIDI- oder Audio-Player/Recorder-Funktionen bietet das Artis nicht an, arbeitet aber 16-fach multitimbral und besitzt die entsprechenden Sounds (Drums, Bässe, Gitarren), um extern eingespeiste MIDI-Songs (kein GM2) wiedergeben zu können. Ebenso ist ein Miniklinken-Eingang für einen MP3- Player vorhanden. Die Handräder für Pitch und Modulation liegen an diesem Modell zusammen mit drei weiteren Controller-Buttons ganz klassisch neben der Tastatur.
KEYBOARDS-Tipp: Das Artis spricht mit seiner etwas leichter ausgelegten Tastatur auch die nicht unbedingt „vom Klavier kommenden“ Bühnenkeyboarder an und überzeugt nebenbei mit realistischen Strings und Orchester- sowie hochwertigen Synth-Sounds à la Kurzweil sowie guten Controller- Möglichkeiten.
Trotz teilweiser Kunststoffummantelung, die das Piano gewiss etwas leichter macht, bringt es Rolands neues RD-800 immer noch auf 21,7 kg. Die Verarbeitung ist insgesamt völlig okay. Die ausgezeichnete Hammermechanik-Klaviatur vom Typ „PHA-4 Concert“ des knapp 2.200 Euro teuren Stagepianos bietet sowohl eine graduelle Gewichtung, eine Druckpunkt-Simulation und auch eine synthetische „Ebony/Ivory“-Beschichtung. Die Repetition ist sehr gut. Es gibt fünf Dynamikkurven und weitere Feineinstellungsparameter für den Anschlag.
Herzstück der 128-stimmigen Klangerzeugung auf Basis der „SuperNATURAL Piano“-
Technologie sind fünf wirklich unterschiedliche Akustikpiano-Sounds, darunter ein neues „Concert Grand“ vom Roland V-Piano und ein „Upright Piano“ als weiterer Neuzugang. Jeden dieser Grundklänge bietet das RD-800 in vielfältigen Variationen an. Und mittels „Piano Designer“-Funktion lassen sich alle auf einem SN-Piano-Klang basierenden Sounds im Rahmen eines umfangreichen Detail-Tunings (tonaler Charakter, Saitenresonanzen, virtueller Flügeldeckel etc.) individualisieren.
Einen hervorragenden Eindruck hinterlässt die „Vintage Keyboard“-Abteilung, die ähnliche „Designer“-Funktionen auch für Fender Rhodes, Wurlitzer, DX7-E-Pianos sowie Clavinets zulässt. Auch hier wird eine enorme Abwechslung an authentisch klingenden Soundvarianten geboten – Flügelsounds, E-Pianos und Clavinets allein bringen es bereits auf knapp 200 Sounds.
Orgeln inklusive „Virtual Tonewheel“- Sounds, akustische und synthetische Strei- cher und Bläser, Pads und Chöre sowie Lead- und flächige Synth-Sounds hat das RD-800 ebenso reichlich und in zumeist sehr guter Qualität zu bieten. Doch bei insgesamt über 1.100 Sounds besitzt das Stagepiano sogar eine Klangausstattung, wie man sie sonst bei Workstations antrifft. Bässe und Gitarren, Drums, aber auch alle gängigen Solo-Instrumente, Ethno-Klänge bis hin zu Special-Effect-Sounds sind im Sample-ROM vertreten.
Hier fällt die Klangqualität gegenüber den auf der Bühne eher gebrauchten Sounds des Öfteren ab, weil nicht nur hochwertigstes Material, sondern auch GM2-Sounds zum Einsatz kommen. Gerade Letztere wirken, als hätten sie eigentlich nichts im RD-800 verloren, da weder eine Abspielfunktion für SMFs vorhanden ist, noch bei Belegung aller 16 MIDI- Parts ein weiterer Sound auf dem Piano gespielt werden kann. Auch detaillierte Einstellungsmöglichkeiten für die Wiedergabe eines GM2-Files per externem Sequenzer fehlen.
Einen eingebauten WAV-Player/Recorder (via USB-Stick) besitzt das RD-800 dagegen und glänzt sogar durch das Feature, Tempo und Tonhöhe von Audiosongs unabhängig voneinander (in gewissen Grenzen) anpassen zu können.
