Clavia Nord Piano 3 im Test
Optisch auffällig sind die roten Pianos aus dem hohen Norden allemal, aber während sich das farbige Design als Konstante durch die Revisionen zieht, ändert sich beim neuen Nord Piano 3 doch so einiges »unter der Haube«.
Die Sounds sind nicht neu, es handelt sich nach wie vor um die hochkarätigen Sounds aus der Piano- und Synth-Library-Palette, die prinzipiell allen Nord-Instrumenten zur Verfügung stehen. Und doch klingen diese im Nord Piano 3 viel dynamischer, und man entdeckt Details, die vorher nicht so hervortraten. Grund dafür ist die Entwicklung der neuen »88- Key Triple-Switch Grand Weighted Hammer Action«- Tastatur. Wow, schon der Name hört sich ehrfurchterbietend an, wobei der doch eigentlich bloß die beiden Hauptverbesserungen benennt:
Mit »Triple Switch« ist ein dritter Messpunkt gemeint, der für eine verbesserte Dynamikauswertung sorgt, die sich vor allem in zwei Details zeigt.
Ab sofort lässt sich nämlich ein neuer Ton bereits antriggern bzw. anschlagen, bevor die Taste komplett in die Ausgangslage zurückgeschnellt ist. Anders ausgedrückt: Selbst wenn die Taste noch ein wenig gedrückt ist, lassen sich so »weichere« und auch schnellere Repetitionen realisieren, weil der Ton noch nicht wieder komplett gedämpft worden ist, die Dämpfer also noch nicht wieder voll auf den Saiten aufliegen − dieses basiert natürlich auf einer ausgeklügelten virtuellen Simulation. Auch beim Spielen einer Pianissimo-Passage kann das erneute Anschlagen einer noch leicht gedrückten Taste Vorteile bringen.
№2/3 2017
- Editorial
- Facts & Storys
- Modular Kolumne
- Mit Mark Forster auf Tour
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- Amy Lives: Xanthoné Blacq
- Ströme− Eurorack Clubbing
- MARIO HAMMER & THE LONELY ROBOT
- Peter Pichler: Bewahrer des Trautoniums
- NONLINEAR LABS C15
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- Auf Lichtung gesichtet: Bigfoot
- Gute Vibes im Museum
- DIE HOHNER-STORY
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Die zweite Verbesserung ergibt sich durch eine gezielte Optimierung der Gewichtung innerhalb der Tastatur − zu diesem Zweck werden die Fatar-Tastaturen in Schweden »sorgfältig kalibriert«, um eine gleichmäßige Ansprache über die gesamte Tastatur zu ermöglichen. Die modifizierte Tastatur arbeitet wirklich präzise und holt infolgedessen erheblich mehr Differenzierung aus den Sounds heraus, was den dynamischen Spielraum deutlich erweitert. Die Anzahl der Dynamikkurven wurde in diesem Zug allerdings von ehemals vier auf nun lediglich drei reduziert.
Trotzdem: Als notorischer Nörgler hätte ich mir im Hinblick auf die umgesetzten Verbesserungen zusätzlich zumindest eine User-Dynamikkurve gewünscht, die man ggf. im Editor-Programm nach eigenen Wünschen erstellen kann, denn manchmal wirken ein paar Prozente in der früheren oder späteren Ansprache einer Dynamikstufe bei bestimmten Sounds und in bestimmten Songs echte Wunder − aber bei den Dynamikkurven verhalten sich leider auch andere Hersteller nicht besonders flexibel.
Als weitere Neuerungen sind zu nennen, dass die Release-Phase der einzelnen Töne mittlerweile endlich auch für das Legato-Spiel optimiert wurde. Darüber hinaus sind die Programme im neuen Nord Piano 3 nun in vier Bänken zu je 50 Presets organisiert, was zusammen mit dem neuen und großzügigen (vom Nord Electro 5 geerbten) OLED-Display in der Praxis zu deutlich mehr Übersicht führt.
Der Speicherplatz für die Nord-Piano-Library hat sich im aktuellen Bühnenflaggschiff zudem von den noch beim Vorgänger üblichen 500 MB auf nunmehr 1 GB verdoppelt. Auch die Nord-Sample-Library gönnt sich mit ihren 265 MB eine um den Faktor 2 vergrößerte Heimat. Das ist angesichts der Menge an kostenfrei verfügbaren Sounds und der Tatsache, dass sich ein XL-Pianosound schon einmal gut und gerne satte 200 MB im Speicher gönnt, auch wirklich mehr als sinnvoll. Auch die geschätzte Möglichkeit, Layer- und Split-Sounds zu nutzen, ist natürlich weiterhin gegeben, wobei es weiter bei sechs möglichen Split-Punkten bleibt.
Last but not least haben sich die Entwickler bei Clavia auch noch für das Control-Pedal einen zusätzlichen Aufgabenbereich einfallen lassen. Per Fuß lassen sich ab sofort nämlich auch die im Piano integrierten Effekte steuern, was dem einen oder anderen sicher gefallen wird.
Im Resümee lässt sich festhalten, dass Clavia auch mit der aktuellen Revision des großen Roten den Fokus für die relevanten Details und die Anforderungen an ein gehaltvolles Bühneninstrument nicht verliert. Die neue, handabgestimmte Tastatur wertet die aktuelle Nord-Piano-Revision mit der Nummer 3 deutlich auf und begleicht damit direkt ein deutliches Manko der Vorgänger. Für etwas über 2.500,– Euro bekommt man aktuell das beste Nord Piano, das es je gab.