Als Masterkeyboard organisiert das Piano in 200 User- Live-Sets jeweils bis zu vier Klänge, die frei über die Tastatur verteilt werden können; doch auch vereinfachende Split- und Layer-Funktionen werden geboten. Für die Zonen gibt es ein Schieberegler-Taster-Bedienfeld.
Toll sind die Effektausstattung und die Zugriffsmöglichkeiten: Je ein „Modulation FX“-Block (Insert-Effekt) mit 56 Typen sowie je ein „Tremolo/Amp Simulator“ mit fünf Typen kann den vier Tastaturparts im Live-Set zugewiesen werden. Darüber hinaus gibt es die System-Effekte Reverb und Delay, einen Master-Kompressor und einen Master-Equalizer; die Effektqualität ist sehr gut. Master-EQ und -Delay werden über eine Modulationsmatrix mit vier Drehreglern bedient, und auch für den Schnellzugriff auf die übrigen Effekte gibt es weitere (sogar beleuchtete) Potis und Taster. Anstelle von Handrädern besitzt das RD-800 neben der Tastatur den Roland- Lever für Pitch und Modulation, bietet darüber hinaus aber noch manch weitere Controller-Möglichkeit durch zuweisbare Bedienelemente. Erwähnenswert ist das grafikfähige TFT- Farb-Display, dessen gut aufgebaute Screens der Bedienerfreundlichkeit recht förderlich sind.
Das RD-800 besitzt zusätzliche (symmetrische) XLR-Ausgänge, vier Fußpedal-Anschlüsse und eine Mini-Stereoklinkenbuchse für einen MP3-Player.
KEYBOARDS-Tipp: Das Roland RD-800 ist ein guter Bühnen-Allrounder mit flexiblen Controller-Fähigkeiten und dann erste Wahl, wenn es auf eine möglichst große Band- breite nicht nur bei A- und E-Pianos ankommt, sondern gleich eine Workstation-artige Klangausstattung gefragt ist.
YAMAHA CP4 STAGE
Mit einer neuen Stagepiano-Produktlinie ist Yamaha ins Jahr gestartet. Das CP4 Stage (Test in KB 1.2004), das für 2.000 Euro zu haben ist, bringt lediglich 17,5 kg auf die Waage und ist somit unser leichtester Proband. Viel Gewichtseinsparung wurde wohl durch die Kunststoffummantelung erreicht, die das Piano fast komplett – mit Ausnahme der Holzeinlage im Boden – einhüllt. Die Verarbeitung geht aber in Ordnung.
Eine solide Sache ist die NW-GH-Teilholztastatur („Natural Wood Graded Hammer“). Gewichtung, Hammermechanik- Simulation und Repetition überzeugen rundum, außerdem gibt es „Synthetic Ivory“-Tastenbeläge. User-Dynamikkurven werden am CP4 Stage nicht angeboten – dafür lässt sich auf Wunsch die Anschlagempfindlichkeit eines jeden Sounds einstellen.
Den A- und E-Pianos kommt auch im CP4 Stage besondere Bedeutung zu, denn zwecks sorgfältiger Reproduktion setzt Yamaha hier das „Spectral Component Modeling“ ein, das die samplebasierten Sounds um verschiedene Klangdetails bereichert. Die Hauptklänge dreier unterschiedlich großer Yamaha-Flügel wurden ebenso realistisch wie ausdrucksstark eingefangen und bieten einen hohen Dynamikumfang. Von direkten intimen bis hin zu vollmundigen brillanten Grand Pianos reicht das alle Stilarten bedienende Spektrum.
Üppige 433 Sounds bietet die 128-stimmige Klangerzeugung insgesamt; diese Einzel- klänge bilden das Grundmaterial für die Performances als Ebene der spielbaren Klangprogramme. Eine Performance vereint bis zu drei Parts. Das Klangmaterial stellt gerade bei den akustischen und E-Pianos bzw. Vintage- Keyboard-Sounds viele Varianten bereit, sodass dem Spieler in diesen wichtigen Bereichen eine sehr große Klangpalette zur Verfügung steht, ohne dass dieser erst etwas zu editieren bräuchte.
Top-Niveau erreichen neben den akustischen auch die E-Pianos des CP4 Stage. Ob Fender Rhodes in allen wichtigen Varianten, Wurlitzer, CP-80 oder DX7/II-Klänge: Alles klingt authentisch und sehr dynamisch. Der Schwerpunkt der weiteren Sounds liegt auf Organs und Clavinets, akustischen wie synthetischen Streichern und Bläsern, Pad- und Chor-Sounds sowie Lead- und Flächen-Synths. Doch auch Gitarren, Bässe und Drums hat das CP4 Stage zu bieten. Fast alle dieser Klänge, die aus Yamahas Motif-Workstations stammen, halten das im Piano-Bereich vorgegebene hohe Niveau.
Erstklassige On-Board-Effekte haben großen Anteil am Klangbild des Stagepianos. Bis zu vier Insert-Effekte können für die drei Performance-Parts eingesetzt werden; 62 Effektypen pro Insert gibt es. Hinzu kommen die System-Effekte Chorus und Reverb sowie ein Master-Kompressor, für die es Direktzugriffstaster auf der Bedienoberfläche gibt. Der Master-EQ am Ende der Effektkette besitzt eine eigene Fadergruppe.
Weniger flexibel als die Konkurrenz ist das CP4 Stage im Multimode, denn die drei Performance-Parts „Main“, „Layer“ und „Split“ lassen sich nicht frei über die Tastatur verteilen, sondern praktisch nur ihren Bezeichnungen entsprechend mit nicht mehr als einem Split-Punkt einsetzen. Das ist einerseits in Verbindung mit den On-off-Buttons und Schiebereglern für die drei Parts sehr bedienfreundlich gehalten; andererseits wird dieses Schema unterlaufen durch die bis zu vier frei definierbaren Masterkeyboard-Zonen für externe Sounds, die für jede der 128 User-Performances definiert werden können.
Performances lassen sich ebenso vom USB-Stick nachladen wie WAV-Files darüber abspielen; und auch eine Recording-Funktion für dieses Audioformat ist im CP4 Stage vorhanden. Trotz Sounds wie Drums und Gitarren ist kein MIDI-Player an Bord, und bei nur dreifacher Multitimbralität macht auch der Einsatz eines externen Sequenzers wenig Sinn.
An einen Mini-Stereoklinken-Eingang für einen MP3-Player aber hat man gedacht, außerdem überzeugt die Anschlusssektion mit zusätzlichen (symmetrischen) XLR-Ausgängen und gleich vier Pedalbuchsen.
KEYBOARDS-Tipp: Das Yamaha CP4 Stage ist in seiner Instrumentenklasse fast ein „Federgewicht“, das zugleich mit durchgehend hoher Qualität bei Tastatur und Sounds ein sehr rundes Bild abliefert; ansonsten setzt es auf eine leicht überschaubare Bedienung für Musiker, denen seine im Vergleich mit der Konkurrenz etwas reduzierten Masterkeyboard-Fähigkeiten genügen.
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(Soundbeispiel Roland Grandpiano)
(Soundbeispiel Roland Rhodes)
(Soundbeispiel Roland Wurlitzer)
(Soundbeispiel Yamaha Clavinet )
(Soundbeispiel Yamaha Grandpiano)
(Soundbeispiel Yamaha Rhodes)
(Soundbeispiel Yamaha Wurlitzer)
(Soundbeispiel Kurzweil Clavinet)
(Soundbeispiel Kurzweil Grandpiano)
(Soundbeispiel Kurzweil Rhodes)
(Soundbeispiel Kurzweil Wurlitzer)
(Soundbeispiel Kurzweil Grandpiano 1)
(Soundbeispiel Kawai Rhodes)
(Soundbeispiel Kawai Clavinet)
(Soundbeispiel Kawai Grandpiano 2)
(Soundbeispiel Kawai Wurlitzer)
LEIDER FUNKTIONIEREN NICHT ALLE KLANGBEISPIELE (ab Kurzweil!) Bitte Fehler beheben!
Was ist mit dem Roland RD-2000? Das ist seit April 2017 zu kaufen und hat, wie ich von Mit-Musikern hörte, den gleichen Preis wie das ältere RD-800, kann aber wesentlich mehr.